3 EINE WENIG BEKANNTE CJUELLE UBER DIE EROBERUNG VON LIPOVA (1551) 17
tes Bruchstiick, welches dem ,,Archivio Storico Italiano“ entnommen ist23, behauptete, daB die Commentarii della guerra di Transilvania, auf Befehl und unter unmittelbarer Anweisung des Generalen Castaldo verfaBt und unter dem Namen seines Sekretars, Ascanio Centorio, veróffentlicht wurden. Sollte eine solche Zusammenarbeit — die das Aufsehreiben der Kommentare yon Castaldo yoraussetzt, so wie es von Michele Bruto belegt wird—stattgefunden haben, dann ware die Beschreibung der sich 1551—1552 in Siebenburgen und dem Banat abgespielten Ereignisse sinnlos und iiberfliissig gewesen. Dieses Erkenntnis — zu gleicher Zeit mit der bestehenden Existenzmoglichkeit eines vom Generalen Castaldo yerfaBten geschichtlichen Werkes — gestaltet keineswegs anders die Beweise, welche die Voraussetzung des F. Banfi fur vorgegriffen erscbeinen lassen. Die aufmerksame Analyse des Titels und Inhaltes der yon ims besprocbenen ETandschrift ergibt die klare Feststellung, daB General Castaldo keinesfalls ais Yerfasser einer solcben Scbrift angesehen werden darf. Der in die Ermordung des Kardinal Martinuzzi yerwickelte Castaldo hatte vor allem eine rechtfertigende Schrift24 redigiert und sie keinesfalls Morte di Frate Giorgio eon aleune altre cose in Transilvania et Ungaria successe negli anni 1551 et 1552, betitelt. Yorausgesetzt aber, daB General Castaldo mcht die Absicht und den Zweck yerfolgt hatte, Martinuzzi’s Tod zu rechtfertigen, dann hatte er zweifelsohne eine Reihe Einzelheiten, die politischen und militarischen Ereignisse aus den Jahren 1551—1552 und seine eigene Stellung diesen gegenuber betreffend, in die Erzahlung mit hineingeflochten. Aus der yon uns besproehenen Quelle yermiBt man aber nicht nur Prazisierungen uber die im Oktober 1551, in Betreff des militarischen Yorhabens der habsburgischen Streitkrafte im Banat, gepflogenen Gesprache oder uber die yon Martinuzzi bei Yerleihung der Kardinalwiirde ergriffene Stellungnahme, sondern yorziiglich auch alle Elemente die beweisen kónnten, daB der Autor ein derart wichtiger Mili-taranfuhi*er gewesen ware. Weder die genaue Anzahl der unter Castaldo’s Befehl stehenden Trupen, noch jene der Kanonen25, und umso weniger eine Beschreibung der Festung Lipova 26 oder ihrer eigentlichen Bela-gerung werden yon der anonymen Schrift gebracht, so wie es- zu erwar-ten ist wenn ihr Verfasser der mit Ergreifung wichtiger Kampfentschlusse yerantwortliche General gewesen ware 27. Ausgenommen daB die wah-rend der Kampfe mit den Osnianen erlittenen Yerluste — so wie es iibri-gens auch fur andere Quellen der Fali ist28 — nicht angefuhrt werden,
23 Siehe „Arcliivio Storico Italiano", Abt. III, Bd. V, Tl. I, S. 105.
24 Einen solchen Charakter nimmt auch die atn 19. Fehruar 1552 von Marc Antonio Ferrari, Sekretar des Castaldo, verfa0te Schrift. Fur den Verglcich siehe seinen Bericht uber Martinuzzi’s Ermordung, B. A. Nyary, Marc Antonio Ferrari Castaldo tabornoktitkaranak jelentćse Martinuzzi meggyilkollatósórol, in „Magyar Tdrtćnelini Tar“, Bd. XXIII/1878, S. 243 - 258.
25 Aufgrund der von A. Centorio verzeichnetcn Auskunfte, geht aus den untemommenen Reclinungen eine Gesamtzahl von 12 000 Mann fur den ersten Castaldo unterstehenden Armee-korps und eine Anzahl von 50 Kanonen hervor, vgl. K. Czimer, a. a. O., S. 197.
28 Castaldo hatte nicht so kurzgefaOt Stadt und Festung Lipova beschrieben : ,,Lippa principale citta di ąuelle parti sopra il fiume Marossio circundata di muri antichi eon un castello non debile ma piccolo”, Codex Vindob. Pal. 7S03, auf fol. 27 r.
27 Fur die von Castaldo geleisteten Dienste vgl. K. Czimer, a.a.O., S. 197.
28 Angaben uber die im Kampf gefallenen Spanier bei Juan Vile!la de Aldana, a.a.O., S. 87; M. hlatvani, a.a.O., S. 289; N. Isthvanfi, Historia Regnt Hungarlcl, S. 188.