Konjunktiv


Beschreibende Grammatik - Aufbaustudium

Konjuktive im Gebrauch - ausgewählte Probleme

Konjunktiv I

Konjunktiv II

Konjunktiv Präsens

Konjunktiv Präteritum

Konjunktiv Perfekt

Konjunktiv Plusquamperfekt

Konjunktiv Futur I

Konjunktiv Futur II

Konjunktiv I - Gebrauch (der Konjunktiv I hat im heutigen Deutsch eher eine peripehre Bedeutung)

Wünsche: Möge er 100 Jahre leben! Es lebe der Frieden! (Polnische Wunschkonstruktionen mit Niech…)

Alte Kochrezepte: Man nehme 50 Gramm Mehl.

Fachsprache/wissenschaftliche Sprache: Es sei ein Dreieck gegeben. Es sei festzustellen, dass… Es sei der Frage nachgegangen, …

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Konjunktiv II - Formen: am häufigsten wird die analytische würde-Form bevorzugt. Welche Verben haben synthetische Formen behalten?

Konjunktiv II - Gebrauch

Das größte Problem besteht darin, dass wir als Lerner manchmal zwischen dem Vergangenen und dem Gegenwärtigen/Zukünftigen nicht unterscheiden. (Allzu oft werden die Formen des Konjunktivs Präteritum statt des Konjunktivs Plusquamperfekt gebraucht.)

Konditionalsätze:

Gegenwart: Wenn ich Geld hätte, ginge ich ins Kino.

Vergangenheit: Wenn ich gestern Geld gehabt hätte, wäre ich ins Kino gegangen.

Gegenwart: Wenn es keinen Nebel gäbe, könnten wir den Gipfel besteigen.

Vergangenheit: Wenn es damals keinen Nebel gegeben hätte, hätten wir den Gipfel besteigen können.

Konzessivsätze:

Gegenwart: Auch wenn ich Zeit hätte, würde ich mir den Film nicht ansehen.

Vergangenheit: Auch wenn ich damals Zeit gehabt hätte, hätte ich mir den Film nicht angesehen.

Komparativsätze:

Gegenwart: Er tut so, als ob er alles in Mathematik wüsste.

Vergangenheit: Er tat so, als ob er alles in Mathematik gewusst hätte.

Gegenwart: Es scheint so, als würde es in der Nacht Frost geben.

Vergangenheit: Es schien gestern Abend, als hätte es in der Nacht Frost gegeben.

Konsekutivsätze:

Gegenwart: Das Wasser ist zu kalt, als dass man darin baden könnte.

Vergangenheit: Das Wasser war zu kalt, als dass man darin hätte baden können.

Wunschsätze:

Gegenwart: Wenn der Winter doch schon vorbei wäre! (Partikel wichtig!)

Vergangenheit: Wäre sie bloß bei Rot stehen geblieben!

Konjunktiv mit Modalverben:

Gegenwart/Zukunft: Nächstes Mal solltest du mehr aufpassen!

Vergangenheit: Du hättest hinter dem Lenkrad mehr aufpassen sollen!

Indirekte Rede mit Konjunktiv I und Konjunktiv II:

Normalerweise wird bei indirekter Rede Konjunktiv I gebraucht, es sei denn, die Formen des Indikativs und Konjunktivs I fallen zusammen.

Der Fremdenführer führt an, dass Trier eine alte Römerstadt sei. (vgl. Bernhardt/Pedersen 2007)

Unsere Nachbarn behaupteten, sie hätten viel Geld verloren.

Das werde von 2006 an 190 Millionen Mark pro Jahr Entlastung für den Landeshaushalt bringen, hieß es bei der Verkündung der Einigung von SPD und PDS.

Sehr oft kann man aber statt des Konjunktivs I den Konjunktiv II treffen.

Er sagte, er sei krank.

Er sagte, er wäre krank.

Der Konjunktiv I deutet auf eine größere Wahrscheinlichkeit, der Konjunktiv II dagegen auf eine geringere Wahrscheinlichkeit (vgl. Helbig 2007). Es wird in der Umgangssprache beobachtet, dass die Sprecher diese Konjunktiv II-Formen bevorzugen. In der Mediensprache erscheinen eher die Konjunktiv I-Formen.

Die indirekte Rede müssen nicht unbedingt immer die Verben des Sagens und Denkens (er behauptet, sie versichert,… sie stellen die Behauptung auf,…)

Eine andere Schülerin würde gern was mit Medien studieren, aber der Numerus Clausus sei ihr in Hamburg zu hoch.

Wann wird der Indikativ statt des Konjunktivs bevorzugt?

1. Wenn das Verb des Anführungssatzes in der 1. Person Singular steht:

Ich glaube, sie hat das Buch schon gelesen.

2. Bei anderen, vor allem lexikalischen Mitteln, die die Indirektheit signalisieren:

Er will mich mehrmals angerufen haben.

Er hat mich angeblich mehrmals angerufen.

Wie er sagt, hat er mich mehrmals angerufen.

Angesichts der Verzögerung fürchtet die Branche, dass der Umsatz im Januar deutlich zurückgeht. (vgl. Bernhardt/Pedersen 2007)

Nach solchen Strukturen wie seiner Ansicht nach, laut, zufolge

Wann soll der Konjunktiv obligatorisch stehen?

1. Wenn die indirekte Rede im Kernsatz steht:

Die Parteivorsitzende sagte, der amerikanische Verteidigungsminister könne nicht allein die Rechte der Gefangenen definieren.

2. Wenn der Kernsatz am Anfang steht:

Die geplante Kürzung der Direktzahlung um zwei Prozent könne kaum als Wende bezeichnet werden, urteilen Ulrich Koester und Volker Schrader vom Kieler Institut für Weltwirtschaft.

3. In der so genannten berichteten Rede:

Angesichts der Verzögerung fürchtet die Branche, dass der Umsatz im Januar deutlich zurückgeht. Technische Schwierigkeiten gebe es auch bei im Freien hängenden Automaten vereinzelt.

Fabricius-Hansen, K. (1997): Der Konjunktiv als Problem des Deutschen als Fremdsprache. In: Germanistische Linguistik 136, 13-36.

Bernhardt, L.; Pedersen, B.B. (2007): Konjunktiv und Indikativ in der indirekten Rede im Deutschen. In: Deutsch als Fremdsprache 44, 154-161.

Helbig, G. (2007): Der Konjunktiv - und kein Ende. Zu einigen Kontroversen in der Beschreibung des Konjunktivs der deutschen Gegenwartssprache. In: Deutsch als Frmdsprache 44, 140-153.



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