Person, Numerus


Jagiellonen-Universität

Institut für Germanistik

WS 2004/2005

Vorlesung: Deskriptive Grammatik des Deutschen - Person, Numerus

Leiter: Andrzej S. Feret Ph.D.

Kategorien sind in formaler Hinsicht Gruppen von Formen, die bestimmte Funktionen haben. In semantisch-funktionaler Hinsicht erscheinen sie als weite, generalisierte sprachliche Begriffe bzw. solche für eine Sprache typischen Denkperspektiven, in denen Erscheinungen, Verhältnisse und Beziehungen einer Sprache erfasst werden. Grammatische Kategorien sind dem nach solche Perspektiven, die ihren Ausdruck in morphologischen Formen von Wörtern finden.

Die finiten Verbformen sind personengebunden und konjugiert. Sie drücken 5 verbale Kategorien aus: Person, Numerus, Tempus, Genus Verbi, Modus.

Im Deutschen wird jeweils im Singular und Plural zwischen drei grammatischen Personen unterschieden. Es sind:

Zu formalen Kennzeichen der Kategorie ‚Person' gehören im Deutsch der Gegenwart Personalpronomina im Nominativ sowie entsprechende Flexionsendungen: -e, -st, -t, -en. Die beiden morphologischen Mittel sind obligatorisch.

Daneben existiert in der deutschen Gegenwartssprache die so genannte Distanzform (auch: Höflichkeitsform), die gebraucht wird, wenn die in Kontakt Tretenden einander nicht näher bekannt sind. Ihr formaler Ausdruck ist das großgeschriebene Personalpronomen der dritten Person Plural in Verbindung mit der Flexionsendung -en.

Die erste und zweite grammatische Person signalisiert ausschließlich natürliche Personen, während die dritte sowohl Personen als auch Nicht-Personen der außersprachlichen Wirklichkeit bezeichnen kann.

Bei der Kategorie des Numerus ist zwischen Singular und Plural zu unterscheiden. Die Kategorie bezieht sich auf die Gegliedertheit des Objekts der außersprachlichen Realität. So wird durch den Singular Einzahl, d. h. Eines oder nicht gegliederte Vielheit signalisiert. Bei Plural handelt es sich dagegen um Mehrzahl, d. h. um Mehreres oder gegliederte Vielheit. Zu formalen Kennzeichen der Kategorie Numerus gehören im Deutschen, genauso wie bei der Kategorie der Person, Personalpronomina im Nominativ sowie entsprechende Flexionsendungen: -e, -st, -t, -en. Die beiden morphologischen Mittel sind obligatorisch.

In Kategorien Person und Numerus kongruiert das Subjekt mit dem finiten Verb. Bei komplexen Nominalphrasen in der Subjektsfunktion gibt es zwei Fälle der Verb-Subjekt-Kongruenz:

Die Erstgenannte bezieht sich ausschließlich auf die formalen Merkmale des Subjekts: z. B. Eine Menge bunte Steine lag vor ihren Augen. - Das Subjekt bildet hier eine Nominalphrase (eine Menge bunte Steine), bestehend aus einem Bezugswort (eine Menge), das die Phrase im Satz repräsentiert, und seinem Attribut (bunte Steine), das auch als Substantiv realisiert ist. Da das Bezugswort die Merkmale der 3. Person Singular trägt, steht das Verbum Finitum auch im Singular der 3. Person.

Die Synesis bezieht sich dagegen auf Bedeutung der Nominalphrase, die als Subjekt des Satzes fungiert: z. B. Eine Menge bunte Steine lagen vor ihren Augen. - Das Subjekt bildet hier ein und dieselbe Nominalphrase. Das Bezugswort (eine Menge) trägt zwar die Singularmerkmale, doch seiner Bedeutung nach kann es als ein Kollektivum interpretiert werden, d. h. es handelt sich im Satz um viele bunte Steine bzw. um einen Haufen oder aber eine Zusammensetzung von bunten Steinen. Damit wird der Schwerpunkt von einer Menge als Ganzem auf deren Bestanteile verschoben und somit vom Singular auf den Plural. Das Vfin steht daher im Plural. Die bedeutungsmäßige Kongruenz ist folglich ein Mittel zur Hervorhebung bestimmter Elemente im Satz.

Darüber hinaus kann einigen Sonderfällen der Kongruenz begegnet werden. Dazu zählen u. a.:



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