darunter ein kleiner gefaBter scharlachroter Glas-stein. Und auf der kappe der genannten Garnitur befinden sich ungefahr 508 Baumchen, auf dem langen offenen Surkot ungefahr 766, auf dem lan-gen Mantel ungefahr 530 und auf der einfachen Kotte ungefahr 240 und 6. Und so sind uberall auf diesen vier Kleidungsstticken 2.050 der oben genannten Baumchen der oben beschriebenen Art; so kann man dort alles in allem Perłen in einem un-gefahren Gesamtgewicht von 12.004 Unzen vor-finden.“ 78
Bei den Perlen handelt es sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit, abgesehen von den erwahnten „dicken Perlen“, um die kleinen SiiBwasserperlen, wie sie z.B. auch fur die Bestickung des deutschen Kaiseromates verwendet wurden.
Dorothea von Gleichen, gest. 1404, Gemahlin Giinthers von Barby-Miihlingen (Johanneskirche Barby, Foto: Biiche)
Bei den Frauen sind Kruseler und Hornerhauben -regional unterschiedlich - in der Zeit 1370 - 1420 die in der zeitgenossischen Kunst optisch domi-nierenden Kopfbedeckungen, auch wenn gleich-zeitig andere Arten des Kopfschmucks vorkom-men. In Deutschland wird bis ca. 1435lf6ch vor-wiegend der Kruseler getragen, der sich bildlich erstmals auf einem schlesischen Fiirstinnensiegel von 1342 nachweisen laBt und der deshalb schon im letzten Band vorgestellt worden ist.79 Im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts wird er allerdings weiterentwickelt und erlebt um 1400 mit einer Reihe von zum Teil sehr unterschiedlichen Varian-ten seinen Hohepunkt. AuBerhalb des Reichsge-bietes trifft man ihn nur in Nordfrankreich, Flan-dern, Ungarn, England und Skandinavien an. Im librigen Frankreich und in Italien kann er sich hin-gegen nicht durchsetzen. Hier sind andere Kopfbedeckungen, auf die wir noch zu sprechen kommen, vorherrschend.
Dieser Kopfschmuck besteht aus mehreren iibereinandergelegten halbkreisformigen Schleiern, die urspriinglich nur an der Vorderkante gekrauselt sind. Formal und webtechnisch hat sich der Kruseler aus den mit Randkrausen besetzten, weiBleine-nen Stirn- und Kinnbinden des friihen 14. Jahrhunderts entwickelt - man denke hier nur an die Darstellungen der Manessischen Liederhand-schrift. Aus diesen ca. 1 Hand breiten Bandem entwickelt sich in den 40er Jahren der Kruseler.
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