_§63 Gebrauch der Tempusformen
Mundlich wird das Prateritum gebraucht
• bei der Wiedergabe von Marchen und Geschichten:
Die GroGmutter erzahlt: Es w<ir einmal eine schone Prinzessin. Sie lebte in ei-nem Schloss ...
• in Berichten uber personliche Erlebnisse in stilisierter Form:
Heute friih bin ich aufgestanden, aber plótzlich donnerte es an meiner Tur. Ich rannie hin und da stand ...
• In Briefen wechseln die Deutschen ziemlich willkurlich zwischen Perfekt und Prateritum. Gute Briefschreiber verwenden fur ihre personlichen Aussagen das Perfekt, gehen aber zum Prateritum uber, sobald sie uber ein Ereignis stilisierend berichten.
Plusquamperfekt
Schreibtempus
Diese Zeitform wird ais Erzahltempus in der deutschen Prosaliteratur, in Romanen, ErzShlungen und Geschichten gebraucht. (Ihre Verwendung in der Literatur ist aller-dings nicht festgelegt. Der Gebrauch der Tempusformen unterliegt oft dem persón-lichen Stil des Autors.)
Er stand vor der Haustur, suchte in seinen Taschen, aber er fand seinen Schliis-sel nicht, denn er hatte ihn am Morgen zu Hause vergessen.
Mundlich kann man das Plusquamperfekt verwenden, wenn vor der Perfekt-Handlung noch eine fruhere Handlung liegt.
Alles, was er mir erzahlt Italie, habe ich mir gemerkt.
Anmerkungen
1. Bei den Modal- und Hilfsverben gebraucht man in der gesprochenen Sprache besser das Prateritum statt des Perfekts.
Ich war unruhig (nicht: bin ... gewesen), weil ich meine Brille nicht sofort halle (nicht: gehabt habe) und dcshalb den Storch nicht sehen konnte (nicht: habe sehen kdnnen).
2. Bei Ihngeren Passagen im Plusquamperfekt kann der Erzahler ins Prateritum wechseln.
3. Zeitungs- und Fernsehnachrichten beginnen oft mit einem Satz im Perfekt. Danach wird wie ublich im Prateritum geschrieben.
„Geisterstimmen" in einer Nurnberger Wohnung Itabett in der Nacht zum Freltag zu einem Polizeieinsatz gefiihrt. Die Mieterin wahlte gegen Mitternacht den Notruf, weil nach ihren Worten „geisterhafte Stimmen" aus der Wand drangen. Die angeriickten Beamten waren „hellhorig": Sie fanden den GeiSt in ci nem Scluank in Gestalt eines dudelnden Radios.
FA/. 9.}. 1996
Setzen Sie die Verben im richtigen Tempus ein.
Ein Professor, der nachts um 12 Uhr mit dem Flugzeug nach New York (reisen wollen), (sitzen) miide in scincm Scssel, nachdem er alle seine Sachen (ein-packen), ais plótzlich das Telefon (klin-geln). Es (sein) der Freund des Profes-sors, der schon friih am Abend (schlafen gehen) und einen Traum (haben), den er jetzt dem Professor (mitteilen): „Ich (abstiirzen sehen) im Traum ein Flugzeug mit derselben Nummer, die auf deiner Flugkarte (stehen), uber dem At-lantłschen Ozean. Bitte (fliegen) nicht nach New York." Der Professor (verspre-chen) dem Freund nicht zu fliegen. Ais der Professor am nachsten Morgen (aufwachen), (rufen hóren) er die Zei-tungsjungen auf der Strafie: „Flugzeug Nr. 26S abgcsturzt!" Er (springen) aus dem Bett, (greifen) nach seiner Flugkarte und (erkennen) dieselbe Nummer. -Sobald er sich (anziehen), (rennen) er
auf die Strafte, um seinem Freund, der ihn (warnen), zu danken. Ais er um die Ecke (biegen), (zusammenstoBen) er so 2% ungliicklich mit einem kleinen Jungen auf einem Kinderfahrrad, dass er (sttir-zen) und auf das Pflaster (schlagen).
„Das (sein) das Endel", (denken) der Professor, „mein Freund (Recht haben) łO doch."
Aber es (kommen) anders: Am spaten Nachmittag (erwachen) er in einem Krankenzimmer und ais sich eine freund-liche Pflegerin Ober ihn (beugen), (sein) ts seine erste Frage: „Was (geschehen) mil den Insassen des Flugzeugs Nr. 265?" -„Bitte (aufregen) Sie sich nicht!", (ant-worten) die Krankenschwester. „Nur eine Falschmeldung! Die Maschine (lan- 40 den) sicher." Bevor der Professor wlcdcr in Ohnmacht (sinken), (fliistern) er: „Dann (irren) sich mein Freund also."
2 Wie heiflen die Verben in den Zeitungsausschnitten im lnfinitiv? In welchem Tempus stehen sie hier? Begrunden Sie den Gebrauch des Plusguamperfekts in den Texten.
Zweimal liefien Fahrcr am Wochenende ihre Wagen stehen, nachdem sie zuvor erheblichen Schaden angerichtet hat-ten.
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Der US-Autohersteller Ford hat im 1. Quartal 1996 einen dramatischen Ge-winneinbruch auf 982 Millionen Mark verzeichnet. In der entsprcchenden Vor-10 jahreszeit hatte der Konzern noch weit iiber zwei Milliarden Mark verdient.
Zu einem Vortragsabend mit dem The-ma „Mineralien in den Gesteinen der is Rhon" hatte die Geschaftsleitung der Firma Franz Carl Nudling eingeladen. Referent Rudolf Gcipel stellte unter an-derem fest, dass die Rhón noch ein weiRer Ficek auf der mineralogischen ;o hmdkarte soi.
Die Beamtcn hatten angehalten, weil das Fahrzeug des 27-Jahrigen mit Warn blinklicht auf dem Seitenstrelfen der Autobahn abgestellt war. Der Fahrer ver-wies auf eine Pannę und die Óllache unter seinem Wagen.
Ais er von der Streife iiberpriift werden sollte, gab er an, keine Papiere dabeizu- 10 haben. Die Beamten hatten aber eine Jacke auf dem Rucksitz des Autos ent-deckt, worin sich auch Ausweispapiere befanden. Das sei die Jacke seines Bm-ders, erkiarte der Erfurter. Die mm miss- is trauisch gewordenen Ordnungsluiter nahmen den 27-jShrigcn mit auf das Re
Hier stellte sich heraus, dass der Be* schuldigte gelogen hatte. Den FUhrer- 40 schein berelts wegen TTunkenheit am Stcuer verloren, hatte er versucht seine ldentll.lt zu verholmlichen.