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gleicher Zeit wird Nalieres iiber das von Martinuzzi bei Aufstellung der Kanonen, Regelung des Feuers und Erbauung versebiedener Befesti-gungen gefuhrte Wort, erfahren. Fur ein uirmittelbarer Teilnebmer an den beschriebenen Ereignissen hatte mit solcliem Einzelkeiteniibersckwang, aber zugleich auch Dynarmsmus, die Einnabme von Lipova am 5. iSTovember 1551 und die von Castaldo ausgestandenen schweren Augen-blicke scbildern konnen : „ ... onde tutto era pieno di spavento, miseria et korrore. Or qual si trovasse il Castaldo in ąuello instante pensilo chi sa cio che importano cose simili” 42. Der unbekannte Verfasser ist der einzi-ge Augenzeuge, welcker die von Ulama Pascha zur Bestrafung der ragusa-nischen Kaufleute aus Lipova43 getroffenen MaBnalimen, wie auch den Yersuch desselben — angesichts des bevorstekenden kaiserlichen Sie-ges — seine Sohne zu retten44, in seiner Schrift ais merkwurdig auf-zunehmen erachtete. Auch die von General Castaldo wahrend der Bela-gerung von Lipoya gegebenen Yorschriften, um jedweder Entweickungs-moglichke.it Ulama Paseha’s mit der Unterstutzung von Martinuzzi 45 zuvor zu kommen, kann unter die sehr interessanten Auskiinfte des ano-nymen Verfassers gerechnet werden. Dadurch wird das bis zur Zeit iiber die wiederholten Versucke Martinuzzi’s bekannte, Generalen Castaldo von der Notwendigkeit eines friedlichen Riiekzuges aus Lipova der unter Ulama Pascha stehenden Truppen zu iiberzeugen, wesentlich vervoll-standigt. Ubrigens war in Martinuzzi’s Anffassung ein solcher Schritt ais notige Yorbedingung, um im kommenden Jahr 1552 eine Verlangerung des osmanisch-habsburgischen Eriedens zu erzielen, gedacht. Auf die Befugnisse des Oberbefehlhabers samtlicher Streitkrafte sich stiitzend, ist es Martinuzzi gelungen seinen Gesichtspunkt durchzusetzen, aber die Hoffnung, daB der am 4. Dezember 1551 erfolgte freie Abzug Ulama Pascha’s aus Lipova die Abtretung der Festungen Bećej und Zrenjanin zur Gegenleistung haben wiirde, blieb ergebnislos. Das Scheitern der politischen Piane und Rechnungen des Kardinal Martinuzzi erwies sich noch auffallender nachdem Sokollu Mehmed Pascha, Beglerbeg von Rumelien, auch die kleinsten Geb:etsverzichte entschieden zuruckge-wiesen hatte46.
Zum AbschluB sei noch gesagt, daB die Auskiinfte des Codex Pala-tinus Yindobonensis 7803, eine immerliim gut unterrichtete Schrift, stets nur cum grano salis beim Studium der kurzeń und ereignisreicken aber umso gegensatzvolleren Zeitspanne herangezogen werden mussen. So kat Gyula Szekfu zu beweisen versucht— ohne dabei dem italieniscken Anonymus die Eigenschaft eines Augenzeugen abzusprechen, daB ofter-wahnte Chronik aufgrund der Schrift des Yeit Gailel aus PreBburg47
42 Ebd., auf fol. 35 v.
43 Ebd.t auf fol. 37 v — 38 r.
44 Ebd., auf fol. 38 r.
45 Ebd., auf fol. 39 r.
4® Siehe die von Sokollu Mehmed Pascha am 8. Dezember 1551 zugesandte Antwort bei A. Karoly, Frater Gyorgyi leuelezćse, Urkunde Nr. CCXIX, S. 73 : „nam non nostrum est castra accipere neque tribuere, id praeter caesari decet, nos autem praedicta castra man-dato caesareo accepimus”.
47 Gy. Szekfu, Ket historiograplius Castaldo erdelyi seregćben, in Sz&zadok, Bd. XLVIII, 1914, S. 26. Der italienische Anonymus hatte sein Werk in den Jahren 1558 — 1564 geschrieben, da Ferdinand I. von Habsburg hier schon ais romischer Kaiser erwahnt wird.