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DEUTSCHE 

GESCHICHTE 

GESCHICHTE
1.Werdegang, Entwicklung (z.B. Erdgeschichte, Kunstgeschichte);
2. Wissenschaft von der Vergangenheit, wissenschaftliche Disziplin;
3. Lehre von der Vergangenheit als Lehr- und Unterrichtsfach.
4. „Geschichte“ heißt auch „alles Geschehene, die Vergangenheit“.

Historie

 

[<lat. historia – „Geschichte“ < griech. historia „Wissen“, „Kunde“] = Geschichte 

 (Welt)Geschichte; früher auch: (abenteuerlicher) Bericht, Kunde (wieść, wiadomość).

(libri) annales (Jahrbücher), später auch: chronikà biblía (griech.)  = „Zeitbuch“ (dt.:Chronik)

historiare bedeutete soviel wie narrare = erzählen, dicere = erläutern.
Historiographie = Geschischsschreibung 
                    
Epochen der deutschen Sprache

das 

Althochdeutsche 

(Ahd.) (um 810 – um 1100)

das 

Mittelhochdeutsche

 

(Mhd.) (12.– 15. Jh.) 

das 

Neuhochdeutsche

 

(Nhd.) (von der Mitte des 14. Jh. – frühneuhochdeutsche 
Sprache bis Anfang des 17. Jh., bis zur Gegenwart, 
Schriftsprache seit Luthers Bibelübersetzung). 

Herkunft und Bedeutung des Wortes „Geschichte“
ahd. 

gisciht

 = „Geschehnis, Begebenheit, Ereignis“ 

Im Mhd. 

geschiht

 = „Angelegenheit, Ding, Eigenschaft“

Im Nhd.  (Umgangsprache) = „eine traurige, eine dumme Geschichte“; dann auch „Folge der 
Ereignisse, Bericht über Geschehenes“.
Verwandtschaft des  Wortes „Geschichte“ mit 

schicken

 — in der Bedeutung : 

es schickt sich 

(tak wypada)

 und das 

Schicksal

 und das 

Geschick

Hegel: war der Meinung, dass man zwischen den objektiven und subjektiven Sichten auf 
bestimmte Ereignisse das richtige Maß finden soll.
Ernst Bernhein: hat Geschichte als Wissenschaft von der entwicklung der Menschheit 
genannt.
Karl Marx: Geschichte wird als Klassenkampft gebildet. Am Anfang war Urgesellschaft, alle 
besassen gemeinsame Gute; dann Sklaven, unfreie Menschen  Feudalismus: Adel-Bauer-
Burger; dann Arbeiter Ausbeutung

1

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Johan Huinziga – die geistige Form, in der eine Kultur über ihre Vergangenheit 
Rechenschaft gibt. 

Gliederung der Weltgeschichte

Urzeit

Ältere Geschichte der Menschheit 
und der einzelnen Völker von den 
Anfängen bis zum Einsetzen 
schriftlicher Quellen 
Wandmalerei auf Felsen in Höllen, 
Ausgrabungen

Vorgeschichte/ Prähistorie 
(pradzieje, okres 
prehistoryczny)

Das Altertum (3000 v.Ch.- 5 
n.Ch) , bis zum Ende der 
griechisch-römischen 
Antike

Zeitraum von den Anfängen 
geschichtlicher Kunde (Keilschrift 
– pismo klinowe, und 
Hieroglyphen, 2000 – chinesiche 
Schrift, 900 griech. Alphabet bis 
zum Ende der griech.-röm. Antike

Alte Geschichte

Mittelalter (5.-15. Jh)

Medium aevium – Zwischenzeit 
(die Zeit zwischen Altertum und 
Neuzeit)

Mittlere Geschichte 

Neuzeit (16.-17. Jh)

Geschichtperiode von etwa 1500 bis 
zur Französichen Revolution

Neuere Geschichte 

Neuste Geschichte (19-20 Jh)

Die osischer Revolution bis zum 
Ende des 1. bzw. 2. Weltkrieges 

Neueste Geschichte 

Zeitgeschichte – seit 1945

Die jüngste Vergangenheit

Zeitgeschichte

Teildisziplinen und Nachbargebiete der Geschichte

-Kirchen- und Kirchenrechtgeschichte
-Rechts-, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte- Entwicklung vom Recht
-Völkerrecht (prawo miedzynarodowe)
-Kriegs- und Militärg. (Papstum – Kaisertum) 
-Wirtschafts- und Sozialgeschichte (Funktionsweise der Gesellschaft)
-geschichtliche Landeskunde und Landesgeschichte(jedes Dorf hat eigen Geschichte)
-politische Ideengeschichte (Liberalismus, Konservatismus, Kommunismus, Nationalismus, 
Sozialismus, Gleichheit)
-politische Wissenschaft (Stadt, öffentliche Meinung, Zeitschriften)
-Publizistik, darunter G. der deutschen Presse und des Rundfunks
-Kulturgeschichte
-Literaturgeschichte
-Kunstgeschichte
-Technikgeschichte (Transportmittel: Pferde, Autos, Flugzeuge)   

  

Herkunft und Bedeutung des Wortes „deutsch“
*

theudisc

, *

theodisc

, zu ahd. 

thiot[a]

, „Volk“, d.h. „von Stammesart“, „dem Volke eigen“, 

„volksmäßig“. 
latinisierte Form 

theodiscus

2

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Im 9. Jh. gab es neben theodiscus das ahd. 

diutisc

, die hochdeutsche Form des 

westfränkischen *theudisc, die Urform von „

deutsch

“.

„deutsch“ – ursprünglich 
(1) 

zum Volk 

(„diot“) 

gehörig

, dann – (2) das 

Volk

 selber und zuletzt (3) das 

Land

theodisca lingua

 (die Sprache des Volkes) war der Gegensatz der 

romana lingua

 (die Sprache 

der Römer). 
Im Englischen bedeutet das ähnlich klingende 

Dutch

 „holländisch“, 

Im Gotischen bedeutete 

diudisko

 „heidnisch“.

Richard Wagner (1813 – 1883) dt. Musikdramatiker, Schriftsteller, Kunsttheoretiker, 
Dirigent, Theaterleiter u. Regisseur.

„Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun“

L. Hoermann (1857 – 1927) aus Linz: 

„Deutsch sein heißt gut sein, treu sein und echt ...“

.

Emanuel Geibel (1815-1884) sagte 1861: 

„Und es mag am deutschen Wesen einmal noch die 

Welt genesen.“ 

(die Deutschendenken, dass die Welt sich verändert)

 „Volk der Dichter und 

Denker“

Karl Kraus (1874 – 1936) - 

„ein Volk der Richter und Henker“(kat)

Herkunft der Wörter „Volk“ und „germanisch“

Germanus

 

1. „Mann des Speers“ (ger + man), aber auch 
2. einen „begierigen Menschen“ (< begehren); 
3. Bruder (von germen = Samen, span. herman = Bruder).
Indo

germanisch       

 ↔      indo

europäisch

Bedeutungen des Wortes Germanistik
1.im weiteren Sinne: die gesamte 

germanische Philologie

, d.h. Sprach- und 

Literaturwissenschaft sowie Volks-, Altertums- und Rechtskunde aller germanischen Völker; 
2. im engeren Sinne: die Wissenschaft von der deutschen Sprache (deutsche Philologie und 
deutsche Literatur). 
Als 

Germanisten

 wurden in der 2. Hälfte des 19. und in der 1. Hälfte des 20. Jh. Vertreter der 

deutschen Rechtswissenschaft, d. h. 

Juristen

 bezeichnet, die das germanische Recht vor der 

Rezeption des römischen Rechts erforschten.
Seit Karl dem Großen (768-814) 

Gefühl der sprachlichen Zusammengehörigkeit

.

Durch Christianisierung der Sachsen (8. Jh., die letzte Stamm, die sich christianisieren lässt) 
wurde 

Altsächsisch

 in den 

deutschen Sprachraum

 einbezogen.                           

Deutsche Stämme und ihre Dialekte

Franken 

am Mittel- und Niederrhein und am Main

Alemannen

an der oberen Donau, am Neckar und Oberrhein

Bayern

im Alpenvorland und in den Nordalpen

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Thüringer

an der Saale (Soława)

Sachsen

zwischen der Nordsee und dem Mittelgebirge, der Elbe und mittlerer Ems

Friesen

an der Nordseeküste und auf den Vorgelagerten Inseln auf der Nordsee, Hessen

Die Deutschen – eine einheitliche Nation?

Nation

 (natio) im MA bedeutete „das Geborenwerden“, „Geschlecht“, „Volk(sstamm)“, zu: 

natum, Natur.
Nation- geschlossene, sprachlich und kulturell einheitliche Gruppe von Menschen, die 
gemeinsame Geschichte haben. 
Also: NEIN

-

eine Mischung der verschiedenen ethniechen Einheiten (früher im Mittelalter)

-

Wanderung verschiedener Nationalitäten

-

1672 die erste Französchische Kolonie – bis 1786

-

1871 - Deutschland

-

kulterelle Vielfalt (Sitten und Bräuche)

-

große sprachliche Differenzierung (Dialekte)

-

politische nicht einheitliche, Gefühl zur Regionalität

-

Teilung aus religiösen Gründen (Norden- Protestantismus; Süden- Katolizismus)

-

1945 – DDR und BRD 

Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr 

vom und zum Stein 

(1757 – 1831) sprach 1813 von 

drei Staaten auf dem Territorium des heutigen deutschen Sprachgebiets: 

Preußen, Österreich 

und ... Deutschland

.

Veit Valentin

: deutsches Volk ist eine „Mischung verschiedener ethnischer Bestandteile“.

„In meinem Staat soll jeder nach seiner Façon selig werden.“ (Friedrich II., der Große)
Golo Mann (geb. 1909)
Bernt Engelmann 
„Preußen. Land der unbegrenzten Möglichkeiten“;
„Wir Untertanen. Ein deutsches Antigeschichtsbuch“; „Einig gegen Recht und Freiheit“
von Yorck, von Tauentzien, von Manteuffel, von Podewil, von Itzenplitz aus Zezenow oder 
von Zitzewitz vom Stamm der Kutzeke; von Bülows, von Maltzan
von Moltke (ursprünglich hießen sie Moltiko), 
von Nostitz (das Geschlecht stammt vom Anführer der Lausitzer Sorben Sdilaw Nosticz);
Wilhelm Röpke sagte: der Junker ist ein „Bauer mit Monokel, der kleinliche Gewinnsucht 
und Schlauheit des schlechten Bauerntyps mit der Arroganz und dem herrschgewohnten Geist 
der Feudalherren verband.“
Verpreußung Deutschlands
Preußischer Militarismus

Bezeichnungen für Deutschland

962-1806

Sacrum Imperium Romanum (Heiliges Römisches Reich (deutschen 
Nation) – das I-te Reich

1806 - 1814

Der Rheinbund

1814 - 1866

Deutscher Bund

1866 - 1871

Norddeutscher Bund

1871 - 1919

Das II-te Reich

1919 - 1933 

Weimarer Republik

1933 - 1945

Das III- te Reich

1945 - 1990

DDR (Deutsche Demokratische Republik) und BRD

Seit 1990 

Bundesrepublik Deutschland (BRD)

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RÖMISCH - GERMANISCHE UND FRÄNKISCHE ZEIT (BIS 843/870)

Menschlische Spuren auf dem Territorium Deutschlands aus der Urzeit.
Der erste Mensch erschien auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands vor ungefähr 500-300 
Tausend Jahren Heidelberger Mensch. Neben ihm gab es sog. Neandertaler, der am Ufer 
des Flusses Neander lebte (Süddeutschland).
Die ersten Einwohner des Deutschlands waren Fischer und Jäger. Sie befassten sich mit Vieh, 
Ackerbau, Wein und Ostbau (heute- Rhein, Mosel). Sie bedienten sich der Bronzegeräte, die 
sie sich selbst erzeugt haben.
Die Deutschen haben ihre Ursprünge in den Germanen. 

GERMANEN

eine Vielzahl von Völkern und Stämmen in Nord- und Mitteleuropa, die der so 

genannten indogermanischen Sprachfamilie angehören

- Bedeutung des Namens unklar: ursprünglich von den Kelten für benachbarte 

nichtkeltische Stämme gebraucht  (Cäsar hatte disen Namen für die nordischen 
Barbaren übernommen und dann fungierte es las die Bezeichnung unter den Römern)

- Es bezieht sich im Wesentlichen auf rechtsrheinisch wohnende Völker und Stämme
- die Bildung von Stämmen bei den Germanen – ein schwieriges Forschungsproblem
- es gab Siedlungsverbände: fühlten sich von ihren Nachbarn unterschieden durch 

gemeinsame Sprache, Abstammung, Königssippe, Götterverehrung, Sitten, 
Traditionen

Großgruppen: 
- Westgermanen: Völkerschaften, die in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung 
zwischen Rhein und Elbe, zwischen Nordseeküste und Donau wohnten

 die Rhein-Weser-Germenen: aus diesen Stämmen hat sich im 3. 

Jahrhundert der Großband der Franken gebildet

 die Nordsee-Germenen: zu denen die Angeln, Fiesen, Sachsen zählten
 die Elb-Germenen: die Cherusker, Chatten, Markomannen, Sweben 

und Semnonen

- Ostgermanen: die Goten, Vandalen, Langobarden
- Nordgermanen: blieben in Skandinavien und Dänemark; von ihnen tauchten Normanen 
oder Wikinger auf

Eine starke patrialchalische Autorität

- wichtigste gesellschaftliche Einheit - der Sippenverband (war auch 

Siedlungsgemeinschaft)

- der Adel
- Freie – Bauer, Handwerker
- Halbfreie
 (Unterworfene, Freigelassene)
- Sklaven (Kriegsgefangene, unfrei Geborene, in Schuldknechtschaft Geratene)

Viele Stämme hatten Könige: die mit dem Götterkult zusammenhängenden Aufgaben zu 
erfüllen; „Sakralkönigstum“
Heerkönigstum: erfolgreicher Heerführer, oft erblich, Gefolgschaft; Auf dem 
Gefolgschaftswesen beruhrte später die Vasallität

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GERMANEN UND RÖMISCHES REICH

- Gruppen drangen schon 2.Jh v.Ch. in das Gebiet des Römischen Reiches ein - besiegten 

mehrfach römische Heere aber geschlagen

- Kaiser Augustus gab den Plan, die Reichgrenze bis zur Elbe vorzuschieben nach der 

Niederlage des Varus gegen den Cheruskerfürsten Arminius 

im Schlacht im 

Teutoburger Wald 9 n.Chr.

 auf (3 Tage).

- im römischen (im Wesentlichen linksrheinischen) Germanien: 

o um 90 geteilt in die Provinzen Ober- und Niedergermanien; Hauptstädte: 

Mainz, Colonia; 

o gesichert durch den Limes
o entwickelte sich ein blühendes Städtewesen: römische Vorbilde, eigenständige 

Kulturformen, römische Techniken wie Ziegel-, Keramik-, Glasherstellung 
übernommen
Straßennetz ausgebaut, römische Landgüter mit Villen und 
neuen Anbaumethoden veränderten das Landschaftsbild

o immer mehr Germanen ins römische Heer eintraten
o die Verhältnisse am Limes blieben relativ stabil, trotz einiger kriegerischer 

Auseinandesetzungen

o Viele im Römischen Reich lebende Germanen wurden romanisiert

ARMINIUS

- Geboren im Jahre 16 (18?) v.Ch. als Sohn des Cheruskerfürsten Segimer
- als Kind kam zur Erziehung und militarischen Ausbildung nach Rom 
- nach der Rückkehr zu seinem Stamm stellte er sich an der Spitze einer Verschwörung 

gegen den römischen Statthalter Varus (versuchte das römische Verwaltungs-, Steuer-, 
Rechtssystem im rechtsreinischen Germanien einzufuhren)

- Varus ließ sich im Herbst des Jahres 9 im Teutoburger Wald

 

    mit drei Legionen in 

einen Hinterhalt locken; verlor sein ganzes Heer (etwa 20 000 Mann); beging 
Selbstmord

- Arminius gelang es nicht einen allgemeinen Aufstand der Germannen gegen Rom 

auszulösen 

- Die politischen Gegensätze und  persönliche Feinschaften blieben stehen 
- von Verwandten ermordet
- so Tacitus: „der Befreier Germaniens“

Quellen

Poseidonios (um 135 v.u.Z. — 51 v.u.Z.)
Plinius d. Ä. . (23 — 79 n.Chr.) Naturalis historia (Naturgeschichte)
Publius Cornelius 

Tacitus

 (um 55 — um 120) De origine et situ Germanorum 

(Über Ursprung und Lage der Germanen, kurz: Germania)
- im 1.Teil schildert er Land und Leute
- im 2.: charakterisiert einzelne Stämme und ihren Wohnsitz
- Kenntnisse nicht aus eigener Anschauung, sondern literarische Quellen
er   rühmt   an   den   Germanen   ihre   einfache   Lebensweise,   ihr   sittenstrenges   Familienleben, 
geradlinige   Wesensart,  Tapferkeit,  Freiheitsstreben  <---  idealisiert;   tadelt   auch   die 
Schwächen der Germanen: Trägkeit in Friedenszeiten, Neigung zu unmäßigem Biergenuss, 
Leidenschaft für das Wurfelspiel

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Volkstyp: Ich selbst trete deren Meinung bei, welche annehmen, dass Germaniens Bewohner 
durchaus von jeder Vermischung mit anderen Völkern frei sind, vielmehr als ein eigener, 
reiner und nur sich selbst gleicher Volksstamm dastehen. Auch ihr Aussehen beweist dies. 
Denn unerachtet der großen Zahl dieser Menschen ist allen gleiche Gestalt, allen sind 
trotzige und blaue Augen, blondes Haar, große und nur zum Angriff tüchtige Körper 
(eigen). Nicht mit derselben Geduld dauern sie in Anstrengung und Arbeiten aus, und am 
wenigsten können sie Durst und Hitze ertragen. An Kalte und Hunger sind sie durch Him-
mel und Boden gewohnt. (Tacitus)

Nordgermanen

 (in Skandinavien verbliebene Stämme);

Ostgermanen

  (sie wandern aus Skandinavien in das Gebiet östlich der Elbe — Wandalen, 

Burgunder, Goten, Rugier u.a.), siedelten zwischen Elbe, Weichsel und Schwarzem Meer

Westgermanen  

(Rhein-, Weser-, Nordsee- und Elbgermanen); nach Plinius in drei Gruppen 

eingeteilt:  

Ingwäonen  

(an   der   Nordsee),  

Istwäonen  

(am   Rhein)   und  

Herminonen  

(im 

Binnenland). 

Die Westgermanen und Teil des Ostgermanen  die deutschen Stämme
- aus Schweben: Alemanen
- aus Rhein: Weser, Germanen, Franken
- aus Hermunduren- Thüringer
Germanische Stämme:
Cherusker,   Ubier,   Batawer,   Chatten,   Franken,   Chauken,   Friesen,   Sachsen,   Sweben, 
Semnonen, Hermunduren, Langobarden, Markomanen, Quadden

Der germanische Stamm zerfiel in sog. Gauen  Gaukönig

Gau

, der (landsch.: das); -[e]s, -e [mhd. gou, göu = Land(schaft), Gegend]: 1. (bes. hist.) in 

sich geschlossene Landschaft, großer landschaftlicher Bezirk: die Untergruppen 
germanischer Stämme siedelten in -en. 2. (ns.) bestimmter Bezirk als Organisationseinheit 
der NSDAP

Die Gauen teilten sich in Hundertschaften. 

Hundertschaft

, die; -, -en: nach Tacitus – bei den Germanen eine etwa 100 junge Krieger 

umfassende Schar, die den Fürsten zu der erichtsverhandlung begleitete. Später auch: 1. 
adliger Herrschaftsbezirk und 2. aus 100 Mann bestehende [militärische, polizeiliche]  
Einheit: 
eine H. Soldaten (poln. sotnia; centuria)

Die wichtigste Gesellschaftliche Einheit ben den Germanen war der Sippenverband. Das 
oberste Organ in der Landgemeine war Thing – einedemokratische Institution, Volks- und 
Rechtsversammlung, auf den alle Angelegneheiten berührt wurden. Nur freie Menschen an 
dem Thing teilnehmen.   

Thing

 (Ding), das; -[e]s, -e [nhd. historisierend für ˛Ding]: bei den Germanen Volks-, 

Heeres- u. Gerichtsversammlung, auf der alle Rechtsangelegenheiten eines Stammes 
behandelt wurden: 
ein T. einberufen, abhalten;

Bei Westgermanen gab es keine Könige, es gab nur Herzöge, die aus dem Adel gewählt 
wurden.  

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Herzog

, der; -s, Herzöge, seltener: -e [mhd. herzoge, ahd. herizogo; urspr. = Heerführer]: 1. 

a) (in germanischer Zeit) für die Dauer eines Kriegszugs gewählter od. durch Los 
bestimmter Heerführer; 
b) (von der Merowingerzeit an) über mehrere Grafen gesetzter 
königlicher Amtsträger mit zunächst vorwiegend militärischen Aufgaben, später zum Teil 
stammesherrschaftlichen Befugnissen [u. Unabhängigkeit vom König]. 
2. a) <o. Pl.> 
Adelstitel eines Angehörigen des hohen Adels im Rang zwischen König u. Fürst (als 
Bestandteil des Familiennamens hinter dem Vornamen stehend): der Besitz H. Meiningens, 
des -s [von] Meiningen; Anschrift: Herrn Friedrich H. [von] Meiningen; Briefanrede: sehr 
geehrter Herr H. [von] Meiningen; b) Angehöriger des hohen Adels im Rang zwischen 
König u. Fürst; Träger des Adelstitels Herzog
 (2 a)der H. kommt; die deutschen Herzöge.

Neustrien

 im romanischen Westen zwischen Schelde = poln. Skalda und Loire = poln. Loara), 

Hauptstadt: 

Paris

Austrien

 im Osten (Champagne, Maas- und Moselland), Hauptstadt: 

Reims

, bzw. später 

Metz

Burgund 

Loire- und Rhônegebiet (dt. Rhone, poln. Rodan), Haupstadt 

Orléans

Germanische Götter

Wodan 

(Wotan, nordisch Odin, Odinn),

(dänisch, schwedisch, norwegisch onsdag; niederländisch woensdag, englisch Wednesday

Donar

 (>Donnerstag)

Ziu 

(Tiu). (>Dienstag (engl. tuesday)

Freia 

(Frija, Frea) (>Freitag)

Der 

Montag 

- Lehnübersetzung des lateinischen dies Lunae, Tag des Mondes; 

der 

Mittwoch

 ist der mittlere (vierte) Wochentag; 

der 

Sonnabend 

ist der „Abend vor dem Sonntag“, 

der 

Samstag

 (im süddt., rhein., österr., schweiz. Raum) stammt aus dem Hebräischen 

schabbath, d. h. „Feiertag“.

LIMES

- Die Römer begannen mit dem planmäßigen Ausbau 

einer Verteidigungsstellung an Rhein unf Donau 
seit Keiser Augustus

- im 2. Jh. bestand der römisch-germanische Limes im 

Gesamtverlauf aus 4 Hauptabschnitten

- durch den Limes wurde die Ausbreitung der 

Germanenstämme nach Westen und Süden aufgehalten

- gleichzeitig ermöglichte er ein friedliches Nebeneinanderleben und lebhaften 

Handelsverkehrt

Reste der Limesanlagen sind noch heute in Südwestdeu. zu sehen

Limes

, der; -, - [lat. limes (Gen.: limitis) = Grenzwall]: von den Römern angelegter 

Grenzwall zur Befestigung der Reichsgrenzen: der obergermanische, rätische L. (<Rätien: 
altrömische Provinz)

 

Hausmeier

, der [LÜ von lat. major domus, Majordomus] (hist.): Inhaber des wichtigsten 

fränkischen Hofamtes u. Anführer der Gefolgsleute;

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Meier - [mhd. meier, ahd. meiur, maior, gek. aus spätlat. maior domus, Majordomus; nach 
dem häufigen Familienn. Meier]: 1. Verwalter eines Fronhofs. 2. (veraltet, noch landsch.) 
Pächter, Verwalter eines Gutes.

GERMANEN UND CHRISTENTUM

im römischen Germanien gab es in der Zeit vor Konstantin dem Großen schon 

Christen: mindestens in Köln gab es eine Bischofskirche

der 1. nachweisbare Bishof Maternus nahm 313 und 314 an Synoden in Rom und 

Arles teil

313 Mailänder Toleranzedikt

 

  von Konstantin sichert Bekenntnisfreiheit zu; 391 – 

die Durchsetzung des Christentums als römischer Reichreligion (durch Theodosius I), 
doch:

- die Ausbreitung des christlichen Glaubens bei den feindlichen Germanen zunächst 

weitgehend blockiert

- fand in Gestalt des s.gen. Arianismus Eingang: die Lehre des alexandrischen 

Preiesters Arius; beruhte auf der Auffassung, Christus sei das aus dem Nichts 
geschaffene bevorzugte Geschöpf des Vaters ---> abgelehnt 325 das von Keiser 
Konstantin geleitete erste ökumenische Konzil von Nizäa (Vater und Sohn- verbindliche 
Glaubensatz)

- trotzdem gelang es den Arianern unter Konstantins Sohn Konstantius, ihre Lehre 

weithin durchzusetzen, bis das zweite ökumenische Konzil von Konstantinopel (381) 
sie erneut verurteilte

- das arianische Christentum gelangte zu den Westgoten, (die Bibel ins Gotische 

übersetzt)

- im Laufe des 5. Jh. zu anderen ostgermanischen Stämmen, darunter den Ostgoten, 

Vandalen, Longobarden,

- Nachteil: die Gegensätze zwischen den Eroberern und der katolischen Bevölkerung 

durch den religiösen Unterschied wurden noch vertieft

- erst Chlodwig Entscheidung für die katholische Religion
- der Arianismus erlosch mit dem Untergang des Vandalen und des Ostgotenreichs (6. Jh) 

und mit dem Übertritt der anderen zum Katholizismus. 

- die noch heidischen Germanen: Führung der Christianisierung: durch die iroschottische 

Kirche (7. Jh), die angelsächsische Kirche (8. Jh) 

VÖLKERWANDERUNG:

- Wanderungsbewegungen
durch den Einbruch der Hunnen in Europa nach 370 ausgelöst
- Westgoteneinfall in Italien, plünderte 410 Rom 
- nach Spanien, Nordafrika
- der Unterwerfung vieler Hermanenstämme durch die Hunnen setzte der Sieg eines 

römisch-germanischen Heeres auf den Katalaunischen Feldern ein Ende (Mitte 5. Jh.).

- Der Niedergang des Weströmischen Reiches wurde dadurch nicht aufgehalten. 

Odoaker beseitigte das machtlose weströmische Kaisertum, 493 in seiner Haupstadt 
Ravenna von dem Ostgoten Theoderich ermordet

- die Herrschaft der Ostgoten endete mit der Eroberung Italiens durch den byzantischen 

Feldherrn Narses (553)

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- neue Eroberer fielen: die Langobarden ---> Schufen ein Reich mit dem Zentrum 

Pavia---> erst 774 Karl der Große vernichtete

HUNNEN

- ein innerasiatisches Turkvolk, Angehörige lebten als Reiternomaden
- Sieg über die Ostgoten 375
- der Hunnenkönig Attila (Etzel in der Nibelungensage): überraschender Tod Atillas 453 

in der Hochzeitsnacht zerfiel das Hunnenreich rasch ---> die seiner Herrschaft 
unterworfenen Germanen lösten sich wieder aus der Abhängigkeit

THEODERICH DER GROßE

FRANKENREICH

- Der Großverband der Franken bildete sich aus mehreren im Niederrheingebiet 

ansässigen westgermanischen Stämmen

- allmählich drangen sie nach Westen auf römisches Gebiet vor, traten teilweise in 

römische Dienste

- Chlodwig leitete Großmachtbildung ein; 
- seit dem 6.Jh. gab es keine religiösen Barieren zwischen den fränkischen Eroberern und 

der eingesessenen galloromanischen Bevölkerung ---> Verschmelzung

- In den westlichen Landesteilen behielt das romanische Element ein stärkes Gewicht;
- in den östlichen Gebieten das germanische überwog
- nach und nach bildete sich eine Sprachgrenze heraus
-

Francia

 – Kernland des fränk.-karoling. Reiches

CHLODWIG

- geb. 466, ein Merowinger, wurde wohl 482 Nachfolger seines Vaters als Teilkönig der 

salischen Franken

- unterwarf und beseitigte alle anderen fränkischen Gaukönige
-

wohl 498 empfing der Frankenkönig in Reims durch Bishof Remigius die Taufe:

o die Konsolidierung seiner Herrschaft in den neu erobten Gebieten,

- die Übernahme des römischen Verwaltungssystems
- die 1. Aufzeichnung des fränkischen Volksrechts – der Lex Salica

MEROWINGER

- der Sage nach hatten den halbgöttlichen Ursprung; stammten aus einem 

Meerungeheuer

- magische Kräfte zugeschrieben – heidische Vorstellungen
- vier Söhne ---> das Frankische Reich geteilt
- eroberten das Thüringerreich und das Burgunderreich
- seine Macht verloren sie mehr und mehr an den Adel, an dessen Spitze die Hausmeier 

traten

WINFRID - BONIFATIUS

- heidische Germanen
- Missionisierung im frankischen Reichsverband machte im 6. u. 7. Jh. nur mühsame 

Fortschritte

- seit 700 – eine Reihe der Missionaren: Angelsachsen eg. Winfrid (Apostel der 

Deutschen bezeichnet), geb. in Wessex, verließ England ---> der Papst beauftragte ihn 

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719 mit den Germanenmission, verlieh ihm den Namen des Heiligen dieses Tages: 
Bonifatius

- gründete Klöster (Fulda), machte sich um die Bistumsorganisation verdient
- zum Bischof geweiht
- 723-24 fällte Bonifatius die berühmte Donareiche von Geismar
- fand den Märtyrertod (seine Gebeine sind im Dom von Fulda)

DIE ERSTEN KAROLINGER

- die Vormachtstellung begründete der Hausmeier Pippin (der Mittlere); er vereinigte 

das Fränkische Reich wieder

Pippins Sohn Karl schlug 732 die Araber bei Poitiers (drängte sie endgültig über die 

Pyrenäen zurück; dieser Sieg hatte für die weitere Geschichte Europas entscheidende 
Bedeutung; man hat Karl später den Beinamen Martell (Hammer) gegeben;

- Karls Sohn Pippin (der Jüngere) verbannte den Merowinger ins Kloster; ließ sich von 

den fränkischen Großen zum König erheben

- eine kirchliche Salbung, Legitimation verlieh
- Pippin bekämpfte erfolgreich die Langobarden. Er hat ihnen Gebiete abgenommen; 

später übertrug er sie dem Papst als Besitz der Kirche ---> Pippinische Schenkung 
begründete den Kirchenstaat (Patrimonium Petri = Erbe des Hl. Petrus) und es blieb 
unter seiner Obhut

LANGOBARDEN

- hatten ihre Wohnsitze lange Zeit an der unteren Elbe (westgermanisches Volk)
- gründeten ein Reich mit der Haupstadt Pavia (6. Jh)
- nach der Eroberung Ravennas (Mitte 8. Jh) sah sich der Papst in Rom unmittelbar 

bedroht;

der Papst rief den Frankenkönig Pippin zu Hilfe; er stoppte den langobardischen 

Ausdehnungsdrang

- erneute Übergriffe der Langobarden auf päpstliches Gebiet beendete Pippins Sohn und 

Nachfolger Karl der Große – er unterwarf die Langobarden 774, setzte sich selbst 
ihre Königskrone auf

PIPPINISCHE SCHENKUNG / KIRCHENSTAAT

- die kirchliche Sanktionierung der Königserhebung Pippins 751  das Bündnis 

zwischen dem Papsttum und dem Fränkischen Reich 

- das Bündnis festigte sich: Papst Stephan II reiste ins Frankreich und erhielt 754 ein 

feierliches Schutzversprechen des Königs

- er salbte Pippin und seine Söhne erneut und verlieh ihnen den Titel patricius 

Romanorum 

- der Frankenkönig versprach die Übergabe der Gebiete, die er von den Langobarden 

erobert hatte ---> der Umfang dieser so gen. Pippinschen Schenkung ist umstritten; 
Aus diesen Gebieten ist der Kirchenstaat entstanden

- Karl der Große hat die Schenkung seines Vaters bestätigt und den Kirchenstaat unter 

fränkischen Schutz gestellt

- der Schutz des Kirchenstaates (des Patrimonium Petri) zählte er zu seinen Aufgaben
- die Italienpolitik der deutschen Könige führte im M.A. auch zum Zusammenstoß 

zwischen den beiden höchsten Gewalten der damaligen Welt, dem Kaisertum und 
dem Papsttum, um die Vorherrschaft in der Weltordnung
 

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KARL DER GROßE

-  Sohn Pippins des Jüngeren; zuerst teilte er die Herrschaft mit seinem 

jüngeren Bruder Karlmann, er starb

- setzte sich selbst die Königskrone der Langobarden auf ---> seitdem nannte 

er sich rex Francorum et Langobardorum

- anlässlich eines Aufenthaltes in Rom wurde er am Weihnachtstage 800 

von Papst Leo III. zum Kaiser der Römer gekrönt (eine 
Herausforderung für das byzantische Kaisertum)

- bemühte sich um die Vereinheitlichung der Rechtsverwaltung; ordnete die 

Aufzeichung der Stammesrechte an

förderte die Reichkirche: seine Sorge für innere Reformen des kirchlichen und 

klösterlichen Lebens; 

- an seinem Hof versammelte Karl die bedeutendsten Gelehrten der Zeit ---> 

Aufschwung von Bildung, Wissenschaft, Kunstpflege ---> der Begriff karolingische 
Renaissance
 geprägt

- schon seine Zeitgenossen verliehen ihm den Beinamen „der Große“
- starb 814
- Kulturpolitik:

o Verschmelzung der römischen und germanischen Kulturtradition
o Überwindung des verwilderten (zdziczały) Lateins
o Sammlung der germanischen Heldenlieder und Liturgietexte
o Anregung zum Schaffen einer Grammatik des Germanischen

SACHSENKRIEGE

-

Auseinandersetzungen Karls des Großen mit den heidischen Sachsen

- wurden zur Taufe gezwungen
- die Zerstörung der Irminsul, eines Heiligtums der Sachsen – ein säulenartiger 

Holzstamm, rief 772 den erbitterten Widerstand des ganzes Volkes hervor; an der Spitze 
stand der westfälische Adlige Widukind

- Teile des sächsichen Adels auf die fränkische Seite überwechselten und sich taufen 

ließen

- drakonische Strafmaßnahmen – Hinrichtungen (egzekucja, stracenie)
- es kam immer wieder zu Unruhen
- Karl suchte die Versöhnung zwischen Franken und Sachsen --->
- 802 – das sächsische Volksrecht (Lex Saxonum) aufgezeichnet
- der Aufbau einer kirchlichen Organisation; Einrichtung von Bistümern u.a. in Bremen 

----> Christianisierung des sächsischen Volkes

KAISERKRÖNUNG

- Papst Leo III. wurde 799 von einer Adelsopposition in Rom abgesetzt. Er floh zu Karl 

und erbat seinen Schutz

- Nachdem sich der Papst von den Anklagen seiner Gegner befreit hatte,
setzte er Karl während des Weinachtsgottesdienst in der Basilika von Sankt Peter 

eine Krone auf; erwies ihm nach römisch-byzantischen Brauch die Proskynese 
(Kniefall

 der Titel Imperator

DAS FRANKENREICH KARLS DES GROßEN

- hinterließ ein riesiges Reich:

o Grenzen durch Grenzmarken gegen Einfälle abgesichert ==> 

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Markgrafen: z.B. die Spanische Mark, Pannonische Mark, Dänische Mark, 

Bretonische Mark; Grafen: Amtsträger: militärische Befehlshaber und Richter 
==> später wandelte sich das Grafenamt zu einem Lehen

- das Zentrum von Königsherrschaft bildete der Hof: feste Hofämter z.B.Marschall, 

Kämmerer

o die am Hof tätigen Geistlichen bildeten seit Pippin dem Jüngeren die 

Hofkapelle: nicht nur religiöse sondern auch diplomatische Aufgaben 
wahrnahm

o persönliche Freunde und Ratgeber

KAISERPFATZ / AACHEN

- Karl der Große besaß, wie alle mittelalterlichen Herrscher, keine feste 

Residenz; er zog mit seinen Gefolge von Pfalz (palatynat) zu Pfalz, um 
seine herrscherlichen Amtshandlungen auszuführen 

- hier stellte er Urkunden aus, hielt Gerichtstage ab, empfing Gesandte 

fremder Mächte

Lieblingspfalz Aachen (warme Quellen gegen Gelenkreumathismus) 

---> in der Mitte des 8. Jhs ein königliches Hofgut entstand

LEHNSWESEN UND GRUNDHERRSCHAFT

der mittelalterliche Staat beruhrte auf dem persönlichen Verhältnis zwischen dem 

Herrscher und dem abhängigen Volk

- die Grundherrschaft war die Herrschaft über das Land und darauf lebende Menschen
- mächtig war, wer Grund und Boden besaß ---> Im Fränkischen Reich war der 

mächtigste Grundherr der König

- der König verpflichtete sich Gefolgsleute aus dem hohen Adel des Landes: er übertrug 

ihnen Landbesitz aus Königsgut zur Leihe (später auch Ämter und Rechte) ---> die 
Großen des Reiches standen damit als königliche Vasallen in einem 
Abhändigkeitsverhältnis zum Herrscher

- sie konnten sich selbst durch Vergabe von Land, Rechten und Ämter Untervasallen 

schaffen

- so entstand das Lehnswesen; die Lehnspyramide
- der Lehnsvertrag wurde symbolisch abgeschlossen dadurch dass der Lehnsmann, der 

Belehnte, seine Hände in die des Lehnsherrn legte.

der Lehnsmann verpflichtete sich zu Dienst und Treue; der Lehnsherr übergab das 

Lehen und versprach Schutz und Treue. Der Lehnsvertrag endete erst mit dem Tod 
eines der Partner

seit dem 9. Jh. setzte sich die faktische Erblichkeit der Lehen durch
- wegen der zentralen Rolle von Grundherrschaft und Lehnswesen hat man der 

Gesellschaftsform des M.A.s den Namen Feudalismus gegeben (lat. Lehen heißt 
feudum)  

Lehnswesen

 = Feudalwesen < feudum, dt. „Lehen“

- vom Lehnsherrn an einen 

Lehnsmann = Vasall auf Lebenszeit verliehenes weltliches oder geistliches Gut 
(Kirchenlehen) 

Lehnspyramide

: der 

König 

vergab Grundbesitz und Ämter gegen Amts- und Kriegsdienste an 

Kronvasallen

: Herzöge [Pfalz-, Mark-, Land-, Burg-]grafen und Geistliche (Bischöfe, 

Reichsäbte). Das war die 

Hohe Lehe

 (aus ihr resultierte nur eine persönliche Abhängigkeit).

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Die Kronvasallen verliehen wiederum Land und Ämter gegen Amts- und Kriegsdienste an 
ihre 

Aftervasallen

: Ritter, Dienstmannen (

Ministeriale

, d. h. Unfreie im Hof-, Verwaltungs- 

und Kriegsdienst; später erhielten sie Dienstgüter als dienstrechtliche Leihe und wurden seit 
dem 13. Jh. zum 

Adel 

gerechnet), Äbte. Das war die 

Niedere Leihe

Zum unteren Teil der Lehnspyramide gehörten die Unfreien und Bauern: 

Hörige

 und 

leibeigene Bauern

.

Feudalismus 

bedeutet also die Gesamtheit derjenigen politischen, kirchlichen und sozialen 

Verhältnisse, bei denen Pflichten und Leistungen auf einem persönlichen Treueverhältnis 
zwischen dem Obern (Feudalherrn) und dem Untergebenen (Vasall) beruhen, wobei dieser 
durch Belehnung mit Grund und Boden (beneficium) belohnt wird.

-

REICHSTEILUNGEN 843 / 870

- Nach dem Tod Ludwigs des Frommen 840 verbündeten sich Ludwig der Deutsche 

und Karl der Kahle gegen den kaiserliche Rechte beanspruchenden Lothar --->

- der Bruderkrieg wurde 843 mit dem Teilungsvertrag von Verdun beigelegt:

o Lothar I. erhielt Italien und ein Mittelreich
o Karl der Kahle behielt den westlichen Teil
o Ludwig der Deutsche den östlichen Teil

- aber: Italien, Burgund wurden bald selbstständig; das übrige Mittelreich (Lotharingen

wurde 870 im Vertrag von Meerssen zwischen Karl dem Kahlen und Ludwig dem 
Deutschen geteilt

Aus den 

Straßburger Eiden 

(14.2.842)

«In godes minna ind in thes christânes folches ind unsêr bêdhero gehaltnissî, fon thesemo 

dage frammordes, sô fram sô mir got geuuizci indi mahd furgibit, sô haldih thesan mînan 

bruodher, sôso man mit rehtu sînan bruodher scal, in thiu thaz er mig sô sama duo, indi mit 

14

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Ludheren   in   nohheiniu   thing   ne   gegango,   the   mînan   uuillon   imo   ce   scadhen   uuerdhên». 

(Worte Karls des Kahlen)

911 Konrad  I. von Franken zum König gewählt

                                       Hildebrandslied

I

k gihorta dat seggen,

ðat sih urhettun      ænon muotin,
Hiltibrant enti Haðubrant      untar heriun tuem.
sunufatarungo       iro saro rihtun,

5

 

garutun sê iro guðhamun,       gurtun sih iro suert ana,
helidos, ubar hringa      do sie to dero hiltiu ritun.
Hiltibrant gimahalta,      Heribrantes sunu,   -   her uuas heroro man,
ferahes frotoro -       her fragen gistuont
fohem uuortum,      hwer sin fater wari

10

 

fireo in folche,      . . . . . . . . . . . .

951 Pavia: Krönung Ottos I. zum „König der Franken und Langobarden“

Italienpolitik

Ungarnsieg Ottos I. auf dem Lechfeld (10.8.955)

Markgrafen 

Bistümer:   Oldenburg,   Schleswig,   Havelberg,   Brandenburg   (948),   Meißen,   Zeitz   und 
Merseburg — alle unterstanden dem 

Erzbistum Magdeburg 

(968);

Bistümer Prag (973) und Olmütz (975) wurden von Mainz aus regiert 

Böhmen unter die deutsche Lehnshoheit 950

961-965:  2. Italienzug

2.2.962 Kaiserkrönung Ottos I. in Rom

Hausmacht 

– Territorien im erblichen Besitz einer Fürstenfamilie

Papalismus–

 der Papst herrscht über den Kaiser. Der Kaiser ist ihm untergeordnet. Der Papst 

ernennt Bischöfe. Die Doktrin des Primats des Papstes wurde von Georg VII erfunden und 
eingesetzt. 

Papalismus der; - (kath. Kirche): kirchenrechtliche Anschauung, nach der dem Papst die 
volle Kirchengewalt zusteht.

Episkopalismus –

 Überordnung des bischöflichen Konzils über päpstliche Überlegenheit.

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Episkopalismus - der; - (kath. Kirche): kirchenrechtliche Auffassung, nach der das Konzil 
der Bischöfe über dem Papst steht.

Kurialismus – 

römische Kurie – die römisch-katholische Zentralbehörde in Rom, die als 11 

Kardinalskongresse, 3 päpstliche Gerichtshöfen und fürsterlichen Ämtern bestand

Kurialismus - der; - (kath. Kirche): kirchenrechtliche Richtung, die der päpstlichen Kurie (1 
a) die oberste Gewalt zuspricht.

Erzbistümer

 

 

  

Köln, Mainz, Trier, Salzburg, Hamburg-Bremen und Magdeburg

Bistümer

 

 

 

  

Reichsklöster:

Fulda, Hersfeld, Quedlinburg, Lorsch und St. Gallen

Cluny
Cluniazenser Reform
Synode in Pavia (1046)
Synoden von Sutri und Rom (1046)

Dictatus Gregori Papae 

1075

Investiturstreit

Canossa 

1077 

1. jmdm. schwer fallende, aber von der Situation geforderte tiefe Selbsterniedrigung: ein K. 
durchmachen; *Gang nach K. (Kanossagang). 2. *nach K. gehen (eine schwer fallende, 
aber von der Situation geforderte Selbsterniedrigung auf sich nehmen);

Wormser Konkordat

 1122 

Stadt

Die Entwicklung der Städte
1) Merkmale und Funktionen der Stadt
2) Voraussetzungen für die Entstehung von Städten
3) Wichtige Handelswege und Handelplätze im Mittelalter
4) Die Wurzeln der Stadt im MA
5) Einteilung der Städte je nach ihrer historischen Herkunft und Funktion und nach ihrem 
Freiheitsgrad

Mit dem Anschluss an Bünde, Einungen und Eidgenossenschaften zeigt sich, dass die Städte 
im Spätmittelalter eine relativ autonome Stellung innehatten. „Die Zwecksetzungen dieser 
freiwilligen   Einungen   konnten   ganz   unterschiedlich   sein   –   Friedenssicherung, 
Vereinheitlichung der Steuern oder der Produktion, Zölle, Münzwesen, Gleichbehandlung der 
Bürger.“.   Die   bekanntesten   spätmittelalterlichen   Städtebünde   waren   die   Hanse,   der 
Rheinische, der Sächsische und der Schwäbische Städtebund. Insgesamt verfolgten die Städte 
durch die Bünde eine selbstständige Politik der Wahrung ihrer Rechte und ihrer Sicherheit. Im 
Zusammenhang   mit   den   Territorialisierungsbestrebungen   der   Fürsten   konnten   sich   die 
Städtebünde jedoch nicht behaupten. Für sie „war schließlich kein Platz mehr im territorialen 
Gefüge der sich verfestigenden Reichsverfassung.“     

Städte wurden seit dem 12.Jh. zum ersten Mal im MA. in größerer Zahl gegründet 

größere Siedlung mit geschlossener Bebauung;

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gegenüber anderen Siedlungen relativ hohe Bevölkerungsdichte;

Ort, an dem das gesellschaftsspezifische „System der Bedürfnisse“ (Hegel) und damit 
die Arbeitsteilung am differenziertesten „lokalisiert“ ist;

Siedlung, die weitgehende oder zumindest auffällige Unabhängigkeit von 
landwirtschaftlicher Produktion zeigt;

Siedlung, die für ein weiteres Umland ökonomisches und administratives, religiöses 
und kulturelles Zentrum ist.

Handelswege

/Flüsse:  Rhein,  Elbe,   Donau,  der  Neckar,  der Main,  die  Ruhr,  die  Ems,   die 

Weser, die Werra, die Fulda, die Saale, die Iller, der Lech, die Isar, die Salzach

Handelsplätze 

Heilbronn, Wimpfen, Frankfurt, Würzburg, Bamberg, Essen, Minden, Bremen, 

Halle, Merseburg, Naumburg, Kempten, Augsburg, Freising, Salzburg.

Wurzeln der Stadt

 im Mittelalter: 

Bischofssitze, Klöster. königliche Pfalzen, Burgen

urbs, civitas, burg

der Erdwall
der Graben
die Palisade

die (Stadt)Mauer

Burg

 wird zur 

Stadt

 mit 

Bürgern 

burgess, bourgeois

                                        

Städtetypen nach ihrer 

Herkunft und Funktion:

- (historisch) gewachsene Städte

 – alte Römersiedlungen: 

Colonia Agrippina

 (Köln), 

Augusta 

Vindelicorum

 (Augsburg), 

Colonia Augusta Treverorum

 (Trier), 

Castra Regina

 (Regensburg), 

Castra Batava

 (Passau), 

Confluentes

 (Koblenz).

- Pfalzstädten

 – es waren die ältesten Reichsstädte, alte Königssitze, z.B. Aachen (765), 

Nimwegen (767), Frankfurt (822), Heilbronn (841), Ulm (854);

Burgstädten

 – entstanden im Anschluß an ältere Burgen, z.B. Rothenburg ob der Tauber 

(1172), Donauwörth (1179), Schwäbisch-Hall (1180 – 1190), Breisach, Memmingen, 
Biberach (1170), Mühlhausen (1186), Schwäbisch-Gmünd (ohne Burg, 1188);
- andere 

Bischofsstädte

 – Städte, in denen Bischöfe Residenz hielten, z.B. Erfurt, Magdeburg, 

Halle
- Neugründungen durch Könige, Bischöfe, Fürsten oder aus 

„freier Wurzel“

.

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                                 Städtetypen nach ihrem 

Freiheitsgrad:

a) 

Freie Reichsstädte 

(etwa 120) unterstanden dem König, waren ihm zur Steuerzahlung u. 

Heerfolge verpflichtet, u.a. Aachen, Dortmund, Esslingen, Frankfurt am Main, Goslar, 
Lübeck, Nürnberg, Ulm; auch auf kirchlichem Besitz vom König gegr. u. privilegierte Städte, 
z. B. Colmar, Schaffhausen, Zürich; 
die 

Reichsvogteistädte

 Augsburg, Chur und Konstanz; 

ehemalige Bischofssitze 

Basel, Köln, Mainz, Regensburg, Speyer, Straßburg, Worms

b) 

Städte mit beschränkter Selbstverwaltung 

Territorialstädte oder Land(es)städte

„Stadtluft macht frei“

                               Entstehung neuer Berufe – Beispiele:

Textilgewerbe

: Weber, Färber – 

Schmiedehandwerk

:   Grobschmied,   Hufschmied,   Messerschmied,   Nagelschmied, 

Drahtschmied, Schlosser

Holzhandwerk

: Zimmerer, Schreiner, Drechsler

Bäcker

 teilten sich in Grob- und Feinbäcker

Fleischer und Wurstmacher
                                         
Organisationen des Handwerks und Handels

Innungen

Ämter

Zünfte

Zechen

Brüderschaften

Gewerke

Gilden

1099 Mainz – erste Weberzunft entstanden
1128 Würzburg – Schuhmacherzunft
1149 Bettziechenweberzunft (< die Zieche = Bett-, Kissenbezug)

Gilden 

oder 

Hansen

 Organisationen der Kaufleute

Älteste Hanse – die der Kölner Kaufleute in London (1157), zweitälteste Hanse – in Wisby 
(Insel Gotland) (1161) 

die Kogge (oder der Koggen)

Seit 1358 – Bund der Städte 

van der düdeschen hanse

Kommunebewegung

  oder  

kommunale Bewegung  

 

Kampf  der Stadtbewohner seit etwa 

dem 11. Jh. um 

Autonomie

 und 

Selbstverwaltung

, das Streben nach eigener Wehr-, Finanz- 

und Gerichtshoheit.

Die kommunale Bewegung und die Entstehung der Bürgerschaft

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- Seit dem späten 11. Jh. begannen die Bürger von Städten, ihre gemeinsamen Angelegenheiten 

wie Marktaufsicht, Zölle, Steuern, Mauerbau, Stadtverteidigung und Rechtsprechung durch 
eigene Beauftragte zu regeln

- sie repräsentierten die Städte nach außen (Stadtsiegel)
- die Gemeinde entstanden gegen den Stadtherrn, oder mit ihrer Zustimmung
- nicht alle Stadtbewohner gehörten zur Gemeinde; nur die, die Bürgerrecht besaßen:

o wohlhabend
o oft auch Voraussetzung: der Besitz von Grund und Boden in der Stadt
o außerhalb der Bürgerschaft standen die Juden, der Klerus, die Insassen der Klöster

- erst in den Zunftkämpfen des 14.Jhs erlangten die Handwerker den Zugang zu Rat
- seit dem 11. Jahrhundert kam es zur Überwindung Zwänge und Bindungen

-

in den Gründungsstädten entstand auch der rechtssatz, das Stadtluft über Jahr und Tag frei 
macht: Wer vom Land in die Stadt geflohen war und sich dort ein Jahr unangefochten 
aufgehalten hatte, der galt als Bürger  frei von der Bindung an seinen Grundherrn 
(Verteidigung durch die Bürgergemeinde)

Die Aufgaben der Städtebünde

- während des Interregnums (1254) entstand Rheinischer Bund

-

die rheinischen Städte schlossen einen großen Städtebund zur Selbsthilfe und zur 
Aufrechterhaltung des Landfriedens und zur Abwehr willkürlicher Zollfolderungen

- bereits nach zwei Jahren gehörten dem Bund über 70 Städte von Aachen bis Zürich an   
- Der Bund ging gegen die Friedensbrecher vor – Erfolge
- fühlte sich als Wahrer des Reichsinterreses
- doch konnte die Doppelwahl von 1257 nicht verhindert werden = das Ende des Bundes
- die Bestimmungen der Goldenen Bulle Karls IV: alle Einigungen und Bündnisse innerhalb und 

zwischen der Städten untersagt

UNIVERSITAT

 Der Begriff der Universität und die Entstehung der Universitäten

-

universitas magistrorum et scholarium – die Gemeinschaft (Körperschaft) der Lehrenden und 
Lernenden, wobei die Lehrstätte selbst auch als studium generale – im Gegensatz zum studium 
particulare
, der lokalen oder regionalen Lehranstalt – bezeichnet wurde

-

die ersten Universitäten des Abendlandes entstanden im 12.Jh. in Paris (vor allem Theologie 
und Philosophie), Bologna (Rechtswissenschaft), und Salerno (arabische Medizin)

- erhielten noch im 12.Jh die Eigenschaft juristischer Körperschaften mit dem Recht zur 

Verleihung des Doktorgrades (Promotionsrecht)

-

mehrere Disziplinen (Fakultäten) Theologie, kanonisches Recht, römisches Recht, Medizin und 
Pfilosophie (facultas artium, Artistenfakultät)

- als erste Universität in D. wurde von Keiser Karl IV. (in seiner Eigenschaft als König von 

Böhmen) im Jahre 1348 die Universität Prag gegründet

- 1365 folgte Herzog Rudolf IV. mit der Gründung der Universität Wien. 
- weitere Neugründungen im Reich: Heidelberg, Köln, Erfurt (14.Jh.), Leipzig (1409)

- 1500 gab es in D. bereits 16 Universitäten 

Bologna (1119);Paris (um 1150);Oxford (um 1167); Salamanca (1254);

Prag (1348

Prager Kanzleideutsch

);

Kraków   (1364);Wien   (1365);  

Heidelberg   (1386);  

1388   Köln;   1392   Erfurt;   1402 

Würzburg; 1409 Leipzig; 1419 Rostock; 1456 Greifswald; 1472 Ingolstadt; 1455 
Freiburg; 1459 Basel; 1476 Mainz und Tübingen; 1473 Trier

Städtische Schultypen:

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Ratsschulen (Lateinschulen)

Pfarrschulen

Klipp- und Winkelschule

Die Organisation des Studiums an der mitteralterlichen Universität

-

---> universitas magistrorum et scholarium – die Gemeinschaft (Körperschaft) der Lehrenden 
und Lernenden, wobei die Lehrstätte selbst auch als studium generale – im Gegensatz zum 
studium particulare, der lokalen oder regionalen Lehranstalt – bezeichnet wurde

-

die ersten Universitäten des Abendlandes entstanden im 12.Jh. in Paris (vor allem Theologie 
und Philosophie), Bologna (Rechtswissenschaft), und Salerno (arabische Medizin)

- erhielten noch im 12.Jh die Eigenschaft juristischer Körperschaften mit dem Recht zur 

Verleihung des Doktorgrades (Promotionsrecht)

-

mehrere Disziplinen (Fakultäten) Theologie, kanonisches Recht, römisches Recht, Medizin und 
Pfilosophie (facultas artium, Artistenfakultät) <--

-

das Studium begann in der Regel mit einer Art Grundstudium in Philosophie (artes liberales), 
das mit dem Grad des baccalaureus abgeschlossen wurde

- dann folgten weitere Studien, die zum Erwerb des Magister- bzw. Doktorgrades führten
- Universitätslehrer und Studenten waren meinst Kleriker
- die Studentel wohnten regelmäßig in Kollegien (unter kirchlicher Aufsicht) oder in Bursen, die 

von Lehrenden geleitet wurden

Trivium

: Grammatik, Rhetorik und Dialektik

Quadrivium

:Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik

universitas magistrorum et scholarium
universitas litterarum
die sieben freien Künste (septem artes liberales)

                                         

Akademische Grade:
Bakkalaureus (Pl. Bakkalaurei, engl. Bachelor, Abk. B.)
Lizentiat (Abk.: Lic.) 
Magister (Abk. Mag.)
Doktor (Abk. Dr.)
Habilitierter Doktor (Abk. Dr. habil., z.B. Dr. phil. habil., Dr. rer. pol. habil.)

                                                         

Themen der „Publizistik“ und Historiographie im Mittelalter

Publizistik

11,12,13 Jh – mitteralterliche Publizistik unterscheidet sich von der heutigen: es gab keinen 
Buchdruck, keine Zeitungen, geschriebene Texte wurden mühesam verstanden, sie waren 
nicht für alle zugänglich. Wegen des mittelalterlichen Bildungsmonopols der Geistlichen war 
Publizistik Angelegenheit vor allem geistlichen Gebildeten (der Kleriker auf den geistlichen 
und weltlichen Höfen). Das spiedelt sich in den mittelalterlichen Thematik wieder, weil 
diejenige Themen diskutiert wurden, die von größerer Beudeutung für die Kirche waren. 
Hauptstreitpunkte:

- Zölibat, Simonie  Humbert von Silva Candida
- Absetzbarkeit des Königs und des Papsts (możliwość usunięcia)
- Die Unterscheidung zwischen Temporalien (weltliche Besitze) und Spiritualien 

(geistliche Besitze)

- Angriffe ans Appstum als Insitution  Freidank, Vogelweide

„Drei Bücher gegen die Simonisten“ von Humbert von Silva Candida (gest. 1067)

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„Buch über die Einheit der Kirche“ (Anonym, 1092)
Manegold von Lautenbach „Liber ad Gebehardum“
Bernold von Konstanz (gest. um 1100)
Ivo von Chartres (um 1040 – 1116)
Walther von der Vogelweide „Reichssprüche“
Freidank (gest. 1233) „Fürstensprüche“; „Sprüche von Rom“
„Sprüche von Akkon“

Historiographie= Geschichsschreibung

Es gab Versuche, die Reichgeschichte mit der Lokalgeschichte zu verbinden
Literalische Werke : Till Eulenspiegel, Volkslieder, Festnachtsspiele 
In dieser Zeit begann sich auch die städtliche Geschichtsschreibung zu entwickeln. Es zeugt 
von dem zunehmenden Selbstbewusstsein der Bürger und ihrer Gefühlsbindung an ihren 
Wohnstädten. Charakteristisch ist die Hinwendung zur deutscher Sprache. 
Im MA entstand ein neuer Typ der Geschcihtsschreibung- Reihenchronik 
(Geschichtsdarstellung in Reihen). Sie waren in Latein geschrieben, dann in Nationalsprache 
 Gottfried Hagen „Kölnerchronik“, Ottokar von Steiermarkt „Österreichische Reihchronik“ 
Bruno (gest. nach 1084), „Buch vom Sachsenkrieg“; „Lebensbeschreibung Kaiser Heinrichs 
IV.“
Sigebert von Gembloux „Weltchronik“
Frutolf von Michelsberg „Universalchronik“
Otto von Freising “Taten Friedrichs“ (um 1150)
Sebastian Brant „Narrenschiff“ (1494)
Volksbuch über Till Eulenspiegel
Fritsche Closener (gest. vor 1373)
Jakob Twinger von Königshofen(1346 – 1420)

Was bedeutet die Formel „Heiliges Römisches Reich“, später (seit dem 15. Jh) mit dem Zusatz 
„deutschen Nation“?

Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation (oder Sacrum Imperium Romanum Nationis 
Germanicae
)

 war die offizielle Bezeichnung für das alte deutsche Reich, das sich im 10. 

Jahrhundert aus dem karolingischen Ostfrankenreich herausbildete und bis 1806 bestand. 
Mit der Krönung des Frankenkönigs Karls des Großen zum Kaiser durch Papst Leo III i
Jahr 800 entstand der Anspruch auf die Nachfolge des antiken römischen Imperiums. Nach 
dem Zerfall des Frankenreichs wurde es durch Otto I den Großen 962 wieder begründet. 

1254 wurde erstmals der Titel "Sacrum Romanum Imperium" ("Heiliges Römisches Reich") 
gebraucht, um den Gegensatz zum antik-heidnischen Römischen Reich, aber auch das Streben 
nach der sakral begründeten Vorherrschaft deutscher Herrscher im Abendland zum Ausdruck 
zu bringen; der Zusatz "Deutscher Nation" (Nationis Germanicae) erscheint im 
Spätmittelalter. Bis 1806 (Franz II legte die Krone nieder) war "Heiliges Römisches Reich 
deutscher Nation
" die offizielle Bezeichnung Deutschlands (oft abgekürzt als SRI für Sacrum 
Romanum Imperium
 auf lateinisch oder HRR auf deutsch). Zur Einhaltung des Landfriedens 
und für militärische Zwecke war das Reich in Reichskreise geteilt. 

1452- letzte Krönung in Rom

Das Heilige Römische Reich war ein vor- und übernationales Gebilde, das sich niemals zu 
einem Nationalstaat, wie etwa Frankreich oder Spanien entwickelte. Es gab einige zentrale 

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Institutionen, wie Reichstag, Reichskammergericht, Reichshofrat und die im Kriegsfall 
zusammengestellte Reichsarmee, aber keine Reichsregierung und auch keine Hauptstadt im 
eigentlichen Sinne. Vor allem nach dem Westfälischen Frieden 1648 war es nurmehr ein 
lockerer Verband deutscher Territorien; oder wie Voltaire spottete: weder heilig, noch 
römisch, noch ein Reich
. Eine engere Zusammenarbeit scheiterte meist am Partikularismus 
der größeren Fürsten und zuletzt am Dualismus Preußen-Österreich. 

Das Reich zerbrach während der Napoleonischen Kriege, als auf Veranlassung Napoleons ein 
Teil der deutschen Fürsten den Rheinbund bildeten. Die Säkularisationen durch den 
Reichsdeputationshauptschluss 1803 hatten bereits das prekäre politisch-konfessionelle 
Gleichgewicht des Reiches zerstört, das mit dem Westfälischen Frieden konstituiert worden 
war. 1806 legte Kaiser Franz II (schon ab 1804 als Franz I. Kaiser von Österreich) die Krone 
des Heiligen Römischen Reiches nieder. Auf dem Wiener Kongress im Jahre 1815 schlossen 
sich die deutschen Einzelstaaten zum Deutschen Bund zusammen.

Das „Reich“ war in der FNZ ein traditionaler, hierarchisch gegliederter, nur lose integrierter 
Personen-, Rechts- und Leistungsverband sehr heterogener Glieder auf lehnsrechtlicher 
Grundlage mit dem gewählten deutschen König bzw. Kaiser als Oberhaupt; es erhob 
Anspruch auf die universale Schirmherrschaft über die gesamte Christenheit, verstanden als 
Fortsetzung des antiken römischen Kaisertums (translatio Imperii auf die Deutschen im 
Frühmittelalter unter Otto dem Großen). Unmittelbare Glieder des Reiches waren etwa 100 
Territorialherren und etwa 50 Städte; Territorien und Städte waren von sehr unterschiedlicher 
Größe, ständischem Rang und politischem Gewicht. Die größten Territorialherren bildeten im 
Laufe der FNZ die Landeshoheit in ihren Territorien zu quasi-souveräner Stellung aus, einige 
wurden Könige in Ländern außerhalb des Reiches; die kleinsten (Reichsritter) hatten die 
Herrschaft nur über ein paar Bauernhöfe inne. Auch geistliche Amtsträger (Erzbischöfe, 
Bischöfe, Äbte, Äbtissinnen) sind Reichsstände und zugleich Inhaber von weltlicher 
Landeshoheit. Der Kreis der Reichsstände schließt sich erst allmählich ab durch gemeinsame 
Teilhabe an den Reichslasten, Beschickung der Reichstage, Anerkennung der Reichsgerichte 
und Einbeziehung in die Reichskreise. Zu dem so definierten „Reich“ im engeren Sinne 
gehören dann in der FNZ die Schweizer Eidgenossenschaft, die Niederlande und 
„Reichsitalien“ nicht mehr dazu. Das Interesse der Reichsglieder an gemeinsamem politischen 
Agieren ist unterschiedlich ausgeprägt, von Fall zu Fall muss eine Konsens hergestellt 
werden. Die mächtigen Reichsstände (insbes. der Kaiser selbst) bilden Klientelnetze unter den 
kleinen Reichsständen.

König/Kaiser

Der Kaiser als Reichsoberhaupt wird vom festen Kreis der Kurfürsten gewählt

, mit einer 

Ausnahme (Karl VII.) in der FNZ immer aus dem Haus Habsburg. Die Wahlmodalitäten sind 
in der 

Goldenen Bulle (1356)

 auf der Grundlage älteren Gewohnheitsrechts festgeschrieben. 

Nach Karl V. (1530) lässt sich kein König mehr vom Papst zum Kaiser krönen, sondern die 
Könige führen den Kaisertitel allein aufgrund der Wahl. Für dynastische Kontinuität wird 
dadurch gesorgt, dass oft schon zu Lebzeiten des Kaisers sein Nachfolger zum „Römischen 
König“ gewählt wird. Für jede Wahl muss der Kandidat den Kurfürsten Zugeständnisse 
machen, die seine Herrschaft stark beschränken und die traditionellen Rechte der 
Reichsglieder, insbesondere der Kurfürsten, konservieren (seit 1519 „Wahlkapitulationen“ als 
Reichsgrundgesetze). Der Kaiser verfügt über zunehmend weniger „Reservatrechte“, die er 
allein ohne Konsens der Stände ausüben kann.

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Reichstage

Reichstage sind das wichtigste Forum gemeinsamer politischer Beschlussfassung und 
repräsentativer Inszenierung des Reichsverbands:

erwachsen aus Kurfürstenversammlungen und kaiserlichen Hoftagen, 

fester institutionalisiert seit 1495 („Handhabung Friedens und Rechts“), 

aber ohne schriftlich fixierte „Geschäftsordnung“.  

Reichsglieder werden vom Kaiser unregelmäßig zusammengerufen, um Steuern zu 
bewilligen, über Gesetzgebung und Reichspolitik zu beraten etc. Die Reichstage sind in drei 
„Kurien“ oder „Räte“ gegliedert, die getrennt beraten und beschließen:

1. Kurfürsten 
2. Fürsten/Grafen/Prälaten/Herren 
3. Städte.  

Nur einvernehmlich (durch „amicabilis compositio“) ausgehandelte Beschlüsse aller Kurien 
und des Kaisers werden zu „Reichsabschieden“; im Konfliktfall hat die Mehrheit oder der 
Kaiser nicht die Macht, Dissentierende zu zwingen (so in Glaubenssachen); Krise des 
Reichstags während des Dreißigjährigen Kriegs. Seit 1663 entwickelt sich der Reichstag zum 
„immerwährenden“ Gesandtenkongress und zum vom Kaiser instrumentalisierbaren 
politischen Kommunikationszentrum in Regensburg.

Reichsgerichte   

Der Reichshofrat ist das höchste kaiserliche Gericht und zugleich eine kaiserliche Regierungs- 
und Verwaltungsbehörde in Wien/Prag; das Reichskammergericht (zur Wahrung des „Ewigen 
Landfriedens“ seit 1495) als kaiserlich-reichsständisches Gericht seit 1527 in Speyer, seit 
1690 in Wetzlar ist maßgebend für die Rezeption des römischen Rechts und die 
Professionalisierung der Justiz im Reich. Die Kompetenzen der beiden Gerichte sind nicht 
gegeneinander abgegrenzt. Beide sind höchste Appellationsinstanzen und Instanzen zur 
Austragung von Konflikten, an denen Reichsstände beteiligt sind. Untertanen der 
Reichsstände können dort gegen ihre Landesherren klagen! Die Gerichte stellen ein 
bedeutendes Moment zur Verrechtlichung politischer, konfessioneller und sozialer Konflikte 
dar, die zwar oft nicht abschließend gelöst, aber zumindest in der Schwebe gehalten und so 
entschärft werden.

Reichskreise

Das Reich als Ganzes hat weder eine zentrale Verwaltung noch eine militärische Exekutive, 
es bildet im Lauf der FNZ weder eine zentrale Bürokratie noch ein stehendes Heer aus, also 
das, was moderne Staaten kennzeichnet. Zur Durchführung von Maßnahmen, für die das 
Reich als Ganzes zu groß und einzelne Reichsstände zu klein sind, werden stattdessen seit 
1495 bzw. 1521 die so genannten Reichskreise geschaffen, d.h. das Gebiet des Reiches wird 
in geographische Kreise eingeteilt, die aus Territorien mehrerer Reichsglieder bestehen und 
für die regionale Durchführung reichspolitischer Entscheidungen zuständig sind 
(Kriegführung, Friedenswahrung, Exekution von Reichsgerichtsurteilen etc.).

Entwicklungstendenzen

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Das Reichsverfassungsrecht ist mehrheitlich Gewohnheitsrecht, einzelne 
„Reichsgrundgesetze“ werden nach und nach schriftlich fixiert. Die so genannte 
„Reichsreform“ 1495 etabliert bzw. verstetigt Reichsinstitutionen zur Rechts- und 
Friedenswahrung; die Einführung einer ständigen allgemeinen Reichssteuer (Gemeiner 
Pfennig) scheitert.

Im Konflikt um die Reformation scheitert das Bemühen um die sakrale kaiserliche 
Universalherrschaft. Der Augsburger Religionsfriede 1555 regelt die rechtliche Koexistenz 
der Reichsglieder jenseits der konfessionellen Spaltung, d.h. auf Reichsebene lösen sich 
Religion und Recht voneinander. Die Krise der Reichsinstitutionen führt in den 
Dreißigjährigen Krieg, in dem u.a. der Kaiser noch einmal um die Universalherrschaft im 
Reich und die Reichsstände um ihre „Libertät“ kämpfen. 1648 nach dem Eingreifen der 
auswärtigen Mächte ist der Tiefpunkt der Macht des Kaisers erreicht, der anschließend aber 
wieder ein effizientes Klientelsystem über die kleineren Reichsglieder aufbaut. 

Moderne Staatsbildungsprozesse spielen sich seither endgültig auf der Ebene der großen 
Reichsterritorien ab (Österreich, Brandenburg-Preußen, Bayern, Sachsen, Württemberg etc.), 
nicht auf der Ebene des Reichsverbands als Ganzem, der zu schwach integriert ist, um 
zentrale Aufgaben (militärische Verteidigung) gegen den Partikularismus der mächtigen 
Landesherren durchzuführen. Der machtpolitische Dualismus zwischen den beiden 
mächtigsten Reichsgliedern Brandenburg-Preußen und Österreich (beide mit 
Territorienschwerpunkten außerhalb des Reichs selbst) überfordert im 18. Jh. die 
Integrationskraft des Reiches. Unter dem Einfluss Napoleons 1803 
(Reichsdeputationshauptschluss) erfolgt die Säkularisierung der geistlichen Territorien und 
die Enteignung des Reichskirchenguts; 1806 legt Franz II die Kaiserkrone nieder und löst alle 
Reichsbindungen auf.

Die neuere Forschung hat herausgearbeitet, dass das Reich nicht an den Maßstäben nationaler 
Machtsstaaten des 19. Jh.s gemessen werden darf; umstritten ist aber die Beurteilung der 
Effizienz, Rechtsstaatlichkeit und Modernisierungsfähigkeit des Reichsverbands.

Was waren und was für eine Position besaßen weitliche und geistliche Landesherren?

- Zur Ausbildung der Landerherrschaft führte im MA das Bestreben der geistlichen und 

weltlichen Großen, 

o innerhalb der von ihnen besessenen Herrschaftsgebiete ihre Herrschaftsgewalt zu 

intensivieren und 

o konkurriende Herrschaftsrechte anderer auszuschalten

- Sie zielte auf die Beherrschung eines bestimmten geographischen Raumes ab 

(Flächenherrschaft)

- haben auch die Herrschaft über Personen 
- die mittelalterliche Staatsgewalt äußerte sich in einer Vielzahl von einzelnen Herrschaftsrechten 

(es gab keine einheitliche Staatsgewalt) ---> der Landesherr wollte möglichst viele 
Herrschaftsrechte in seiner Hand zu konzentrieren und andere Herrschaftsberechtigte der 
eigenen Herrschaft zu unterwerfen

- zu den wichtigsten dieser Rechte gehörten:

o die Grafenrechte mit dem Recht zur Ausübung der Hochgerichtsbarkeit sowie 

polizeilicher und militärischer Befugnisse

o die Rechte als Grundherr über anhängige Bauern

o

Vogteirechte (Schutz- und Herrschaftsrechte über Kirchengut)

o das Geleitrecht

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o das Befestigungsrech
o das Forstrecht (leśne) und andere nutzbare Herrschaftsrechte

-

Das Königtum legalisierte die entstehende Landesherrschaft der Fürsten in den Fürstengesetzen 
von 1220 und 1231/32; es vernichtete auf wichtige, bisher vom Reich in Anspruch genommene 
Regalien zu ihren Gunsten

- die Landesherren konnten sich auf eigene, nicht vom König anhängige (allodiale) 

Herrschaftsgewalt (z.B. durch Rodung) stützen

- Erwerbspolitik wurde durch Heirat, Kauf, Tausch, Pfandnahme oder auch im Wege der Gewalt 

betrieben

-

gegenüber den Bestrengungen des Landesherrn zur Ausbreitung und Intensivierung seiner 
Herrschaftsgewalt formierten sich die Untertanen – meinst der Landesadel und die Landesstädte 
(Landasses) – zur Landschaft oder zu Landständen. Sie beschlossen auf Landtagen gemeinsam 
mit dem Landesherrn über wichtige Landesangelegenheiten, wie Gesetzgebung und Steuer

- die Herrschaftsgewalt der meisten Landesherren hatte bereits im aMA ein hohes Maß an 

Eigenständigkeit erreicht; doch galt sie verfassungsrechtlich als ein vom König dem 
Landesherrn nach Lehrrecht verliehenes Recht zur Herrschaft ---> bei schwerer 
Pflichtverletzung auch entzogen werden konnte

- neben den Kurfürsten waren es im spätmittelalterlichen Reich vor allem die Habsburger in 

Österreich und der Steiermark sowie die Wittelsbacher in Bayern, die ihre Herzogtümer bereits 
zu relativ geschlossenen Landesherrschaften ausgebaut hatten 

Wie ist zur Schwächung der Zentralgewalt und zur Stärkung der Landesherrschaft gekommen?

- Zur Ausbildung der Landerherrschaft führte im MA das Bestreben der geistlichen und 

weltlichen Großen, 

o innerhalb der von ihnen besessenen Herrschaftsgebiete ihre Herrschaftsgewalt zu 

intensivieren und 

o konkurriende Herrschaftsrechte anderer auszuschalten

- Sie zielte auf die Beherrschung eines bestimmten geographischen Raumes ab 

(Flächenherrschaft)

- haben auch die Herrschaft über Personen 
- die mittelalterliche Staatsgewalt äußerte sich in einer Vielzahl von einzelnen Herrschaftsrechten 

(es gab keine einheitliche Staatsgewalt) ---> der Landesherr wollte möglichst viele 
Herrschaftsrechte in seiner Hand zu konzentrieren und andere Herrschaftsberechtigte der 
eigenen Herrschaft zu unterwerfen

- zu den wichtigsten dieser Rechte gehörten:

o die Grafenrechte mit dem Recht zur Ausübung der Hochgerichtsbarkeit sowie 

polizeilicher und militärischer Befugnisse

o die Rechte als Grundherr über anhängige Bauern
o Vogteirechte (Schutz- und Herrschaftsrechte über Kirchengut)
o das Geleitrecht
o das Befestigungsrech

o

das Forstrecht (leśne) und andere nutzbare Herrschaftsrechte

-

Das Königtum legalisierte die entstehende Landesherrschaft der Fürsten in den Fürstengesetzen 
von 1220 und 1231/32; es verzichtete auf wichtige, bisher vom Reich in Anspruch genommene 
Regalien zu ihren Gunsten

-

die Landesherren konnten sich auf eigene, nicht vom König anhängige (allodiale) 
Herrschaftsgewalt (z.B. durch Rodung) stützen

- Erwerbspolitik wurde durch Heirat, Kauf, Tausch, Pfandnahme oder auch im Wege der Gewalt 

betrieben

-

gegenüber den Bestrengungen des Landesherrn zur Ausbreitung und Intensivierung seiner 
Herrschaftsgewalt formierten sich die Untertanen – meinst der Landesadel und die Landesstädte 
(Landasses) – zur Landschaft oder zu Landständen. Sie beschlossen auf Landtagen gemeinsam 
mit dem Landesherrn über wichtige Landesangelegenheiten, wie Gesetzgebung und Steuer

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- die Herrschaftsgewalt der meisten Landesherren hatte bereits im aMA ein hohes Maß an 

Eigenständigkeit erreicht; doch galt sie verfassungsrechtlich als ein vom König dem 
Landesherrn nach Lehrrecht verliehenes Recht zur Herrschaft ---> bei schwerer 
Pflichtverletzung auch entzogen werden konnte

- neben den Kurfürsten waren es im spätmittelalterlichen Reich vor allem die Habsburger in 

Österreich und der Steiermark sowie die Wittelsbacher in Bayern, die ihre Herzogtümer bereits 
zu relativ geschlossenen Landesherrschaften ausgebaut hatten 

Was war das Interregnum

- die Epoche zwischen dem Erlöschen des staufischen Herrscherhauses in Deutschland (1254) 

und der Wahl Rudolfs von Habsburg im Jahre 1273

- der Begriff ins sofern missverständlich: keine „königslose Zeit“ --> zu viel Könige, die die 

Herrschaft im Reiche beanspruchten

- Rheinischer Bund

Die Bedeutung der Hausmacht und Hausmachtpolitik in der deutschen Geschichte

- als Hausmachtkönigtum wird das spätmittelalterliche Königstum bezeichnet
- mit der Vorstellung verbunden: der König seine Königsherrschaft in erster Linie zur Förderung 

seines eigenen Hauses und erst sekundär zum Wohle des Reiches eingesetzt habe

- der deutsche König des Spätmittelalters – im Gegensatz zu den europäischen Monarchen – nicht 

durch Erbfolge, sondern durch die Wahl der Kurfürsten zur Herrschaft gelangte

- seine Dynastie 
- einräumten dem Hausinteresse den Vorrang
- dazu: die Könige hatten keine große Landesherrschaften (wie im Hochmittelalter)
- möchten versuchen sich andererseitig eine entsprechende Machtgrundlage aufzubauern
- bot sich eine Gelegenheit besonders, wenn

o große Reichleihen durch das Aussterben einer Dynastie oder den Ungehorsam der 

Inhaber an das Reich fielen

o rechtlich bestand die Möglichkeit, diese Leihen in unmittelbare Reichverwaltung zu 

nehmen

o in der Praxis haben es die Könige vorgezogen, die anfallenden Güter an die eigenen 

Söhne zu verleihen ---> auf diese Weise eine Hausmacht zu schaffen

o so erwarben z.B. die Habsburger unter König Rudolf die Herzogtümer Österreich und 

Steiermark (1282), die Luxemburger unter Heinrich VII. das Königreich Böhmen 
(1310) und die Wittelsbacher unter Ludwig dem Bayern die Markgrafschaft 
Brandenburg (1323)

Die Bestimmungen der Goldenen Bulle Karls IV

- benannt nach dem in der königlichen Kanzlei verwendeten goldenen Siegel
- gilt als das bedeutendste Reichgesetz des Heiligen Gömischen Reiches
- besteht aus 31 Kapiteln, 

-

wurden auf dem Nürnberger Reichstag (die ersten 21), in Metz (die restlichen) 1356 verkündet

- regelte die Modalitäten der Königswahl und die Rechtsstellung der Kurfürsten:

o die Festlegung des Mehrheitsprinzips sollte künftige Doppelwahlen verhindern
o Entscheidung über bisher strittige Kurststimmen 
o die Unteilbarheit der Kurlande und das Prinzip der Erstgeburt (Primogenitur) bei der 

Nachfolge in den Kurfürstern festgelegt

o Regelungen über die Vormundschaftsführung getroffen
o den Kurfürsten wurden zudem besondere Vorrechte (unbeschränkte Gerichtsbarkeit, 

Berg-, Salz-, Münz- und Zollregal, Judenschutz) zuerkannt

o alle Einigungen und Bündnisse innerhalb und zwischen der Städten untersagt
o der Verbot der Pfahlbürger (Personen, die sich der Stadtherrschaft unterwarfen, ohne 

tatsächlich in die Stadt zu ziehen) erneuert

Goldene Bulle Karls IV 1356 – das Gesetz regelte endgültig die Modalitäten der Königswahl

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„Grundgesetz der deutschen Vielstaaterei“ (Karl Marx) und bestimmte: Königsort (Aachen), Königswahlort 
(Frankfurt am Main), das Prinzip der Erstgeburg (Primogenitum) und Unteilbarkeit für Kurfürsten. Papst hatte 
keinen Einfluss auf die Wahl Könige. 

Erläutern Sie die Begriffe Reichsstände und Reichstag!

- Reichstage:
- schön seit den ältesten Zeiten hielt der König mit den Großen des Reiches Versammlungen am 

Hönigshofe ab --->Hoftage; während ihnen holte er sich Rat und Zustimmung in wichtigen 
Reichsangelegenheiten

- der Teilnehmerkreis war zunächst noch weitgehend offen, denn es dem König grundsätzlich 

freistand, wen er zu diesen Versammlungen einladen wollte

- erst seit dem 15.Jh wurde die Reichsstandschaft (die Anerkennung als unmittelbarer 

Reichsstand) geforderd

-

die Versammulungen, die jetzt erstmalig als Reichstage bezeichnet werden, erscheinen von nun 
an immer deutlicher als verfassungsrechtliche Repräsentation der Reichsstände. Sie entschieden 
hier, unter dem Vorsitz des Königs tagend, gemeinsam mit diesem über wichtige 
Reichangelegenheiten, wie: Reichaufgebote, den Anlass von Reichgesetzen.

- seit 1489 traten die Stände dabei in drei getrennten Kollegien (Kurien) auf, die auch getrennt 

berieten und abstimmten

-

Dabei handelte es sich un den Kurfürstenrat, den Fürstenrat – umfassend Fürsten , Prälaten, 
Grafen und Herren – sowie das Kollegium der Frei- und Reichstädte

- seit 1497 wurde es üblich, die auf einem Reichstag gefassten Beschlüsse in einem förmlichen 

Erlass (Reichsabschied) zusammenzufassen und am Ende des Reichstages zu verkünden

               Aufgaben der Landesherren:

1. königliche Rechte: 

Regalien

Münz-, Zoll-, Markt- und Befestigungsrecht

2. Aufgaben, die das Königtum nicht erfüllen kann, weil es keine Organe dafür hat:

Gerichtsbarkeit, Rechtspflege Landfriedenswahrung

              
              Die sieben Kurfürsten:

geistliche Kurfürsten: 1.

Erzbischöfe von Mainz, 

2

.Köln und 

3

.Trier

weltliche Kurfürsten: 4.

der Pfalzgraf bei Rhein, 

5

.der Herzog von Sachsen – Wittenberg, 

6.

der Markgraf von 

Brandenburg 

und 7.

der König von Böhmen

(1415: Burggraf Friedrich I. von Hohenzollern erhält das Kurfürstentum Brandenburg 

1423: Friedrich der Streitbare aus dem Haus Wettin wird mit dem Kurfürstentum Sachsen belehnt)

1273 – Rudolf von Habsburg zum deutschen König gewählt

          Hausmacht

   

Hausmachtpolitik    Hausmachtkönigtum

Hausinteresse vs. Reichsinteresse

ewiger Landfriedensbund

 

 

 

  

der Talgemeinden Uri, Schwyz und Nidwalden, kurz darauf auch Obwalden und in der 

Folgezeit einige Städte: Luzern (1332), Zürich (1351), Glarus und Zug (1352) und Bern (1353) → 

Schweizer 

Eidgenossenschaft

                                          
                                   

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      Die Reichsstände – die dritte Macht neben Könige und Fürsten, hatten Stimmen im Reichstag

geistliche Herren

 (Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte u.a.)

weltliche Herren

: im Osten, d. h. in Schlesien, Pommern und Mecklenburg – Herzöge; alte deutsche 

Stammesherzogtümer wurden zu Grafschaften. 
politisch unabhängige 

Kleinstaaten

zahlreiche „

reichsunmittelbare Herren und Stifter

“; 

über 50 selbständige „

Freie Reichsstädte

Reichstag

<

Hoftag

Kurfürstenkolleg, 
Reichsfürstenrat,
Reichsstädtekollegium

Reichstagsschluss (conclusum imperii)

Aufgaben des Reichstags im MA: Beratungen und Entscheidungen über Heerfahrt, Reichskrieg, Reichssteuer 
und Reichsgesetze

Charakterisieren Sie die soziale und politische Situation in D. gegen Ende des 15.Jh.!

- mehrten sich die Klagen der Zeitgenossen über zahlreiche Missstände im Reich: 

Rechtsunsicherheit durch Mängel in der Gerichtsverfassung und das uberhand nehmende 
Fehdewesen, Schutzlosigkeitdes Reichesvon äußerer Bedrohung durch eine unzulängliche 
Wehrverfassung)

-

das Königstum – zeitweise im Bündnis mit dem Niederadel und den Reichsstädten auf eine 
Stärkung der monarchischen Zentralgewalt bestand (obstawać przy) 

-

Kürfürsten und Fürsten sahen die Lösung eher in der Entmachtung des Kaisers zugusten einer 
institutionalisierten reichsständischen Mitwirkung an der Reichsgewalt

- die Problematik wurde in der zeitgenössischen Publizistik wie auch auf zahlreichen Reichstagen 

des 15.Jahrhunderts erörtert; die Interessengegensätze zu groß, um zu einer gemeinsamen 
Lösung zu kommen

- der Durchbruch erfolgte erst in der Regierungszeit König Maximilians I.: er brauchte 

Unterstützung in seinen Kriegen gegen Frankreich ---> verstand dazu, den Forderungen der 
Reichsstände – vertreten vor allem durch den Mainzer Erzbischof Berthold von Hanneberg – 
wenigstens teilweise entgegenzukommen --->

- der Wormser Reichstag vom Jahre 1495 beschloss, 

o

das Fehderecht zugunsten eines Ewigen Landfriedens aufzuheben

o das Gerichtswesen durch die Errichtung eines vom König weitgehend unabhängigen 

Reichskammergerichts neu zu ordnen 

o

zur Stärkung der Reichssteuer wurde eine allgemeine Reichssteuer (Gemeiner 
Phennig) eingeführt, die an den König abzuführen war (odprowadzać)

- der Augsburger Reichstag, 1500

o Maximilian genötigt, der Errichtung des Reichsregiments zuzustimmten. Das was eine 

Art ständischer Reichtsregierung

o

zur Durchführung der Reichsexekution gegen Landfriedensbrecher und Vollstreckung 
der Reichsregierungsurteile wurde eine Reichsexekutionsordnung beschlossen ---> sie 
beruhrte auf einer Einteilung des Reiches in überterritoriale Verwaltungseinheiten 
(Reichskreise)

o weder das Reichsregiment noch die allgemeine Reichssteuer setzten sich als 

dauerhafte Institutionen

o die übrigen Ergebnisse der Reichsreform, Ewiger Landfriede, Reichskammergericht 

und Reichsexekutionsordung wurden auf dem Augsburger Reichstag vom 1555 

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bestätigt (mit einigen Modifizierungen) ---> wodurch die Reichsreform zu einem 
gewissen Abschluss gebracht wurde

Mittel zur Festigung der Territorialstaaten
Jeder Herrscher hatte ein Heer. Katholische Kirche war im Dienst der Territorialherrscher 
gestellt. 

Vergleichen Sie die Position des Papsttums im 14. und 15. Jh. in den westeuropäischen Ländern 
und in D.!

- der Einfluss Roms blieb in D. stärker als in den westeuropäischen Ländern ---> man war geneigt 

die Kurie als Wurzel aller Übel in der Christenheit zu betrachten

Geben Sie Beispiele für Mißstände in der Kirche an!

- zunehmende Kritik an Missständen in der Kirche in der Mitte des 11. Jh. ---> Reformbewegung
- Kritik richtete sich v.a. gegen die Unbildung und Verweltlichung des Klerus
- seinen geistlichen Pflichten kamm nicht nach, die Güter der Kirche 
- Leo IX: Verbote von 

o Simonie (Ämterkauf) 
o Nikolaitismus (Bruch der Zölibatsvorschriften)
o der Kampf gegen das Eigenkirchenwesen (die Verfügung von Leien über Kirchen)

o

Gregor VII. Reichskirche: die königliche Kirchenherrschaft ==> Investiturstreit wurde 
ausgelöst 

- Bettelorden der Franziskaner und Dominikaner (13. Jh), Ketzer
- der Einfluss Roms blieb in D. stärker als in den westeuropäischen Ländern ---> man war geneigt 

die Kurie als Wurzel aller Übel in der Christenheit zu betrachten

- besonders erregte der steigende Geldbedarf der Päpste, bedingt durch umfangreichen 

Bauvorhaben, die luxuriöse Hofhalyung und die Kosten für die Kriegführung des Kirchenstaats 

- allgemeines Ärgernis: die Kurie führte für die Vergabe von Pfründen,für Dispense, Ablässe und 

anderes immer neue Gebühren und Abgaben ein.

- man führte Klage über die päpstliche Verwaltungspraxis und Gerichtsbarkeit
- der Ablasshandel beruht auf der Meinung, die Kirche kann den Gläubigen für bestimmte 

Leistungen (z.B. Pilgerfahrten) Ablass der Sündenstrafen gewähren

-

Die Ablasspraxis nahm infolge des wachsenden Finanzbedarfs der Kurie immer größere 
Ausmaße an ---> die Auswüchse des Ablasshandels veranlassten Luther zur Abfassung seiner 
95 Thesen

lutherische Reformation

Thesenanschlag

Ablass

Missstände in der Kirche

Säkularisation

„wohlfeile“ Kirche

Johannes Tauler (um 1300 -1361)

Jan Hus (1371 – 1415)

Bibelübersetzung 

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(Neues Testament, 1522; 
Altes Testament, 1534 abgeschlossen)

die Wartburg
Thomas Müntzer 
Bauernkrieg (1524/25)
Wider die mörderischen und räuberischen Rotten der Bauern (1525)
das Landeskirchentum
preußischer Lehnseid (1525)
Fabeln Äsops
Gedanken sind (zoll)frei; 
„deutsch mit jemandem reden“, „dem Volk aufs Maul schauen“; Feuerprobe; Freigeist; 
geistreich; Geizhals; Pöbel; rechtschaffen (ehrlich und anständig; redlich); Richtschnur; 
Schauplatz; Selbstmörder; zweischneidiges Schwert.
„Der Gerechte wird seines Glaubens (d.h. aus dem Glauben) leben“ (Röm. 1,17)
„Gottes Gerechtigkeit“ ist offenbar geworden „aus dem Glauben an Jesus Christus für alle 
Glaubenden“ (Röm. 3, 22-23)

         
 Wichtige Begriffe der evangelischen Christen:

Gott ist die einzige Autorität.
Christus ist das einzige Heil.
Die Bibel ist die einzige Glaubensquelle.
Der Glaube ist der einzige Weg zum Heil.
Das Gebet ist der einzige Gottesdienst.

        Negation überlieferter (tradierter) Werte

Heilige, 
Messopfer, 
Ablass, 
Reliquien, 
Wallfahrten, 
die Mehrheit der Sakramente (es werden nur Taufe, Kommunion und Buße praktiziert), 
Papsttum, 
Konzilien, 
Priestertum

                 Reformschriften Luthers: 

Sermon von den guten Werken (März 1520)
Vom Papsttum zu Rom wider den hochberühmten Romanisten zu Leipzig (Juni 1520)
An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung
 (August 1520)
Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche (Oktober 1520)
Von der Freiheit eines Christenmenschen (November 1520)
Von weltlicher Obrigkeit und wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei (März 1523, Zwei-Reiche-Lehre)
Ein Sendbrief vom Dolmetschen (1530)
Wider das Papsttum zu Rom vom Teufel gestiftet
 (1545)

STRUKTURELLE HINTERGRÜNDE DER REFORMATORISCHEN BEWEGUNG

 Kirchlicher Fiskalismus

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Die Papstkirche war aus den Kämpfen der Konzilsära und den Vernichtungsfeldzügen gegen 
Ketzerbewegungen siegreich hervorgegangen. Der Kirchenstaat des Papstes ging auf dem 
Weg der modernen Staatsbildung voran: bürokratischer Zentralismus, aufwendige Hofhaltung 
(Renaissancepäpste!), moderne Kriegführung, enges Klientelnetz etc. erforderten erhebliche 
Geldmittel. Die Papstkirche bediente sich zur Aufbringung dieser Gelder ihrer Position als 
universale und monopolistische Heilsanstalt und ihrer europaweiten Herrschaftsrechte 
(Gerichtsbarkeit über Kleriker und ihre Angehörigen und über alle ins Kirchenrecht 
einschlagenden Gegenstände wie Ehe, Schuldrecht etc.). Kurie und Bischöfe verdienten z.B. 
an Dispensen, Pfründen, Gnadenerweisen und insbesondere Ablässen. Die Folgen des 
päpstlichen und bischöflichen Fiskalismus waren erhebliche Missstände in der 
Seelsorgepraxis: Abwesenheit der Pfründeninhaber, hohe Gebühren für geistliche Leistungen 
etc. Dagegen richteten sich schon im 15. Jh. die Bemühungen der Landesherren zur stärkeren 
Kontrolle der Landeskirche (Zurückdrängung der geistlichen Gerichtsbarkeit etc.). 
Mit zunehmender Bedeutung der Schriftlichkeit in der Praxis von Verwaltung und Handel in 
den Städten und an den Höfen wuchs die Schreib- und Lesefähigkeit der Laien und steigerte 
deren Selbstbewusstsein gegenüber dem Klerus, der im Mittelalter das Bildungsmonopol 
besessen hatte. Neue und intensivere Formen der Laienfrömmigkeit bildeten sich heraus 
(Bruderschaftswesen, Wallfahrten, Heiligenverehrung etc.). Die wirtschaftliche Potenz des 
städtischen Bürgertums wurde zu religiösen Aufwendungen und Stiftungen genutzt (Ablässe, 
Privatmessen, Reliquien, Altäre etc.): Man ließ sich das Seelenheil etwas kosten und steigerte 
damit zugleich sein soziales Prestige. Der päpstliche Fiskalismus und die Bedürfnisse der 
Laien nach quantifizierbarem Anteil an der ewigen Seligkeit trafen zusammen und förderten 
sich gegenseitig. 
Die negativen Auswirkungen des wirtschaftlichen Wandels in den verschiedenen Ständen 
(steigender Abgabendruck auf die Bauern, Anfechtung der ständischen Grenzen, 
ökonomische Krise des Ritteradels etc.) führten zu Verhaltensunsicherheit und existenzieller 
Bedrohung: „Alles ist zum Kaufhandel geworden“, nicht nur Kriegsdienst, Grund und Boden, 
Titel, Ämter und selbst die Königswürde, sondern auch das ewige Seelenheil. Das nährte die 
Kritik an der kirchlichen Hierarchie (Genuss der materiellen Pfründen bei Vernachlässigung 
des geistlichen Amtes) und an der mangelnden Bildung und Frömmigkeit des zahlreichen und 
verarmten niederen Klerus. Der quantifizierenden Leistungsfrömmigkeit traten neue 
Bewegungen gegenüber (Devotio moderna: verinnerlichte Religiosität, asketische 
Lebensführung, Ideal der Christusnachfolge etc.). Genährt wurden diese Richtungen durch die 
humanistische Bildungsbewegung und die verbreitete Lektüre von Bibel und 
Erbauungsschriften in den Volkssprachen (Buchdruck!).

Bettelorden und Inquisition als Reaktion auf die Volksfrömmigkeit im 14. und 15. Jh.

A. Bettelorden:

o entstanden 13.Jh. 
o die Orden der Dominikaner, Franziskaner, Augustiner-Eremiten und Karmeliten sind 

dazu zu rechneten

o eine völlig neue Form des Ordensleben:

Berufung auf das Evangelium,

ihre Mitglieder forderten die vollkommene individuelle Armut, 

lehnten für den Orden insgesamt jeglichen weltlichen Besitz ab

die älteren Orden wirkten in der klösterischen Abgeschiedenheit

die Bettenorden drängten vor allem in die Städte

um durch Predigt und Erteilung des Bußsakramentes aktiv Seelsorge, Mission 
und Ketzerbekämpfung zu betreiben

dabei voraussetzte der Verzicht auf Eigentum und feste Einkünde den Bettel 
als Lebensunterhalt

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o das Papstum ging seit der Mitte des 13.Jhs. dazu über, die strengen 

Armutsbestimmungen zu lockern ---> es kam zu scharfen theologischen 
Auseinandersetzungen, die unter Papst Johannes XXII. dazu führten, das die von den 
Franziskanern verbreiteten Lehren von der vollkommenen Armut Christi und der 
Apostel für heretisch erklärt und ihre Anhänger als Ketzer verfolgt wurden

o die Mehrheit des Ordens beugt sich dem päpstlichen Spruche, eine Minderheit 

beschuldigte den Papst der Katzerei

o die führenden Köpfe dieser Gruppierung (Michael von Cesena, Wilhelm von 

Ockham) an der Hof Kaiser Ludwigs des Bayern flüchteten ---> trugen damit 
wesentlich zur Polarisierung  des Konfliktes zwischen des Keisers und des Papstes bei

B. Inquisition

o

aus dem Leteinischen abgeleitet, Untersuchung , Aufspüren

o die Untersuchung von Straftaten vonseiten der Obrigkeit bzw. des von ihr 

beauftragten Gerichts, ohne dass ein Geschädigter selbst Anklage erheben muss

o die bekannteste Forme des Inquisitionsverfahrens: die Verfolgung von Ketzern 

(Anhängern von Irrlehren) durch kirchliche Instanzen; besondere Institution

o die zunehmende Gefährdung der Glaubenseinheit 
o im 13.Jh. ging sie von der Zuständigkeit der Bischöfe in die des Papstes über
o als Inquisitoren Dominikaner, Franziskaner
o Verschärfung des Strafens: von Bußleistungen bis zur Gütereinziehung, Einkerkerung, 

oder Todesstrafe, meinst durch Verbrennen

o

  ein der Ketzerei Beschultiger, der nicht freiwillig abschwor war in einer denkbar 
schlechten rechstlage: Er erfuhr nicht wer ihn angezeigt hatte; erhielt keinen 
Verteidiger; konnte durch Folter zum Geständnis gezwungen werden

o die Todesstrafe wurde von der weltlichen Obrigkeit vollstreckt ---> Feinde des 

Glaubens als Störer der gottgewollten Ordnung bestraft

o die Inquisition konnte sich in D. erst seit dem 15.Jh. durchsetzen
o der Papst errichtete 1542 eine Kardinalskommission  (Sanctum Officium – Heiliges 

Amt)

o einen Sonderfall bildeten die Hexenprozesse 

 

Die Vorreformatoren in England und in Böhmen und die Rolle der Humanisten.

 

Petrus Waldus
 
Petrus Waldus war ein reicher Kaufmann aus Lyon, der Männer und Frauen um sich scharte, die auf ihren 
Reichtum verzichten wollten. Deshalb wurden sie auch "Die Armen von Lyon" genannt. Sie zogen umher und 
predigten das, laut Waldus, wahre Wort der Bibel in Landessprache und nicht wie früher üblich in Latein. Viele 
Menschen schlossen sich ihnen an, woraufhin der Papst verbot, die Bibel zu lesen. Petrus Waldus und seine 
Anhänger lösten sich von der Kirche und verbreiteten in Frankreich, Deutschland, Italien, Böhmen und in der 
Schweiz ihre Lehren. Waldus starb 1197 in Böhmen und seine Anhänger wurden während der Kreuzzüge aufs 
Blutigste verfolgt.
 
John Wiclif
 
England lehnte sich schon lange gegen die Herrschsucht Roms auf, die die Leute zum Beispiel durch Lehnzins 
und ähnliches ausbeuteten. König Eduard verweigerte Rom sogar den Lehnzins und Wiclif, Professor an der 
Universität Oxford verteidigte dieses Vorgehen. Daraufhin wurde er zu Verhandlungen in Brügge vorgeladen.
Wiclif übersetzte die Bibel auch ins Englische und schickte Reiseprediger durch die Lande. Der englische 
Vorreformator wurde von einer romfreundlichen Synode verurteilt und nach Rom geschickt, um sich für seine 
Äußerungen gegen Ablass, Heiligenverehrung usw. zu verantworten. Da er nicht in die italienische Hauptstadt 
ging, musste er sein Universitätsamt aufgeben, was damals eine sehr geringe Strafe für das Anfechten der 
katholischen Lehre war.

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John Wiclif lebte danach als Pfarrer in Lutterworth und starb 1384. Seine Anhänger wurden verfolgt und seine 
Lehre auf dem Konzil von Konstanz verdammt.
 
Johannes (Jan) Hus
 
Johannes Hus war an der Universität von Prag Professor für Philosophier und beschäftigte sich schon lange mit 
der Lehre Wiclifs. Seit 1402 war er auch Prediger an der Bethlehemskirche in Prag, wo er gegen den Verfall des 
Klerus und den Missbrauch der Reliquien wetterte. Dadurch bekam er ein großes Ansehen in der Bevölkerung 
und verbreitete Wiclifs Lehre. Hus wurde daraufhin vom Erzbischof von Prag gebannt und 1412 wurde auch der 
päpstliche Bann über ihn ausgesprochen. Er wurde trotzdem gewissermaßen ein Führer seines böhmischen 
Volkes und ging 1414 auf Bitten des Königs Sigismund nach Konstanz zum 2.Reformkonzil. Ihm wurde zwar 
freies Geleit durch böhmische Adlige zugesichert, aber er wurde trotzdem in Konstanz gefangen genommen und 
in einen Kerker geworfen. Er sollte seine "39 Irrtümer" widerrufen, tat dies nicht und wurde deshalb am 06.Juli 
1415 vor den Toren von Konstanz auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Dabei sang er der Überlieferung nach mit 
fester Stimme: "Christe, du Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich meiner!"
 
Hieronymus Savonarola
 
Der italienische Dominikanermönch Savonarola predigte seit 1498 in Florenz, Italien, gegen das 
Sittenverderbnis der Mediceer. Das Volk schloss sich ihm an und die Mediceer flohen. Daraufhin baute er in 
Florenz einen Gottesstaat auf, in dem die Sitten sehr groß geschrieben wurden. Savonarola griff Papst Alexander 
XI. an, wurde deshalb 1498 gefangen genommen und als Ketzer und Verächter auf dem Marktplatz zu Florenz 
erhängt und verbrannt.

- der Humanismus hat der Reformation den Weg geebnet:

o durch seine Kritik an den kirchlichen Missständen
o seine Förderung der Sprachstudien. Ohne sie wäre Luthers Bibelüberzetzung nicht 

möglich gewesen

o durch seine Bemühungen um das Bildungswesen

- viele Humanisten blieben auf dem Boden der alten Kirche: der berühmteste Humanist: Erasmus 

von Rotterdam: die lutherische Lehre abgelehnt: zu radikal 

Die Begriffe Reformation und Reformatoren

- die rasche Ausbreitung der Reformation

-

die evangelischen Reichsstände nahmen den Reichstagsbeschluss von Speyer 1526 zum Anlass, 
in ihren Gebieten eine obrigkeitliche Kirchenordnung, das landesherrliche Kirchenregimen
aufzubauen

- Visitationen wurden durchgeführt, d.h., von den Landesherren einsetzte  Kommisionen prüften 

die Situation in den Gemeinden , veranlassten einheitliche Vorschriften für Gottesdienst, 
kirchliche Lehre, Schulunterricht und anderes und registrierten den Kirchenbesitz

- Ferdinand I. versuchte auf dem Reichstag in Speyer 1529 den Beschluss von 1526 rückgänglich 

zu machen, 

-

die Evangelischen legten eine Protestation vor,

- davon erhielten sie die Bezeichnung
- im nächsten Jahr unterbreiteten die Lutheraner Karl V. in Augsburg eine Zusammenfassung 

ihrer Lehre, das Augsburger Bekenntnis

-

der Augsburger Religionsfriede bestätigte 1555 die konfessionelle Spaltung Deutschlands

Die Reformation und die sich daran anschließenden Spaltung der abendländischen 
Christenheit kann als Zäsur zwischen Mittelalter und Neuzeit verstanden werden. Es ist für 
uns heute nicht leicht, einen Zugang in die Welt eines Augustinerklosters zu Beginn des 16. 
Jh.s zu finden, wo der Mönch und Professor Martin Luther um den Weg zu seinem Seelenheil 
rang und durch seine Thesen gegen den Ablass, die er am 31. Oktober 1517 an die Kirche 
angeschlagen haben soll und durch die damit verbundene Kritik an der römischen Kirche eine 
Veränderung der Welt herbeiführte. 

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Kritik an der römischen Kirche war an sich nichts Neues, doch keine war so wirkungsmächtig 
geworden wie diese. Wie konnte es dazu kommen und welche Entwicklungen schlossen sich 
an die lutherische Reformation an? In diesem Kapitel werden zunächst die religiösen, 
kirchlichen und kulturellen Voraussetzungen der lutherischen Reformation und die Inhalte der 
reformatorischen Lehre – von Luther, Calvin, Zwingli und den Täufern – dargestellt.  

Aus den neuen theologischen Erkenntnissen entwickelte sich innerhalb weniger Jahre jene 
reformatorische Dynamik, die das private und öffentliche Leben bis in die Tiefe umgestalten 
und das Heilige Römische Reich für mehr als eine Generation nicht zur Ruhe kommen lassen 
sollte. Im vierten Teil dieses Kapitels steht die Reformation in den städtischen und ländlichen 
Gemeinden im Vordergrund, während die Entwicklungen in den Territorien, im 
Zusammenspiel mit der frühmodernen Staatsbildung, und die eigentliche Ausbildung der 
Konfessionen im Kapitel „Konfessionelles Zeitalter“ thematisiert wird. 

Martin Luthers

Deutscher Theologe und Reformator
* 1483 in Eisleben, Thüringen, als Sohn eines Bergmannes
Nachdem Luther an der Artistenfakultät in Erfurt sein Studium absolviert hatte, begann er 
zunächst auf Wunsch seines Vaters Jura zu studieren, brach dies jedoch bereits zwei Monate 
später ab. Grund dafür soll ein schweres Gewitter gewesen sein, bei dem Luther in 
Todesangst ein Gelübde ablegte
 - „Hilf Du, heilige Anna, ich will ein Mönch werden“. 
Zwei Wochen später (17.7.1505) trat er in das Kloster der Augustinereremiten in Erfurt 
ein
wurde 1507 zum Priester geweiht und nahm das Theologiestudium auf. Er promovierte 
zum Doktor der Theologie und übernahm die Professur für Bibelauslegung. Ausschlaggebend 
für seine exegetischen Arbeiten waren sein starkes Sündenbewusstsein und die wachsende 
Gewissheit, dass der Mensch nicht aus eigener Kraft und auch nicht durch die von der Kirche 
angebotenen Mittel vor Gott bestehen und das Heil erlangen könne. Daraus entwickelte sich 
seine Rechtfertigungslehre, dass die Rechtfertigung des Menschen vor Gott nicht durch 
seine eigene Leistung bewirkt werden könne, sondern ein Geschenk
 (GnadeGottes sei, 
und dass der Mensch nichts anderes zu tun habe, als dieses Geschenk in Demut 
anzunehmen
. In der weiteren Ausarbeitung seiner Theologie wurde sich Luther immer 
deutlicher seines Gegensatzes zur scholastischen Theologie bewusst.
1517 veröffentlichte er, veranlasst durch die Ablasspredigten J. Tetzels, seine 95 Thesen 
gegen den Ablass
Ein Bruch mit der Kirche war damit keinesfalls beabsichtigt, doch es 
folgte eine Anzeige in Rom. Luther wurde in Augsburg durch Kardinal Thomas Cajetan 
verhörtlehnte aber den Wiederruf ab. 1519 kam es in Leipzig zur Disputation zwischen 
Luther und J. Eck, in welcher der Gegensatz Luthers zu Rom deutlich wurde. Die Antwort der 
Kurie war die Androhung des Banns in der Bulle Exsurge Domini vom 15.6. 1520. Statt 
binnen 60 Tagen zu widerrufen, antwortete Luther mit einer Gegenschrift („An den 
christlichen Adel deutscher Nation“) und verbrannte am 10.12. 1520 die Bulle zusammen 
mit scholastischen Schriften 
vor dem Elstertor in WittenbergDamit war der Bruch mit 
der Kirche vollzogen.
1521 erschien Luther auf dem Reichstag in Worms und verteidigte dort seine Positionen und 
lehnte erneut jeden Wiederruf ab. Nach der Verhängung des Wormser Edikts floh Luther 
unter dem Schutz seines Landesherren Friedrich des Weisen auf die Wartburg, wo er unter 
anderem das Neue Testament in die deutsche Sprache übersetzte
. 1522 kehrte er nach 
Wittenberg zurück.
1525 grenzte sich Luther gegen drei, mit ihm sympathisierende Bewegung ab; den 
spiritualistischen reformatorischen Bewegungen (Schwärmer), den Täufern und den Bauern 

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im Bauernkrieg.
Am 13.6.1525 heiratete Luther die frühere Nonne Katharina von Bora. Die folgenden 
Jahre, die durch eine enge Zusammenarbeit mit Philipp Melanchthon geprägt waren, 
dienten der Festigung seiner Theologie (großer und kleiner Katechismus 1529, 
Abschluss der Bibelübersetzung 1534).
 1525-1528 trug Luther einen heftigen 
literarischen Streit mit U. Zwingli über das Abendmahl aus
 (Abendmahlsstreit, Marburger 
Religionsgespräch). Am Augsburger Reichstag, 1530, konnte er als Geächteter selbst nicht 
teilnehmen. 1536 gelang mit der Wittenberger Konkordie die Beilegung des 
Abendmahlsstreits mit den Oberdeutschen, aber nicht mit den Schweizer Reformatoren.
Im Frühjahr 1546 starb Luther auf einer Reise nach Eisleben. 

H a u p t s c h r i f t e n   L u t h e r s   v o n   1 5 2 0

„An den christlichen Adel deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung“ 
(Juni 1520)

Aufforderung an Kaiser und Reichsfürsten, das „römische Joch“ abzuwerfen.
Prämissen:

Keine weltliche Gewalt der Papstkirche, Priestertum aller Gläubigen

Keine alleinige päpstlichen Lehrautorität, Schriftprinzip; 

Überordnung des Konzils als Repräsentationsorgan der Kirche über den Papst; 

Aufzählung der Missstände, die ein Konzil zu beheben hätte; 

Die theologische Wende wird umgemünzt in praktische Reformvorschläge

„Über die Freiheit eines Christenmenschen“ 
(1520; deutsche Bearbeitung eines lateinischen Traktats, der an Papst Leo X. gerichtet war)

„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemand untertan.
Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“
Radikale Gegenüberstellung des äußeren und inneren Menschen, des Gesetzes (AT) und der Gnade 

(NT) des Reiches Christi und des Reiches der Welt

„De captivitate Babylonica ecclesiae praeludium“ 
(Von der Babylonischen Gefangenschaft der Kirche, 1520)
Theologischer, lateinisch verfasster Traktat über die Sakramentenlehre der Kirche; konzipiert als 

erster Teil einer umfassenden Reaktion auf die päpstliche Bannbulle.
Polemik gegen den Papst als Antichrist, der die Gläubigen um ihr Seelenheil betrügt.

Sakramente als „Zeichen“ für die Verheißung Christi; reduziert auf die nach dem Zeugnis der Hl. 
Schrift von Christus selbst eingesetzten: 

Taufe,

Abendmahl - das Verständnis des Abendmahls als Opfer ablehnte 
Buße

Die Tätigkeit Zwinglis und Calvins

-

das bedeutendste Zentrum der Reformation neben Wittenberg wurde zunächst Zürich, wo 
Ulrich Zwingli ab 1523 nicht nur die Kirchenordnung, sondern das ganze Gemeinwesen 
umgestaltete. Nach seinem Tod wurde ab 1536 Genf unter Johannes Calvin zum 
protestantischen Musterstaat

- andere reformatorische Gruppen, die sozialrevolutionär orientierten Zwickauer Propheten, zu 

denen Thomas Münzer gehörte; die Täufer, die die Erwachsenentaufe praktizierten

  

J e a n   C a l v i n

geb. Noyon 1509, gest. Genf 1564; 

1535 kam der Franzose Calvin als Flüchtling nach Basel und veröffentlichte dort 1536 sein 
Hauptwerk „Christianae Religionis Institutio“ (Unterricht in der christlichen Religion). Im 

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selben Jahr wurde er nach Genf berufen, aber wegen des Versuches, eine strenge 
Kirchenzucht einzuführen, 1538 aus der Stadt ausgewiesen. 1541 nach Genf zurückberufen, 
legte Calvin dem Rat der Stadt eine auf strenge Gemeindezucht angelegte Kirchenordnung 
(Ordonnances ecclésiastiques) zur Beschlussfassung vor; sie wurde vom Rat angenommen 
und in den folgenden Jahren konsequent durchgeführt. 1542 erschien der Genfer Katechismus 
als weitere reformierte Bekenntnisschrift.
Über Genf hinaus hatte Calvin an der Durchsetzung der Reformation in ganz Europa 
erheblichen Anteil. Genf wurde zum Zentrum der Reformierten und zu einem Vorbild eines 
nach der göttlichen Offenbarung gestalteten Gemeinwesens, geprägt durch eine äußerst 
strenge Kirchenzucht (z.B. Verbot von Tanzveranstaltungen, Würfel- und Glücksspiel etc.). 
Die ganze Härte der Kirchenzucht zeigte sich an der berühmten Verurteilung des 
Naturphilosophen Michel Servet (Entdecker des doppelten Blutkreises). Auf der Flucht vor 
der Inquisition wurde Servet 1553 in Genf erkannt und auf Betreiben Calvins verurteilt und 
öffentlich verbrannt.

 Die Unterschiede zwischen den Glaubensauffassungen der Reformatoren

G e m e i n s a m k e i t e n   d e r   r e f o r m a t o r i s c h e n   R i c h t u n g e n

Bei aller Vielzahl divergierender reformatorischer Richtungen kann man doch „von der 
Reformation“ sprechen:  

1. Die frühe Reformation war ganz von der Person Luthers und seiner Lehre dominiert 

gewesen, bevor sich konkurrierende Richtungen herausbildeten;  

2. Alle diese Richtungen, von Luther bis zu den radikalen Täufern, hatten einen 

gemeinsamen Grundzug: die Ablehnung einer Vermittlungsinstanz zwischen dem 
einzelnen Gläubigen und Gott und die Zurückweisung einer abgestuften Wirksamkeit 
des göttlichen Heils.

Nicht durch gute Werke, Fürbitten der Heiligen und sakramentale Vermittlung durch 
geweihte Priester erlangt der Einzelne das Seelenheil, sondern es wird ihm allein aufgrund 
seines Glaubens (sola fide) von Gott aus reiner Gnade (sola gratia) geschenkt. An die Stelle 
der amtskirchlichen Lehrautorität tritt allein die Heilige Schrift (sola scriptura), die sich selbst 
auslege (sui ipsius interpres). Von den sieben Sakramenten als von der Kirche verwalteter 
Gnadenmittel blieben nur Taufe und Abendmahl als sakramentale Zeichen für Christi 
Verheißung übrig. Das ursprüngliche theologisch-seelsorgerische Anliegen Luthers, die 
Lösung der Frage, wie der grundsätzlich sündhafte Mensch vor Gott gerechtfertigt werden 
könne, führte dazu, dass der monopolistischen Heilsvermittlung und der weltlichen Herrschaft 
der römischen Kirche der Boden entzogen wurde. Die Hierarchie von Ordensklerus, 
Weltklerus und Laien machte dem „Priestertum aller Gläubigen“ Platz (auch das 
Verkündigungsamt ist ein Amt wie jedes andere; daher Abschaffung von Priesterweihe, 
Zölibat und Klöstern; Abendmahl unter den beiden Gestalten von Brot und Wein auch für die 
Laien).  

Die Wende zum rein geistigen, durch das Wort geoffenbarten Glauben hat Konsequenzen für 
alle (auch innerweltlichen) Lebensbereiche: Entsakralisierung von bisher als heilig geltenden 
Personen, Orten, Zeiten, Zeremonien, Bildern und Gegenständen; stattdessen ethische 
Aufwertung und „Verchristlichung“ des Alltäglichen im Diesseits, so vor allem des 
Ehestandes und der weltlichen „Berufe“ (der Einzelne kann in allen Ständen, an allen Orten 

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und zu allen Zeiten Gott dienen); Stärkung des patriarchalischen Haushalts auf Kosten nicht-
ehelicher Lebensformen. 

U n t e r s c h i e d e   zw i s c h e n   L u t h e r ,   Zw i n g l i ,   C a l v i n   u n d   d e n   T ä u f e r n

Neben der Reformation von Wittenberg (Luther, Melanchthon) gab es vor allem im 
oberdeutschen Raum einflussreiche Ansätze (Zwingli, Calvin, Butzer). Die Täufer zählen zu 
den radikalen Formen reformatorischer Prägung, die von Kirchenhistorikern häufig „the left 
wing of the reformation“ genannt werden.

Die Unterschiede sollen hier kurz untereinander und in Abgrenzung zur altkirchlichen 
Position schematisch dargestellt werden:

 

Offenbarungsverständnis
Wie offenbart sich Gott dem Menschen - und daraus folgt: wie kann theologisch verantwortet 
argumentiert werden?

Katholiken
Die Offenbarung erfolgt durch die Buchstaben der Heiligen Schrift und durch die Tradition 
der kirchlichen Auslegung.
Luther, Calvin und Zwingli
Die Offenbarung erfolgt durch die Buchstaben der Heiligen Schrift.
Die Täufer
Die Offenbarung erfolgt unmittelbar durch den Heiligen Geist gegenüber dem Einzelnen, was 
eine radikale Spiritualisierung und Individualisierung des Glaubens bedeutet.
 
Abendmahlsverständnis
War auch die Taufe recht unstreitig, entzündeten sich am Abendmahl die unterschiedlichen 
Sakramentsverständnisse.

Katholiken
Durch die Gedächtnisfeier des Abendmahles (Eucharistie) verwandelt sich Brot und Wein in 
Christi Leib und Blut (Transsubstantiation).
Luther
In der Gedächtnisfeier des Abendmahls ist in Brot und Wein Christi Leib und Blut real 
präsent (Konsubstantiation).
Calvin
Zwar gibt es in der Gedächtnisfeier keine Verwandlung von Brot und Wein, doch haben sie 
beim Gläubigen die stärkende Wirkung von Leib und Blut Christi.
Zwingli, Die Täufer
Das Abendmahl wird als bloße Gedächtnisfeier betrachtet.

 

 

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Kirchenverständnis
Immer dringlicher wurde die Frage nach der „wahren“ Kirche und woran und inwieweit sie 
erkennbar ist.

Katholiken
Wahre und sichtbare Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen der Kirche von Rom, die durch 
die Vermittlung des Klerus garantiert ist.
Luther
Sichtbare Kirche der Getauften und wahre, jedoch unsichtbare Kirche als Gemeinschaft aller 
Gläubigen.
Calvin und Zwingli
Kirche als (mit der politischen Gemeinde möglichst kongruente) korporative 
Abendmahlsgemeinschaft.
Die Täufer
Kirche als Freiwilligenkirche, konstituiert durch Erwachsenentaufe einer Elite von Gott 
Erwählten.
Verhältnis zur obrigkeitlichen Gewalt
Die Verhältnisbestimmung zwischen geistlicher und weltlicher Herrschaft war von jeher ein 
umstrittener Punkt.
Katholiken
Zwei-Schwerter-Lehre: die weltliche Obrigkeit übt ein gottgewolltes Amt aus, über dieser 
steht jedoch noch die geistliche Herrschaft in der Person des Papstes.
Luther
Zwei-Reiche-Lehre zwischen forum internum und forum externum (inneres Gewissen und 
äußere Gewalt); die Obrigkeit übt ein gottgewolltes Amt, indem sie mit dem Schwert die 
Gottlosen in Schach hält; diese Gewalt endet vor dem Gewissen des Einzelnen, über die sie 
nicht gebieten darf; den Missbrauch der obrigkeitlichen Gewalt in allem Äußerlichen muss 
der Gläubige passiv erdulden.
Calvin und Zwingli
Vertreten die Auffassung, die geistliche Herrschaft komme der weltlichen Obrigkeit zu; die 
weltliche Ordnung muss dem Evangelium entsprechen; tut sie das nicht, so haben die 
Gläubigen ein Widerstandsrecht. Bei Zwingli und Calvin findet sich ein größeres aktives 
Engagement für die öffentliche Ordnung (Tendenz zur Theokratie; Erfahrungshintergrund: 
Stadtrepubliken) als bei Luther (Erfahrungshintergrund: Fürstliche Landesherrschaft).
Die Täufer
Ablehnung aller kirchlichen Obrigkeit, das Abstreifen aller weltlichen Bindungen, die 
Ablehnung von Kriegsdienst, Eid und Steuerleistung; meist Bereitschaft zu passivem Leiden, 
aber gelegentlich auch Umschlag zu aktivem, gewaltsamem Kampf für die Ankunft des 
Gottesreiches.

 

Thomas Müntzer und der Bauernkrieg

Müntzer gründete den Ewigen Bund Gottes; förderte den Kampf gegen Papstkirche und Fürsten, 
Umgestaltung der Gesellschaft durch Bauern und Bergleute
1524-25 kam es zu den radikalen Aufständen der bAuern (Bauerkrieg) unter der Führung von Pfaffer 
Müntzer. Dieser Ausbruch war mit der Forderungen  verbunden, Müntzer versprach den Bauern ein 
besseres Leben – was Luther als eine Utopie erklärte. Luther verdammte das Vorgehen der Bauer. 
Überall wurden Adelsitze und Klöster zerstört.  

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B a u e r n k r i e g

Der Bauernkrieg ist keine geschlossene in sich zusammenhängende Bewegung, sondern erhielt diese 
Bezeichnung aus der Perspektive der betroffenen Obrigkeiten, die die parallelen Bewegungen als einheitliche 
Bedrohung ansahen. Er stand in der Tradition zahlreicher bäuerliche Unruhen seit dem 14. Jh. (z.B. Aufstand des 
Armen Konrad, 1514 in Württemberg, Bundschuhaufstand am Oberrhein zwischen 1493 und 1517). Die 
Berufung auf die Heilige Schrift verlieh herkömmlichen Beschwerden eine neue Radikalität, religiöse 
Legitimation und überregional integrierende Wirkung (erfasste fast ganz Oberd.) 
Bis Anfang Mai erfasste der Aufstand den Südwesten und Süden des Heiligen Römischen Reiches einschließlich 
der Alpenländer (außer Bayern), Teile der Schweiz sowie die Pfalz, das Elsass und Thüringen/Vogtland. Auch 
landesherrliche Städte und Teile der reichsstädtischen Unterschichten schlossen sich an. Thomas Müntzer, ein 
Vertreter der radikalen Reformation, der sich im März in der Reichsstadt Mühlhausen durchgesetzt 
hatte, suchte die Aufständischen in den Dienst einer radikalen Verchristlichung der Welt zu stellen. 
Nachdem die oberschwäbischen Bauern sich zunächst um einen gütlichen Ausgleich mit den Herren bemüht 
hatten, kam es zu den ersten Gewalttaten. Luther grenzte sich radikal von den bäuerlichen 
Aufstandsbewegungen ab
 (Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der andern Bauern).
Die Organisation des Aufstandes erfolgte in bündischen Formen, durch lokale Bündnisse mit Bergleuten und mit 
Städten. In Heilbronn wurde die Bildung eines Bauernparlaments versucht. Doch diese Ansätze zu einem 
gesamtheitlichen politischen Reformprogramm wurden durch die Niederlage in Böblingen gesprengt.
Die fehlende politische und militärische Geschlossenheit des Aufstandes, der größten politisch-sozialen 
Massenbewegung der deutschen Geschichte...
In der marxistischen Forschung wurden Reformation und Bauernkrieg in der Tradition Friedrich Engels als 
„frühbürgerliche Revolution“ gedeutet.
Die Niederlage der Bauern wurde in der Forschung lange als Ende der evangelischen Bewegung und der Bauern 
als politischer Kraft interpretiert. Nach der Niederschlagung des Bauernkrieges sei die Gemeindereformation von 
der Fürstenreformation abgelöst worden, die Reformation habe sich damit von einer Massenbewegung mit 
durchaus gesellschafts- und herrschaftskritischer Problematik zu einer obrigkeitlichen Veranstaltung gewandelt. 
Dieser Antagonismus von Reformation „von oben“ und „von unten“ ...

Theologische, politische und kulturelle Auswirkungen der Reformation

theologische:

die Entstehung mehrerer Konfessionen – durch die Reformation wurde dieBibelforschung verstärkt, 
bei den Protestanten ist die Bible die einzige Quelle des Glaubens.Die Bibel wurde in 
Nationalsprachen übersetzt. 
Katholizismus hat die Nationalsprache erst 1562 eingeführt.   
Die protestantischen Geistlichen führten ein normales Familienleben.

politische: 

Luther war zugleich Einiger und Spalter der deutschen Nation
Einiger: durch seine Auftritt trug er zur Entstehung des deutschen Bewusstseins bei – Nationalsprache
Spalter- gegen Kaiser Karl V – daraus resultierte die Verstärkung der Einzelstaaten
Geistliche haben nicht mehr Priviliegien

kulturelle:

Volksprache Schriftsprache, und damit wuchs Bewusstsein der einzelnen Völker
In nordeuropäischen Ländern wurde das Luthertum zur einzigen Konfession.

  

Der Begriff des Protestantismus

- die rasche Ausbreitung der Reformation

-

die evangelischen Reichsstände nahmen den Reichstagsbeschluss von Speyer 1526 zum Anlass, 
in ihren Gebieten eine obrigkeitliche Kirchenordnung, das landesherrliche Kirchenregimen
aufzubauen

- Visitationen wurden durchgeführt, d.h., von den Landesherren einsetzte  Kommisionen prüften 

die Situation in den Gemeinden , veranlassten einheitliche Vorschriften für Gottesdienst, 
kirchliche Lehre, Schulunterricht und anderes und registrierten den Kirchenbesitz

- Ferdinand I. versuchte auf dem Reichstag in Speyer 1529 den Beschluss von 1526 rückgänglich 

zu machen, 

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-

die Evangelischen legten eine Protestation vor,

- davon erhielten sie die Bezeichnung
- im nächsten Jahr unterbreiteten die Lutheraner Karl V. in Augsburg eine Zusammenfassung 

ihrer Lehre, das Augsburger Bekenntnis

-

der Augsburger Religionsfriede bestätigte 1555 die konfessionelle Spaltung Deutschlands

Der Augsburger Religionsfrieden und der Grundsatz cuius regio, eius religio in Theorie und 
Praxis

-

A u g s b u r g e r   R e l i g i o n s f r i e d e n   v o n   1 5 5 5

-

Keine Seite konnte der anderen ihr Verständnis der religiösen Wahrheit aufnötigen (narzucać). 
Die Spaltung der Kirche ließ sich weder theologisch (Religionsgespräche, Konzil), noch 
juristisch (kaiserliche Mandate, Religionsprozesse vor den höchsten Reichsgerichten), noch 
militärisch (Schmalkaldischer Krieg) rückgängig machen; der kaiserliche Universalanspruch 
scheiterte an der „Libertät“ der mächtigen protestantischen Fürsten. 

-

Während die Landesherren auf der Ebene ihrer Territorien die konfessionelle Einheit des 
Untertanenverbandes anstreben, etabliert der Augsburger Religionsfriede auf der Ebene des 
Reiches bis zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 
das rechtlich geordnete 
Nebeneinander der konkurrierenden Konfessionen.
 

-

Im Rahmen der Reichsverfassung wird ein juristisch-politischer Modus der konfessionellen 
Koexistenz gefunden,
 während die theologische Wahrheitsfrage in der Schwebe (w 
zawieszeniu) bleibt. Der Augsburger Religionsfriede ist Bestandteil eines Reichsabschiedes, 
d.h. eines Vertrages zwischen Kaiser bzw. König Ferdinand und den Reichsständen 
(Kurfürsten, Fürsten und Städte)
sie (nicht die einzelnen Untertanen) sind Subjekte der 
darin garantierten Rechte.

- Regelungen des Augsburger Religionsfriedens:

Allgemeiner Landfrieden;  
o Reichsstände, die der Augsburger Konfession anhängen, und Reichsstände 

katholischen Glaubens genießen wechselseitige Anerkennung, andere 
Glaubensrichtungen nicht;  

o

Die Reichsstände haben in ihren Territorien die Kirchenhoheit (ius reformandi, 
spätere Formel: cuius regio eius religion), aber Untertanen anderen Glaubens 
dürfen auswandern
 (ius emigrandi);  

o Reichsstädte bleiben bikonfessionell;  
Die bisherige Säkularisierung von Kirchengütern wird sanktioniert;  

o Die geistliche Gerichtsbarkeit gegenüber Protestanten (Ketzerrecht!) wird 

suspendiert.  

o Die neue Exekutionsordnung und die neue Reichskammergerichtsordnung 

stellen rechtliche Formen für den Konfliktaustrag im Reich bereit.

Quellen künftiger Konflikte: 

o

„Geistlicher Vorbehalt“: geistliche Reichsfürsten, die protestantisch werden, verlieren 
ihre Herrschaft; 
dafür soll das evangelische Bekenntnis der Landstände (Adel und Städte) in 
diesen Territorien garantiert werden („Declaratio Ferdinandea“ als geheimes Zugeständnis des 
Königs an die protestantischen Reichsstände). 

- Der Augsburger Religionsfriede als Wendepunkt: 

o

Auseinandertreten von kanonischem Recht und Reichsrecht, d.h. von religiöser und weltlicher 
Ordnung, die traditionell eine unauflösliche Einheit dargestellt hatten (mittelalterliches 
Verständnis der einheitlichen göttlich begründeten Gesamtordnung zerbricht; Reichsrecht 
schützt Ketzer!). 

o

Das Reich als überkonfessionelle Rechtsordnung ermöglicht zugleich die Konfessionalisierung 
in den Territorien. Die Individualisierung der Religion ist in einer ständisch-korporativ 
strukturierten Umwelt noch kaum möglich (Kriminalisierung der Täufer).

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Maßnahmen der katholischen Kirche zur Beseitigung der Mißstände in der Kirche (Konzil von 
Trient, Glaubens- und Reformdekrete; Entstehung neuer Orden
)

- der Zeitraum vom Augsburger Religionsfrieden (1555) bis zum Westfälischen Frieden (1648) 

wird in der deutschen Geschichtschreibung als Zeitalter der Gegenreformation bezeichnet

- Rekatholisierung 
- aber: seine Wurzeln schon in den kirchlichen Reformbestrebungen des 15.Jhs

-

für diese innere Erneuerung setzte sich die Bezeichnung katholische Reform durch

- die Reformbewegung fand ihren bedeutendsten Ausdruck im Konzil von Trient 1545-63 – 

prägte entcheidend den Katholizismus der Neuzeit

o verabschiedete eine Reihe von Dekreten, die die katholische Lehre verbindlich 

formulierten

o auch den Gegensatz zu den Protestanten dogmatisch festschrieben...
o Reformdekrete zur Verbesserung der Seelsorge, z.B. durch die Verpflichtung der 

Bischöfe, ständig in ihrem Sprengel zu wohnen, Synoden und Visitationen 
durchzuführen und Priesterseminare einzurichten

o die Lehrdekrete gaben der Inquisition eine verbesserte Handgabe zum Vorgehen 

gegen Ketzer, wozu grundsätzlich auch die Protestanten zählten

o in D. verhinderte jedoch der Augsburger Religionsfriede die völlige 

Gleichbehandlung von Protestanten und Ketzern

o der neue Orden – der Orden der Jesuiten;

ablegten ein strenges Gehorsamsversprechen gegenüber dem Papst 

widmeten sich vor allem der Seelsorge und dem Schulwesen

o dadurch kam es natürlich zu Konflikten mit den evangelischen Ständen <--- das 

Augsburgische Bekanntnis erhoben sie zur Staatsdoktrin

Die Aufspaltung des Protestantismus
Protestantismus:
Lutheraner: Deutschland
Kalvinisten: die frankonische Schweiz
Zwilingli: die deutsche Schweiz
Puritaner: Deutschland
Methodisten: England, USA
Heilsarmee: Organisation
Die Pfingstbewegung
Hugenotten: Südfrankreich

Beispiele für irrationale Denk- und Verhaltensweisen der Menschen nach der Reformation 
(Aberglaube, Wundersucht, Teufelswahn, Besessenheit, u.a.)

Hexen wurden auf Haufen verbrannt
Der Doktor Faust – Walpurgisnacht (die Themen sind in die Literatur eingegangen)
Starker Aberglaube (zabobony)
Wundersucht – etwas Ungewöhliches zu erleben
Es entstanden viele Traumbücher und Zauberbücher
Besessenheit- psychische Krankheit
Hexenprozesse – die Hexen wurden durch ihr Bündnis mit dem Teufel als Person gesehen. 
- die Kirche trat von abergläubischen Vorstellungen und Praktiken entgegen; bestraft wurden 

wurde vor allem der s.gen. Schadenzauber, d.h. die durch magische Mittel (z.B. Verwünschung, 
Zaubertrank) herbeigeführte Schädigung von Menschen

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- eine Hexenlehre wurde entwickelt
- die Opfer: zum großen Teil Frauen, aber auch Männer, Kinder; eine erhobene soziale Stellung 

schützte nicht; Arme und gesellschaftliche Außerseiter eher gefährdet waren

- während der Hexenverfolgerungen wunden die Folter benutzt 

Das Schulwesen und die Universitäten nach der Reformation

Krise der lateinischen Schulen, viele geschlosssen
Katholisch eSchulen mit hohem Niveau – Jesuiten und Benediktiner Schulen
Volkschulen – Krise
Universitäten: Salzburg, Jena, Graz, Könisberg

Protestantische und katholische Literaturwerke der Zeit der Reformation und 
Gegenreformation

In allgemein ist das eine wenig positive Zeit für Lyrik. Es wurde meist auf Latein geschrieben.

Hermann von Busche
„Dunkelmänner“ – Briefe, auf Latein geschrieben, konservative Kräfte, es wurde gegen katholischen 
Klerus polemiesiert

Sebastian Brandt
„Narrenschiff“ – satirische Schrift; ein großer Bucherfolg; gegen katholische Partei

Hans Sachs 
Ein Handwerker; volkstümliche Literatur
Vom Eulenspiegel – Kritik der reichen Bürger
Reiche Fuchs – Polemikgegen die katholische Kirche
 
Thomas Murner
Gegen die Reformation; kritisierte Luther
Ulrich von Huten
Antipapstliche Literatur; Anhänger Luthers

Buchhandel: 1564 – der erste Messekatalog in Fankfurt, wo die Neuerscheinungen vorgestellt werden 
Frankfurt am Main – die ersten Buchläder
1521 wurde für alle Schriften, die sich mit kirchlichen Themen beschäftigte, die Zensur eingeführt. 
 

Bayern

 (Haus 

Wittelsbach

), Residenzstadt 

München

Sachsen

 (Haus 

Wetting

), Residenzstadt 

Dresden

Hannover 

(Haus 

Braunschweig-Lüneburg

), Residenzstadt 

Hannover

Brandenburg-Preußen

 (Haus 

Hohenzollern

), Residenzstadt 

Potsdam

, auch 

Berlin

 und 

Königsberg

Charakteristik Deutschlands nach dem Dreißigjährigen Krieg

- die konfessionelle Frage wurde unter Abänderung des Augsburger Religionsfrieden 

geregelt

- die konfesionellen Grenzen wurden im Wesentlichen nach dem Stand von 1624, dem so 

gen. Normaljahr, festgeschrieben

- damit wurde erstmals auch der Calvinismus im Reich anerkannt
- die Reichsinstitutionen sollten paritätisch besetzt werden

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- entscheidende Änderungen brachte der Westfälische Friede für die Reichsverfassung 

mit sich

- Westfälischer Friede und Institutionalisierung des Staatensystems

o das Heilige Römische Reich wurde damit zu einem recht lockeren Verband 

von Einzelstaaten, die durch wenige gemeinsame Einrichtungen und rechtliche 
bindungen zusammengehalten wurden

o bald darauf büßte der Reichstag einen Teil seiner Bedeutung ein (tracić): ab 

1663 als immer währender Reichstag in Ravensburg tagte ---> die Fürsten 
erschienen nicht mehr persönlich, sondern waren durch ständige Gesandte 
vertreten

- Frankreich wurde im Besitz der Bistumer Metz, Toul und Verdun bestätigt, erhielt die 

habsburgerischen Besitzungen und weitere Besitzrechte im Elsass und am Oberrhein

- an Schweden abgetreten Verpommern, das Erzstift Bremen, das Stift Verden und 

Wisbar ---> der schwedische König wurde Reichsfürst

- die endgültige Ausschneiden der Schweiz und der Niederlange aus dem Reichtsverband
- Der W. F. wurde zum ewigen Grundgesetz des Reiches erklärt, für das Fr. und 

Schweden die Garantie übernahmen

- sie sicherten den Bestand des Reiches für eineinhalb Jahrhunderte

W e s t f ä l i s c h e n   F r i e d e n   ( 1 6 4 8 ) -

 Münster und Osnabrück

Der Westfälische Friede beendet den Dreißigjährigen Krieg, der ein Bündel aus verschiedenen, miteinander 
verschränkten konfessionellen, verfassungs- und mächtepolitischen Konflikten war und in den nahezu alle 
europäischen Mächte verwickelt waren (Dreißigjähriger Krieg). Bei den jahrelangen multilateralen 
Verhandlungen (1643-48) im katholischen Münster und evangelischen Osnabrück sind daher Gesandte fast aller 
europäischen Mächte und der einzelnen Reichsstände beteiligt. Der Friedensvertrag (IPO, IPM) ist ein 
völkerrechtlicher Vertrag und zugleich ein Reichsgrundgesetz. Kaiser und Papst sind insgesamt die 
Hauptverlierer
, Frankreich und Schweden die Hauptgewinner des Krieges. 

Ergebnisse in Bezug auf die Konfessionsfrage sind:

Gleichberechtigung der drei Konfessionen; 

Restitution der geistlichen und weltlichen Rechtsverhältnisse gemäß „Normaltag“ des 1.1.1624, d.h. es 
gilt die Konfessionszugehörigkeit dieses Stichtages, spätere Wechsel sind zu tolerieren;  

Reichsstände behalten ihre Kirchenhoheit, dürfen aber andersgläubige Untertanen nicht diskriminieren, 
diese dürfen ihren Glauben privat ausüben. 

Geistliche Fürsten dürfen nicht zum Protestantismus wechseln; der „geistliche Vorbehalt“ sieht vor, 
dass katholische Fürsten bei einem Konfessionswechsel ihr Amt als Landesherr verlieren. 

Die Reichsverfassung wird so modifiziert, dass keine Konfession die andere mehr dominieren kann: 

Dies erfolgt durch eine paritätische Besetzung des Reichskammergerichts und der Ämter in 
bikonfessionellen Reichsstädten;  

auf Reichstagen gilt in Religionssachen nicht das Mehrheitsprinzip, das bislang den katholischen 
Reichsständen einen Vorteil verschaffte, sondern ein Zwang zu „freundschaftlicher Einigung“ 
(amicabilis compositio) der beiden Religionsparteien.  

Die Konfessionsproblematik verschwindet allerdings nicht. Im Gegenteil wird die Reichspolitik langfristig 
konfessionell polarisiert. Insgesamt bildet das Verfassungssystem des Reiches in der Folgezeit den Rahmen für 
eine konfessionelle Koexistenz der Reichsstände und für eine juristische Austragung politisch-sozialer Konflikte. 
Der Papst verweigert dem Westfälischen Frieden seine Anerkennung.

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V e r f a s s u n g s f r a g e :   S o u v e r ä n i t ä t

Der Westfälische Friede besiegelt, dass der Weg zu souveräner Staatlichkeit nicht vom Reichsganzen unter dem 
Kaiser, sondern von den mächtigen Reichsfürsten in ihren Territorien beschritten wird. Die Reichsfürsten 
bekommen die freie Ausübung ihrer Landeshoheit einschließlich Bündnisrecht, d.h. einen quasi-souveränen 
Status verbrieft (den die meisten aber kaum ausfüllen können) sowie ein korporatives Mitbestimmungsrecht in 
allen Reichsangelegenheiten auf dem Reichstag, der sich in der Folgezeit zu einem „immerwährenden“ 
Gesandtenkongress und Kommunikationsforum zwischen Kaiser und Reichsständen verstetigt. 

Die Schweizer Eidgenossenschaft und (im parallel ausgehandelten niederländisch-spanischen Frieden) die 
Republik der Vereinigten Niederlande werden als souveräne Staaten anerkannt. Sie erhalten innerhalb ihrer 
Territorien alle Hoheitsrechte, sind aber weiterhin Mitglieder des Reichs und an Reichsgesetze gebunden.

Der Dreißigjährige Krieg erweist sich als „Staatsbildungskrieg“, d.h. in den Konflikten ging es um die Erlangung 
staatlicher Souveränität.

M ä c h t e p o l i t i s c h e   R e g e l u n g e n   u n d   F o l g e n

Frankreich und Schweden erhalten territoriale und finanzielle Zugeständnisse (Kriegsentschädigungen) und 
werden Garantiemächte des Friedens. Obwohl der Vertrag in der Folgezeit keinen allgemeinen Frieden in 
Europa herbeiführt, wird er zur Grundlage eines neuen völkerrechtlichen Systems. Im Rahmen des 
Westfälischen Friedens werden die rechtliche Ordnung und die neuen politischen Kommunikationsformen des 
europäischen Mächtesystems ausgehandelt. Letzteres wird nicht mehr als universelle Hierarchie ungleicher 
Herrschaftsträger unter Papst und Kaiser, sondern als Gemeinschaft prinzipiell gleichberechtigter, unabhängiger, 
souveräner Staaten definiert.

- 1/3 Bevölkerung ums Leben gekommen (wegen Seuchen, Hunger und nicht wegen militätischer 
Haltung
- Verwustungen
- Habsburgische Hegemonie wurde beseitigt
- Ius foederationis (Bündnisrechts)
- Französierung, Grobianismus
- Konfessionelle Spaltung Deutschlands – alle 3 Religionen gleichgerechtigt
- Schweiz und Netherlanden unabhängig
- territoriale Veränderungen: Elsass -  wichtiger Brennpunkt zwischen D und F.  Mündungen 
Ode, Elbe und Weser unter der schwedischen Kontrolle. 
- entstehen neue Großmächte: Brandenburg 
- religiöse: Bestätigung alles was in Augsburg war (1555) aber noch Kalvinismus möglich
- man konnte die Religion wechseln – Glaube wurde zur privater Sache. 
- Annäherung von Lutheranen und Kalvinisten
- Sozialleben – Herrschaft der Rechtsstärken – Neigung zur Gewalt 

Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges im Bereich der Kultur

Was versteht man unter den Begriffen Grobianismus und 

Französierung

?

- Grobianismus (grobian. Dichtung), didakt. Literaturgattung des 16. Jh. Als Gegenstück 

zu den am Höf. orientierten Bürgersitten beschreibt der G. ungebildete Verhaltens- und 
Sprachformen. Vertreter des Grobianismus sind S. Brandt, H. Sachs, F. Dedekind.

Wesenszüge des Absolutismus

- die Auflösung des alten ständischen Ordnunsgefüges im Zeitalter der Glaubenskriege 

verursachte ein allgemeines Verlangen nach Wiederherstellung der staatlichen 
Ordnungsfunktion ---> 

- so kam es zur Herausbildung der absolutistischen Regierungsform:

44

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o der Monarch als alleiniger Inhaber der Herrschaftsgewalt nicht an die 

bestehenden Gesetze  gebunden (legibus solutus), wohl aber dem göttlichen 
Recht unterworfen war; L’état c’est moi (der Staat bin ich) – der Ausspruch ist 
dem französischen König Ludwig XIV. zugeschrieben; die Gleichsetzung von 
Staat und Herrscher 

o die zeitgenössischen Staatslehren lieferten dem Absolutismus die theoritische 

Grundlage: Definition der Souveränität – unmittelbare, absolute Gewalt nach 
innen und außen

o trotz der Verweltlichung der Staatsidee beriefen sich die absoluten Herrscher 

weiterhin auf ihre göttliche Legitimität (Gottesgnadentum)

o kennzeichnend für den absolutistischen  Regierungstil war das so gen. 

Kabinettssystem: der Monarch stüzte sich auf Räte. Sie bildeten ein von den 
Zentralbehörden unabhängiges Kabinett, genannt Geheimer Rat, Staatsrat oder 
ähnlich

o Mithilfe dieses Gremiums betrieb er eine selbstständige Diplomatie, griff in 

den Gang der Justiz ein, erteilte  Kabinettsordres mit Gesetzeskraft und 
erklärte Kriege, die meist dynastischen Interessen dienten

o um ihre Kriege führen zu können, schufen die Fürsten stehende Heere
o zur Verwaltung des Landes bauten sie eine allein von ihnen abhängige 

Beamtenschaft auf

o immer mehr Lebensbereiche wurden als öffentliche, staatlich zu regelnde 

Angelegenheiten begriffen

o auch die Wirtschaft stand im Dienst des Staates ---> entstand erstmals ein nicht 

nur den Adel erfassendes Staatsbewusstsein

- auch negative Auswirkungen: 

o Bevormundung der Untertanen
o Überwertung der inneren Ordnungsfunktion und der äußeren Machentfaltung 

des Staates

o Einebnung der ständisch gegliederten mittelalterlichen Gesellschaftsstruktur: 

die Stände wurden politisch entmachtet, ohne dass die ständische 
Gesellschaftsordnung prinzipiell aufgehoben war: Adel und Geistlichkeit 
waren nach wie vor privilegiert, während das Bürgentum zwar wirtschaftlich 
gefördert wurde, aber keinen entsprechenden politischen Rang einnahm

- Absolutismus konnte in D. nur auf der Ebene der Landesfürsten durchsetzen 

Erläuerung der Begriffe Rationalismus, Sensualismus, Empirismus, Eudämonismus, Humanität, 
Utilitarismus, Kosmopolitismus

-

Rationalismus: Erkenntnistheorie, wonach Erkenntnis nur durch rationales Denken erlangt wird.

o

Vernunft ist der allgemeingültige Wertmaßstab, 

o

deduktives Denken hat Priorität. 

o

Sinneswahrnehmung führt nicht zur Erkenntnis der Prinzipien. 

o

Aus dem Rationalismus folgt der Glaube an den Fortschritt der Menschheit und eine hohe 
Bewertung der Wissenschaft 
(gegen die Religion). 

o

Hauptfigur: R. Descartes (1596-1650). 

o

Der Rationalismus ist die Gegenposition des Empirismus und noch die 
wissenschaftstheoret. Position der Aufklärung (18. Jh.) 

-

Sensualismus (lat.): dem Empirismus nahestehende philosophische Richtung, 

45

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o

die alle Erkenntnis ausschließl. aus der Sinneswahrnehmung ableitet und 
alle seelische Erscheinungen auf Verbindungen von Empfindungen 

zurückführt;

o

Hauptvertreter u.a. Epikur, Locke, Gassendi, Hume.

-

Empirismus: Aus England stammende wissenschaftliche Richtung, die das Beruhen allen Wissens auf 
Erfahrung betont

o

Gesicherte Erkenntnis wird also nur aufgrund von Sinneseindrücken, also nur über 
sinnlich erfaßbare Gegenstände gewonnen. 

o

Gegenposition zum (aus Frankreich stammenden) Rationalismus. 

o

Angestrebt wird reine Erkenntnis durch primären, unmittelbaren Kontakt mit den 
Gegenständen, ohne Vorannahmen
 (tabula rasa). 

o

Vorherrschen der induktiven über die deduktive Methode, kausaler über teleologische 
Erklärungen.

o

Mündet (teilweise alternativ) in Materialismus, Sensualismus (nihil est in intellectu quod non 
prius fuerit in sensu), Mechanismus (Gewinnung allgemeinerer Begriffe durch mechanische 
Assoziation), Skeptizismus (Erkenntis ganz unmöglich, da kein direkter Zugriff auf die 
Dingwelt), seit 1850 in Positivismus.

o

Begründer: Francis Bacon (1561-1626). 

o

Vertreter: Thomas Hobbes (1588-1679), John Locke (1632-1704), George Berkeley 
(1685-1753), David Hume (1711-1776).

o

In Deutschland seit Leibniz und besonders der Aufklärung Versuche, Empirismus und 
Rationalismus zu vereinen. Gegensatz i.w. durch Kant aufgehoben; besteht jedoch bis heute 
fort.

o

John Locke, An essay concerning human understanding. Begründet den Empirismus 
epistemologisch.

-

Eudämonismus (griech.), eth. Auffassung, nach der das Ziel alles 
menschlichen Handelns die Gewinnung der Glückseligkeit
 ist. Der Sozial-E. 

von Bentham erstrebt eine öffentl. geförderte Glückseligkeit für möglichst viele 
Menschen.

Humanität, Utilitarismus, Kosmopolitismus

2) Hauptgestalten der deutschen Aufklärung

Leipniz
Kant
Mendelssohn
Reimarus
Christian Wolf
Lessing
Friedrich Nicolai
August Francka
Philip Spener
Klopstoch
Herder
Bildung: Johann Bernhard Basedar
Johann Heinrich Pestoloazi

3) Kants Definition der Aufklärung

-

Kant: 1784 Essay, das den Titel "Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?" trägt und 
die klassisch gewordene Definition enthält: 

-

"Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. 
Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu 

46

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bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am 
Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne 
Leitung eines anderen zu bedienen."
 

-

Kant nennt "Faulheit und Feigheit" als Ursachen, "warum ein so großer Teil der Menschen, 
nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen, dennoch gerne zeitlebens 
unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern 
aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein." 

-

Diese Klage klingt sehr modern und bestimmt das Projekt Aufklärung mit ihrem den Epistel des 
Horaz entnommenen Wahlspruch "Sapere aude!" - "Wage es, weise zu sein!", dem Kant die 
Aufforderung "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" hinzufügt, als aktuell 
jenseits aller Epochengrenzen.

- Von einer durch Revolution erzwungenen Liberté wollte er nichts wissen, weil wahre 

Aufklärung einen langsamen Reformprozess bedinge, eine Revolution hingegen nur neue 
Vorurteile gebäre, dieweil der "große Haufe" weiterhin "gedankenlos" sich leiten ließe, faul und 
feig. 

-

Wohl gelte es, den Befehlen der Oberen zu gehorchen, aber – so Kant – man müsse 
angezweifelte Vorschriften laut kritisieren und somit mählich ändern dürfen. Denn die 
"ursprüngliche Bestimmung der menschlichen Natur" bestehe "gerade in diesem Fortschreiten".

- Damit werde der Mensch, wenn er nur endlich selbst denke, zu einer großen "Weltbürgerschaft" 

finden. – Sätze, die einschlugen wie Luthers "Von der Freiheit eines Christenmenschen": Auch 
sie sollten eine Reform anstoßen, doch fünf Jahre danach rasten die Bauernkriege durchs Land. 
Fünf Jahre nach Kants "Was ist Aufklärung?" erstürmten die Franzosen die Bastille.

-

(Die Schrift "Was ist Aufklärung?" begann denn auch ohne Umschweif mit einer endgültigen 
Definition: "Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten 
Unmündigkeit". 

-

Und Kant erläuterte: "Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne 
Anleitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die 
Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes 
liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Habe Mut, dich deines eigenen 
Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung."
 

-

Als Ursachen der Unmündigkeit hielt er dem Volk "Faulheit und Feigheit" vor und verlangte 
von jedem (ob Untertan, ob Fürst): "Freiheit, und zwar die unschädlichste unter allen, nämlich 
die, von seiner Vernunft in allen Stücken öffentlichen Gebrauch zu machen.")

4) Pietismus und Empfindsamkeit und deren 

Vertreter

-

Pietismus (vom lat. pietas 'Frömmigkeit'), 

o

protestant. Glaubensbewegung, die Verinnerlichungwahre Herzensfrömmigkeit 
und werktätiges Christentum gegenüber dem toten Buchstabenglauben der 
Orthodoxie erstrebte. 

o

Der P. entwickelte sich in Großbritannien, Frankreich und Deutschland in der 2. 
Hälfte des 17. Jh; 

o es kam zur Gründung verschiedener pietist. Gemeinschaften, aber ohne klösterl. 

Entsagung: Collegia pietatis, Brüdergemeine. 

o

1688 begann A.H. Francke mit Bibelkollegien im Sinne des P. in Leipzig und 
gründete 1694 die berühmte Stiftung für Waisen in Halle; durch P.J. Spener wurde der 
P. in die luther. Kirche eingeführt.

-

Empfindsamkeit, Bez. für die gefühlsbetonten geistig-literar. Strömungen zw. 1730 und 1800.

o war dem Moral- und Tugendsystem der Aufklärung verhaftet, 

o

neu war jedoch eine gefühlsbetonte Weltsicht, in erster Linie auf die Natur und sittl. 
Ideale bezogen; 

47

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o

typ. waren Freundschaftszirkel

o Ihre Vorbilder bezog die E. v.a. aus England, aber auch aus Frankreich. 
o Goethe führte die E. mit dem Roman 'Die Leiden des jungen Werthers' (1774) zum 

Höhepunkt und überwand sie zugleich.

5) Die Einstellung der Aufklärung zur Kirche und zur Religion und das Verhältnis der Kirche 
zur Aufklärung 

???????????????????

6) Freimauerer und Illuminaten 

???????????????????

7) Die Aufklärung als eine Bildungsbewegung – Vertreter der damaligen 
Pädagogik

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8) Der aufgeklärte Absolutismus in Preußen

- eine späte Erscheinigungsform der absoluten Monarchie 
- der Preußenkönig Friedrich der Große  und Kaiser Joseph II. als Regent in den habsburgischen 

Ländern

- charakteristisch für diese Regierungsstil:

o hielten an ihrer alleinigen und uneingeschränkten Herrschaftsgewalt fest

o

dabei nahmen aber Gedanken der Aufklärung auf: Friedrich II. von Preußen 
bezeichnete sich als erster Diener des Staates

- wohlfahrtsstaatliche Reformen durchführte, die die größten sozialen Missstände beseitigen 

sollten:

o Aufhebung der Folter
o Ansätze zu einer rechtsstaatlichen Entwicklung, 
o Verbesserung der Lage der Bauern
o Einrichtung eines staatlichen Schulwesens
o religiöse Toleranz
o die merkantilistische Wirtschaftspolitik
o Hebung des Wissensstandes breiter Volksschichten: die allgemeine Schulpflicht

o

Vereinheitlichung des Rechts

o Ausbau der von seinem Vater übernommenen Verwaltung 

- <---- wesentliche Voraussetzungen für die spätere die spätere Demokratisierung
- Friedrich der Große: Sohn des preußischen Königs Friedrih Wilhelm I. 

o musisch begabt
o extrem harte Erziehung des Vaters
o Fluchtversuch ---> unterwarf sich
o Freutschaft mit Voltaire
o Regierungsantriff 1740 ---> Eroberung Schlesiens 1742 ---> der dritte Krieg um 

Schlesiens – der Siebenjährige Krieg ---> errang glänzende Siege ---> mit dem 
Hubertusburger Frieden war Preußen 1763 endgültig in den Kreis der europäischen 
Großmächte eingetreten 

o Gegensatz zu Österreich
o die erste Polnische teilung (1772)

Friedrich Wilhelm I- Soldatenkönig (Enkel des Großen Kurfürsten, Friedrich Wilhelm).

Sein Vater war König im Herzogtum Preußen.
Krönung in Königsberg, 1701  König in Preußen, Friedrich I

1713 folgte ihm Friedrich Wilhelm I. Er entging in die Geschichte als Soldatenkönig. 
- Unter ihm erhielt der preußische Staat die militarischeAusrüstung. 

48

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-Allgemeine Wehrpflicht 
- Merkantilimus in Preußen- Ausbau von Manufakturen, Tuchindustrie
- sein Erfolg: Erwerb von Vorpommern (mit Stettin) nach dem II nordischen Krieg (1720)

Friedrich der Große , Friedrich II – Beispiel Aufgeklärtes Absolutismus

-

Hart erzogen von seinem Vater (FWI), heiratete Prinzessin Elisabeth Christine, regierte seit 
1740. 

-

 nach dem Tod Kaisers Karl VI (Habsburgisches Dom), sah er eine Chance, Schlesien zu 
erobern und seine Macht zu stärken. 

-

Er unterstütze die Kandidatur des Wittelsbachers Karl Albrecht zum Kaiser, Karl VII (gegen 
Kandidatur der Maria Theresia, Kaisertochter) um sie Stellung der Habsburger im Reich zu 
schwächen.

-

Der 7- jährige Krieg – Erwerb der Schlesien von M. Theresia

-

Mit dem Hubertusburger Frieden war Preußen 1763 endgültig in den Kreis den europäischen 
Großmächte eingetreten  trotz des unentschiedenen Kriegsausgangs des 7-jährigen Krieges 
war er in den Augen der Mitwelt als Sieger vorhergegangen  

-

In Folge der I Polnischen Teilung erwarb er Westpreußen.

-

Verkräftigung des Handels, Finanzen Wirtschaft  

-

Starb im Schloss Sanssouci 

Maria Theresia – Kaisertocher, aber schwierige Situation der Thonfolgerin – kam an Macht 1740 trotz 
Einspruchs von Kurfürsten (Bayern, Sachsen). Eine der bedeutendsten Herrscherinen. 

-

Erbfolgekrieg

-

Reformen – Bildungswesen, Justiz, Münzewesen, Merkantilismus

-

Ihr Sohn – Joseph II – 1765 Kaiser geworden und Mitregent

-

Er wollte Annexion Galiziens (1772), MT nur ungern

Schleschige Kriege:
I – 1740-42 – preußischer Sieg bei Mollwitz
II – 44-45, Frieden in Dresden
III- Siebenjähriger Krieg – 1756-63

Aufklärung

Joseph II

- Erwerb Galiziens (1772)
- Ausdehnungspolitik (Bayern)
- versuchte tiefgreifenden Reformen durchzusetzen
- 1781 – ein Toleranzpattent – alle Religionen sind gleichberechtigt. 

Versailles (Ludwig XIV) Vorbild für deitschen Herrscher: Schönbrunn (bei Wien), Berlin 
(Residenzstadt der Hohenzollern), andere Residenzstädte: Düsseldorf, Köln, Kassen, Bonn, Mainz. 

9) Der Josephinismus

- Aufgeklärter Absolutismus
- älteste Sohn der Kaiserin Maria Theresia, 1765 wurde er Nachfolger seines Vaters Franz I. als 

Kaiser und Mitregent seiner Mutter 

- durch seine extremen Reformpläne geriet er in Gegensatz zu Maria Theresia
- Konzept eines zentralistischen österreichischen Gesamtstaates entsprach 
- er erwarb für Ö. bei der ersten Polnischen Teilung 1772 Galizien; das Osmanische Reich musste 

die Bukowina an Ö. abtreten

49

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-

erließ 1781 ein Toleranzpatent:

o den nicht katholischen Christen die private Religionsausübung gestattete
o und ihnen die bürgerliche Rechte zugestand
o er hob die nicht sozial tätigen Orden auf
o stellte die Priesterausbildung und andere kirchliche Angelegenheiten unter staatlich 

Aufsicht

o reformierte die Rechtspflege
o verbesserte die Rechtsstellung der Juden
o die Bauern wurden 1781 von der Leibeigenschaft befreit

o

?????

    

- er starb 1790 in Wien

1) Der Begriff der Revolution 

 

    

Eine Revolution bezeichnet in der Soziologie einen meist gewalttätigen und immer radikalen 
Umsturz (-versuch) der bestehenden politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse, der von einer 
organisierten (nicht notwendig geheimen) Gruppierung von Neueren getragen wird und die 
Unterstützung größerer Bevölkerungsteile findet.

Der Begriff »Revolution« wird auch verwandt, wenn dem sozialen Wandel die Schnelligkeit 
(Rapidität) abgeht, etwa für die global mehrere tausend Jahre dauernde »Neolithische Revolution«
die Industrielle Revolution (s. a. Industrialisierung).

2) Welche Revolutionstypen gibt es in der Geschichte?

Revolutionstypen:
– ständische Revolutionen
– bürgerliche Revolutionen
– proletarische Revolutionen
– Revolutionen von rechts
– legale Revolution
– nationale Revolution
– industrielle Revolution
– wissenschaflich-technische Revolution

Politische Revolutionen

Der erste als »Revolution« bezeichnete Umsturz war 1688 die Glorious Revolution in England. 

Französische Revolution 1789 

Polnischer »Insurrektionskrieg« 1831 und Folgejahre 

Revolutionen in Ungarn, Italien, Deutschland (Märzrevolution) 1848 

Russische Revolution 1905 

Russische Revolutionen 1917: (Februarrevolution und Oktoberrevolution) 

Novemberrevolution in Deutschland 1918/1919, zumal in Bayern und Bremen 

Die spontane und gewaltlose Revolution in der DDR 1989/1990 

Die Orangene Revolution in der Ukraine 2004 

Geistige Revolutionen
Die »Kopernikanische Revolution« Die Darwinsche Revolution, Die »sexuelle Revolution«

Technische Revolutionen (marxistisch: »Revolutionen der Produktivkräfte«)

Neolithische Revolution (Übergang vom Wildbeutertum zu Ackerbau und Viehzucht ca. 15.000 v. Chr. – 
der Übergang zur Jungsteinzeit) 

Industrielle Revolution im 18./19. Jahrhundert (siehe auch Industrialisierung) 

50

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Elektronische Revolution oder Zweite industrielle Revolution (siehe auch Digitale Revolution) ab etwa 1980 

4) Warum war ein Übergreifen der Revolution auf D. nicht möglich?

- im Gegensatz zu Frankreich waren in D. reformierte Gedanken und Entwicklungen 

wesentlich vom aufgeklärten Absolutismus ausgegangen: Joseph II, Friedrich der 
Große – Beispiele des Fortschritts

-  fehlte eine zentrale Haupstadt wie Paris
- das Bürgertum war schwächer als in F.
- die sozialen Gegensätze waren weniger ausgeprägt
- die d. Staaten nicht in so hohem Maß verschuldet

Welchen Einfluß hatte die Revolution auf den intellektuellen Bereich in D.?

- in ihrer Anfangsphase viele Intellektuellen bewunderten die republikanischen 

Grundsätze von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, propagierte, 

- intensive Kontakte zwischen französischen und deutschen Demokraten, die von ihren 

Gegnern als Jakobiner bezeichnet

- die hervorragendsten Vetreter des deutschen Geisteslebens der Zeit (Schiller, Kant, 

Schlegel, Schelling, Wieland) begeisterten sich für die Ideen der Revolution von 1789

- bei vielen doch bewirkte die Radikalisierung der Rev. Ernüchternung
- die Ideale von 1789 haben in D. weitergewirkt, den Reformen der napoleonischen Zeit 

den Boden bereitet 

Französische Revolution von 1789–1799
Oktober- Revolution von 1917 in Russland
„unblutige, glorreiche“ englische Revolution von 1689
(

glorious revolution

)

Begriffe: Aufstand, Putsch, Rebellion, Revolte, Umsturz 
Verschiedene Revolutionen:

Unabhängigkeitskampf der englischen Kolonisten in Nordamerika (1775 – 82)
die 

französische Julirevolution

 von 1830

die 

belgische Revolution 

von 1830

die 

französische Februarrevolution 

von 1848

die deutsche und österreichische 

Märzrevolution 

von 1848

die 

russische Revolution

 von 1905

die 

chinesische Revolution 

von 1911

die 

faschistische Revolution 

in Italien (1922)

die 

nationalsozialistische Revolution 

in Deutschland (1933) 

die 

sozialistischen Staatsumwälzungen

 seit 1945

die Revolution in Mittelosteuropa 1989

Guerillakampf

Revolution von oben soziale Revolution

                                
                                           

51

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                             Wichtigste Ereignisse aus französischer Sicht 
      – Sturm auf die Bastille in Paris 1789; 

– Revolutionskriege seit April 1792 gegen Kaiser Leopold I. und König Friedrich 
Wilhelm II.;
– Ausrufung der Republik 1793; 
– Hinrichtung des Königs Ludwig XVI. (21.1.1793); 

Staatsstreich Napoleons (9.11.1799) u. seine Eroberungspolitik 

                             Wichtigste Ereignisse aus deutscher Sicht:
– Revolutionskriege des Kaisers Leopold I. und des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. 
(seit April 1792)
– vier Koalitionskriege gegen Frankreich (Februar 1793, 1798/99, 1805, April 1807); 
– einige Friedensschlüsse (von Basel 1795, Campoformio 17.10.1797, Lunéville 9.2.1801, 
Pressburg 26.12.1805);
– der Reichsdeputationshauptschluss (25.2.1803) 
– Gründung des Rheinbundes (12.7.1806) 
– das Ende des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation (6.8.1806)

                  Warum gab es in Deutschland keine Revolution?

1. Unterschiede in der Sozialstruktur; 
2. der Gegensatz zwischen dem Adel und den Bauern war hier nicht so stark. 
3. Reformen der aufgeklärten Absolutisten 
4. Fehlen einer Hauptstadt
5. Staatlicher Einfluss auf die Intellektuellen. 

Johann Gottfried Herder: „Briefe zur Beförderung der Humanität“ (1793 – 97)

Goethes „Revolutionsdichtungen“: „Der Großkophta“, „Der Bürgergeneral“, „Die 
Aufgeregten“, „Das Mädchen von Oberkirch“, „Die natürliche Tochter“

Schillers Jugenddichtungen –  das Gedicht „Rousseau“, „Die Räuber“, „Don Carlos“

Politische Neuordnung Deutschlands durch 

 

 

Napoleon

 

 

1. Säkularisation des Kirchengutes > 

Reichsdeputationshauptschluss

2. 

Mediatisierung

3. Rangerhöhung deutscher Fürsten

4. Gründung des 

Rheinbundes 

1806

6. August 1806 – Franz II. legt die Kaiserkrone nieder

Flurbereinigung

Doppelschlacht bei Jena u. Auerstedt (14. Oktober 1806)

52

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Friede von Tilsit (Juli 1807)

Reformen nach französischem Vorbild 

– Bauernbefreiung bzw. Aufhebung der Leibeigenschaft u. der ständischen Ordnung
– Einschränkung oder Aufhebung der Vorrechte des Adels u. der Geistlichkeit
– Einführung der religiösen Freiheit
– Einführung der bürgerlichen (Rechts-)Gleichheit
– Einführung einer eingeschränkten Gewerbefreiheit durch Aufhebung der Zünfte 
– Vereinheitlichung des Rechts durch Anwendung des Code civil
– Zentralisierung der Verwaltung u. Bildung moderner Ressortministerien
– Judenemanzipation

Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein (1757 – 1831)
Karl August von Hardenberg (1750 – 1822)

Preußische Reformen 

(Stein-Hardenbergische Reformen)

1. Verwaltungsreform

2. Städteordnung (1808)

3. Bauernbefreiung (1807 eingeleitet, 1850 abgeschlossen)

4. Aufhebung der Zunftordnung zugunsten der Gewerbefreiheit (1810/11)

5. Bürgerliche Gleichstellung der Juden (1812)

6. Heeresreform (1811-1814, Gneisenau, Scharnhorst, 
Boyen)

7. Bildungsreform (1810-1814, Wilhelm von Humboldt)

                            

               Politische Strömungen:

* Republikanismus

* Liberalismus

* demokratische Anschauungen 

* sozialistische Ansätze

* Konservat(iv)ismus

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Charles de Montesquieu (1689 – 1755)
Jean Jacques Rousseau (1712 – 1778)

                     

Grundsätze des Liberalismus:

– Betonung der Freiheit u. Selbstbestimmung des Individuums
– Ablehnung der Bevormundung der Bürger 
– Beseitigung der Privilegien des Adels
– Anerkennung der Menschenrechte
– Konstitutionalismus 
– Repräsentativsystem
– parlamentarische Beteiligung der Bürger an der Gesetzgebung 
– Errichtung der Geschworenengerichte 
– Gewaltenteilung
– freie Marktwirtschaft
– freie Konkurrenz
                   Freiheitsrechte des Individuums:
– Gewissens- u. Religionsfreiheit
– Meinungs- u. Pressefreiheit
– Freizügigkeit
– Gewerbefreiheit 
– heute auch Koalitionsfreiheit

              Demokratische Auffassungen:

– Volkssouveränität 
– völlige Gleichberechtigung aller Staatsbürger 
– Gegner des Adels u. der Standesunterschiede
– meistens für eine starke Zentralgewalt u. gegen die Sonderstellung der vielen einzelnen 
Territorien
                         Sozialistische Ansätze:
– Ablehnung der liberalen Wirtschaftspolitik
– Staatlicher Interventionismus in Wirtschaft u. Gesellschaft
– Preisüberwachung der wichtigsten Lebensmittel
– Ausschaltung des Spekulantentums
– Einschränkung des Zwischenhandels
– gleiche Rechte auf Mitbestimmung an den staatl. Einrichtungen
– manchmal auch: Beseitigung des Privateigentums
– Unentgeltlichkeit des Unterrichts u. der Rechtsprechung
– Unterbringung von Arbeitsunfähigen in staatlichen Versorgungsheimen 
- gestaffelte (progressive) Einkommenssteuer

Aufklärung – Freimauererbund – Illuminatismus – Jakobiner – Umsturz der bestehenden 
Ordnung

                        Konservatismus:

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– gegen die Nivellierung und jede rationale Planung 

– für eine ungehinderte organische Weiterentwicklung der hergebrachten Zustände

– Bündnis von Thron und Altar

Befreiungskriege 

(1813 – 1815)

Ludwig Graf Yorck von Wartenburg (1759 – 1830)

Konvention von Tauroggen (30.12.1812)

Völkerschlacht bei Leipzig

 (16.–18. 10.1812)

Heinrich von Kleist (1777-1822): „Katechismus der Deutschen“ (1809); „Germania an ihre 
Kinder“ (1808)

Ernst Moritz Arndt (1769-1860): „Lieder für Teutsche“, „Der Rhein, Teutschlands Strom, 
aber nicht Teutschlands Grenze“, „Was ist des Deutschen Vaterland“

Deutschtümelei, 

Deutschtümler, 

deutschtümeln 

„Allgemeines Deutsches Kommersbuch“

„Die Wacht am Rhein“

Worin bestanden die Säkularisation des Kirchengutes und Mediatisierung?

die Auflösung von Kirchengütern in Folge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 gesprochen, der 
auf die militärischen Erfolge Napoléon Bonaparte zurückgeht. Diese Säkularisation ist die umfassendste, die 
bislang stattfand. Beinahe alle geistlichen Reichsstände wurden aufgelöst, und annähernd 95.000 km

2

, auf 

denen mehr als 3 Millionen Menschen lebten, wechselten ihren Besitzer.

Durch die Verschiebung der französischen Ostgrenze mussten deutsche Staaten ihre linksrheinischen Gebiete 
abgeben. Als Entschädigung dafür wurden ihnen im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 die kirchlichen 
Reichsstände und die Reichsstädte (in diesem Fall spricht man von Mediatisierung) zugeschlagen.

55

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Artikel 35 des Reichsdeputationshauptschlusses ging über die reine Entschädigung sogar hinaus und räumte 
allen deutschen Fürsten ein Dispositionsrecht an Klöstern und Stiften auf ihrem Herrschaftsgebiet ein. Das 
erlaubte es auch Herrschern, die keinen Territorialverlust erlitten hatten, kirchliche Güter zu ihren Gunsten 
einzuziehen. Dem entsprechend muss man unterscheiden zwischen der Säkularisation, bei der geistliche Staaten 
annektiert wurden, und der Säkularisation als Aufhebung und Einziehung von Kirchengütern.

Politische Folgen
Insbesondere profitierten der König von Preußen, der Kurfürst von Bayern ... von der Säkularisation. Allein in 
Baden vervierfachte sich die Fläche des Landes, die Zahl der Einwohner verfünffachte sich. Württemberg konnte 
seine Fläche und Einwohnerzahl immerhin verdoppeln.

Soziale Folgen
Die enteigneten Klöster wurden teils als Staatsgebäude (z.B. Gefängnisse) übernommen, teils meistbietend an 
Unternehmer versteigert. Vor allem das weltliche Dienstpersonal im Kloster sowie die unmittelbar vom Kloster 
abhängigen Handwerker und Gewerbetreibenden verloren ihre Arbeitsplätze und gerieten in eine bedrohliche 
Armut. Wertvolle Kunstbestände und Archivalien wurden verstreut oder durch unsachgemäße Behandlung 
zerstört.

Rangerhöhung deutscher Fürsten
Bayern avanziert 1805 zum Königsreich
Königsreich Westfallen – Jerome (Bruder Napoleons)
Groß Herzogtum Warschau 
Preußen liegt am Boden

Was war der Rheinbund von 1806?

- Napoleon wollte die süddeutschen Staaten stärken an Frankreich binden
- im Juli 1806 – Errichtung des Rheinbunds:
- 16 süd- und westdeutsche Reichsstände unterzeichneten mit Nap. die Rheinbundsakte 

- dadurch sagten sie sich von Kaiser und Reich los, erklärten ihre Souveränität, unterstellten sich 

dem Protektorat des französischen Kaisers

- die zentrale Bestimmung: die Errichtung einer Offensiv- und Defensivallianz: die Truppen der 

Rheinbundstaaten für Napoleons Feldzüge

- nach der Niederlage Preußens 1807 traten bis 1808 zahlreiche weitere Staaten dem Rheinbund 

bei, darunter Sachsen und Westfalen

- die Gründung führte zu Reformen im Bereich von Verfassung und Verwaltung, Wirtschaft und 

Finanzen – „Revolution von oben“ – Modernisierung der deutschen Staaten 

Welche Reformen wurden in den von Napoleon besetzten Gebieten, insbesondere in Preußen, 
durchgeführt?

Bauernbefreiung bzw Aufhebung der leibeigenschaft und der stänischen Ordnung
Einschränkung oder Aufhebung der Vorrechte des Adels und der Geistlichen – 

keine Privilegien mehr

Einführung der religiöser Freiheit
Säkularisierung
Einführung der bürgerlichen (Rechts-) Gleichheit
Einführung einer eingeschrankter Gewerbefreiheit durch die Aufhebung der 

Zünfte

Vereinheitlichung des Rechts durch Anwendung des Code Civil, keine Willkür 

mehr

Zentralisierung der verwaltung und Bildung moderner Ressortministerien
Judenemanzipation

Das alles gilt für Deutschaland- Preußen – keine Zentralisierung
Preußen:
Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein

56

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Karl August von Hardenberg
Preußische Reformen:

1) Verwaltungsreform ( 5 neue Ministerien) 

Kanzler – wichtigste Person Landes
Selbstverwaltung – samorząd – wichtige Struktur
Finanzgewalt – finanziell selbstständigkeit

2)Städteordnung – (1808) 
3)Bauernbefreiung (1807 eingeleitet, 1850 angeschlossen  – nicht sofort – ein Prozeß)
4) Aufhebung der Zunftordnung zugusten der Gewerbefreiheit (1810/11)
5) bUrgerliche Gleichstellung der Juden (1812)
6) Heeresreform (1811-14) – Landwehr – alles unter Augen der Französen  gemacht
7) Bildungsreform – (1810-14), Wilhelm von Humboldt – kein Ministerium von Kultur, 
sondern von Inneren
8) allgemeine Wehrpflicht eingeführt

Aleksander von Humboldt – Entdecker, Geograph, Wissenschftler  Berliner Universität , 1810

Welche politische

 

 n Strömungen entstanden in D. um 1770 bis 1815?

 

 

Liberalismus, Konservatismus, Sozialismus, Demokratisches Denken

Parteien kristaliesieren sich. 

Wie ist die Entstehung der einzelnen politischen Richtungen zu erklären?

Französiche Revolution

Was waren die Befreiungskriege?

 

    

- die Niederlage der frazösischen Großen Armee im Russlandfeldzug 1812 schuf 

günstigere Voraussetzungen für einen nationalen Befreiungskampf gegen Napoleon.

- im Dezember 1912: die Konvention von Tauroggen geschlossen: die Erhebung 

Preußens folgte

- im Frühjahr 1813: Allianzabsprachen zwischen Friedrich Wilhelm III. und Alexander I.
- im August erklärte auch Österreich F. den Krieg
- Bayern: der Beitritt Bayerns zur Koalition leitete die Auflösung des Rheinbunds
- Völkerschlacht bei 

Leipzig

 siegte im Oktober 1813 das Koalitionsheer

- Nap. entkam, doch seine Herrschaft in D. brach zusammen
- die Alliierten marschierten in F. ein
- die Einnahme von Paris ---> Nap. musste abdanken, auf Elba verbannt
- im Mai 1814 schlossen die Verbündeten mit Ludwig XVII den 1. Pariser Frieden    

8) Erläutern Sie die Begriffe 

 

 Burschenschaft

 

  und 

 

 

Deutschtümelei

 

       

-

die Studenten waren tief enttäuscht von der politischen Entwicklung, kein Einheitsstaat aller 
Deutschen nach Nap.

-

Jenaer Studenten vereinigten sich zu einer alle Studenten zusammenschließenden 
Burschenschaft. Symbolisch wollten sie mit ihrem Einheitsbund die kommende Einheit des 
deutschen Vaterlandes vorbereiten

-

die studentische Bewegung breitete sich rasch aus

-

1818 wurde in Jena die Allgemeine Deutsche Burschenschaft durch Vertreter aus 14 d. 
Universitäten gegründet

-

die Grupen radikalisierten sich 

- 1819 verboten
- in vielen Universitätsstädten bestanden sie als Geheimbünde weiter

57

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Die Burschenschaft

Die Entwicklung an den Universitäten am Beispiel der Jenaer Burschenschaft
Ziele und Forderungen
Die Allgemeine Deutsche Burschenschaft Jena wurde 1815 von Studenten an der Jenaer Universität gegründet und setzte sich 
als Wahlspruch "Ehre, Freiheit, Vaterland".
Zu dieser Zeit bestand Deutschland noch aus vielen Kleinstaaten und Fürstentümern.
Im Sinne der Aufklärung schrieb am 17. Juni 1818 Heinrich von Gagern, damals Burschenschaftler und später Präsident der 
Nationalversammlung in der Paulskirche in einem Brief an seinen Vater:
"..., daß die eigentlichen Grundzüge der deutschen Verfassung gemeinschaftlich sein sollten, ausgesprochen durch die 
Deutsche Bundesversammlung."
Damit drückte er die Forderungen, die Burschenschaften in ganz Deutschland stellten, klar aus: 

1.

Ein Bundesverhältnis zwischen den Deutschen Staaten wird angestrebt. (Einigkeit) 

2.

Eine Verfassung soll grundlegend für dieses Staatsgebilde sein, die 

3.

Von einer Deutschen Bundesversammlung bestimmt sei. 

Am 19. Oktober 1818 gab sich jene Burschenschaft erstmals eine Verfassung, in der der landsmannschaftliche Bezug völlig 
fehlte. So heißt es die Burschenschaft sei
"die freie und natürliche Verbindung der gesamten auf den Hochschulen sich bildenden deutschen Jugend zu einem Ganzen".
Weiterhin stellte man die "Einheit, Gleichheit und Freiheit aller Burschen untereinander" fest.

Welche Rolle spielten nationalische Lieder und die Tumerbewegung in d

 

 er Zeit der

 

  

französischen Fremdherrschaft? 

XIV

1) 

      Erläutern Sie die Begriffe 

 

 Reaktion, Restauration, Biedermeierzeit, Vormärz

 

 !  

- Restauration:

o Wiederherstellung eines früheren Zustandes 
o Bezeichnung der Periode vom Wiener Kongress bis zu den Revolutionen der 

Jahre 1830 und 1848/9 verwendet

o der Versuch, den Zustand vor dem Ausbruch der Französischen Revolution 

wieder herzustellen

o österreischischer Staatskanzler Metternich
o einheitliche Staatsgewalt in der Hand des Monarchen liegt

Restauration
Mit dem historischen Fachbegriff Restauration (lat. restaurare = wiederherstellen) wird allgemein die 
Wiederherstellung eines politischen Zustandes, in der Regel die Wiedereinsetzung einer alten Dynastie, die im 
Zuge einer Revolution beseitigt worden war, bezeichnet.
In zweiter Linie versteht man darunter im Besonderen die Anstrengungen in allen deutschsprachigen Staaten, 
den Fürsten und ihren Ministern, allen voran Metternich, zwischen 1815 und 1830 durch verwaltungs- und 
verfassungsrechtliche Einschränkungen (z. B. Zensur) die Neuerungen, die im Gefolge der Französischen 
Revolution von 1789, der Preußischen Reformen, der jungen Verfassungen der süddeutschen Staaten mehr oder 
minder freiwillig gewährt oder aus napoleonischer Besatzungszeit übrig geblieben waren, zu beseitigen und 
gleichsam die alte Ordnung wiederherzustellen.
Diese Tendenz lässt sich in ganz Europa feststellen, wobei England aufgrund seiner Vorgeschichte - die 
eigentliche Revolution (Glorious Revolution) hatte bereits 1688 stattgefunden und die sozialen Zugeständnisse 
am Anfang des 19. Jahrhunderts waren in Form von Arbeitskämpfen und Parlamentsdebatten ausgetragen 
worden - die Ausnahme bildete und folgerichtig auch eine der wenigen Nationen in Europa blieb, in der keine 
Märzrevolution stattfand.

Reaktion (Politik)
Reaktion war im 19. Jahrhundert Sammelbegriff für diejenigen Kräfte, die sich der Fortführung der 
Französischen Revolution und der Übernahme ihrer Ideen (Bürgerliches Gesetzbuch, Parlamentarismus, 
Grundrechte und Verfassung, Republik usw.) in anderen Ländern widersetzten. Seitdem ist Reaktion 
Bezeichnung für antidemokratische und gegen den gesellschaftlichen Fortschritt eingestellte Kräfte. Was 
Letzterer ist, ist natürlich im politischen Leben strittig, und insofern ist der Begriff natürlich ein subjektiver. Aber 

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wahrscheinlich können sich die meisten darauf einigen, dass derjenige, der hinter die Prinzipien der 
Französischen Revolution Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (liberté, égalité, fraternité) zurückgehen will, 
reaktionär ist. Unter Reaktion versteht man also in der Politik Gruppen von Menschen bzw. eine Haltung, die 
rückwärtsgewandt ist. Reaktionär ist ein Angehöriger der Reaktion.

Die Benutzung des Wortes Rückwärtsgewandtheit setzt gedanklich eine lineare Geschichtsbetrachtung (vorwärts 
- rückwärts) voraus. Dies ist unter dem Stichwort Fortschritt näher beschrieben.

Es gibt erheblich mehr politisch aktive Persönlichkeiten, die von ihren Gegnern als Reaktionäre bezeichnet 
werden als solche, die sich selbst so sehen. Das liegt zum einen daran, dass Fortschritts- und Neuerungsdenken 
weit verbreitet ist und daher bereits Konservative gelegentlich als Reaktionäre bezeichnet werden, die sich gegen 
diese Etikettierung wehren. Zum anderen gibt es Denker, denen das lineare Fortschrittsdenken fremd ist und die 
sich daher weder als reaktionär noch als progressiv bezeichnen wollen.

Zu den wenigen Schriftstellern, die sich selbst als "Reaktionär" bezeichnen, gehört Günter Maschke, dessen 
Schriften u.a. in diversen als rechtsextrem eingestuften Zeitschriften veröffentlicht werden.

Auch der dem Faschismus verbundene Kulturphilosoph Julius Evola konnte dem Begriff "Reaktion" positive 
Seiten abgewinnen: "Nach unserer Überzeugung ist eine wahre Reaktion gegen den liberalistisch-
demokratischen Verfall nur auf der Grundlage der traditionellen Grundsätze von Hierarchie, Aristokratie und 
Königtum möglich." (Evola: Faschismus und aristokratischer Gedanke im heutigen Italien, 1932)

Im Nationalsozialismus dagegen wurde das Gedenken an die getöteten "Kameraden, die Rotfront und Reaktion 
erschossen", im Horst-Wessel-Lied geradezu zum Kult erhoben. Auch der Kommunismus sah sich im Kampf 
gegen die Reaktion stehend.

Vormärz
Als Vormärz wird der historische Zeitabschnitt zwischen dem Ende des Wiener Kongresses 1815 und de
Märzrevolution von 1848/49 bezeichnet. (Siehe auch: Biedermeier / Vormärz.)
Politischer Vormärz in Europa
Es war die Restaurationsphase, in der Napoleon (verbannt auf St. Helena) und mit ihm die Französische 
Revolution e
ndgültig besiegt schienen. Die "gute alte Zeit" des Ancien régime sollte wiedererstehen. In 
Deutschland ging dies kulturell mit dem Biedermeier und der Romantik einher.
Wichtige Stationen auf dem Weg zur Märzrevolution 1848 waren:

1815

 

  Gründung der Urburschenschaft in Jena 

1817

 

  Wartburgfest 

1832

 

  Hambacher Fest 

1833

 

  Frankfurter Wachensturm 

Literarischer Vormärz in Deutschland
Literarisch trat ab 1834 das Junge Deutschland, das 1835 durch den Deutschen Bundestag verboten wurde, als 
Gegenströmung zur Restauration hervor. Die Hauptvertreter waren Georg Büchner (Woyzeck, Der Hessische 
Landbote)
, Heinrich Heine, Christian Dietrich Grabbe, Ludwig Börne, Heinrich Laube, August Heinrich 
Hoffmann von Fallersleben
 und Georg Herwegh.

Biedermeier
Als Biedermeier wird die Zeitspanne von ca. 1815-1850 bezeichnet. Mit ihr verbunden ist der politische Begriff 
der Restauration, der sich auf die staatspolitische Entwicklung nach dem Ende der Napoleonischen Zeit 1815, 
manchmal aber auch oder zudem die nach den Revolutionsjahren 1848/49 bezieht.
Der Ausdruck Biedermeier bezieht sich zum einen auf die subtile Wohnkultur und Kunst des Bürgertums, zum 
anderen auf die Literatur der Zeit, die beide häufig zu Unrecht als »hausbacken« und »konservativ« galten. Als 
typisch galt die Flucht ins Idyll und die Begrenzung. Schon der Dichter Jean Paul hatte eine vom »Vollglück in 
der Beschränkung«, Goethes Sekretär Johann Peter Eckermann »eine reine Wirklichkeit im Lichte milder 
Verklärung« zu erkennen geglaubt.
Der Begriff Biedermeier(zeit) selbst entstand erst nach 1848/49 und leitet sich von dem Pseudonym Gottlieb 
Biedermaier
 her, das sich wiederum aus den zwei Gedichten, >Biedermanns Abendgemütlichkeit< und 
>Bummelmeiers Klage<, die Joseph Victor von Scheffel in den Fliegenden Blättern in München 1848 
veröffentlichte, zusammensetzt. Unter dem Namen Gottlieb Biedermaier brachten ab 1855 der Landarzt Adolf 
Kussmaul und de
r Jurist Ludwig Eichrodt abwechselnd Verse des Landschullehrers Samuel Friedrich Sauters 
und eigene Produkte in den Fliegenden Blättern in München heraus.

59

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2) Nennen Sie die Institutionen und Instrumente der Restauration!

Die Heilige Alainz – Osterreich, Preußen, Russland, (1815, Paris)- Metternich – 
Hauptvertreter dieser Politik   

3) Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem 

 

 Wartburgfest

 

  und den 

 

 Karlsbader

 

  

Beschlüssen

 

 ?  

Das Wartburgfest

Im Oktober 1817, zum 4. Jahrestag der Völkerschlacht bei Leipzeig versammelten sich Studenten aus ganz 
Deutschland in Eisenach demonstrierten ihre Forderungen nach Einheit und Freiheit.
Zum ersten mal übrigens unter schwarz-rot-goldener Fahne, die sie für die Farben des alten Deutschen Reiches hielten. 
Diese Farben wurden später in der Revolution 1848/49, dann nach dem 1. Weltkrieg in der Weimarer Republik und 
nach dem 2. Weltkrieg ironischerweise in zwei Deutschen Staaten als Symbole eines einigen, freien und 
demokratischen Deutschlands verwendet.
 
Während man sich auf dem Wiener Kongreß gerade erst auf die "Erhaltung der Monarchie und der staatlichen 
Vielgestaltigkeit der deutschen Lande" geeinigt hatte, stimmte die Bevölkerung, wenn auch meist im Stillen, den 
Burschenschaftlern zu.
Deren Demonstration von Turnübungen auf dem Marktplatz und öffentlichen Reden, in denen vom Umsturz des 
bestehenden Systems die Sprache war (hin zu einer konstitutionellen Monarchie) mit anschließender 
Bücherverbrennung, wobei auf jüdische Autoren dezidiert hingewiesen wurde, rief natürlich eine Reaktion der 
Autoritäten hervor. Es bedurfte nur eines passenden Anlasses.
Und dieser ergab sich am 23. März 1814 als Karl Ludwig Sand, Theologiestudent und Jenaer Burschenschaftler 
August von Kotzebue ermordete.
Kotzebue, der von 1781 bis 1790 in russsischem Staatsdienst gestanden hatte, sagte man Spionagetätigkeiten für 
Rußland nach. Und nicht nur deshalb war er den Burschenschaftlern ein Dorn im Auge: Seit 1818 war Kotzebue 
Herausgeber des literarischen Wochenblattes, in der er die Burschenschaften regelmäßig verspottete.

Die Karlsbader Beschlüsse

"Um eine weitere Eskalation der Gewalt zu verhindern", so Metternich, "muß man ihre Ursachen bekämpfen".
Nach einem Treffen mit dem preußischen König Friedrich Wilhelm III setzte Metternich am 20. September 1819 im 
Deutschen Bund die Karlsbader Beschlüsse durch: 

Universitätsgesetz 

Preßgesetz 

Untersuchungsgesetz 

Vorläufige Exekutionsordnung 

Um für "Ruhe und Ordnung an den Universitäten zu sorgen" wurde jede Universität von einem, von der Regierung 
beauftragten Bevollmächtigten, überwacht.
Die letztliche Ausführung dieser Beschlüsse geschah in den Staaten des Deutschen Bundes jedoch auf höchst 
unterschiedliche Weise. In mittel- und Süddeutschland,, insbesondere Nasssau und Weimar, Bayern, Baden und 
Württemberg wiedersetzte man sich zwar nicht den Karlsbader Beschlüssen, jedoch hatte dort eine Entwicklung hin zu 
konstitutionellen Monarchie begonnen – also die Abkehr vom Absolutismus -, man hielt dort aber an den 
verfassungsmäßig gewährten Rechten fest und legte daher die Beschlüsse recht großzügig aus. In Österreich un 
Preußen hingegen kame es zu einer sog. Periode der Reaktion. Nationalisten, Freisinnige und sog. "Demagogen" 
wurden überwacht und verfolgt, wie Turnvater Jahn oder zur Flucht ins Ausland gezwungen.
Heinrich Heine über die Burschenschaften:

"Auch deine Fahne gefällt mir nicht mehr,

Die altdeutschen Narren verdarben,

Mir schon in der Burschenschaft die Lust

An den schwarz-rot-goldenen Farben"

(Heinrich Heine wurde 1821 wegen einer Duellaffäre für ein halbes Jahr von der Universität ausgeschlossen. 

Gleichzeitig muß er die Göttinger Burschenschaft verlassen, weil er Jude ist.)

-

4) Was war der Deutsche Bund?

- Heilige Römische Reich Deutscher Nation aufgelöst auf dem Wiener Kongress (1806)
- der Deutsche Bund geschaffen:
- ein locker gefügter Staatenbund, 
- setzte sich aus 35 Fürstenstaaten und vier freien Städten zusammen

60

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- den Vorsitz in diesem Staatenbund übernahm Österreich
- das einzige Bundesorgan war die Bundesversammlung der Gesandten der 

Mitgliedsstaaten; später genannt Bundestag- sie tagte als ständiger Kongress in 
Frankfurt am Main 

-  dem Deutschen Bund gehörten auch ausländische Herrscher an:

o der König von Großbritannien (als König von Hannover)
o der König von  Dänemark (als Herzog von Holstein)
o der König der Niederlande (als Großherzog von Luxemburg)

- Österreich und Preußen gehörten ihm nur mit den Gebieten an 

5) Sprechen Sie über 

 

 das Hambacher Fest!

 

 

-

Genese: die Pariser Julirevolution

-

vom 27. bis zum 30. Mai 1832 kamen zu dem Hambacher Fest etwa 30 000 Menschen

-

=/= Wartburgfest, bei dem vor allem Professoren und Studenten vertreten; auch zahlreiche 
Bürger, Handwerker und Arbeiter

-

die Forderung noch einem freien und geeinten D. erhoben; die Entschlossenheit bekundet dass 
das Volk selbst das Einigungswerk vollenden werde;

-

die Versammlung erklärte sich solidarisch mit den Freiheitskämpfern in anderen europäischen 
Staaten, vor allem mit den Franzosen und den Polen

-

Metternich nahm diese Vorgänge zum Anlass, weitere verschärfte Maßnahmen durchzusetzen:

o die Presse-, Vereins- und Versammlungsfreiheit wurde völlig unterdrückt

o

einige der Initiatoren des Hambacher Festes verhaftet, andere flohen ins Ausland   

Restauration 

System Metternich

Heilige Allianz

Gottesgnadentum

Deutsche Burschenschaft

„Reichsfarben“ Schwarz-Rot-Gold

„Ehre, Freiheit, Vaterland“

„Turnvater“ Friedrich Ludwig (1778 –1852)

Ludwig Uhland (1787 – 1862)

Wartburgfest (18.-19.10.1817)

August Kotzebue (1761–1819)

Karlsbader Beschlüsse (1819)

„Demagogenverfolgung“

Wiener Kongress (September – Oktober 1814 bis zum 9. Juni 1815)

61

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Deutscher Bund:
35 souveräne Einzelstaaten und 4 Freie Städte

Deutsche Bundesakte (8.7.1815

Biedermeierzeit

Vormärz

Junges Deutschland

Spießbürgertum („Philistertum“)

Hambacher Fest ( 25. Mai 1832)

„die Göttinger Sieben“

„Die Wacht am Rhein“, 
„Deutschlandlied“

Friedrich List ((1789 – 1846)

Friedrich von Motz (1775 – 1830)

Deutscher Zollverein (1834)

Karl Marx (1818 – 1883)
Manifest der Kommunistischen Partei

Friedrich Engels (1820 – 1895)

„Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“

6) Was war und welche Bedeutung für die spätere Einigung Ds hatte der 

 

 Deutsche

 

    Zollverein

 

 ?  

- (.........defin......)

-

die Verträge des Deutschen Zollvereins traten am 1. Januar 1834 in Kraft

-

Österreich gehörte dem D. Zollvereins nicht an: sein wirschaftlichen Interessen mehr nach 
Süden und Südosten

-

Versuch seine Isolierung zu durchbrechen und einen großdeutschen Zollband zu erreichen hatte 
keinen Erfolg.

-

erster Schritt zu einem geeinten Vaterland

-

Ö. blieb wegen seiner Sonderinteressen und fremdvölkischen Reichteilen ausgeschlossen 

7) Welchen Einfluß hatte die Industrialisierung auf die Entstehung der sozialen Frage?

- die Diskrepanz zwischen wirtschaftlichem Aufschwung und den krassen sozialen Missständen

-

Initiativen wie den Missständen am wirkungsvollsten begegnet werden könnte

-

Rückgang des Handwerks ---> Tausende von Handwerksgesellen arbeitslos wurden 

- die besitzlosen Landarbeiten, veramten Kleinbauern
- Bevölkerungsexplosion, Landflucht, die das Arbeitskräfteangebot vermehrten

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-

---> sie strömten in die Fabriken und Industriestädte ---> bildeten das Industrieploretariat ---> 
die Löhne drückte, zur Ausnutzung der billigeren Frauen- und Kinderarbeit führte

- britische Konkurrenzdruck

-

die Arbeitszeiten lagen zwischen 12 und 14 Stunden

-

die Folge dieser Verhältnisse waren Armut, fehlende Ausbildung, psychische und physische 
Schäden der Arbeiter

8) Wie erklären Sie die Entstehung des 

 

 Manifests der Kommunistischen Partei 

 

 und des

 

  

Marxismus? 

-

Revolution von 1848/49 (Deutsche Revolution)

Märzrevolution

Frankfurter Nationalversammlung

 (am 18. Mai 1848 eröffnet)

Paulskirche > 

Paulskirchenparlament

1. das konstitutionelle Problem
2. das bundesstaatliche Problem
3. das nationale Problem

Pdie Großdeutschen

die unitarisch-demokratische Richtung

die Kleindeutschen

Reichsverweser

„Reaktionszeit“ nach 1848

Dreiklassenwahlrecht

 in Preußen

ostelbische Großagrarier
„Kreuzzeitungspartei“

Bündnis von Thron und Altar

Deutscher Nationalverein (1859)

Deutsche Fortschrittspartei (1861)

Nationalliberale Partei (1866/67)

Freikonservative Partei (später Deutsche Reichspartei)

63

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Deutsch-Konservative Partei

Zentrumspartei (1870)

Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein (1863)

Sozialdemokratische Arbeiterpartei (1869), 
seit 1875: Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands, 
seit 1890 Sozialdemokratische Partei Deutschlands

1) Was waren die Ziele der Deutschen Revolution von 1848/49? 

 

    

-

die französischen Revolutionsunruhen im Febr. 1848

-

überall kam es zu Volksversammlungen und Demonstrationen: 

o

Forderungen nach der Presse- und Vereinsfreiheit, 

o nach Volksmiliz und 

o

der Einberufung eines bundesweiten Parlamentes erhoben

o

 

2) Welche Bedeutung hatten die in Frankfurt beschlossenen 

 

 Grundrechte des deutschen Volkes

 

 ?  

-

die Reichverfassung am 28. März 1849 von der Nationalversammlung verabschiedet; 

-

zuvor verkündete Grundrechte des deuschen Volkes: 27. Dez. 1848 wurden als Bestandteil in 
die Reichsverfassung aufgenommen

-

erstmalig in der d. Geschichte die Freiheitsrechte des einzelnen Bürgers formuliert und in der 
Verfassung verankert worden 

o

Freiheit der Person, der Meinungsäußerung

o Glaubens- und Gewissensfreiheit

o

Versammlungs- und Koalitionsfreiheit

o Gleichheit aller Deutschen vor dem Gesetz

o

Freizügigkeit innerhalb des Reichgebietes 

o Berufsfreiheit 

o

Unverletzlichkeit des Eigentums

o die Todesstrafe wurde weitgehend abgeschafft
o alle Standesvorrechte abgeschaft

3) Warum ist die Revolution von 1848/49 gescheitert?

-

Gegensätze zwischen den Radikalen und den Gemäßigten

????

XVI
1) Schildern Sie die Laufbahn Otto von Bismarcks! 

 

    

-

Otto von Bismarck studierte Rechtswissenschaften in Göttingen und war Mitglied des Corps Hannovera 
Göttingen. D
anach war er an Gerichten und Behörden tätig, zugleich leistete er seinen einjährigen Militärdienst 
ab. 1838 verließ er den Staatsdienst, weil ihm der bürokratische Routinebetrieb nicht zusagte und begann seinen 
Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger.

64

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Nach dem Tod seiner Mutter wurde er Landwirt und übernahm die Bewirtschaftung des Bismarckschen Besitzes 
Schönhausen. Dass er auch darin allein nicht seinen Lebensinhalt finden konnte, zeigte sich in politischen 
Ambitionen, aber auch in ausgeprägter Beschäftigung mit Philosophie, Kunst, Religion und Literatur. Schon 
damals war er ein meisterlicher Redner und Briefe-Schreiber. 1847 heiratete er in Reinfeld (Pommern) Johanna 
von Puttkamer, w
ie er es seiner wahren Liebe und Johannas bester Freundin, Marie von Thadden, vor deren Tod 
versprochen hatte. Dieser Ehe entstammt sein Sohn Herbert.

Zu dieser Zeit wurde er auch politisch aktiv als Mitglied des preußischen Vereinigten Landtages. 1849 und 1850 
gehörte er der Zweiten Kammer des Landtages an und war Wortführer des äußersten rechten Flügels. Während 
der Märzrevolution von 1848/49 profilierte er sich als konsequenter Verteidiger des monarchischen Prinzips
Einen auf Volkssouveränität gegründeten deutschen Nationalstaat, wie ihn die Frankfurter Nationalversammlung 
proklamierte, lehnte er ab - Preußen sollte Preußen bleiben. Obwohl Bismarck keine diplomatische Ausbildung 
besaß, wurde er 1851 zum preußischen Gesandten beim Bundestag in Frankfurt ernannt. Dieses Mandat behielt 
er bis 1859. 1859–1862 war er Gesandter in St. Petersburg, 1862 kurzfristig Botschafter in Paris.

1862 wurde Bismarck von König Wilhelm I. im Verfassungskonflikt zum preußischen Ministerpräsidenten, am 
8. Oktober 1862 dann noch zum Außenminister berufen. Bismarck war als Monarchist bekannt und bot als einer 
der wenigen die Garantie, bedingungslos für den preußischen König gegen das Parlament die notwendige 
Militärreform durchzusetzen.

2) Wie ist es zur Gründung des Deutschen Reiches 1871 gekommen?

Einigung Deutschlands unter preußischer Führung

1864 führte Preußen im Bunde mit Österreich erfolgreich deDeutsch-Dänischen Krieg um Schleswig-
Holstein
. I
n der Folge zeigte sich, dass ein Konflikt und damit ein Krieg mit Österreich um die 
Vormachtstellung in Deutschland unausweichlich würde. Der Deutsch-Österreichische Krieg gegen Österreich 
im Jahre 1866 verursachte die Auflösung des Deutschen Bundes, wobei Bismarck gegen den Widerstand des 
Militärs eine Demütigung Österreichs vermied (Kleindeutsche Lösung). Bismarck setzte sich sogar gegen den 
König durch, der den Krieg zunächst weiterführen wollte. In der Folge wurde 1867 unter immensen 
Gebietsgewinnen Preußens der Norddeutsche Bund gegründet. Mit den süddeutschen Staaten wurden 
Schutzbündnisse abgeschlossen; Bismarck wurde Kanzler.

Am 18. Januar 1871 wird der preußische König Wilhelm I. im Spiegelsaal des Schlosses zu Versailles zum 
Deutschen Kaiser ausgerufen...

Infolge der Stärkung Preußens steigerten sich die deutsch-französischen Gegensätze so, dass die spanische 
Thronkandidatur des Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen zum Deutsch-Französischen Krieg von 
1870/
71 führte (zu den Kriegsgründen vergleiche Emser Depesche). Bismarck hatte zuvor den Beitritt der 
süddeutschen Staaten zum Norddeutschen Bund erreicht. Seine Bemühungen um die nationale Einigung 
gipfelten nach dem Sieg der deutschen Truppen in der Kaiserproklamation Wilhelms I. am 18. Januar 1871 i
Versailles und der Gründung des Deutschen Reiches.

Bismarck erreichte durch deFrieden von Frankfurt zudem den territorialen Zugewinn von Elsaß-
Lothringen
. D
ie Gründung des Deutschen Reichs wurde maßgeblich von Bismarck initiiert, wobei sein enger 
Vertrauter Rudolf von Delbrück die Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten führte. Bismarck wurde erster 
Reichskanzler, blieb aber wie vorgesehen preußischer Ministerpräsident.

-

3) Charakteriesieren Sie das zweite Deutsche Reich!

-

4) Was versteht man unter dem Begriff der 

 

 Verpreußung Deutschlands

 

 ?  

-

65

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5) Sprechen Sie über die wichtigsten Maßnahmen des inneren Reichsausbaus nach 1971!

-

6) Was war der Kulturkampf aus deutscher Sicht?

7) Schildern Sie die Sozialpolitik im Deutschen Reich!

-

8) Warum wurde D. keine Kolonialmacht?

Otto von Bismarck (1815 –1898)

Realpolitik

Krieg als „ultima ratio“

Eisen und Blut 

/ Blut- und Eisenpolitik

„Neue Ära“ 1858/59

Deutscher Krieg 1866

Indemnitätsgesetz

Alvenslebensche Konvention

Deutsch-Dänischer Krieg 1863/64

Dänemark tritt 1865 im Vertrag von Gastein Holstein an Österreich und Schleswig an Preußen ab.

Deutscher 

(österreichich-preußische) 

Krieg 1866

Schlacht bei Königgrätz (3.7.1866)

Norddeutscher Bund 

(1866 bis 1871)

Emser Depesche

Kaiserproklamation Wilhelm I. am 18.1.1871

Reichstag

Bundesrat

23 deutsche Bundesstaaten

„Exstirpation des deutschen Geistes zugunsten des Deutschen Reiches“ (Nietzsche)

66

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                       Innerer Reichsausbau

Vereinheitlichung des Rechts und der Wirtschaft auf liberaler Grundlage; 

1872 Strafgesetzbuch (StGB); 

1873 Maß-, Gewichts-, Münzgesetze; 

1875 Reichsbank; Aufschwung des Postwesens; 

bis 1879 einheitliche Rechtspflege und Gerichtsorganisation (Amts-, Land-, Oberlandesgerichte, Reichsgericht 

in Leipzig); 

1900 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB).

                        

                       Kulturkampf

„Kanzelparagraph“ 

(Dezember 1871) 

Schulaufsichtsgesetz 

(März 1872) 

Verbot des Jesuitenordens
Aufhebung aller geistlichen Orden außer Krankenpflegeorden

Maigesetze 

(1873/74) mit Vorschriften für die Ausbildung von Geistlichen („Kulturexamen“) und über die 

kirchliche Disziplinargewalt

Zivilehegesetz 

(1874/75)

Gründerjahre

 (1871 bis 1873)

„Sozialistengesetz“

 (1878-1890)

Zuckerbrot und Peitsche

               

                     Sozialversicherungsgesetze
Krankenversicherungsgesetz 1883
Unfallversicherungsgesetz (1884)

Gesetz über Invaliditäts- und Altersversicherung (1889)

Ferdinand Lassalle (1825-1864) – Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein

Wilhelm Liebknecht
August Bebel 
Karl Marx

Genossenschaften Schulze-Delitzsch’ 

Hirsch-Dunckersche Gewerkvereine (gegründet 1869)

Adolph Kolping, katholische Gesellenvereine

                        Bismarcks Bündnispolitik
Dreikaiserabkommen 1872

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Bündnis zwischen dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn 1879 („Zweibund“)

Italien tritt dem Zweibund 1882 bei

Rückversicherungsvertrag von 1887

                       Kolonialpolitik
Deutscher Kolonialverein (1882)
Gesellschaft für die deutsche Kolonisation (1884)

Deutsche Kolonialgesellschaft (1887)                

                      

Deutsche Kolonien

 Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia), Togo und Kamerun, später Deutsch-Ostafrika, Erwerbungen in 
Nordostguinea und den Marshall-Inseln im Pazifik

XVII
1) Erläutern Sie die Begriffe 

 

 Wilhelminische Ära, Imperialismus

 

 !  

Laut Kaiser Wilhelm II. sollte Deutschland Weltmacht werden: "Weltpolitik als 
Aufgabe, Weltmacht als Ziel, Flotte als Instrument." Diese  "Weltpolitik" war die 
deutsche Form des Imperialismus. Im Wettlauf um einen "Platz an der Sonne" - um 
die Kolonialisierung der noch nicht unterworfenen Gebiete - blieben die Erfolge 
gering. In Afrika bleiben nur weniger wichtige unzusammenhängende Gebiete für 
Deutschland. In  der Südsee erwarb Deutschland unbedeutende Inseln. Auch in 
China fasst Deutschland Fuß. Insgesamt kam Deutschland zu spät bei der Aufteilung 
der Welt. Man fühlte sich betrogen. Die rassistischen und antisemitischen 
"Alldeutschen" forderten ein reinrassiges, alle anderen unterdrückendes Weltreich. 
Diese Parolen und die aggressive Politik Wilhelm II prägten das Bild des Deutschen 
in der Welt und sorgten für Angst vor Deutschland. Deutschland grenzte sich durch 
seine Politik aus. Bis auf Österreich waren alle anderen Staaten in Europa gegen 
Deutschland mehr oder weniger verbündet. So sah Wilhelm II nur noch in einem 
Krieg die Chance die Umklammerung Deutschlands aufzubrechen und sein Ziel 
Kolonien zu erwerben und Weltmacht zu werden, zu erreichen. Die erste 
Gelegenheit zum Krieg nach dem Mord an dem österreichischen Thronfolger wurde 
ergriffen ("Jetzt oder nie!") und somit der erste Weltkrieg auf Wunsch Wilhelms 
ausgelöst.

 

2) Charakteriesieren Sie Wilhelm II.!

Imperial

 

 ismus

 

 

Konserv

 

 atismus

 

 

3) Was war die 

 

 Flottenpolitik

 

 ?  

Wyścig zbrojeń 1900 Niemcy-WB

4) Welche Rolle spielte das Mil

 

 itärische im Kaiserreich?

 

 

Alle Hauptgestalten waren früher Militäre 

5) Was hat sich in der Außenpolitik der Nachfolger Bismarcks verändert?

- leo von Caprivi – Imperilismus

 

 , Kulturkampf ist zu Ende (Erfolg), gegen Russland  

 

 

68

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6) Welche politische Orientierungen gibt es seit dem 19.Jh.?

Nationalismus

 

 

Imperialit

 

 sum

 

 

Marxismus

 

 

Kommunistums

 

 

militarismus

 

 

Kulturkampft- säkularisierung + laickość

 

 

7) Charakterisieren Sie die Programmatik einer ausgewählten Partei!
Socialdem- Demokratische Partei Deu

 

 tschland 

 

 

1) Wie entstand die Weimarer Republik?

 

    

-

 
2) Was symbolisiert Weimar?

Goethe, Dolchstosslegende

3) Sprechen Sie über den links- und Rechtsradikalismus in der Weimarer Republik!

Links – Kommunistische 

 

 

Rechts - NSDAP

 

 

4) Welche Alternative für den deutschen Staat bestand nach den Ersten Weltkrieg?

Französische

 

 

Englische

 

 

Wilson (USA)

 

 

5) Warum werden die Bestimmungen des Versailler Vertrags in D als 

 

 Diktatfrieden 

 

 bezeichnet?

 

 

Juni 1919

 

 

6) Sprechen Sie über das Krisenjahr 1923!

Inflation 

 

 

Kriegsretribution

 

 

Dolchstoßlegende

 

 

-

7) Was verbirgt sich hinter den Namen 

 

 Rapallo 

 

 und 

 

 Locarno

 

 ?  

Rapallo- 1922- Deutschland- Russland-(2 isolierte Staaten) geheimliche Zusammenarbeit im 
Bereich 
Locarno – 1925 – Bestätiung der Grenzen, Gustav Stresemann – Sicherung der westdeutschen 
Grenze – einladung, ustępstwa na korzysć Niemiec

8) Vergleichen Sie die Reichpräsidenten Friedrich Ebert und Paul von Hindenburg!

9) Was waren Präsidialkabinette?

1) Sprechen Sie über die Ursachen des Untergangs der Weimarer Republik!

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Ursachen des Scheiterns

Alle einfachen Erklärungsmodelle, die sich auf einen Grund für das Scheitern der Weimarer Republik 
beschränken, greifen zu kurz: weder waren es alleine die institutionellen Mängel der Weimarer Verfassung, noch 
die Weltwirtschaftskrise zu Beginn der 1930er Jahre, das Elend der Massenarbeitslosigkeit, das breite 
Wählerschichten den Nationalsozialisten in die Arme trieb, noch die versäumte Demokratisierung von Justiz, 
Verwaltung und Militär. Das Scheitern lässt sich auch nicht am persönlichen Versagen Einzelner oder der 
charismatischen Anziehungskraft der „Führerfigur“ Hitlers festmachen – Hitler und die Nationalsozialisten 
waren um die Jahreswende 1932/33 auf dem absteigenden Ast. Gescheitert ist die erste deutsche Republik an 
einem ganzen Bündel von Ursachen; zu keinem Zeitpunkt war der Weg in die Diktatur zwangsläufig. Allerdings 
muss man den Hauptakteuren der letzten Phase der Weimarer Republik, Papen, Hindenburg und den Männern 
hinter den Kulissen – wie dem „in der Verfassung nicht vorgesehenen“ Sohn des Reichspräsidenten Oskar von 
Hindenburg ode
r dem Staatssekretär im Reichspräsidialamt Otto Meißner ein durchweg negatives Urteil 
ausstellen. Verblendet durch Ehrgeiz, in Selbstüberschätzung und mangelnder politischer Urteilsfähigkeit 
ebneten sie Hitler den Weg an die Macht. Die Verteidiger der Republik gerieten in ihrer Endphase noch stärker 
in die Minderheit. Bezeichnenderweise war keiner der Präsidentschaftskandidaten von 1932 Thälmann, 
Hindenburg und Hitler ein Anhänger der Weimarer Republik. Eine gewisse Mitschuld tragen auch die 
Verteidiger der Republik.

Nach der Ernennung Hitlers konnten sich die demokratischen Parteien nicht auf ein gemeinsames, 
entschlossenes Vorgehen einigen, das Zentrum hatte teilweise selbst Koalitionen mit der NSDAP erwogen. 
Schleicher wiederum hatte es versäumt, dem Reichspräsidenten Alternativen zu einer verfassungswidrigen 
Verschiebung von Neuwahlen zu unterbreiten. So wäre es durchaus möglich gewesen, auch nach einem 
Misstrauensvotum als geschäftsführende Regierung im Amt zu bleiben und die Probleme bis zu einer Besserung 
der wirtschaftlichen und politischen Lage „auszusitzen“.

Hitler wurde zu einer Zeit Reichskanzler, als seine Partei aufgrund von inneren Spannungen in einer ernsten 
Krise war. Was die Nationalsozialisten als „Machtergreifung“ bezeichneten, um damit Stärke zu suggerieren, 
war in Wirklichkeit eine Art Machtübergabe. Ihr Kampf um die Regierungsgewalt, wie sie sie immer 
behaupteten, fand in der Form zu diesem Zeitpunkt nicht statt. Vielmehr waren es eine Reihe von – aus ihrer 
Sicht – glücklichen Umständen, die es ihnen möglich machte, die Macht zu übernehmen.

Der Sozialhistoriker Detlef J. Peukert führt das Scheitern der Weimarer Republik auf "vier zerstörerische 
Prozesse" zurück, "die einzeln wohl hätten gemeistert werden können":

1. Destabilisierung: Die Basiskompromisse aus der Gründungszeit hätten zu ihrer Ausgestaltung breitere 
Handlungsspielräume benötigt. Dadurch, dass diese durch die wirtschaftliche und soziale Dauerkrise verengt 
wurde, wurde die sozioökonomische Strukturkrise (Krise der Modernisierung, Weltwirtschaftskrise) zu einer 
Destabilisierung des politischen und sozialen Systems der Republik transformiert.

2. Legitimationsverlust: Die allmähliche und kontinuierliche Zurücknahme der Basiskompromisse trug zum 
Legitimationsverlust der neuen Ordnung bei. (z.B. Abbau des Sozialstaats, der in dieser Form in der 
Novemberrevolution als Kompromiss zwischen Kapital und Arbeit begründet wurde (Stinnes-Legien-
Abkommen de
r ZAG))

3. Politik der autoritären Wende: Die alten republikfeindlichen Eliten zerstörten willentlich die 
angeschlagenen parlamentarisch-demokratischen Institutionen, um einen obrigkeitlichen Staat zu 
(re-)installieren. Dies war ein gemeineuropäisches Phänomen der 30er Jahre, in Deutschland gab es aber zwei 
Besonderheiten:

Nirgendwo sonst waren die alten und die neuen Werte (Kaiserreich/Republik) zugleich so erschüttert 
worden wie im Nachkriegsdeutschland. Dies verringerte die Möglichkeiten eines liberal-konservativen 
Kompromisses. 

Nirgendwo sonst war die Öffentlichkeit so weitgehend politisiert und radikalisiert worden wie hier. Dadurch 
war an eine dauerhafte Regierung ohne Massenbasis nicht zu denken. 

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4. nationalsozialistische Alternative: Die NS-Bewegung konnte angesichts der Krise der Jahre 1930 bis 1933 
die ganze Dynamik einer totalitären Integrationspartei entfalten. Sie konnte sich zum Sprecher der Krisenängste 
eines guten Drittels aller Deutschen machen. Aber allein hätte sie die Republik nicht stürzen können.

Es blieb nur die Alternative der demokratischen oder der totalitären Massenintegration. Erstere wurde durch die 
alten Eliten systematisch zertrümmert, letztere wählten sie, als die autoritäre Wende keinen Ausweg bot. Darin 
liegt die historische Schuld der alten Eliten. „Die Verknüpfung dieser einzelnen Krisenfaktoren zu einer 
allumfassenden Krise der politischen Legitimation und der sozialen Wertsysteme ist in dieser Zeit und in diesem 
Land einzigartig gewesen.“ (Detlef J. Peukert: Die Weimarer Republik. Krisenjahre der klassischen Moderne, 
Frankfurt am Main 1987, v.a. S. 260f. und 269f.)

Am   30.   Januar   193   ernannte   Reichspräsident   Paul   von   Hindenburg   den   Führer   der 
Nationalsozialistischen Deutschen Arbeitspartei, Adolf Hitler, zum Kanzler des Deutschen Reiches. 
Formal   gesehen   war   die   Ernennung   Hitlers   zum   Reichskanzler,   die   von   der   NS-Propaganda   als 
Machergreifung gefeiert wurde, ein normaler und legaler Regierungswechsel im Präsidialregime – der 
jedoch   rasch   die   endgültige   Zerstörungen   der   democratischen   und   rechsstaatlichen   Weimarer 
Verfassungsordnung   zur   Folge   hatte.   Als   Kanzler   gelang   es   Hilter,   mithilfe   der 
Reichstagsbrandverordnung und des Ermächtigungsgesetzes in wenigen Monaten alle demokratischen 
Einrichtungen   auszuschalten   und   eine   Diktatur   zu  erreichen.         Alles   geschah   stufenweise.   Vom 
Reichspropagandaminister Joseph Goebbels inszeniert, entstand ein beispielloser Führerkult. Hitler 
wurde wegen seiner außenpolitischen Erfolge (Rückkehr des Saarlandes ins Reich, Flottenabkommen 
mit England und Anschluss Österreichs) als größter deutscher Staatsmann seit Bismarck gefeiert. Mit 
den systematisch vorgetragenen Friedensbeteuerungen gelang es ihm, die Welt darüber zu täuschen, 
dass er im Griff war, einen Krieg vorzubereiten, der dem deutschen Volk „Lebensraum“ sicherstellen 
sollte.   Mittlerweile   wurde   die   kommunistische,   zeitweise   auch   die   sozialdemokratische,   Presse 
verboten.   Zugleich   konnte   die   Polizei   ohne   Gerichtsentscheid   „Schutzhaft“   verhängen.   Nach   der 
Auflösung der Gewerkschaften und ihrer Zwangsüberführung in die Deutsche Arbeitsfront wurden 
nacheinander   die   Parteien   verboten  oder   gezwungen,   sich   aufzulösen.       Bald   wurde   NSDAP   die 
einzige legale Partei und jeden Versuch einer Neubildung wurde von Zuchthausstrafe bedroht. Damit 
waren   die   Reste   der   Demokratie   beseitigt   und   der   nationalsozialistische   Einparteistaat   ohne 
nennenswerten   Widerstand   errichtet.   Nach   knapp   sechs   Monate   war   die   nationalsozialistische 
Machtergreifung vollendet. 
Es wurden demnächst Maßnahme gegen alle Gegner ergriffen. Goebbels war Initiator der in Frühling 
1933   einsetzenden   Aktionen   gegen   missliebige,   vor   allem   jüdische   Schriftsteller,   Künstler, 
Wissenschaftler und Publizisten. Unter großem propagandistischem Aufwand kam es in verschiedenen 
Universitäten zu Bücherverbrennungen. Zu den von den Nazis Verfemten gehörten unter anderen 
Heinrich Mann, Sigmund Freud, Heinrich Heine, Karl Marx, Kurt Tucholsky, Erich Kästner. Viele der 
Verfemten flohen oder wanderten aus, darunter fast alle deutschen Schriftsteller von Rang, einige 
begingen Selbstmord. 
Höhepunkte   der   nationalsozialistischen   Propaganda,   die   unter   der   regie   von   Goebbels   Mittel   der 
Massenpsychologie einzusetzten wusste, waren die alljährich mit gewaltigem Aufwand aufgezogenen 
Reichsparteitage. 
In dem Bestreben, das deutsche Volk nach ihren Vorstellungen in nationalsozialistischem Geist zu 
erziehen, setzte Hitler auf die Jugend. Möglichst alle deutschen Jungen und Mädchen sollte zwischen 
dem 10. und 18. Lebensjahr in der Nachwuchsorganisation der NSDAP, der Hitler-Jugend, erfasst 
werden. Zu Beginn des Jahres 1933 gehörten der HJ knapp 110 Mitglieder an, aber Ende 1938 schon 
8,7 Millionen. Fahrten und Zeltlager, Geländespiele, Lagerfeuer und Heimabende vermochten viele 
Jugendliche   in   den   erstn   Jahren   anzuziehen   und   zu   begeistern,   zumal   die   Ideale   der   bündichen 
Jugendbewegung weiter zu gelten schienen. Auch der Grundsatz „Jugend muss durch Jugend geführt 
werden“   sprach   viele   junge   Deutschen   in   dem   Streben   nach   Selbstständigkeit     und 
Selbstverwirklichung an.           

 

2) Erläutern Sie die Begriffe 

 

 Faschismus 

 

 und 

 

  Nationalsozialismus

 

 

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a) Nationalsozialismus bezeichnet die Weltanschauung, die das Denken und Handeln der Machthaber in 
Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus in den Jahren 1933-1945 bestimmte. Es war ihre eigene 
propagandistisch motivierte Bezeichnung, die später in der Bundesrepublik übernommen wurde; in der DDR 
wurde dafür die Bezeichnungen „Faschismus und „Hitlerfaschismus“ verwendet. Die Bezeichnung 
„Nationalsozialismus“ rührt daher, dass in dem 1920 erschienen Programm der NSDAP tatsächlich eine 
sozialistische Gesellschaftsordnung gefordert wurde. Die Partei der deutschen Nationalsozialisten war die 
Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei. Der Begriff Nazismus, in Deutschland eher selten verwendet, 
ist die wieder eingedeutschte Version des englischen Wortes nazism. In Deutschland wird häufig der Begriff 
Nazi für einen Anhänger des Nationalsozialismus verwendet. 

Hauptmerkmale des Nationalsozialismus

Es ist strittig, inwieweit es eine geschlossene nationalsozialistische Ideologie gab. Überliefert ist dazu die 
Aussage Hans Franks aus den Nürnberger Prozessen, dass es „soviele Nationalsozialismen wie 
Nationalsozialisten“ gegeben habe. Die Frage muss aber letztlich offen bleiben, weil man lediglich vermuten 
kann, inwieweit der Nationalsozialismus als Ideologie seinen ‚Führer‘ überdauert hätte, um den herum, als dem 
absoluten, zentralen Mittelpunkt, das komplette politische System aufgebaut war.

Es lassen sich aber einige Hauptmerkmale benennen:

Rassismus

 

 , insbesondere Antisemitismus, der im Holocaust kulminierte und ‚Höherzüchtung‘ einer 

Herrenrasse, sowie Verherrlichung der „arischen und germanischen Rasse“ (vgl. Rassentheorie und 
Ariosophie) 

Sozialdarwinismus

 

  – Euthanasie und Eugenik bzw. ‚Rassenhygiene‘ 

Verwandtschaft zum Faschismus, die sich insbesondere in den Propaganda-Inszenierungen zeigte 

Antimarxismus

 

 , Antikommunismus und Antibolschewismus 

Totalitarismus

 

  – Ablehnung von Demokratie; Zerschlagung politischer Parteien, Gewerkschaften und freier 

Presse; Gestapo und Denunziantentum 

Führerprinzip

 

  – Konzentration aller Autorität in einer zentralen Führungspersönlichkeit, sowie Projektion 

dieses Prinzips auf die restlichen Hierarchie-Stufen 

Militarismus

 

  - Verteidigung von "Blut und Boden" 

Chauvinismus

 

  - Ideologie der Volksgemeinschaft 

Imperialismus

 

  - Lebensraumpolitik, „Lebensraum im Osten“ 

Der Begriff der Rasse war ein zentraler Begriff nationalsozialistischer Weltanschauung. Es wurde die 
„Überlegenheit einer arischen Rasse“ über andere Rassen postuliert, wobei „Arier“ fälschlicherweise mit 
Indogermane gleichgesetzt wurde. Diese sollten vor dem schädlichen Einfluss, den die Nationalsozialisten in der 
‚Vermischung‘ mit anderen Rassen sahen, bewahrt werden.

Das eigentliche wichtige für die Nationalsozialisten war die „Reinheit des Blutes“. Damit rechtfertigten sie die 
so genannte Arisierung des Dritten Reiches, z.B. die in den Nürnberger Gesetzen erlassenen Heiratsverbote von 
Deutschen mit „überwiegend anderer Rasse zugehörigen“ Partnern.

b) Der Begriff Faschismus kennzeichnet mehrere politische Bewegungen und Strömungen:

1.

Die Bewegung Benito Mussolinis in Italien. 

2.

Beginnend mit Stalin wurde er von der kommunistischen Propaganda weitgehend dem Antikommunismus 
und Spätkapitalismus gleichgesetzt. 

3.

Nach einer neueren Interpretation durch Faschismusforscher wie Ernst Nolte schließt der Begriff seit etwa 
1970, neben den anderen antidemokratische, antiliberalen und antikommunistischen Ideologien, auch den 
deutschen Nationalsozialismus mit ein. 

Abgeleitet ist der Begriff Faschismus vom italienischen fascio beziehungsweise lateinischem fasces für Bund, 
Bündel. Er geht zurück auf die Fasces, Rutenbündel, welche die antiken Liktoren als Symbol der Macht des 
Römischen Reiches und des römischen Machthabers (Konsuls, Imperators, Statthalters), dem sie voranschritten, 
trugen. Außerhalb Roms wurde die Machtdemonstration verstärkt, indem die Liktoren nicht nur die Fasces 

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(Rutenbündel), sondern zusätzlich ein darin eingewickeltes Beil mit sich führten. Ein solches Rutenbündel mit 
Beil wird deshalb auch als Liktorenbündel bezeichnet.

Mussolini selbst definierte Faschismus als „Verschmelzung von Großkapital und Staat”, der folglich auch 
Corporativismus genannt werden könne.

Wesentliche Elemente des Faschismus

Ein korporatives Wirtschaftsmodell mit ständischer Organisation, mit einem Ständeparlament 
(Großfaschistischer Rat) an der Spitze 

Der Vorrang der Ästhetik vor der Ökonomie, wie sie unter anderem in den spätfuturistischen Kunsttheorien 
deutlich wurde 

Die ideologische Verherrlichung von Gewalt in der Tradition von Georges Sorel 

Antiliberalistische Parteienkritik, wie sie insbesondere der faschistische Soziologe Robert Michels betrieb 

Ein an der Antike ausgerichteter Traditionalismus, wie er besonders durch den Literaten und 
Kulturphilosophen Julius Evola beschrieben wird. 

faschistische Symbole

 

  

Zwischen dem modernistischen und dem traditionalistischen Flügel kam es immer wieder zu Spannungen. 
Mussolini wechselte zwischen den Positionen und hatte Mühe, diese zentrifugalen Kräfte zusammenzuhalten.

3) Was hatten Faschismus und Nationalsozialismus gemeinsam?

-

Unterschiede zum Nationalsozialismus

Im Gegensatz zum Nationalsozialismus war der Faschismus nicht ursprünglich antisemitisch. Antisemitische 
Elemente nahm er erst auf, als Mussolini die Achse mit dem Deutschen Reich unter Adolf Hitler schloss; der 
Antisemitismus wurde verstärkt, als Mussolini nach seinem Sturz seine unter deutscher Vorherrschaft stehende 
"Repubblica Sociale Italiana" (RSI) gründete.

Auch das für den Nationalsozialismus typische Führerprinzip gab es im Faschismus nicht. Die Bezeichnung 
duce ("Führer") war funktional, aber nicht ideologisch überhöht. Neben dem Duce gab es einen Großen 
Faschistischen Rat.

Ein weiterer wichtiger Unterschied war der faschistische Etatismus, der sich deutlich vom völkischen 
Nationalsozialismus abhob. Wesentlich wurde dieser Unterschied in Südtirol, wo Mussolini eine harte 
Italianisierungspolitik gegen Deutsche aber auch gegen die Angehörigen romanischer Sprachgruppen betrieb. In 
einer Vereinbarung zwischen Hitler und Mussolini wurde daraufhin geregelt, dass die deutschen Südtiroler ihre 
Heimat zu verlassen und in das Deutsche Reich auszureisen hatten, während Südtirol bei Italien blieb. Die 
"Dableiber" waren die deutschen Südtiroler, die entgegen der Absicht der beiden Diktatoren für den Verbleib in 
ihrer Heimat "optierten".

Dementsprechend gab es auch keine dem NS vergleichbare Rassenideologie des Faschismus. Wo das Wort 
Rasse überhaupt benutzt wurde, hatte es ausdrücklich keine biologische Bedeutung, sondern wurde in dem auch 
in Deutschland früher gebräuchlichen Sinn von rassig als edel benutzt, ohne auf Abstammung abzuheben.

Der modernistische Flügel des Faschismus unterstützte eine Kunstrichtung, die in Deutschland als entartete 
Kunst g
alt. Der Verfasser des futuristischen Manifests, Filippo Tommaso Marinetti, der später praktisch der 
faschistische Staatskünstler wurde, kann als prominentestes Beispiel hierfür genannt werden.

Dennoch ist nicht zu übersehen, dass die Mussolini-Diktatur Regime-Gegner ermorden ließ und mehrere Kriege 
in Afrika durchführte.

-

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3) Was hatten Faschismus und Nationalsozialismus

 

    gemeinsam?

 

 

-

4) Die Ideologie des Nationalsozialismus

Hauptmerkmale des Nationalsozialismus

Es ist strittig, inwieweit es eine geschlossene nationalsozialistische Ideologie gab. Überliefert ist dazu die 
Aussage Hans Franks aus den Nürnberger Prozessen, dass es „soviele Nationalsozialismen wie 
Nationalsozialisten“ gegeben habe. Die Frage muss aber letztlich offen bleiben, weil man lediglich vermuten 
kann, inwieweit der Nationalsozialismus als Ideologie seinen ‚Führer‘ überdauert hätte, um den herum, als dem 
absoluten, zentralen Mittelpunkt, das komplette politische System aufgebaut war.

Es lassen sich aber einige Hauptmerkmale benennen:

Rassismus

 

 , insbesondere Antisemitismus, der im Holocaust kulminierte und ‚Höherzüchtung‘ einer 

Herrenrasse, sowie Verherrlichung der „arischen und germanischen Rasse“ (vgl. Rassentheorie und 
Ariosophie) 

Sozialdarwinismus

 

  – Euthanasie und Eugenik bzw. ‚Rassenhygiene‘ 

Verwandtschaft zum Faschismus, die sich insbesondere in den Propaganda-Inszenierungen zeigte 

Antimarxismus

 

 , Antikommunismus und Antibolschewismus 

Totalitarismus

 

  – Ablehnung von Demokratie; Zerschlagung politischer Parteien, Gewerkschaften und freier 

Presse; Gestapo und Denunziantentum 

Führerprinzip

 

  – Konzentration aller Autorität in einer zentralen Führungspersönlichkeit, sowie Projektion 

dieses Prinzips auf die restlichen Hierarchie-Stufen 

Militarismus

 

  - Verteidigung von "Blut und Boden" 

Chauvinismus

 

  - Ideologie der Volksgemeinschaft 

Imperialismus

 

  - Lebensraumpolitik, „Lebensraum im Osten“ 

Der Begriff der Rasse war ein zentraler Begriff nationalsozialistischer Weltanschauung. Es wurde die 
„Überlegenheit einer arischen Rasse“ über andere Rassen postuliert, wobei „Arier“ fälschlicherweise mit 
Indogermane gleichgesetzt wurde. Diese sollten vor dem schädlichen Einfluss, den die Nationalsozialisten in der 
‚Vermischung‘ mit anderen Rassen sahen, bewahrt werden.

Das eigentliche wichtige für die Nationalsozialisten war die „Reinheit des Blutes“. Damit rechtfertigten sie die 
so genannte Arisierung des Dritten Reiches, z.B. die in den Nürnberger Gesetzen erlassenen Heiratsverbote von 
Deutschen mit „überwiegend anderer Rasse zugehörigen“ Partnern.

5) Wie wird die Entstehung des Nationalsozialismus interpretiert?

6) Wer trägt die Schuld an der Entstehung des Nationalsozialismus?

7) Sprechen Sie über den Umfang, die Kräfte und die Motive des deutschen Widerstands gegen 
den Nationalsozialismus

 

 .  

Der politische Widerstand gegen die NS-Diktatur ist von ganz unterschiedlichen Menschen und 
Widerstandsbewegungen geleistet worden. Es hat "keine einheitlich auftretende und handelnde deutsche 
Widerstandsbewegung" gegeben. Der Widerstand formierte sich sowohl unkoordiniert in Einzelaktionen 
(Attentat Georg Elsers im Bürgerbräukeller) als auch professionell vorbereitet in weitausgreifenden Aktionen 
(20. Juli 1944).

Waren kurz nach der Machtergreifung der NSDAP vor allem kommunistische und sozialdemokratische Gruppen 
aktiv, so wurden diese innerhalb weniger Jahre durch die Gestapo und die SS stark geschwächt. In den folgenden 
Jahren waren verstärkt religiös und ethisch motivierte Gruppen und Einzelpersonen aktiv. Zu einer sowohl 
größeren als auch politisch motivierten Widerstandsaktion war erst die Organisation um den 20. Juli fähig, die 
sich zu einem Großteil aus Funktionseliten des Dritten Reichs rekrutierte.

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Allen Gruppen gemeinsam war, dass sie eine verschwindend kleine Minderheit der Bevölkerung darstellten. 
Abgesehen von den Verschwörern des 20. Juli besaßen sie keine realistische Chance, das System grundlegend zu 
ändern.

Nach 1945 diente der Bezug auf den Widerstand oft als Identitäts- und Legitimationsgrundlage neu entstandener 
Organisationen und Systeme. So bezog sich die als Resultat der Wiederbewaffnung entstandene Bundeswehr 
stark auf den 20. Juli, während der "kommunistische Widerstand" während der NS-Zeit eine der 
Hauptlegitimationen der DDR wurde. Dies führte meist zu einer Überbetonung einer Form des Widerstandes im 
geschichtlichen Erinnern, während andere marginalisiert wurden. Einzelne Widerständler wie Georg Elser oder 
die Edelweißpiraten verschwanden fast vollkommen aus dem kollektiven Gedächtnis.

Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Das Attentat vom 20. Juli 1944 
Der Widerstand in der Wehrmacht 
Der "Kreisauer Kreis" 
Die "Weiße Rose" 
Jugendopposition 
Die Rote Kapelle 
Die Bekennende Kirche 

Der "Widerstand" gegen das NS-Regime: 
passive Resistenz und non-konformem Verhalten, Emigration 
der geplante Attentats- und Umsturzversuch vom 20. Juli 1944
Getragen wurde der Widerstand von Männern und Frauen aus allen sozialen Schichten und politischen Lagern. 
Oppositionskreise in der Wehrmacht zählten ebenso dazu wie die Mitglieder der "Weißen Rose", des 
"Kreisauer Kreises" oder der "Roten Kapelle".
 
Thomas Mann wandte sich aus der Emigration über den Londoner Rundfunk an die deutsche Bevölkerung. 
Andere Emigranten wie der deutsche Kommunist und Jude Harald Hauser schlossen sich der französischen 
Résistance an, um mit der Waffe gegen das "Dritte Reich" zu kämpfen. Andere wie Johann Georg Elser 
versuchten, Adolf Hitler direkt zu töten. 

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 bildeten sich bald vielerorts Widerstandsgruppen. 
Aktiven Widerstand leisteten in den Anfangsjahren des NS-Regimes vor allem Kommunisten, die nach dem 30. 
Januar 1933 besonders unter Verfolgung und Terror zu leiden hatten. 

Im Untergrund erschien von 1933 bis 1935 das Zentralorgan der Kommunistischen Partei Deutschlands, "Die 
Rote Fahne
". Kommunistische aber auch sozialdemokratisch orientierte Widerstandsgruppen verbreiteten 
Flugschriften und Klebezettel gegen den Nationalsozialismus und unterstützten rassisch und politisch 
Verfolgte
. Einige dieser Gruppen in Berlin wurden von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) mit dem 
Sammelbegriff "Rote Kapelle" belegt. 

Widerstand gab es auch in den Kirchen. So verurteilte der Bischof von Münster, Clemens August Graf von 
Galen, in mehreren Predigten die nationalsozialistische Terrorherrschaft und geißelte die als "Euthanasie" 
bekannt gewordenen Massentötungen als vorsätzlichen Mord. 

Ein Zentrum des bürgerlich zivilen Widerstands war der "Kreisauer Kreis", benannt nach dem 
niederschlesischen Gut Kreisau von Helmuth James Graf von Moltke, wo ab 1940 auf regelmäßigen Treffen 
Konzepte für eine grundlegende staatliche, wirtschaftliche und soziale Neuordnung Deutschlands nach dem 
Sturz der NS-Diktatur erörtert wurden. Im Unterschied zu anderen Widerstandsgruppen lehnte der "Kreisauer 
Kreis" Nationalismus weitgehend ab und orientierte sich an einer europäischen Föderation. Vor allem über 
Adam von Trott zu Solz suchte der Kreis Kontakte zu anderen Widerstandsgruppen im In- und Ausland sowie zu 
den Alliierten. Ab 1943 wuchs auch bei den Mitgliedern des "Kreisauer Kreises" die Überzeugung von der 
Notwendigkeit eines Staatsstreichs. Nach der Verhaftung Moltkes im Januar 1944 schlossen sich einige 
Mitglieder der Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg und Goerdeler an und wirkten an den 
Vorbereitungen zum Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 mit. 

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