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Slawenapostel Kyrill und Method einen beachtlichen Auftrieb. Man sah in den beiden Heiligen zwei wichtige Schliisselpersonlichkeiten des christlichen Glaubens in Bulgarien und dariiberhinaus der nationalen Geschichte und Kultur45. Den AnstoB dazu gab zweifellos Paissi von Chilandar mit seiner Slawobulgarischen Geschichte, der den Glaubenslehrern einen eigenen Abschnitt widmete46.
In der Malerei des 19. Jahrhunderts treten nun die beiden Heiligen haufiger auf, denn auf sie konnte die Kirche ais Vorbilder im Bemiihen um die Verwirklichung nationaler Forderungen wie der Einfuhrung der bulgarischen Sprache in die Liturgie glaubwiirdig hinweisen. In der Wandmalerei sind sie z.B. im 4 km siidóstlich von Asenovgrad gelegenen Kloster Sv. Petka Muldavska 1836 auf der Westwand der Kirche zu beiden Seiten der Tur in erzbischoflichen Gewandem wiedergegeben. Auch im Arapovo-Kloster in der Gegend von Asenovgrad finden sie sich auf der Seite des siidlichen Eingangs in voller GróBe, wahrend iiber der nórdlichen Eingangstur die Heiligen Demetrius und Georg gegeniibergestellt sind. Damit wird ebenso der zeitgeschichtliche Bezug hergestellt wie mit dem Zyklus von zehn aufeinanderfolgenden Szenen vom Jahre 1864, die sich mit den Heiligen Kyrill und Method befassen. Neben der Szene mit der Taufe des Żaren Boris I. durch Method ist vor allem die Darstellung eindrucksvoll, auf der Kyrill zu den in ihrer Tracht wiedergegebenen aufmerksam lauschenden
Bauem predigt. Die Malereien Georgi Danćovs werden hier mit dem Widerstand
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gegen die griechische Uberfremdung in diesem Gebiet in Beziehung gebracht47.
In der Ikonenmalerei, wo die beiden Heiligen nun haufiger vorkommen, hat sie Ivan Dimitrov Dospevski in Samokov zwischen 1860 und 1870 im Mónchs- und Priestergewand dargestellt. Im priesterlichen Ornat sind sie auch auf zwei Tafeln aus der Schule von Trjavna im 19. Jahrhundert in der Sammlung des Museums Veliko Tamovo wiedergegeben. In der gleichen Aufmachung mit dem Christusknaben dariiber finden wir sie u.a. ebenso in der Metropolie in Blagoevgrad wie in einer Malerei vom Jahre 1885 im Rila-Kloster. Dazu tritt nun das Thema der “Sieben Nationalheiligen” auf, wo Kyrill und Method im Kreise ihrer Schuler zu sehen sind. Damit kommt das nationale Anliegen nicht minder zum Ausdruck wie in den mit der nationalen Wiedergeburtsbewegung in enger Beziehung stehenden Stampi, die im Kupferstich oder im Holzschnitt wiederholt die Heiligen Kyrill und Method zum Vorwurf haben, so z.B. aus der Samokover Schule auf einem handkolorierten Holzschnitt von Yladimir Karastojanov aus dem Jahre 187548.
45 P. Dinekow, Das Werk Kyrills und Methods und die bulgarische Kultur. Sofia 1991; J. Hahn, Drei Festschriften zum Gedenkjahr Konstantin-Kyrills. In- Siidost-Forschungen 22, 1973, S. 286-300; Gunther Stoki, Kyrill und Method - Slawenlehrer oder Slawenapostel? Wirklichkeit und Legende. In: Kirche im Osten 23, 1980, S. 13-31.
46 Paissi von Chilandar, Slawobulgarische Geschichte, a.a.O., S. 77 ff.
47G. Tschavrakov, Bulgarische Kloster. Sofia 1978, S. 358-370.
48 Slg. F. Ficker.