50 ADOLF ARMBRUSTER
Jahrłmnderts datieren die ersten siebenburgisch-sachsischen historischen Besinnungen der rumanischen Romanitat. Der unmittelbare tagliche Umgang mit den Rumanen vermittelte den Sachsen die ersten Erkennt-nisse ihres lateinischen Idioms, ihrer antiken Herkunft. Koch war das Latein Umgangsspracbe der Gelehrtenkreise (die in der verhaltnismaBig kleinen siebenburgisch-sachsischen Gemeinschaft iiberraschend weit gezo-gen waren !) und so war es irgendwie eine Selbstverstandlichkeit, wenn das Rumanische ais romanische Spracbe, die Rumanen ais romanisches Yolk empfunden und entdeckt wurden. In der Folgę werden die Argu-mente fiir diese Behauptungen vermebrt, man ermittelt mit wissenschaft-licbem Eifer und GelehrtenfleiB zusatzliche Beweisgriinde fur die Romanitat der Rumanen, die man ja dann auch dort sucht und findet, wo sie von jeher und anderwarts geholt wurden : antike Yergangenheit Daziens, dako-romanisch-rumanische Kontinuitat im Donau-Karpaten-Raum, Tracht, Yolksbrauch, Gewohnheiten, Yolksglaube, denen allen uralte, da-kische oder rómische Yorbilder aufgespurt oder vorausgesetzt werden. Aus all diesen Beweisgrunden wird auch die letzte und wesentlichste Feststellung schluBfolgert : Yolksgleichheit aller Rumanen aus der Walachei, Moldau und aus Siebenbiirgen. Diese Zeugnisse gestalten sich zu einer wahren und schonen sachsischen Tradition der rumanischen Romanitatsvorstellung, nach der einheimischen, rumanischen die best-begrundete und langlebigste Romanitatstradition iiberhaupt6.
Die Beschaftigungen der sachsischen Chronisten mit der historischen Kategorie Romanitat der Rumanen mit all ihren Fragen und SchluB-folgerungen sind weit davon entfernt, das Interesse der Siebenburger Sachsen an den Rumanen anderer Herkunft, Sprache und anderen Glau-bensbekenntnisses zu erschopfen. Yiel weitere Kreise zieht beispielsweise das Interesse an der politischen Geschichte der Rumanen, an dem mili-tarisch-politischen Tagesgeschehen, weil fruhzeitig genug erkannt wurde, daB eine Anderung in einem der drei historischen Furstentiimer ent-sprechende Anderungen in einem oder sogar in den beiden iibrigen auslo-sen konnte. Die politische gegenseitige Bedingtheit und Abhangigkeit innerhalb dieser drei Lander wmrde dadurch ein BewuBtseinszustand. Aber auch die wirtschaftliche Abhangigkeit unter den drei Landem wurde umgehend erkannt, begruBt und gepflegt; hier verzeichnete die Geschichts-schreibung noch offenkundigere Tatbestande, da der Warenaustausch diese greifbar vor Augen fuhrte; daher auch die so zahlreichen und man-nigfaltigen Kachrichten daruber aus den siebenburgisch-sachsischen Chro-niken, insbesondere aus denjenigen aus Braęov (Kronstadt). Das chro-nikalische Image der Sachsen von den Rumanen rundet sich ab durch diejenige Kachrichten, die sich auf Lebensbereiche und AuBerungsformen des Rumanentums beziehen, die sich von dem eigenen, sachsischen deut-licher abhoben, wie etwa Kirche, Sozialstrukturen oder Kulturformen. Bestandteile dieses Images ermitteln wir bereits in der sachsischen Chro-nistik aus dem 15. — 16. Jahrhundert. Sie vertiefen und erweitern sich im folgenden Jahrhundert, insbesondere dank der Schriften eines Andreas
8 Adolf Armbruster, La romanite des Eoumains. Histoire dyune idee, Bucarest, 1977, S. 258 - 259.