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EMMA BRUNNER-TRAUT

Auf dem Boden des Bootes, auf der linken Scite mit dem Kopf nach hinten, liegt eine Hockerleiche. Der Mann, nackt, mit kurzem Haar, das die Ohren freilaBt, halt die Hiindc vors Gesicht, die Beinc rcchtwinklig angezogen. Das Gesicht ist ganz bedeckt, Hande und FiiBe sind ungegliedert, die Arme laufen parallel, die Beine kreuzen sich in den Knien, die FiiBe weisen nach unten. Die Glutaecn sind gegeneinander abgesetzt. Die Figur hat schmallangc Proportionen, halt von beiden Bordwanden gleichen Abstand und hat zu ihren FiiBen freien Raum (fur Beigaben?). Sie ist dunkelrot bemalt, nur das Ohr schwarz.

Materiał und Form des Bootes sowie die Bemalung weisen das Stiick in die Vor-geschichte, und zwar die spatere Negadezeit. Das Stiick ist das Modeli eines Bootes, das dazu diente, den Totcn zu fahren, sei es auf dem Nil bei seiner Beerdigung, sei es zu kultischen Statten, sei es auf den Jenseitsgewassern, sofern es diese Sitten bzw. Vorstel-lungen damals gegeben hat5. Das Boot ist insofern ein wichtiges Dokument, ais es m. W. das erste ist, das die Sitte der Totenfahrt fur die Vorgeschichte eindeutig belegt, wodurch es zu mancherlei Fragen AnlaB bietet (s.u.). Zunachst zur Hockerleiche!

Hockerleichen gibt es bekanntlich nicht nur in Agypten seit der Vorgeschichte bis zur Wende zum MR6, die Sitte, eincn Totcn mit angezogenen Gliedern zu bestatten, ist von der Altsteinzeit an hauptsachlich in der Bronzezeit weit iiber die Erde verbreitet und aueh heute noch bei Naturvolkern gewahrt. In Agypten sind Hockerleichen wie in den meisten Kulturen fast ausschlielilich liegend beigesetzt, weshalb der Ausdruck «Hocker» schlecht paBt. Die Frage, warum Tote in dieser Haltung bestattet wurden, ist viel diskutiert. Vertreten sind hauptsachlich vier Theorien : 1) man wolle den Grabraum klein halten, entwcdcr weil nicht genug Platz zur Verfugung stchc, oder wcil es schwicrig sei, eine Hohle zu graben, 2) der Leichnam sei gefesselt, um ihn an der Wiedcrkehr zu hindern, 3) die Haltung imitiere die Lagę des Embryos und 4) sie entsprcche der natiirlichen Schlaf-stellung.

Ad 1). Die groBe Sorge der Vólkcr, die Bestattung «richtig» auszufuhren, kann den Gedanken solcher Ersparnis gar nicht aufkommen lassen. Jede Ersparnis bei der Fursorge um den Toten wird nicht nur dcm Vcrstorbcnen schadcn, sondern kann sich nach all-gemeinem Volksglauben auch bitter an den Hinterbliebenen riichcn, kann doch schon eine Unachtsamkeit schlimme Folgen haben. Nicht F.sparnis, sondern einerseits Angst vor dem Totcn wic andcrcrscits Licbc und Pictat sind die Faktorcn, die die Bestattungsriten bestimmen. Ganz konkret kann fur Agypten das Sparmotiv mit dem Hinweis auf jene Graber entkraftet werden, die so groB sind, daB der Tote ohne weiteres Platz gehabt hatte,

s Ober die Fahrtcn des Toten im AR s. Junker, Giza K p. 61-73; VIII, p. 93-95 u. XI/. p. 188 s.v. Auf Fahrtcn im Jcnseits wurde man sich den Vcrstorbenen gem wicdcrcrwcckt denken. nur zu den Fahrtcn der mit Osiris verbundcnen Statten nimmt cr spater ais Leiche (Mumie) teil.

6 S. Bonnct, RARG, s.v. Fłockerbcstattung.



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