Minna von Barnhelm hat auch Geschichtc gemacht. Es war das cistę deutsche Drama, das man ais realistisch bezeichnet kann. Ais realistisch kann schon den Hintergrund des friedrischen Berlin- das Wort stammt vom Kónig Friedrich der II. nach dem Ende des 7-jahrigen Krieges, der 1767 zn Ende ging, nennen. Realistisch sind auch Gestalten, die Lessing in scincm Stiick auftreten lasst.
Gegen Ende des Lebens schrieb er das historische Ideedrama „Nathan der Welse”. Dieses Drama gilt seit Jahrhunderten schon ais ein uniibertroflenes (niezrównany) Zeugnis des Humanitatsgedankens des 18. Jahrhunderts. Wegen seines tiefen und reinen Gedankengehalts hat man mit Recht „Nathan...” den dichterischen Abschluss der groften Aufklarung.skanipfe und neben Goethes „Faust” die eigentiinilichste (najbardziej specyficzne) deutsche Dichtung (dzieło poetyckie) genannt. Es ist ein Hohelied von der Herrlichkeit der freien mcnschlichen Natur, der Triumphgesang iiber die Krlosung des Geistes aus den Banden des Buchstabens, die leuchtende Botschaft der Humanitats- und Toleranzidee.
In der Zeit der Kreuzziige nach Jemsalem verlegt Lessing die Handlung. Sie spielt urn die Wende vom 12. zum 13Jh. in Jemsalem wo die Christen, die Juden. die Muślinie nebeneinander leben inid wo die rehgósen Gegensatzliclikeiten (sprzeczności) aufeinander stofien.
Die Gestalten zerfallen in 2 Gmppen. Die einen sind Vertreter der freien Humanitatsreligion, die anderen sind Reprasentanten des religósen Dogmatismus. An der Spitze der ersten Gruppe steht Nathan „der echte und rechte Mensch”. Er ist iiber alle Yorurteile erhoben, er ist jeder Zeit bereit, anderen Menschen unabhangig von ihrer Konfession zu helfcn. Im
Text wird von ilun gesagt, dass er „voll des Gefulils des Guten und der Furcht vor Gott ist”.
Auch unter Muslimen findet man Beispiel datur, es ist Sułtan Saladin, der „im Menschen nur das Menschliche aclitet” und formuliert seine Haltung auch so: „Ich habe nie verlangt, dass allen Baumen die gleiche Rinde (kora) wachsen". Unter der Gestalten der anderen Gruppe sticht der 1’atriarch von Jerusaleni hervor: der Yertreter des finsternsten Fanatismus. Den Juden Nathan will er auf dcm Scheiterhaufen verbrennnen. dcnn dieser hat ein christlichcs Kind von dem Tode crrettet und dann in sein Haus mitgcnonimcn und nicht in christlichem Glauben erzogen. Der Patriarch liasst die Andersglaubigen iiberhaupt und Findet boi Nathan den willkommenen Vorwand den Juden vor Gericht zu bringen. Am Schluss des Ganzen steht ein Happyend. Dem Patriarchen gelingt es nicht, seine unmenschliche Piane in die Tat umzusetzen. Die Vertreter der drei Religionen vereinigen sich zu einem friedlichen liebcvollcn Menschenbund.
Im Mittelpunkt des Dramas steht die so genannte Ringparahel. Auf eine indirekte symbolische Weise formuliert dieser kleine Text den zentralen Gedanken des Stiicks: „dass es bei Bewertung jedes Menschen nicht auf seine konfessionelle Zugehorigkeit ankomnie"
Das Einzige, was zalilt sind seine humanen Vorziige, Tugenden.
„Nathan der Weise” liat eine interessante Entstehungsgeschichte. Lessing liat ais Wolfenbuttler Bibliothekar die Schriften seines Freundes Reimanis herausgegeben. Diese Schriften hatten einen radikalen religionskritischen Inhalt. Man kann sagen, dass Reimarus ais erster in Deutschland sich im Text der Bibelkritik zuwandte. Er untersuchte namlich die Bibel mit kritischem Auge und fand dabei zalillose Widerspriiche.