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DIE RELIGIÓSE KUNST DES 19. UND 20. JAHRHUNDERTS IN

BULGARIEN - BEDEUTUNG UND WANDEL

FRIEDBERT FICKER (Bemried)

Die altere Kunst Bulgariens wird von der religiosen Thematik bestimmt. Sie war - wie das gesamte ostkirchliche Kunstschaffen - Bestandteil der von Byzanz ausgehenden orthodoxen Liturgie und dementsprechend nach Inhalt und Form festgelegt. Das heiBt aber keineswegs, daB sich ihre Entwicklung in der provinziellen Abhangigkeit und ais unbedeutende lokale Variante der byzantinischen Kunst vollzogen hat. In ihrer tausendjahrigen Tradition1 kann sie vielmehr trotz aller Einfliisse, die von den fuhrenden kunstlerisch-kulturellen Zentren Konstantinopel und Thessaloniki ausgegangen sind und von dort ubernommen wurden, auf durchaus beachtliche Leistungen verweisen, die beispielsweise hinsichtlich ihrer Ikonographie auBerst bemerkenswert und einzigartig” sind oder “einen eigenwilligen Inhalt und eine erstaunliche Ausfiihrung”2 aufweisen, die “nicht hinter denen fuhrender byzantinischer Werkstatten zuriickblieben”3 und deshalb iiber Bulgarien hinaus eine breitere Beachtung verdienen.

Die funf Jahrhunderte der Fremdherrschaft unter den Osmanen, die im wechselvollen Auf und Ab der Geschichte neben Perioden der Lockerung und der Toleranz lange Zeiten der Unterdriickung und Verfolgung aufzuweisen haben, sind an der Wirtschaft des Landes ebensowenig spurlos voriibergegangen wie an der geistig-kulturellen Entfaltung des bulgarischen Volkes oder an dessen Ausiibung des christlichen Glaubens4. Damit konnte eine lebendige Weiterentwicklung der orthodoxen Kirche und ihrer Lehre nicht mehr erfolgen. Das Ergebnis war eine zunehmende Erstarrung, die in der postbyzantinischen Kunst ihren sichtbaren Niederschlag gefunden hat. Ais eine Art Gegenbewegung flossen in die orthodoxe Bilderwelt volkstiimliche Motive und Auffassungen in der Ausfuhrung ein, mit denen das durch die griechische Liturgie entfremdete Glaubens- und Lehrgebaude dem Volk der Glaubigen wieder verstandlich gemacht und nahegebracht werden sollte. Ein Beispiel dafur ist die aus dem 17. Jahrhundert stammende Tafel aus

1 F. Ficker, Ikonenkunst aus Bulgarien. Zur Ausstellung “1000 Jahre bulgarischer Ikonen” in Munchen. In: Siidosteuropa-Mitt. 18, 1978, H.l, S. 81-86.

JS. Bossilkow, 12 Ikonen aus Bulgarien. Sofia 1977, S. 5.

3K. Paskaleva, Die bulgarische Ikonę. Sofia 1981, S. 7.

4 S. dazu F. Ficker, Die Osmanen in der bildenden Kunst. In: Revue des Etudes Sud-Est Europeennes 28, 1990 1-4, S. 104-106 mit weiteren Literaturangaben; femer ders., Besprechung zu M. Kieł, Art and Society of Bułgaria in the Turkish Period, Assen/Maastricht 1985. In: Sudost-Forschungen 49, 1990, S. 557-562.

Rev. Etudes Sud-Est Europ., XXXIV, 1-2, p.27—48, Bucarest, 1996



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