KONJUNKTIV I

KONJUNKTIV I

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Was man über den Konjunktiv I wissen sollte.

Der Konjunktiv I findet ausschließlich in der indirekten Rede seine Anwendung. In der indirekten Rede gibt ein Sprecher eine Äußerung eines anderen Sprechers wieder, ohne sie wörtlich zu wiederholen.

Der Sprecher ist in diesem Fall der Präsident. Seine Äußerung "Ich werde die Steuern senken." gibt der Reporter indirekt wieder und berichtet, dass der Präsident die Steuern senken werde.
Bei der indirekten Rede muss man allerdings zwischen privaten und offiziellen Aussagen unterscheiden.

Satzeinleitende Verben und Nomen.

Damit Zuhörende erkennen, dass eine Äußerung indirekt wiedergegeben wird, muss die indirekte Rede durch ein Verb des Sagens / Fragens / Denkens oder durch ein entsprechendes Nomen eingeleitet werden.

antworten, äußern, behaupten, berichten, denken, erklären, fragen, glauben, meinen, sagen etc.
- Der Minister antwortete, dass er den Bericht so nicht akzeptieren könne.
- Der Regierungssprecher erklärte, der Minister sei sich der Umweltproblematik bewusst.

die Antwort, die Aussage, die Äußerung, die Behauptung, die Erklärung, die Frage etc.

- Die Antwort des Ministers habe lange auf sich warten lassen.
- Seine Äußerung seien eine Zumutung für alle Anwesenden gewesen.

Bildung der Gegenwartsformen.

Der Konjunktiv I wird gebildet durch Verbstamm + Konjunktiv-Endung:

Pronomen Endung Infinitiv Stamm Stamm + Endung
ich -e gehen geh geh e
du -est gehen geh geh est
man -e gehen geh geh e
wir -en gehen geh geh en
ihr -et gehen geh geh et
Sie / sie -en gehen geh geh en

Die 1. Person Singular " ich " ist im Konjunktiv I mit dem Indikativ übereinstimmend, sodass kein Unterschied zwischen diesen beiden Formen zu erkennen ist. Deshalb werden in der indirekten Rede die Ersatzformen des Konjunktiv II benutzt, damit erkennbar ist, dass es sich um eine indirekte Rede handelt. Ausnahmen bilden nur die Modalverben und das Verb "sein".

Der Gebrauch des Konjunktiv I in der 2. Person Singular " du " ist mittlerweile veraltet und wird in der Praxis kaum noch angewandt. Auch hier werden die Ersatzfomen des Konjunktiv II angewandt.

Die 3. Person Singular " man / er / sie / es " ist die einzige Form, die durchgängig im Konjunktiv I benutzt wird. Sie ist sehr einfach, denn man nehme den Infinitiv und streiche die Endung " -n " und schon ist der Konjunktiv I gebildet.

Im Plural wird für alle Personen die Ersatzfomen des Konjunktiv II angewandt. Einzige Ausnahme ist wiederum das Verb "sein".

Folgende Tabelle zeigt auf, welche Konjunktivformen bei welchen Personen angewandt werden:

blau = Konjunktiv I

rot = Konjunktiv II

sein haben werden Modalverben andere Verben
ich sei hätte würde könne würde gehen
du sei(e)st hättest
habest
würdest
werdest
könntest würdest gehen
er / sie / es sei habe werde könne gehe
wir seien hätten würden könnten würden gehen
ihr sei(e)t hättet würdet könntet würdet gehen
Sie / sie seien hätten würden könnten würden gehen

Weitere Veränderungen bei der Bildung der indirekten Rede.

direkte Rede: Peter sagt: "Ich werde Petra immer lieben".
indirekte Rede: Peter sagt, er werde Petra immer lieben.
indirekte Rede: Peter sagte, er werde Petra immer lieben.
indirekte Rede: Peter hat gesagt, er werde Petra immer lieben.
indirekte Rede: Peter hatte gesagt, er werde Petra immer lieben.
direkte Rede: Klaus sagt: "Ich muss täglich 10 Stunden arbeiten".
indirekte Rede: Klaus sagt, er müsse täglich 10 Stunden arbeiten.
indirekte Rede: Klaus sagte, dass er täglich 10 Stunden arbeiten müsse.
direkte Rede: Ute sagt: "Mein Sohn nimmt ohne mich zu fragen mein Auto".
indirekte Rede: Ute sagte, ihr Sohn nehme ohne sie zu fragen ihr Auto.
indirekte Rede: Ute sagte, dass ihr Sohn ohne sie zu fragen ihr Auto nehme.
direkte Rede: Kai sagt: "Hier in Kiel ist es heute sehr warm".
indirekte Rede: Kai sagte, dort in Kiel sei es gestern sehr warm gewesen.
indirekte Rede: Kai sagte, dass es gestern dort in Kiel sehr warm gewesen sei.

Fragen in der indirekten Rede.

Eine direkte Frage wird in der indirekten Frage als Nebensatz wiedergegeben. Bei Fragen ohne Fragewort (ja- / nein - Fragen) wird die Konjunktion " ob " verwendet, bei Fragen mit Fragewort (W-Fragen) wird dasselbe Fragewort als Einleitung des Nebensatzes verwendet:

direkte ja-/nein-Frage: Otto fragt Susi: "Darf ich dich küssen?".
indirekte ja-/nein-Frage: Otto hat Susi gefragt, ob er sie küssen dürfe.
direkte W-Frage: Otto fragt Susi: "Warum willst du mich nicht heiraten?".
indirekte W-Frage: Otto hat Susi gefragt, warum sie ihn nicht heiraten wolle.

Imperativ in der indirekten Rede.

Der Imperativ in der indirekten Rede wird durch Modalverben wiedergegeben. "Sollen" gebraucht man bei einer Aufforderung oder einem Befehl. "Mögen" gebraucht man bei einer höflichen Bitte.

direkter Imerativ: Der Ehemann fordert: "Beeil dich mal ein bisschen"!
indirekter Imperativ: Er verlangt von ihr, sie solle sich ein bisschen beeilen.
indirekter Imperativ: Er hat zu ihr gesagt, dass sie sich ein bisschen beeilen möge.

Bildung der Vergangenheit.

In der indirekten Rede gibt es nur eine Vergangenheit.
Basis bilden die Perfektformen von haben / sein:

     Konjunktivformen von haben / sein     +      Partizip II    
Infinitiv direkte Rede indirekter Imperativ
versprechen er versprach,
er hat versprochen,
er hatte versprochen
er habe versprochen
fahren er fuhr,
er ist gefahren,
er war gefahren
er sei gefahren

Sofern das Verb im Perfekt mit dem Hilfsverb "haben" gebildet wird, werden selbstverständlich alle anderen Personen mit den Konjunktivformen des Hilfsverbs "haben" gebildet (siehe Bildung Konjunktiv I). Die Konjunkitv I-Formen des Hilfsverbs "sein" werden ebenso übernommen!!:

Infinitiv direkte Rede indirekter Imperativ
versprechen ich versprach,
ich habe versprochen,
ich hatte versprochen
ich hätte versprochen
fahren ich fuhr,
ich bin gefahren,
ich war gefahren
ich sei gefahren

Auch bei der Bildung der Vergangenheit mit Modalverben wird als Basis das Perfekt benutzt:

Infinitiv direkte Rede indirekter Imperativ
wollen Er wollte die Arbeit machen.
Er hat die Arbeit machen wollen.
Er hatte die Arbeit machen wollen.
Er habe die Arbeit machen wollen.


Das Futur in der indirekten Rede.

Die indirekte Rede des Futur I bildet man wie folgt:

     Konjunktivformen von "werden"     +      Infinitiv    

ich würde gehen, du würdest gehen, er werde gehen, ...

Die indirekte Rede des Futur II bildet man wie folgt:

     Konjunktivformen von "werden"     +      Infinitiv Perfekt    

ich würde gegangen sein, du würdest gegangen sein, er werde gegangen sein, ...
ich würde gearbeitet haben, du würdest gearbeitet haben, er werde gearbeitet haben, ...

Das Passiv in der indirekten Rede.

Passiv + Gegenwart bildet man wie folgt:

     Konjunktivformen von "werden"     +      Partizip II    

ich würde operiert, du würdest operiert, er werde operiert, ...

Passiv + Vergangenheit bildet man wie folgt:

  Konjunktivformen von "sein"   +   Partizip II  +    worden  

ich sei operiert worden, du seiest operiert worden, er sei operiert worden, ...

Passiv + Zukunft bildet man wie folgt:

  Konjunktivformen von "werden"   +   Partizip II  +    werden  

ich würde operiert werden, du würdest operiert werden, er werde operiert werden, ...

KONJUNKTIV II

Was man über den Konjunktiv II wissen sollte.

Der Indikativ bezeichnet eine wirkliche, eine reale Welt, die man sehen, tasten, riechen, schmecken oder hören kann. Diese Welt kann stattfinden:

Indikativ Position 1 Verb 1 Mittelfeld Verb 2
in der Gegenwart: Der Lehrer erklärt den Schülern den Konjunktiv II.
in der Vergangenheit: Der Lehrer erklärte den Schülern den Konjunktiv II
in der Zukunft: Der Lehrer wird den Schülern den Konjunktiv II erklären.
im Passiv: Den Schülern wird der Konjunktiv II erklärt.

Mit dem Konjunktiv II verlassen wir die reale Welt und widmen uns der irrealen Welt. Die irreale Welt ist das Reich der Phantasien, der Vorstellungen, der Wünsche, der Träume, der irrealen Bedingungen und Vergleiche, aber auch der Höflichkeit. Diese gedachten, angenommenen oder möglichen Sachverhalte, die nicht real sind und nicht existieren, werden mit dem Konjunktiv II gebildet.

Indikativ = reale Welt Konjunktiv II = Traumwelt, nicht real
Verb 1
Ich bin immer allein. Wäre
Ich habe keine Freunde. Hätte
Ich wohne in einer Holzhütte. Würde
Ich kann nicht in Urlaub fahren. Könnte
Ich gewinne nicht im Lotto. Würde

In den Beispielen sieht die reale Welt wirklich sehr trist aus. Die Wunschwelt im Konjunktiv II dagegen ist rosig. Die Wunschwelt zeigt das Gegenteil der tristessen realen Welt, bleibt aber wahrscheinlich ein Traum und somit irreal.

Die Bildung in der Gegenwart.

Man hat 2 Möglichkeiten, den Konjunktiv II zu bilden:

    würden     +      Infinitiv    
Singular w ü r d e n Plural
1. Person ich würd e
2. Person du würd est
3. Person er / sie / es würd e
Position 1 Verb 1 Mittelfeld Verb 2
Indikativ Eva kauft teure Schuhe.
Konjunktiv II Ihr Mann würde die teuren Schuhe nicht kaufen.
Indikativ Susanne fährt ohne Geld in Urlaub.
Konjunktiv II Ihre Freundin würde nicht ohne Geld in Urlaub fahren.
Indikativ Der Angestellte kommt jeden Tag zu spät zur Arbeit.
Konjunktiv II Seine Kollegen würden nicht zu spät zur Arbeit kommen.

Die Bildung des Konjunktiv II mit den Verbformen

Alle Verben bilden auch eine eigene Konjunktiv II-Form, die ohne das Hilfsverb " würden " gebildet wird. Bei den regelmäßigen Verben ist allerdings der Konjunktiv II mit dem Indikativ Präteritum identisch, da diese Verben keinen Umlaut bilden können. Aus diesem Grund wird bei den meisten Verben der Konjunktiv II mit dem Hilfsverb gebildet. Nur bei wenigen Verben benutzt man die eigene Konjunktiv II-Form. Die Bildung bleibt wie beim Verb "werden" gleich:

    Präteritumform     +      Umlaut    

Zu den wenigen Verben, die immer den Konjunktiv II in der Originalform verwenden, gehören:

Infinitiv Präteritum Konj. II ich
er / sie / es
du wir
Sie / sie
ihr
sein waren wären wäre wär(e)st wären wäret
haben hatten hätten hätte hättest hätten hättet
werden wurden würden würde würdest würden würdet
finden fanden fänden fände fändest fänden fändet
gehen gingen gingen ginge gingest gingen ginget
kommen kamen kämen käme kämest kämen käm(e)t
lassen ließen ließen ließe ließest ließen ließet
schlafen schliefen schliefen schliefe schliefest schliefen schlief(e)t
wissen wussten wüssten wüsste wüsstet wüssten wüsstet

Infinitiv Präteritum Konj. II ich / er/sie/es du wir / Sie/sie ihr
dürfen durften dürften dürfte dürftest dürften dürftet
können konnten könnten könnte könntest könnten könntet
mögen mochten möchten möchte möchtest möchten möchtet
müssen mussten müssten müsste müsstest müssten müsstet
sollen * sollten * sollten sollte solltest sollten solltet
wollen * wollten * wollten wollte wolltest wollten wolltet

* " Wollen " und " sollen " bilden im Konjunktiv II keinen Umlaut!!!

Konjunktiv II der Vergangenheit.

Es gibt nur eine Vergangenheit im Konjunktiv II gegenüber den drei Vergangenheitsformen im Indikativ. Als Basis dient die Perfektform: "haben / sein + Partizip II", wobei die Hilfsverben die Konjunktiv II-Formen " hätten " bzw. " wären " erhalten.

    wären / hätten     +      Partizip II    
Position 1 Verb1 Mittelfeld Verb 2
Perfekt Die Frau ist immer zu spät gekommen.
Präteritum Die Frau kam immer zu spät.
Plusquamperfekt Die Frau war immer zu spät gekommen.
Konj. II der Verg. Die Frau wäre nicht zu spät gekommen.
Perfekt Der Mann hat kein neues Auto gekauft.
Präteritum Der Mann kaufte kein neues Auto.
Plusquamperfekt Der Mann hatte kein neues Auto gekauft.
Konj. II der Verg. Der Mann hätte ein neues Auto gekauft.

Konjunktiv II der Vergangenheit mit Modalverben.

Die Modalverben bilden den Konjunktiv II der Vergangenheit mit dem Hilfsverb haben im Konjunktiv II sowie einem "doppelten Infinitiv". Das Modalverb wird an das Satzende gestellt.

    hätten     +      Infinitiv     +      Modalverb im Infinitiv    
Position 1 Verb 1 Mittelfeld Infinitiv Infinitiv
Präteritum Oscar musste gestern arbeiten.
Perfekt Oscar hat gestern arbeiten müssen.
Konj. II mit Modalverb Oscar hätte gestern arbeiten müssen.
Präteritum Lena durfte nach Köln fahren.
Perfekt Lena hat nach Köln fahren dürfen.
Konj. II mit Modalverb Lena hätte nach Köln fahren dürfen.

!!! Vorsicht !!!

Der Konjunktiv II zeigt immer das Gegenteil vom Indikativ an !!! Im Perfekt und Präteritum (Indikativ) hat Oscar gearbeitet und Lena ist nach Köln gefahren. Im Konjunktiv II der Vergangenheit hat Oscar nicht gearbeitet, hätte es aber tun sollen und Lena war nicht in Köln, hätte aber fahren dürfen !!!

Konjunktiv II und Passiv.

Diese Konstruktion wird so gebildet:

    würden     +      Partizip II     +     werden    

Position 1 Verb 1 Mittelfeld Partizip II werden
Aktivsatz Der Lehrer korrigiert bald den Test.
Passivsatz Der Test wird bald korrigiert.
Konj. II mit Passiv Der Test würde bald korrigiert werden.
Aktivsatz Karmen schließt jetzt das Tor.
Passivsatz Das Tor wird jetzt geschlossen.
Konj. II mit Passiv Das Tor würde jetzt geschlossen werden.

Diese Konstruktion wird so gebildet:

    wären     +      Partizip II     +     worden    

Position 1 Verb 1 Mittelfeld Partizip II worden
Aktivsatz Urmel reparierte gestern das Auto.
Passivsatz Das Auto wurde gestern repariert.
Konj. II mit Passiv Das Auto wäre gestern repariert worden.
Aktivsatz Karsten hat den Schlüssel gefunden.
Passivsatz Der Schlüssel ist gefunden worden.
Konj. II mit Passiv Der Schlüssel wäre gefunden worden.

!!! Vorsicht !!!

In diesen Beispielen ist im Konjunktiv II weder das Auto repariert, noch der Schlüssel gefunden !!!

Der Konjunktiv ist im Deutschen neben dem Indikativ und dem Imperativ einer der drei Modi eines Verbs. Der Konjunktiv wird für die Darstellung einer Möglichkeit benutzt und daher auch als Möglichkeitsform bezeichnet.

Im Deutschen gibt es zwei Arten des Konjunktivs: den Konjunktiv I und den Konjunktiv II, die jeweils in die Zeitstufen der Gegenwart, der Vergangenheit und der Zukunft untergliedert sind. Der Konjunktiv I findet seine Hauptverwendung in der indirekten Rede. Der Konjunktiv II wird häufig in Konditionalsätzen genutzt.

In manchen Funktionsarten kann in der korrekten deutschen Standardsprache statt eines Konjunktivs auch der Indikativ verwendet werden.

Konjunktiv I

Der deutsche Konjunktiv I geht der Form nach auf den indogermanischen Optativ Präsens zurück.

Bildung des Konjunktivs I

Die Formen des Konjunktivs I werden vom Wortstamm der Grundform (des Infinitivs) gebildet:

An den Stamm (Infinitiv minus -(e)n: lauf·en, sei·n) werden die Konjunktivendungen angefügt. Eine Orientierung ist dabei an den Indikativformen des Präsens, des Perfekts, des Futurs I und des Futurs II möglich.

Beispiel: gehen

Infinitiv Indikativ Präsens Konjunktiv I
gehen du gehst du gehest
er geht er gehe

Die Personalendungen des Konjunktivs I, abgeleitet vom Indikativ Präsens, sind somit folgende:

ich ~e
du ~est
er/sie/es ~e
wir ~en
ihr ~et
sie ~en
Infinitiv Indikativ Perfekt Konjunktiv I
gehen er ist gegangen er sei gegangen

Die Personalendungen des Konjunktivs I, abgeleitet vom Indikativ Perfekt, spiegeln den Konjunktivcharakter im Bestandteil der Hilfsverben „sein“ oder „haben“ wider.

Infinitiv Indikativ Futur I Konjunktiv I
gehen er wird gehen er werde gehen
Infinitiv Indikativ Futur II Konjunktiv I
gehen er wird gegangen sein er werde gegangen sein

Verwendung des Konjunktivs I

Indirekte Rede

Der Konjunktiv I wird – vor allem in der Schriftsprache – in der indirekten Rede verwendet. Die sprachliche Äußerung einer Person kann von einem Berichtenden indirekt vermittelt werden (indirekte Rede, seltener: abhängige Rede, lat. oratio obliqua). Durch diesen Modus wird kenntlich gemacht, dass nicht die eigene Meinung oder Wahrnehmung, eine eigene Frage oder ein eigener Wunsch berichtet wird, sondern die Äußerung eines Dritten wiedergegeben wird. Die indirekte Rede wird häufig in Protokollen, Berichten oder Ähnlichem verwendet. Bei der indirekten Rede gerät die Rede in Abhängigkeit von Verben des Sagens, des Fragens (auch: indirekte Frage) oder des Wünschens (auch: indirekter Wunsch).

Mein Bekannter sagt, er habe geheiratet.

Zum Zweck der Entschließung, ob zu handeln sei, hat er die Notwendigkeit genau zu prüfen. (indirekte Frage)

Der Gläubiger stellt beim Gerichtsvollzieher den Antrag, dass die Zwangsvollstreckung betrieben werde. (indirekter Wunsch)

In der indirekten Rede verwendet man in der Regel die Form des Konjunktivs I (coniunctivus obliquus). Wenn die Formen des Indikativs und des Konjunktivs I gleich sind, wird auf die Formen des Konjunktivs II zurückgegriffen, um die Mittelbarkeit des Gesagten zu verdeutlichen. Sind auch die entsprechenden Konjunktiv-II-Formen identisch mit Indikativformen, so kann die entsprechende Konjunktiv-II-Form mit „würde“ benutzt werden. Eine Formengleichheit zwischen Indikativ- und Konjunktivformen besteht immer in der 1. und 3. Person Plural (wir/sie) und meist (bei regelmäßigen Verben immer) in der 1. Person Singular (ich). Am häufigsten werden in indirekter Rede Aussagen in der 3. Person wiedergegeben.

Zum Ausdruck der Vorzeitigkeit des Geschehens wird die Vergangenheitsform (Perfekt-Form) des Konjunktivs I, bei Ausdruck der Gleichzeitigkeit die Gegenwartsform (Präsens-Form) des Konjunktivs I, zur Darstellung einer Nachzeitigkeit die Zukunftsform (Futur-Form) des Konjunktivs I verwendet. Der Konjunktiv I nimmt im Deutschen nicht die Tempusform an, die der Hauptsatz aufweist. Als Bezugspunkt für die Beurteilung der Nach-, Gleich- und Vorzeitigkeit ist der Zeitpunkt der Äußerung durch den Dritten maßgeblich. Es ist nicht auf den Zeitpunkt der indirekten Wiedergabe abzustellen.

Für den Konjunktiv I stehen daher nur drei Zeitformen zur Verfügung, die im Folgenden an Beispielen erklärt werden.

Gleichzeitigkeit von Geschehen und Wiedergabe durch den Dritten

Tom sagt: „Ich gehe heute ins Kino.“ (= direkte Rede)

wird zu

Tom sagt, er gehe heute ins Kino. (= indirekte Rede mit Hilfe einer Konjunktiv-I-Form; wegen der Gleichzeitigkeit des Geschehens mit der Äußerung Toms wird die Zeitform des Konjunktiv I genommen, die sich am Indikativ Präsens orientiert)

Tom sagte gestern: „Ich gehe ins Kino.“ (= direkte Rede)

wird zu

Tom sagte gestern, dass er ins Kino gehe. (= indirekte Rede mit Hilfe einer Konjunktiv-I-Form; wegen der Gleichzeitigkeit von Geschehen und Äußerung durch Tom ist Konjunktiv I Präsens richtig)

Tom berichtet: „Wir gehen in die Schule.“ (= direkte Rede)

wird zu

Tom berichtet, dass sie in die Schule gehen würden. (= indirekte Rede mit Hilfe der Konjunktiv-II-Form und „würde“, orientiert am Indikativ Präteritum; Konjunktiv I, orientiert am Indikativ Präsens, wäre „sie gehen“, da dies mit der Indikativform identisch ist, versucht man die Konjunktiv-II-Form, diese wäre „sie gingen“, auch diese entspricht dem Indikativ, also kann man die Ersatzform mit „würde“ wählen)

Vorzeitigkeit des Geschehens in Bezug auf die Wiedergabe durch den Dritten

Tom erzählt: „Wir waren gestern im Schwimmbad.“ (= direkte Rede)

wird zu

Tom erzählt, dass sie gestern im Schwimmbad gewesen seien. (= indirekte Rede; der Besuch des Schwimmbads war vor dem Bericht Toms; daher bedient man sich einer Konjunktiv-I-Form, die sich am Indikativ Perfekt orientiert)

Nachzeitigkeit des Geschehens in Bezug auf die Wiedergabe durch den Dritten

Tom berichtete: „Daniel wird gleich in die Schule gehen.“ (= direkte Rede)

wird zu

Tom berichtete, dass Daniel gleich in die Schule gehen werde. (= indirekte Rede; der Gang in die Schule ist dem Bericht durch Tom zeitlich nachgelagert; richtig ist daher der Konjunktiv I Futur)

Andere Verwendungen

Außerdem bildet er die Wunschform (Optativ) der 1. und 3. Person Singular und Plural, wobei oft die Wortstellung invertiert wird:

Es lebe der König!

Dein Reich komme, Dein Wille geschehe.

Konjunktiv I ist auch bei der Aufforderungsform (Jussiv) an die 3. Person Singular und Plural im Gebrauch:

Man nehme, wenn man hat, ein halbes Pfund Butter.

Gehen wir! (letzteres ist nur durch Betonung unterscheidbar von der Frageform: „Gehen wir?“).

Konjunktiv II

Ist innerhalb des indogermanischen Systems der Konjugationen eigentlich ein Optativ Perfekt; das germanische und damit auch deutsche Präteritum setzt den indogermanischen Indikativ des Perfekts fort; der echte indogermanische Konjunktiv Perfekt ist im Deutschen entfallen.

Bildung des Konjunktivs II

Der Konjunktiv II wird vom Präteritum abgeleitet. Unregelmäßige starke Verben mit umlautfähigem Stammvokal werden umgelautet: kommen → kam → käme, singen → sang → sänge, backen → buk → büke; bei einem Teil der starken Verben der dritten Ablautreihe wird das „a“ des Präteritums, das früher im Plural ein „u“ war, meist durch ein „ü“ ersetzt, zum Beispiel: sterben → starb → stürbe. An den gegebenenfalls so modifizierten Wortstamm wird dann die entsprechende Personalendung angefügt.

Beispiel: gehen

Infinitiv Indikativ Präteritum Konjunktiv II
gehen er ging er ginge
Infinitiv Indikativ Plusquamperfekt Konjunktiv II
gehen er war gegangen er wäre gegangen
singen er hatte gesungen er hätte gesungen
wörtliche Rede indirekte Rede
Ich war zu Hause. Er sei zu Hause gewesen.
Ich ging hinaus. Er sei hinaus gegangen.
Ich schlief. Er habe geschlafen.
Wir haben gut geschlafen. Sie hätten gut geschlafen (Konj. II) / sie haben gut geschlafen (Konj. I, identisch mit dem Indikativ)

Die Personalendungen des Konjunktivs II sind dieselben wie beim Konjunktiv I:

ich ~e
du ~est
er/sie/es ~e
wir ~en
ihr ~et
sie ~en

Verwendung des Konjunktivs II

Irrealis

Der Konjunktiv II wird auch Irrealis genannt. Der Konjunktiv II wird verwendet, um unmögliche und unwahrscheinliche Bedingungen oder Bedingungsfolgen zu benennen oder um auszudrücken, dass unter mehreren an sich möglichen Folgen infolge menschlicher Entscheidungen durch Ermessensgebrauch eine bestimmte Folge ausscheiden werde. Durch die Formulierung von Bedingungen und ihren Folgen lassen sich auch Vorstellungen und Wünsche, die wahrscheinlich nicht eintreten werden oder unmöglich sind, oder die Zweifel des Sprechers an bestimmten Sachverhalten zum Ausdruck bringen.

Bedingung, deren Eintritt unmöglich oder sehr unwahrscheinlich ist

Der irreale Bedingungssatz wird oft mit „wenn“ oder „falls“ eingeleitet. Der Nebensatz stellt eine Bedingung auf, bei deren (unmöglichen oder unwahrscheinlichen) Eintritt eine Folge greift, die im Hauptsatz bezeichnet ist. Es wird sowohl im Hauptsatz wie im Nebensatz Konjunktiv II verwandt.

Wenn ich ein Vöglein wär’ und zwei Flüglein hätt’, flög’ ich zu Dir.

Die Konjunktion „wenn“ oder „falls“ kann auch entfallen, so dass der Satz mit dem finiten Verb beginnt.

Wärest du früher aufgestanden, hättest du deinen Termin nicht verpasst.

Der Nebensatz kann entfallen, wenn die Bedingung aus dem Kontext erschlossen werden kann.

Ich flöge nicht. (Kontexterschließung: „Wenn ich an deiner Stelle wäre, flöge ich nicht.“)

Das Gleiche gilt, wenn der Nebensatz durch eine Infinitiv-, eine Präpositionalkonstruktion oder Sätze mit „sonst“ oder „aber“ ersetzt werden kann.

Es wäre besser, nicht zu fliegen. (Infinitivkonstruktion statt: „Es wäre besser, wenn du nicht flögest.“)

An deiner Stelle flöge ich nicht. (Präpositionalkonstruktion statt: „Wenn ich an deiner Stelle wäre, flöge ich nicht.“)

Er flöge jetzt nach Amerika, aber er hat keinen Urlaub. (Aber-Konstruktion statt: „Wenn er Urlaub hätte, flöge er jetzt nach Amerika.“)

Es kann auch der Hauptsatz entfallen, wenn die Bedingungsfolge aus dem Kontext erschließbar ist; der Nebensatz wird zum einfachen Satz. Die Erschließung der Bedingungsfolge ist bei Wünschen möglich, deren Eintritt unmöglich oder sehr unwahrscheinlich ist.

Wäre ich doch ein begnadeter Künstler! (statt: „Ich wäre sehr glücklich, wenn ich ein begnadeter Künstler wäre.“)

Unwahrscheinliche oder unmögliche Bedingungsfolgen

Der Konjunktiv II findet auch Anwendung, wenn der spezifische Bedingungs-Folgen-Zusammenhang unwahrscheinlich bzw. unmöglich ist. Der Eintritt einer Bedingungsfolge kann unwahrscheinlich bzw. unmöglich sein, weil die Folge an sich irreal ist (irrealer Folgesatz) oder weil derjenige, auf welchen die Bedingung bezogen ist, unter mehreren möglichen Folgen ein Auswahlermessen hat und eine an sich mögliche Folge ermessensbedingt (wahrscheinlich) ausscheidet. Wichtig ist, dass die der Bedingungsfolge zugrunde liegende Bedingung real ist.

a) Irrealer Folgesatz

Beim irrealen Folgesatz ist die Folge unmöglich oder unwahrscheinlich, obwohl der Bedingungseintritt denkbar ist und die Folge nicht durch die Ausübung eines Ermessens ausfällt.

Ich trank so viel, dass mein Kopf beinahe explodiert wäre.

Niemand ist so klug, als dass er alles wüsste.

b) Ermessensbedingtes Ausscheiden einer an sich möglichen Folge

Diese Fallgruppe liegt vor, wenn erwartet wird, dass eine bestimmte denkbare Bedingungsfolge unter mehreren denkbaren Bedingungsfolgen wegen eines unwahrscheinlichen Ermessensgebrauchs nicht eintreten werde. Ein ermessensbedingtes Ausscheiden einer an sich möglichen Folge ist bei naturwissenschaftlichen Ursachenzusammenhängen nicht denkbar, sondern nur bei menschlichen Entscheidungen. Räumt derjenige, welcher das Ermessen ausüben kann, ein, dass eine bestimmte Ermessensentscheidung unwahrscheinlich sei, spricht man auch von Einräumungssätzen.

Sie ist viel zu ehrgeizig, als dass sie aufgäbe.

Auch wenn der Täter verurteilt würde, verziehe ich ihm nicht. (Einräumungssatz)

Irrealer Vergleichssatz

Ich fühlte mich, als wäre ich alleine auf der Erde.

Zögern, Zweifel bei einer Frage, Vermutung oder Feststellung

Wäre so etwas denkbar?

Sie könnte schon in den Urlaub gefahren sein.

Höflichkeitsform

Der Konjunktiv II dient außerdem als Höflichkeitsform:

Könnten Sie das für mich machen?

Hätten Sie einen Moment Zeit?

Ich hätte gerne ein Bier.

Die Möglichkeitsform dient hier dazu, um den Wunsch oder den Anspruch auf Erfüllung förmlich abzumildern.

Konjunktiv II in der indirekten Rede

Ersatzform für den Konjunktiv I

Stimmt in den Fallgruppen, in welchen der Konjunktiv I die richtige Konjunktivform ist, dieser mit dem Präsens Indikativ überein, so kann der Konjunktiv I durch den Konjunktiv II ersetzt werden, um einer Verwechslung mit dem Indikativ Präsens vorzubeugen.

Ausdruck des Zweifels am Inhalt des Berichteten

Der Konjunktiv II wird auch verwendet, wenn der Sprecher Zweifel gegenüber dem hat, was er berichtet, z.B.

Konjunktiv-Form mit „würde“ (Ersatzform des Konjunktiv II)

Wenn die Konjunktiv-II-Form infolge Identität mit den Formen des Indikativ Präteritums zu Missverständnissen führen kann, kann auf eine Hilfskonstruktion mit „würde“ ausgewichen werden. Folgerichtig ist der Einsatz des „würde-Konjunktivs“ bei der Bildung der indirekten Rede erlaubt, wenn der Konjunktiv I wegen der Identität mit dem Indikativ Präsens durch den Konjunktiv II ersetzt wird und die vom Präteritum abgeleitete Normalform des Konjunktiv II mit dem Indikativ Präteritum übereinstimmt.

Bei genauerer Betrachtung handelt es sich dabei um die ursprünglichen Futurformen des Konjunktivs II, die ihre Funktion verändert haben, da die Zukunft im Deutschen immer mehr mit den Präsensformen + Lexik (morgen, übermorgen, in zwei Jahren u. ä.) ausgedrückt wird (s. a. Konditionalis):

Er sagte: „Ich werde das gerne machen.“

wird in der indirekten Rede zu

Er sagte, er werde das gerne machen. (Konjunktiv I)

bzw.

Er sagte, er würde das gerne machen. (Konjunktiv II, abgeleitet vom Indikativ Präteritum. Grammatisch gesehen ist diese Form jedoch nicht korrekt, sondern gehört in den Bereich der Umgangssprache.)

Bildung der Formen des „würde-Konjunktivs“: Beispiel: gehen

Infinitiv Indikativ Präteritum Konjunktiv II
gehen er ging er würde gehen

Beispiel: gehen

Infinitiv Indikativ Plusquamperfekt Konjunktiv II
gehen er war gegangen er würde gegangen sein

Beispiel: singen

Infinitiv Indikativ Plusquamperfekt Konjunktiv II
singen er hatte gesungen er würde gesungen haben

Umgangssprache

In der Umgangssprache wird der Konjunktiv heute nur noch selten verwendet. Der Konjunktiv I wird meist durch den Indikativ ersetzt, zum Beispiel:

Er hat gesagt, dass er ins Theater geht.

anstatt

Er sagte, dass er ins Theater gehe.

Für den Konjunktiv II wird in der Umgangssprache meist der moderne Konjunktiv (Die „würde“-Form) verwendet, zum Beispiel:

Er hat gesagt, dass er ins Theater gehen würde.

anstatt

Er sagte, dass er ins Theater ginge.

In den bairischen Dialekten wird der Konjunktiv II mit dem Morphem -àt- gebildet, z.B. findàt (fände), frågàt („fragte“ in der Bedeutung von „würde fragen“) usw. Allerdings existieren daneben auch unregelmäßige Formen bzw. unregelmäßige Formen mit Anfügung des Morphems -àt, so z.B. gàng, fànd und gàngàt, fàndàt (ginge, fände). Im Hochdeutschen hingegen verdrängt der moderne Konjunktiv immer mehr den Konjunktiv I und II und wird deshalb von manchen bereits zu einem eigenen strukturellen System des Konjunktivs III zusammengefasst.


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