Lichtenberg 1


Georg Christoph Lichtenberg

Georg Christoph Lichtenberg wird 1742 in Oberramstadt ________1 Darmstadt geboren. Er ist das siebzehnte Kind einer Pfarrersfamilie - bei Christophs Geburt leben noch vier Geschwi­ster. Wie bei dem ein knappes Jahrhundert später gleichfalls in Darmstadt geborenen Georg Büchner verbindet sich bei Lichtenberg eine ausgeprägte mathematisch-naturwissenschaftliche Begabung mit ein_____2 glänzenden literarischen Talent. Lichtenberg wird zu einem bedeu­tenden Naturforscher seiner Zeit. Die Physik verdankt ihm wichtige Erkenntnisse im Bereich der Elektrizitätslehre. Berühmt bis auf den heutigen Tag aber bleibt Lichtenberg wegen seiner kurzen, treffend gefaßten Bemerkungen, in denen er seine Zeitgenossen und wohl auch uns Heutigen angriffslustig_____3 und witzig_____4 zugleich einen Spiegel vorhält. Eines seiner wichtigsten Stilmittel ist der originelle Vergleich: „Ein Buch ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinschaut, dann kann kein Heiliger heraussehen“, dieser Ausspruch ist ein typisches Beispiel ________5 seinen Stil.

Lichtenberg führt damit den Aphorismus in die deutsche Literatur ein, eine literarische Gattung, die nach ihm u.a. von Goethe und Nietzsche weiterentwickelt wurde.

Lichtenbergs Vater war, obwohl selbst Theologe, ________6 der Notwendigkeit einer besonderen Förderung der naturwissenschaftlichen Begabung seiner Kinder überzeugt, er übernahm selbst den Unterricht in diesen Fächern, die Unterweisung in den übrigen Wissens­gebieten übernahm bis zum 10.Lebensjahr ein Hauslehrer.

Man kann annehmen, daß es die Anregungen durch den Vater waren, die Lichtenbergs besondere naturwissenschaftlich-mathematische Begabung förderten; in dem Gymnasium, das Lichtenberg vom 10. Lebensjahr an besucht hat, überwog bei weitem die religiöse Unterwei­sung sowie das Erlernen der alten Sprachen Griechisch und Latein. Lichtenberg ist später ein vehement_____7 Befürworter des Erlernens modern_____8 Fremdsprachen geworden, an erster Stelle stand für ihn das Englische.

Nach dem Abitur, das er im Jahre 1761 als best_____9 Schüler seines Jahrgangs ablegte, kann Lichtenberg zunächst nicht das erstrebte Studium der Naturwissenschaften aufnehmen. Er muß mehrere Jahre warten, bis sein Landesherr, Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt, ihm das ihm zustehende Stipendium auszahlt. Lichtenbergs Vater war schon 1751 gestorben, die Mutter war nicht in der Lage, das Studium für ihn und zwei weitere Brüder zu bezahlen. Ludwig VIII. war der wohl verschwendungssüchtig_____10 der 30 deutschen Landesfürsten.

Lichtenberg hat später, auch hierin Büchner ähnlich_____11, diese absolutistische Fürsten­herrschaft kritisiert und verspottet.

1763 kann Lichtenberg endlich mit seinem Studium beginnen. Er wählt jedoch nicht die zu Hessen-Darmstadt gehörende Universität Gießen - er übergeht auch die in Hessen-Kassel gele­gene ältere Universität Marburg - , sondern geht nach Göttingen. Hier gab es nicht die traditio­nelle Vorherrschaft der Theologie. In den von Lichtenberg gewählt_____12 Fächern Mathema­tik, Physik und Astronomie war Göttingen im Begriff, eine führende Rolle unter den deutschen Universitäten einzunehmen.

Neben seinen mathematisch-naturwissenschaftlichen Studien widmet sich Lichtenberg in seiner freien Zeit der Literatur, befaßt sich kritisch ________13 religiösen Fragen. Er führt fortlaufend eine Art Tagebuch, in dem er seine Gedanken aufschreibt. Die Tagebücher nennt er „Sudelbücher“. Er benutzt auch das englische Wort „workbooks“ dafür. Er hat sie als eine Art Stichwortsammlung für spätere literarische Arbeiten angesehen - zu diesen Arbeiten ist es nie gekommen. Statt dessen enthalten die „workbooks“ Lichtenberg_____14 berühmte Aphorismen, die jedoch von ihm selbst nie so genannt wurden.

Als Vorbild sah Lichtenberg den englischen Philosophen Francis Bacon an, wie er sich überhaupt zunehmend ________15 Beispiel des damals fortgeschrittensten Nationalstaates orientierte. In nahezu allen wirtschaftlichen und politischen Belangen erkannte er die Überle­genheit Englands im Vergleich zu den zurückgebliebenen kleinen Staaten Deutschlands.

Nach Abschluß des Studiums wird er zunächst Privatlehrer zweier englischer Studenten. Einen Ruf der Universität Gießen auf eine Mathematikprofessur schlägt er aus und bittet, zuvor eine lang_____16 geplante Englandreise antreten zu können.

In London beeindruckte ihn die großzügige Architektur ebenso wie die Förderung von Wissenschaft und Forschung durch die englische Krone.

Am meisten aber war er beeindruckt von der Geradheit und Offenheit, mit der die einfachen Menschen auf der Straße ihre Meinung vertraten. Durch Zufall gerät er in eine Demonstration, die das Volk von London für einen Journalist_____17 veranstaltete, der den britischen Hof angegriffen hatte und eingekerkert worden war.

Die Erfahrung in England bestärkte seine auf Aufklärung und Emanzipation der unteren Stände gerichteten Haltung, die sich ________18 seinen Sprüchen sehr deutlich spiegelt. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wird Lichtenberg zum Professor der Mathematik an der Universität Göttingern ernannt.

Später, im Jahre 1781, wird er auf den Göttinger Lehrstuhl für Physik berufen, den damals angesehensten in Deutschland. Seine Vorlesungen erfreuen sich groß_____19 Beliebtheit. Europäisches Ansehen gewinnt er als Experimentalphysiker. Es gelang ihm als erstem, den Weg elektrischer Entladung sichtbar zu machen; er ist es auch gewesen, der die Zeichen „+“ und „-“ für positive und negative Elektrizität eingeführt hat.

Zugleich entwickelt er eine rege literarische Tätigkeit. Mit Georg Forster, der gemeinsam mit James Cook die Welt umsegelt hatte und in Kassel ________20 Professor für Naturgeschichte wirkte, gibt er 1780 das populärwissenschaftliche „Göttingische Magazin für Wissenschaft und Literatur“ heraus. Von Forster trennen ihn aber auch unterschiedliche Auffassungen in politi­schen Fragen. So begrüßt Lichtenberg zwar als Aufklärer die Französische Revolution, vertei­digt sie gegen die in Deutschland übliche Diffamierung. Er hatte aber im Gegensatz ________21 Forster keine praktisch-politischen Kontakte mit den Revolutionären und schätzte deshalb die politische Entwicklung falsch ein. Letztlich blieb eine Monarchie nach dama­lig_____22 englischen Vorbild für ihn die ideale Staatsform. Daß eine zweite Einladung nach England direkt an den englischen Hof auch sein politisches Urteil beeinflußt haben mag, könnte man aus seiner Parteinahme für die englische Krone im amerikanischen Unabhängig­keitskrieg ablesen.

Auf der anderen Seite blieb er ein aufrechter Gegner der ständischen Ordnung der deutschen Fürstentümer.

So hat er auch die Rache dieser ständisch orientiert_____23 Gesellschaft erfahren müssen. Nachdem er eine Frau aus den unteren Ständen, die Tochter eines Weißbinders, geheiratet hatte, reagierte die „feine“ Gesellschaft folgendermaßen: Der Ehefrau Lichtenbergs blieben trotz ihrer Heirat die Salons der „feinen“ Gesellschaft verschlossen, wobei Lichtenberg selbst noch willkommen gewesen wäre. Er zog aus dieser Diskriminierung seiner Frau die Konse­quenz und blieb solchen Zusammenkünften ebenfalls fern. Auch diese Erfahrung mag dazu beigetragen haben, daß Lichtenberg mit zunehmendem Alter in seinen Äußerungen skeptisch, ja bitter wird.



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