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V. Kiparsky: Uber die Betonung der urslav. ъ, ь
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V. K IP A R S K Y :
Über die Betonung der urslav. ъ, ь
Noch vor kurzem glaubten einige Forscher, daß das Schicksal der urslav.
ъ, ъ im Russischen z.T. von ihrer Betonung abhinge. Černých1 sagt z.B.
ausdrücklich folgendes:
“глухие ъ, ь были в с и л ь н о м положении, если они находилсь п о д
у д а р е н и е м . Например (в древнерусском языке X I столетия): тъ (тот),
дъску (вин. ед.), стькла (им. мн.), дъчи (дочь), сънъ (сон), дьыъ (день)”.
F ür die unbetonten ъ, ь gibt Černých gleich darauf sowohl s t a r k e a ls
s c h w a c h e Stellungen an. Auch Kuznecov2 scheint zu glauben, daß die
Entwicklung der ъ, ь von ihrer Betonung abhing, wenn er folgendes schreibt:
“в им. п. ед. ч. существительного дъска ъ был в слабом положении и
должен был утратиться - ударение и в древности падало в это м слове
на конечный с л о г ... Гласный полного образования установился в
этой форме под влиянием винительного падежа, где ударение уже в
древности падало на начальный слог, вследствие чего редуцированный
был в сильном положении (disku), вследствие чего он сохранился, а
затем перешел в гласный полного образования (dósku)”.
Hieraus folgt, daß Černých und höchstwahrscheinlich auch Kuznecov
altruss. сънъ, дьнъ für stam m betont halten; wie sie sich dann den Schwund
der b e t o n t e n ъ, ь in den Casus obliqui dieser W örter vorstellen, sagen sie
uns nicht. W enn aber, wie Kuznecov ausdrücklich sagt, der Akk. Sg. disku
das heutige доску lautgesetzlich ergeben hat, so hätte Gen. Sg. sina, Dat.
Sg. sinu usw. lautgesetzlich ein *сона, *сдну usw. ergeben müssen. Die
einzige Erklärung der heutigen Form en сон : сна, poln. sen : snu, tschech.
sen : snu, ze sna, skr. sän : snä usw. wäre dann die Annahm e eines Akzent
paradigm as *sínb : *sbná: *sbmi usw. und dieser Annahm e widerspricht
1
П. Я. Черных, Историческая грамматика русского языка,2 Москва 1954, рр.
106, § 43.
s В. И. Борковский, П. С. Кузнецов, Историческая грамматика русского языка,2
Москва 1965, рр. 102-103 und 50-51.
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m.W . alles, was wir bisher über die slavischen A kzentparadigm ata wissen.
W ir kom m en somit zum Schluß, daß auch ein b e t o n t e s ъ, ь in schwacher
Stellung (die von der Akzentstelle völlig unabhängig war!) schwinden konnte.
M an kann allerdings, wie ich schon 1963 sagte,3 den Schwund eines beton
ten і , ь urkundlich einfach nicht nachweisen, weil es keine slavischen
M anuskripte m it Akzentbezeichnung aus dem 11. Jh. gibt.4 In einem
Paradigm a wie s t m : swia, das sich A nfang des 12. Jhs. im Russischen zu
сон: сна entwickelt hat, m u ß natürlich e in e s von den beiden ъ im N om .
Sg. betont gewesen sein, es ist aber m. E. unmöglich zu entscheiden, welches.
M ikkola5 zweifelte nicht im geringsten daran, daß in urslav. хьпъ u r
sprünglich die Endsilbe betont w ar und setzte aus diesem G runde sogar ein
gr. *υπνός statt des überlieferten ύπνος an, obgleich m an auch im Altindisch
en (sväpnah) und Litauischen (säpnas, A kzenttyp 4) nu r B arytona kennt.6
Allerdings sprechen die germanischen Form en (altnord, svefn, ags. swefn,
as. sweban ‘T raum ’J für ein idg. *suepnos. M ikkola wurde zu seiner obigen
A nnahm e durch die zahlreichen Gleichungen verleitet, in denen ein aus
lautendes slavisches ъ, ь einem betonten Vokal anderer idg. Sprachen ent
spricht, wie z.B. russ. огонь (bis ca. 1800 auch огнь) : огня ‘Feuer’ ~ ai.
agnih; верх : вёрха (älter auch верха, верху) ‘das Obere’ ~ lit. virsùs
(A kzenttyp 4); dial. кут : кутй ‘W inkel’ ( < *kçti) ~ gr. καν9ός ‘Augen
winkel’. In seinen Vorlesungen lehrte M ikkola in den Jahren 1925-30, daß
ein ursprünglich betontes ъ, ь wohl schwinden kann, dabei aber seinen
A kzent dem ihm am nächsten stehenden Vollvokal abgibt. Gewöhnlich
handelte es sich um den zeitlich verhergehenden (graphisch “linksstehenden”)
Vokal, wie z.B. bei *stoli ". stolä > russ. стол : столй ‘Tisch’. Beispiele
fü r den Ü bergang des Akzents von einem geschwundenen, ursprünglich
betonten ь, ь auf einen zeitlich folgenden (graphisch “rechtsstehenden”)
Vokal pflegte M ikkola nicht anzuführen, obgleich sie direkt auf der H and
lagen, wenn m an z.B. finn. kuningas ‘König’ m it russ. князь : князя ‘F ü rst’
< k i n ç d 'z 'b
verglich, die beide aus urgerm .
*kuniriaz
stam m ten und som it
ursprünglich anfangsbetont gewesen waren. D as Finnische h at die Anfangs
betonung beibehalten, im Slavischen ist nach dem Schwund des -ъ- der 1.
Silbe das -ç- betont. U ngefähr in der gleichen R ichtung bewegen sich of
fenbar die G edanken Vaillants, wenn er sagt: “Le recul est phonétique là
3 Valentin Kiparsky, Russische historische Grammatik I, Heidelberg 1963, p. 97.
* Die Zeichen in den Kiever Blättern sind höchstwahrscheinlich keine Akzentbezeich
nungen, vgl. z.B. E. Koschmieder, “Die vermeintlichen Akzentzeichen der Kiever Blätter”,
Siovo 4-5, 1955.
5 J. J. Mikkola, Urslawische Grammatik I, Heidelberg 1913, § 93.
* Vgl. nunmehr auch Jerzy Kurylowicz, Indogermanische Grammatik, Band II, Heidel
berg 1968, § 144.
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où l’accent portait sur un jer et a dû, avec l’amuissement du jer, se déplacer
sur la syllabe précédente” ;7 als Beispiel wird u.a. Čak. ků t : kütä ‘coin’
(vgl. oben russ. куш !) zitiert.
Erst Shevelov formulierte die Regel über die Betonung der ъ und ь ganz
genau: “a single jer preceded by a vowel other than a je r shifted its stress
onto this vowel; a single je r not preceded but followed by a vowel other
than a je r shifted its stress onto this vowel ; jers in sequence stressed the next
to the last ye/·”.8 Hier wird m.W . zum ersten Male deutlich gesagt, daß ein
ursprünglich betontes ъ, ъ seinen Akzent sowohl “nach links” als “nach
rechts” abgeben kann, wenn es selbst lautgesetzlich schwindet.
V or einigen M onaten w andte sich unserem Problem der bedeutendste
Vertreter der jungen amerikanischen Slavistengeneration, Dean S. W orth,
zu. W orth geht von der traditionellen Ansicht aus: “although most of us,
conditioned by our knowledge of the historical origin of such forms as
den' ~ dnja and son ~ sna, have never stopped to think about the stress
of these words (accepting it autom atically as m orphophonem ic d # n ’+ ' 0 ~
d # n ’+ 'a , s # n + '0 ~ s # n + 'a ) ,9 there is as a m atter of fact not a single
shred of evidence in Russian which would contradict the interpretation of
these words as having m orphophonem ic fixed stem stress, i.e. d '# n ’+ 0 ,
d '# n ’+ a , s '# n + 0 , s '# n + a , except for the evidence provided by na'èm
and zaëm, which is as follows: the fact that the phonem ic stress moves to
the left in /najóm /—/nájm a/ and /zajó m /~ /z ájm a/ means that all instances
of stressed '§ in Russian can be handled by a single rule to the effect th at
'§ when replaced by zero furtherm ore loses the stress to the next left syl
lable”.10 In einer Fußnote fügt W orth hinzu, daß auf das Fehlen jeglicher
Beweise für die ursprüngliche Endbetonung von den' und son ihn D r. H.
K řížková aufmerksam gemacht habe, die sich jedoch auf keine Quelle
beruft. Sie hätte sich freilich auf die oben (S. 188) zitierte Stelle in meiner
Russischen historischen Grammatik I berufen können und sollen.
7 André Vaillant, Grammaire comparée des langues slaves I, Paris 1950, pp. 257-258,
§
102
.
8 George Y. Shevelov, A Prehistory o f Slavic, Heidelberg 1964, p. 445.
*
Mit § bezeichnen die jungen amerikanischen Linguisten das “Morphophonem”, das
zugleich das alte ь, ь, als auch dessen Schwund repräsentiert, also etwa das, was wir mit
“flüchtigem” Vokal bezeichnen, obgleich W orth dazwischen auch von einem “fleeting
vowel” spricht. 0 bezeichnet das “ Null-Phonem”, also ein spurlos geschwundenes ь oder
ь, das in keiner Form desselben Paradigmas vokalisiert wird. Worth gebraucht diese
Zeichen insofern “unhistorisch” als er z.B. für russ. s'ostry (сёстры) s”o st# r+ i und für
s'est'ör (сестёр) s’o s t# r + '0 schreibt, obgleich in diesem Wort (cecTpá ‘Schwester’) das
-ё- im Gen. PI. ganz jung und nicht aus einem ъ entstanden ist.
10
Dean S. Worth, “Notes on Russian Stress, 3: naëm and zaëm", The Slavic and East
European Journal, Vol. XII, No. 1, 1968, pp. 53-58.
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W enn ich also die amerikanische “linguistische A lgebra” richtig ver
standen habe, so m eint W orth, daß in den russischen W örtern naem und
zaem (so in W orths “nicht m orphophonem atischer” Transkription) d er
ursprüngliche Akzent weder auf der ersten Silbe des Stammes noch auf der
Endung gewesen sein kann, denn im ersteren Falle würde es *näem, *zäem
statt naem, zaem heißen, im letzteren “the oblique cases would result in
spurious forms, e.g., in the gen., * n a j# m + 'a = *najmä”.11 Also, folgert
W orth, m uß der Akzent auf dem M orphophonem § des Stammes, d.h. auf
dem “flüchtigen” Vokal geruht haben. Somit reihten sich najöm und zajom
in die große G ruppe der fest stam m betonten (von m ir Typ I genannten)
Substantive e in : n a j'# m + 0 , n a j'# m + a , n a j'# m + u u s w . Sie lieferten zugleich
den Beweis dafür, daß z.B. Nom.Sg. ljubov' ‘Liebe’ tatsächlich (woran
übrigens m. W. niem and gezweifelt hat) l’ub#v’+ ' 0 und nicht *l’u b '#v ’+ 0
betont gewesen war, weil es sonst nicht ljubov' : ljubvi, sondern ljubov':
*ljübvi geheißen hätte. Ferner beweisen, sagt W orth, najöm und zajom,
d aß die große produktive G ruppe von W örtern vom Typ kupec ‘K aufm ann’
u nd sadök ‘Stall, Käfig, Fischkasten’ tatsächlich auf der Endung und nicht
auf dem flüchtigen Vokal (#) betont war, denn sonst w ürden wir im Gen.
Sg. nicht kupcä, sadkä, sondern *küpca, *sddka haben.
W orth hat unbedingt recht, wenn er dann sagt, daß son, den' beim Ansatz
einer ursprünglichen Endbetonung einfacher zu erklären wären, als wenn
m an für sie ursprüngliche Stam mbetonung voraussetzt, weil m an im letzteren
Falle annehm en m üßte, daß ein ursprünglich betontes “flüchtiges” s, & ( “ '$
when replaced by zero”) seinen Akzent nicht i m m e r “nach links”, sondern
m anchm al, wenn es “links” keinen Vollvokal gibt, auch “nach rechts”
abgibt, wie es übrigens gemäß Shevelovs Regel (siehe oben) sein sollte. Einen
schlüssigen Beweis dafür, daß der Akzent eines “flüchtigen” &,£>(#) bei
dessen Schwund stets “nach links” abgegeben wird, liefern aber zajom : zäjma
und najöm : näjma leider nicht, und zwar aus dem einfachen G rund, weil
ihre stam m betonten Casus obliqui ganz ju n g sind u nd die ursprünglichen
endbetont waren. W orth sagt, daß die akzentologische Literatur diese
W örter entw eder ignoriert oder n u r ihre “obvious surface structure”
berücksichtigt, zitiert die sowjetische Akadem ische G ram m atik und ver
schiedene A rbeiten von Avanesov, U nbegaun, Ö urovic, Isacenko, G arde und
Zaliznjak, und fügt schließlich hinzu, daß “the other w orks with which I am
fam iliar do n o t m ention these words a t all”.12 U nter diesen “other w orks”
werden in der F ußnote 17 verschiedene z.T. schwer zugängliche Artikel,
11 Ibid.
18 Ibid.
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aber auch mein Wortakzent der russischen Schriftsprache (Heidelberg 1962)
angeführt. U nd in diesem letzteren steht auf S. 131-132:
“zajóm ‘Anleihe’ und najóm ‘M ieten’
Serb. zájam : zäjma und nájam : najma sprechen für alten IV. Typ, der
auch im Wb. 1847 belegt ist: zajémb : zajmá, Adv. vzajmý, najémb, najmá.
Ende des 19. Jhs. gehen diese W örter zum I. Typ über, der sogar zum
Nom.Sg. zájem und zajm führt, vor denen АО warnt. N ur die Adverbien
vzájmy, vnájmy gelten noch als falsch und АО empfiehlt hier die alte
Endbetonung.”
Die von W orth besternten und als “spurious” (unecht? falsch?) be-
zeichneten Form en zájmů, najmá sind also im Russischen des 19. Jhs. gut
belegt und galten damals jedenfalls als die richtigen. Daß es nicht auf
bloßem Zufall beruht, sondern daß W örter dieses Typs (Präfix + *jbmb)
überhaupt zunächst endbetont waren, geht ziemlich klar aus dem serbo
kroatischen und russischen dialektischen M aterial hervor. N ach dem
Agramer (Zagreber) Akadem ie-W örterbuch gibt es im Serbokroatischen
folgende W örter dieses Typs: nájam : nájma ‘Miete, Pacht’; sájam : sájma
‘Messe, Kirchweih, M arkt’; prijam : prijma ‘Empfang, Annahm e’ ; iijam :
ujma ‘M ahlgebühr, -gelď; zájam : zäjma ‘Anleihe, Borg’. Sie alle weisen
eindeutig auf alte Endbetonung hin und für prijam gibt das Akadem ie
W örterbuch sogar die čakavische Form aus Istrien (prijám : prijäma), die in
die gleiche Richtung weist. D ie übrigen W örter dieses Aussehens sind junge
Entlehnungen (döjam'.döjma ‘Eindruck’, pójam:pójma ‘Begriff’, objam:
objama ‘Umfang’ aus dem Tschechischen; príjěm ‘Empfang’ aus dem
Russischen; äjam ‘Kum m et’ aus dem Türkischen) und daher für die Akzen
tuierung nicht beweiskräftig.—D as russische M aterial ist spärlicher, weil die
meisten W örter durch Verallgemeinerung der Nom inativform m it dem
vokalisierten ь zu Im parisyllaba geworden sind, wie die folgenden:
выем : выема ‘Ausschnitt, Vertiefung u .a.’
dial. доём : доёма ‘N achnahm e; ein Werkzeug’
изъём : изъёма ‘Entnahm e’
объём : объёма ‘Umfang’
отъём : отъёма ‘Wegnahme’, dial. ‘Ofen-, Topfgabel’
подъём : подъёма ‘Steigung; Schwung u .a.’
приём : приёма ‘Empfang; H andgriff u .a.’
проём : проёма ‘Öffnung (im Kleide u.a.)’
разъём : разъёма ‘Auseinandernahm e’
съём : съёма ‘Abnehmen; Verm ietung; E rnten’
уём : уёму ‘Einhalt’.
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Ältere W örterbücher und heutige Dialekte haben jedoch einige u r
sprüngliche Form en bewahrt. So heißt das heutige поём : поёма noch im
W b. 184713поёмъ : пойм а ‘Überschwem m ungsgebiet) auf den Fluß wiesen’,
alt auch ‘M al’. D er alte endbetonte Gen.Sg. ist noch heute dialektisch er
halten, in der Schriftsprache ist daraus ein Fem ininum пойм а in gleicher
Bedeutung geworden. D as heute als veraltet bezeichnete переём : переёма
‘Auffangen; Einnähen von F alten; Verengung’ hatte noch 1852 in der
Bedeutung ‘Finderlohn’ in Pleskau den Gen. Sg. перейма.14 D as heute nu r
dialektisch bekannte суём hatte noch im W b. 184713 den Gen.Sg. суйма,
obgleich Vaillant nur süjma ohne Angabe der Quelle anführt.15 So knapp das
russische M aterial auch ist, an der alten Endbetonung der W örter vom Typ
Präfix +*jbmb läßt es keine Zweifel aufkom m en. Die genauen Ü berein
stimmungen zwischen den russischen und den serbokroatischen Form en
beweisen, daß die Endbetonung schon urslavisch war. Die bulgarischen
Form en заем ‘Anleihe’, наем ‘M ietzins’, ÿeM ‘M ahlgeld’ (подём ‘A uf
schwung’, приём ‘Aufnahme, Em pfang’ sind späte Russismen) müssen
eine spätere Akzentveränderung durchgem acht haben.
D er W orttyp Präfix - f *]ьтъ w ar offensichtlich schon urslavisch, aber
kaum balto-slavisch, weil ich im Litauischen n u r ein einziges W ort dieses
Typs gefunden habe: saimas, das heute völlig veraltet ist, aber in ehemals
preußischem Litauen für ’Landtag, Reichstag’ gebraucht wurde und
wahrscheinlich dem polnischen sejm ‘L andtag’ nachgebildet worden war.
D ean S. W orths geistreicher Versuch hat erneut bestätigt, daß wir im mer
noch nicht m it Sicherheit sagen können, ob die slavischen W örter wie
s b m , d b m
u. dgl. ursprünglisch Oxytona oder Barytona gewesen waren.
Schon Kurylowicz h a t nämlich m it recht bem erkt, daß z.B. serbokr. päs
( <pbSb) ‘H und’, sän (< Sbm ) ‘Schlaf, T raum ’ usw., “formes phonétiques
continuant aussi bien les anciens oxytons que les paradigm es mobiles”16
sind. In seinem neuesten W erk scheint er jedoch zu dieser Frage nicht
Stellung genommen zu haben.17
13 Словарь церковно-славянскаго и русского языка, составленный вторымъ отдгъле-
ніемь Императорской Академій Наукъ, Санктпетербургь 1847.
14 Опыть областного великорусского словаря, изданный вторымъ отдіьленіемь
Императорской Академій наукъ, Санктпетербургь 1852, vgl. auch Толковый словарь
живого великорусского языка Владиміра Даля (4. Auflage, redigiert von J. Baudouin
de Courtenay, I I I 123).
15 Siehe Fußnote 7: p. 131.
15 J. Kurylowicz, L'accentuation des langues indo-européennes, Krakow 1952, pp. 264.
17 Jerzy Kurylowicz, Indogermanische Grammatik, Band II, Heidelberg 1968, § 275.