RÜCK-KOPPLUNG
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5/2000
Elektor
Die Geschichte
der Elektronik (15)
Bei unserer Reise durch die Geschichte der Elektronik steuern wir
auf das Jahr 1930 zu. Wichtige Entwicklungen und Erfindungen
folgen nun immer schneller aufeinander, so dass wir die meisten
hier nur streifen können. Inzwischen hatte der in den USA lebende
Russe Vladimir Zworykin das “Ikonoskop” erfunden, eine Bild-
aufnahmeröhre, die entscheidende Bedeutung für die Entwick-
lung des vollelektronischen, ohne mechanische Nipkow-Scheibe
arbeitenden Fernsehens haben sollte. Der elektrodynamische
Lautsprecher ging 1927 in Produktion und verbesserte spürbar die
Klangqualität der Rundfunkempfänger. Das Unternehmen Lorenz
begann im gleichen Jahr mit dem Bau von elektromechanischen
Fernschreibgeräten unter amerikanischer Lizenz.
Die magnetische Tonaufzeichnung, die bisher Stahldraht als Trä-
ger verwendete, wurde um eine zukunftsweisende Neuerung
bereichert: Im Jahr 1928 erfand der Deutsche Fritz Pfleumer das
Tonband. Pfleumer hatte zahlreiche Versuche mit Streifenbändern
aus Papier und anderen Materialien unternommen, auf die
magnetisierbare Schichten aufgetragen waren. Telefunken nahm
sich der Idee von Pfleumer an mit dem Ziel, sie zur Marktreife zu
führen. Schwierigkeiten mechanischer Art entstanden zunächst
durch die Tonbandbreite, die während der ersten Zeit immerhin
fünf Zentimeter betrug, und auch das Bandmaterial bereitete
kaum lösbare Probleme. Den starken mechanischen Kräften, die
beim Anlaufen und Abbremsen der schweren Bandspulen auftra-
ten, konnte das Material oft nicht standhalten. Die Bänder rissen
häufig, sicher auch deswegen, weil die Bandgeschwindigkeit
1 m/s betrug. Das ist etwa das Zwanzigfache der Bandgeschwin-
digkeit einer modernen Compact-Cassette.
Die Empfängertechnik hatte um 1930 einen wesentlichen Fort-
schritt zu verzeichnen. Das Konzept des Superheterodyn-Emp-
fängers war Ende der zwanziger Jahre entwickelt worden und
hielt nun Einzug in die Geräteproduktion. Die neuen “Super”
ließen sich nicht nur viel einfacher bedienen, sondern wurden
auch den steigenden Anforderungen an die Empfindlichkeit und
Trennschärfe gerecht. Das Konzept lässt sich in Kurzform wie folgt
beschreiben:
Nachdem das Antennensignal eine Vorverstärkerstufe durchlaufen
hat, wird es mit einem zweiten hochfrequenten, unmodulierten
Signal gemischt. Erzeugt wird dieses Signal von einem im Emp-
fänger eingebauten Oszillator. Als Mischprodukte entstehen ein
Summen- und ein Differenzsignal. Die Modulation des Anten-
nensignals bleibt bei den Mischprodukten unverändert erhalten.
Dieses zunächst umständlich erscheinende Verfahren hat einen
entscheidenden Vorteil: Wenn sich die Oszillatorfrequenz einstel-
len lässt, brauchen die nachfolgenden Empfängerstufen nur noch
Signale mit stets gleicher Frequenz, der Differenzfrequenz zu ver-
stärken. Der Drehkondensator des Oszillatorschwingkreises kann
mit dem Drehkondensator des Vorstufenkreises auf eine gemein-
same Achse gesetzt werden, so dass der Gleichlauf gewährleistet
ist. Die Differenzfrequenz wird üblicherweise “Zwischenfrequenz”
(ZF) genannt, bei den meisten Empfängern lag sie damals um
450 kHz.
(005094)gd
Ikonoskop von Zworykin
Membran
Wicklungen
Schwingspule
Luftspalt
Kern
Der elektrodynamische Lautsprecher
LS
HF-Verstärker
ZF-Verstärker
NF-Verstärker
Oszillator
Mischer
Detektor
Prinzip des Superheterodyn-Empfängers
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