Die Periodisierung der Literatur des Mittelalters.
Begriff:
der Begriff des Mittelalters wurde durch die Humanisten geprägt für die Zeit zwischen des Verfall der Antike und ihrer vermeintlichen Wiedergeburt (Renaissance).
Zeitliche Einordnung:
erstreckt sich ca. vom Ende der Völkerwanderung (375-568) bzw. vom Untergang des weströmischen Kaisertums 476 bis zum Zeitalter der Renaissance seit der Mitte des 15. Jahrhunderts bzw. bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts
Ende des Mittelalters:
Erfindung des Buchdrucks (um 1450)
Entdeckung Amerikas 1492 oder auch der Beginn der Reformation (1517)
Einteilung:
Frühmittelalter (6. Jahrhundert bis Anfang 10. Jahrhundert), die Epoche der Merowinger und Karolinger - Aufstieg (5-10Jh.)
Zeit der Merowinger und Karolinger, reicht vom Untergang des römischen Imperiums über Völkerwanderung und Frankenreich bis zum altdeutschen Kaiserreich
Entwicklung des Lehnswesens, das im ganzen Mittelalter und darüber hinaus die hierarchisch gegliederte ständische Gesellschaftsordnung bestimmt
Hochmittelalter (Anfang 10. Jahrhundert bis ca. 1250), die Zeit der Ottonen, Salier und Staufer - Blüte (10-13 Jh.)
umfasst die sächsische, salische und staufische Kaiserzeit
neben dem Kaisertum erstarkt die zweite universale Gewalt des Mittelalters, das Papsttum
In Deutschland sinkt die Macht des Königtums, die der Reichsfürsten wächst; die Kurfürsten gewinnen das Recht der freien Königswahl;
die Städte erlangen große wirtschaftliche und politische Macht; hier entsteht die Kultur des Bürgertums. Das gesellschaftliche und kulturelle Leben Europas entwickelt sich aus der bisherigen relativen Einheit zu großer Vielfalt
Spätmittelalter (ca. 1250 bis ca. 1500), der Herbst des Mittelalters, nach dem Scheitern der klassischen Kaiseridee - Verfall (13-15 Jh.)
Weltbild: HIERARCHISCHE GLIEDERUNG
Gott ist die Spitze der Seinspyramide, das höchste Seiende, Beweger aller Dinge (primum mobile)
Der Mensch ist Bindeglied zwischen der geistig-spirituellen (guten) und der materiellen (bösen) Welt; verkörpert den Kampf zwischen Gut und Böse, Gott und dem Teufel;
Wie der Mensch ist die Natur von Gott geschaffen und wird von ihm gelenkt;
Der einzelne Mensch ist Teil dieser göttlichen Ordnung, ihm ist in ihr ein ganz bestimmter und fester Platz angewiesen. Er fühlt sich nicht - im Gegensatz zur heutigen Moderne - in erster Linie als Individuum, sondern als Glied einer Gemeinschaft
Literatur:
es gibt keine schriftliche Überlieferungen für die Zeit der Umgestaltung der germanischen Kultur durch antik-christliche Einflüsse zw. 5 und 8 Jh.
vom 3 Jh. lassen sich Runen nachweisen; gemeingermanische Schriftzeichen wurden zur Beschwörung benutzt oder für kurze Inschriften - keine längeren Texte;
Umfangreiche Sammlung germanischer Heldendichtung -> ältere EDDA (1260) und jüngere (7/8 Jh.) mit Sagensoffen aus der Zeit der Völkerwanderung - Wielandlied, Hildebrandslied, Beowulf
Stabreimdichtung - rhythmisch hervorgehobene Silben der Langzeilen durch Gleichklang des Anlautes miteinander verbunden (Alliteration);
frühes Mittelalter (8-12 Jh.) (Heliand, Otfried v. Weißenburg, Ekkehard von St.Gallen, Hrotsvith von Gandersheim)
geistliche Dichtung , Klosterschulen als Kulturträger - deswegen ist die Literatur christlich geprägt; Heiligenleben, katechistische Stücke, Gebete; Evengelienbuch des Otfrids von Weißenburg;
Überlieferungen schreibender Mönche (am bekanntesten: die Fuldaer Mönche)
Verwendung des Parallelismus als Stilmittel
die ältesten althochdeutschen Überlieferungen stammen aus dem 8 Jh.
Zaubersprüche - Merseburger Zaubersprüche (erst im 9/10 Jh. überliefert); zwei germanische Beschwörungsformeln (Lorscher Bienensegen und Straßburger Blutsegen), die als einziger literarischer Beleg für die heidnische Religiosität im deutschsprachigen Raum gelten (Glauben an magische Entsprechungen); Bestehen aus zwei Teilen:1). Erinnerung an eine frühere göttliche Hilfe 2).Zauberformel für gegenwärtigen Unglücksfall; später von christlichen Segensprüchen ersetzt;
Götter und Heldensagen aus dieser Zeit - Hildebrandslied
weltliche Literatur -> erste vorhöfische Epen - Alexander- und Rolandslied;
hohes Mittelalter (1170-1270)
Hauptgattung: Höfische Epik nach dem französichen Vorbild Chretien de Troyes;
höfische Dichtung, Verweltlichung der Literatur
Ansehen des Ritters gewachsen, ritterliche Tugenden (Erziehung wie Selbstzucht, heitere Lebenshaltung, Ehre dem Kampfgegner, Verehrung der Frauen »hohe minne«, Harmonie)
(Gottfried von Straßburg - Tristan und Isolde, Wolfram con Eschenbach - Parzival; Hartmann von Aue - Erec; Das Nibelungenlied - Anonym)
Zweite Hauptgattung, Lyrik: Minnesang (Verehrung verheirateter Adelsfrauen durch höfische Ritter); Heinrich von Morungen, Hartmann von Aue - Gregorius, Der arme Heinrich, Walther von der Vogelweide
Mit dem Verfall des Rittertums beginnt das Bürgerliche; Verfalle der alten Kunstformen und Ideale;
Spruchdichtung (verwandt dem Lied, persönliche, religiöse, politische oder moralisch-lehrhafte Themen)
Revolutionär - Buchdruck; am Übergang steht Johannes von Tepls - Der Ackermann aus Böhmen;
spätes Mittelalter (1200-1500)
Dichtung des späten Mittelalters 13.-15.Jh.
Das ausgehende Mittelalter erlebte den Zerfall des Ritterstandes und das Erstarken des Bürgertums. Neue literarische Formen entstehen: Volksbuch, Volkslied, Volksballade (Till Eulenspiegel), Pfaffen- und Standessatire, Meistersang.
Niedergang des staufischen Kaisertums, Ende der Ritterzeit
Verlust des Höfischen; Verbürgerlichung der Literatur
Städte erstarken als Bildungszentren; Papier allg. zugänglich;
religiöse Besinnung durch Pest (1350)
Passionsspiel
Mystik - Meister Eckhart
Aufschwemmung der Epen;
Stilmischungen;
Zug zum Realen, Rationalen; Lehrdichtung;
Nachahmung und Verarbeitung der Standesdichtung der Ritter
Formen:
Schwank
didaktische Dichtung
Fastnachtsspiele
Meistersinger - Kunst als Nebenberuf