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EMMA BRUNNER-TRAUT
lagę, da der Schlaf ais Interimszustand zwischen Lcben und Wiedererwachen gilt. Soviel zur Hockcrleichc.
Ein etwas spater anzusetzendes Parallelstuck befindet sich in Leiden (Inv. nr. F 1962/ 12.1 : pl. 2, a-b)11. Das Boot in der Form einer breiten, flachcn Schale hat einen hochgezogenen Rand in der Form von gebogten, durchlochten «Zinnen». Die beiden in Zapfen auslaufenden Enden sind abgebrochcn, der am Bug ist mit einer Króte geziert, der andere durchbohrt.
Der Tote liegt auf seiner rechten Seite, was auBcr in Amrah ungewóhnlich ist12, hat die Beinc stark angczogen, sein rechtes mehr ais das linkę, und bedeckt sich mit den Handen Gesicht und Ohren. Die Ellbogen treffen auf die Knie, die rechte Hand ver-schwindet hinter dem Gesicht. Die Figur ist getrennt, aber angearbeitet, ist stiirker erhabcn ais die des Swansea-Bootes, die Finger sind cinzeln gebildet, des Auge gebohrt. Der Bogenkranz verrat eine entwickeltere Technik, so daB ich das Boot in die Fruhzeit datieren mochte.
Ein vergleichbares Boot findet sich schlieBlich im Museum der schónen Kiinste in Moskau, das von Turaev ais ein «Objekt phónizischer Hcrkunft» bezeichnet wird13. Das Boot, flach auf einer Unterlage slehcnd, mit der Bugfigur eines Widders, tragt eine «bis zum Hals bedeckte menschliche Figur», die ausgestreckt auf dem Boden liegt und an einen « Kahn » denken laBt, «der dem Toten das Segeln auf den Wassern der jenseitigen Weil erleichtert». Turaev rcchnct mit dem EinlluB Agyptcns auf Phonizien14.
Ein anderes Stuck aus Swansea (Inv. W 925), ebenfalls ans der Sammlung Wellcome, durfte zeitlich das Gegenstlick zu dem vorgeschichtlichen Boot darstellcn.
Das spate Boot ist aus grobem, rotem, gebranntem Ton hcrgestellt, wie er in der rómischen Zeit verwandt wird (pl. 2, c-d)15. Es hat fast die Form einer schwimmenden Ente und tragt den Toten in Gestalt einer Mumie oder aber einen mumienfórmigen Sarg. Bug und Heck sind hochgczogen, die Seitenwande, allseitig oben eingezogen, lassen eine Óffnung frei, die nur gerade fiir die Aufnahme von Mumie bzw. Sarg ausreicht. Das Heck ist abgebrochen, der Bug gestaltct in Form eines Schlangenkopfes. Der Tierkopf hat keine Ohren, rundę Augen, einen schmalen, geraden Maulschnitt, breite Backenknochen. Hinter dem Kopf ist die Musterung des Reptils durch ein reliefiertes Gittermuster angegeben. Dieser Korperansatz bildet zugleich die Duchte.
11 Das Boot aus unbcmalłcm Ton stammt aus dem hollandischen Kunsthandel und kommt angeblich aus Assiut. Lange: 25,3cm, Brcitc II,3cm, Hóhe 8,8cm. Lange des Toten 8.8cm. Die Photovorlagen danke ich dem Leidener Museum, die Veróffentlichungserlaubnis seinem Direktor Prof. A. Klascns.
12 Vandier, Manuel, /, 247 mit Anm. 3.
13 Denkmfiler des Kaiser-Alexander II - Museumsd. schónen Kiinste in Moskau. Hcftc I-II, Moskau 1912, Text p. 127f. mil Abb. — Materiał: grauer Kalkstcin; Lange 35cm. Breite 12cm. Hóhe lOcm.
14 In Betracht zu ziehen ist auch das im Schutl von Gebelen gcfundcnc Stcinboot mit dem Seite an Seite liegenden menschlichen Paar, beide bekleidet: Lortct et Gaillard. La faunę momifiee, p. 236-8 mit fig. 171.
15 Lange 15,6cm. Standflache 5,2cm. Breite 5,1 cm, Lange des Bugkopfes 6cm, Lange der Leichc 6.1 cm.