Andererseits ist die (biirgerliche) Mittelklasse in ihrem Konstituie-ren, Auftreten und Fortschreiten notwendig national, sie kommt mit Parol en des Kampfes fur nationale Interessen und zwingt sich auf diesem Niveau auf fdie Interessen des Nationalen. d. h. des eigenen Kapitals): des Nationalen im Ganzen und zur Verteidigung dieser Interessen tritt sie ais Vertreter der eigenen Volkes auf, dies ais der einzige legitime ZJertreter. Auch die Arbeiterklasse (und alle anderen Schichten) bezieht sie nun in ihren Begriff des Volkes mit ein, wie der Nation ais der politisch konstituierten Gemeinschaft (des Staates) unter der Fiihrung der Mittelklasse. Das Insistieren auf dem Nationalen beinhaltet dann zugleich auch das eigene Selbstkonstituieren gegen andere Nationen. Dies ist das Moment, das - historisch fresehen - auf dem Standpunkt der burgerlichen Gesellschaft und ihrer Bildung auch ais ein Positivum erscheint, denn es tendiert zur Akkumulation, zur Vergrófterung und Sicherung des Nationalkapitals. Dies ist eine ge-setzmaflige Folgę und ein Resultat, also ein Prozefl, der aus der durch-gefiihrten biirgerlichen Revolution in ihrem Verlauf hervorgeht. Auch unsere gesellschaftlichen Bewegung enthalten dieses Moment, das sich in seiner ganzen Kompliziertheit manifestiert. Diese Kompliziertheit ersteht auch daraus. dafi unser Land eine Gemeinschaft vieler V5lker ist, innerhalb der eine nationale Voraussetzung, die ihren eigenen Interessen folgt (ganz besonders in Bezug auf geistig-materielle Ent-wicklung) nicht unbedingt und notwendig den anderen entsprechen muR. wobei es zu Zusammenstóften kommt, besonders wenn man die ein Viertel Jahrhundert dauernde etatistisch-biirokratische Struktur eines zentralistischen Systems (mit stalinistischem geistigen Beige-schmack) vor Augen hat, das die Lósung sowohl der nationalen, mehr noch der Klassenfrage unterdriickte oder unmóglich machte. Eine Er-ruption war da unumganglich. und sie zeigte zugleich, dafi diese unsere Gesellschaft doch nicht einige wesentliche Probleme ihrer Kr'"-stituierung gelóst hat, so dafi sie im Verlauf ihres sozialistischen Wer-degangs zugleich auch einige ungelóste biirgerliche Fragen gelóst hatte. Dies aber ware erst ein fester Ausgangspunkt und ein sicherer Punkt, um einen Schritt vorwarts zu machen in der Durchfiihrung der proklamierten sozialistischen (sozialen) Revolution. Deshalb mufi das gesamte »historische Gepack« jetzt mitgeschleppt werden, im weiteren Verlauf der gesellschaftlichen Bewegung gelóst werden, und dies voll-zieht sich nicht gerade schmerzlos.
Jeder zieht also auf seine Seite und mufi es auch, aber jetzt unter den Bedingungen der erstarkten Mittelklasse, und darin liegt das ganze Problem. Dadurch wird das Problem vergrófiert. Denn hier ist ihr politisches und ókonomisches Moment nicht nur anwesend, sondem in einer solchen komplizierten Situation will es sich im politischen Kampf ais dominierend aufzwingen. Die Mittelklasse niitzt ihr Mo-Reexporteure, die Finanzoligarchie usw, dazu kommt noch die allsei-ment, und hier kommt es zu gegenseitigem Rauben (diese Banken, die tige Korruption, die die Elemente der Mittelklasse saht, dies alles sind keine erdachten Geschichten, sondern grobe und sehr handfeste Rea-litat, die die Arbeiterklasse in erster Linie tagtaglich auf ihrem Riik-ken fiihlt, verspiirt und zahlt), wobei bisher der mehr raubte, der der
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