108 Horst Fassel *
spater stand die von Marschall Antonescu ais Rechtsperson anerkannte Deutsche Volksgruppe schon in den FuBstapfen der Volksdeutschen Mittelstelle in Berlin 12. DaB es weiterhin Gegenstrómungen und in Einzelfiillen Wider-stand gab, stimmt zwar, doch war dieser weder wirkungsvoll genug, noch hat man ihn bisher exakt erfaBt13.
II. Die Faktoren europaischer Machtpolitik
Sie betreffen zunachst: 7. Die rumanische AuBenpolitik, 2. Die euro-paischen Bemuhungen um eine Regelung der Minderheitengesetzgebund.
1. Die rumanische AuBenpolitik war darauf ausgerichtet, den nach 1920 geschaffenen Status quo beizubehalten. Kleine Gebietskorrekturen, wie 1924 der Austausch von Gebietsenteilen zwischen Rumanien und Jugoslawien (Hatzfeld wurde an Rumanien abgetreten), gehórten zu den Ausnahmen. Weil in Bukarest befiirchtet wurde und befiirchtet werden muBte, daB die neuangegliederten Gebiete von anderen Staaten beansprucht werden, gab es seit 1921 Versuche, durch Bundnisvertrage im Rahmen der Kleinen En-tente) (Ungarn, Jugoslawien) Gebietsruckgaben zu verhindern14. Gleich-zeitig war es stellenweise ein Balanceakt, wie sich die Bukarester Regierun-gen international gegen Vorwurfe zur Wehr setzen muBten, die davon aus-gingen, daB in Rumanien die Minderheiten diskriminiert wiirden. Vor ail m Ungarn — in den dreiBiger Jahren mit Unterstiitzung des faschistischen Ita-lien — war bestrebt, die Benachteiligungen der ungarischen Minderhei in Siebenbiirgen aufzuzeigen und zu fordem, daB dieser rumanische Landes-teil wieder unter ungarische Veiwaltung gestellt wird. Im Spiel der G oB-machtinteressen geschah dies im Jahre 1940, ais ein groBer Teil Sicbenbu -gens (in der damaligen Diktion: Nordsiebenbiirgens) von Rumanien abge-trennt wurde. Der rumanische Kónig Carol II. besaB weder Mittel noch M glichkeiten, dieser Willkiirentscheidung entgegenzutreten. Seine Abdankung offnete den Revanschisten und Extremisten Tiir und Tor.
Ahnlich auf Biegen und Brechen eingestellt blieb das Verhaltnis Ruma-niens zum Sowjetstaat, der den AnschluB Bessarabiens an GroBrumanien nie anerkannte, erst in den dreiBiger Jahren normalere politische Beziehun-gen zum rumanischen Nachbarn anstrebte, im Jahre 1940 allerdings — ge-deckt durch den Hitler-Stalin-Pakt — Bessarabien und die Nordbukowina (die nie etwas mit RuBland zu tun gehabt hatte) annektierte. DaB auch in diesem Fali Ruckforderungen dazu fiihrten, daB deutsche „Lehrtruppen” im Oktober 1940 in Rumanien einriickten und das Land dann ais Paitner der Achsenmachte am Zweiten Weltkrieg teilnahm, geschah unter ande-rem, um Bessarabien und die Bukowina wiederzugewinnen.
12 Siehe dazu Reinerth, Karl; Cloos, Fritz: Zur Geschichte der Deulschcn iii Rumanien 1935—1945. Beitrage und Berichle. Mit einem Vorwort von H.W. Loew. Ead Tolz, Arbeit«ge-meinschaft fur siidostdeutsche Volks — und Heimatforschung, 1988.
13 Ansatze gibt es in der Memoirenliteratur. Siehe zum Beispiel bei Hromadka, Georg; Kleine Clironik des Banater Berglands. Mit einem Nachwort von Heinrich Lauer, ilfln hen, Sildostdeułsches Kulturwerk, 1993 (Reihe C., Nr. 10). Die mitgeteilten Fakten tiir den „Widers-tand" sind allerdings wenig aufschluOreich.
14 Siehe Reichert, Gunter; Das Scheilern der Kleinen Enlenłe: inłcrnationale Be*ichun-gen im Donauraum von 1933 bis 1938. Miinchen; Fides, 1971 (Veroffentlichungen des Sudeten-deutschen Archivs 6); Hartmann, Josef: V er suche einer polilischen Organisation im Donauraum von den Fariser Fricdensverlrdgen bis zum Anschlu/3 (1918—1938). Tubingen, 1940.