Tannenberg 1914, Lahna und Orlau, Druckversion

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Die Schlacht bei Tannenberg

26. - 30. August 1914

Das Gefecht bei Lahna und Orlau am 23. August

Seit dem 22. August standen die Truppen

des XX.AK längs der Grenze nach Süden

zur Abwehr bereit.

Auf dem rechten Flügel, südlich

Gilgenburg, die Festungstruppen des

Generalmajors von Unger (10 Bataillone, 3

Schwadrone, 9 Batterien aus Thorn, Kulm,

Graudenz und Marienburg).

In der Mitte die 41.ID und die Hälfte der

70. Landwehrbrigade bis zum

Kownatken-See.

Der linke Flügel, bestehend aus der

anderen Hälfte der 70.LwBr und die 37.ID,

östlich dieses Sees bis zum Waldgebiet

bei Orlau.

Die 37.ID war in diese Stellung erst am

23. morgens eingerückt, als die

Nachrichten vom Gegner dessen

Vormarsch erkennen ließen. Die

Alle-Übergänge bis hoch zum Lansker-See

waren durch einzelne Kompagnien

gesichert.

Die Stellungen des Westflügels boten

weiten Überblick in das offene Vorgelände.

Zusätzlichen Schutz bot der Flusslauf der

Welle und vorgelagerte Niederungen. Im

Osten waren die Geländevorteile geringer.

Von Lahna ab verliefen die Stellungen

hinter dem teilweisen sumpfigen Alle-Grund. Die Orte Lahna und Orlau lagen vor diesem Abschnitt und waren

nur schwach besetzt. In der Ostflanke boten große Seen einen gewissen Schutz, aber aus den ausgedehnten

Wäldern drohte ständig Gefahr.

General von Scholtz war durch Flieger und Kavallerie über den Gegner gut unterrichtet. Vor dem Westflügel

hielt er sich zurück. Er war kaum über Soldau hinausgegangen, obwohl er hier stark war. Bei Neidenburg und

östlich schienen sich die Russen dagegen im Laufe des 23. August, unter Ausnutzung der großen Wälder,

näher heranzuschieben. Daraufhin wurden der 37.ID alle noch zur Verfügung stehenden Kräfte zu Hilfe

gesandt. Die 3.RD, die inzwischen in Allenstein (35 km nördlich) angekommen war, wurde angewiesen, sich

für den 24. August zum Vorstoß östlich des Lansker Sees nach Süden bereit zu halten.

Der russische Angriff entwickelte sich in den Nachmittagsstunden gegen die deutschen Stellungen östlich

des Kownatken-Sees. Bei Frankenau wurden die Russen abgewiesen. Bei Lahne und Orlau schien es nach

lebhaften Kämpfen am Abend nicht gut zu stehen. Der Gegner war bei Orlau auf die Höhen nördlich der Alle

vorgedrungen. General von Scholtz plante die Wiedereinnahme am nächsten Morgen. Die 3.RD sollte

gleichzeitig über Hohenstein an den linken Korpsflügel heranrücken. Auf den kühn gedachten Vorstoß dieser

Division östlich der Seen oder zwischen diesen in die Flanke des Feindes musste damit verzichtet werden.

Als dann aber Abends die Weisung des Armee - Oberkommandos einging, die "Haushalten mit den Kräften und

vorläufiges Zurückhalten der 3.RD bei Allenstein" vorschrieb, als ferner Meldungen einliefen, nach denen der

Gegner durch die großen Waldungen nordöstlich Neidenburg bis in die Gegend östlich Kurken vorgedrungen

war und den linken Flügel der 37.ID tief zu umfassen drohte, gab General von Scholtz den geplanten

Gegenangriff auf. Im Einvernehmen mit dem Armee-Oberkommando nahm er seinen linken Flügel zurück um

ihn weiteren feindlichen Angriffen zu entziehen.

So war das Generalkommando des XX.AK völlig überrascht, als am frühen Morgen des 24. August die 37.ID

"vollen Erfolg" meldete. Nur das Dorf Lahna war verloren. Die Truppen der 73. Infanteriebrigade (Gen.Maj.

Wilhelmi) hatten, oft in erbittertem Nahkampf, den Gegner abgewiesen und beiderseits Orlau im Gegenstoß

sogar die vor der eigenen Stellung liegenden Höhen südlich des Alle-Grundes genommen.

Besonders hervorzuheben sind hier das

2. Masurische Infanterie - Regiment Nr.147

und das ostpreußische

Jäger - Bataillon Graf Yorck von Wartenburg Nr.1.

Die Gesamtlage erforderte jedoch die Zurücknahme der gesamten 37.ID als linken Korpsflügel. Oberst Hell,

Chef des Stabes beim XX.AK, übermittelte um 02:00 Uhr nachts dem Divisionskommandeur, Gen.Lt. von

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Staabs, den Korpsbefehl, die Division in die Gegend beiderseits des Mühlensees (15 km) zurückzunehmen. Die

70.LwBr wurde in die Gegend südlich Mühlen verlegt.

Noch am selben Tag bestätigten aufgefangene russischen Funksprüche die ernste Gefahr, die der 37.ID

gedroht hatte. Sie ergaben, dass das ganze russische XIII.AK im Rücken der 37.ID die Gegend von Persing

hatte erreichen wollen. Durch das russische XV.AK von Süden und das XIII.AK von Osten gefasst, wäre die

deutsche Division am 24. August früh in ihrer alten Stellung in eine schlimme Lage gekommen. Durch das

rechtzeitige Ausweichen konnte sie sich der drohenden Umklammerung entziehen. Unter erträglichen Verlusten

wurde dem Gegner ein empfindlicher Schlag versetzt.
Die russische 1. Brigade der 8.ID hatte bei Orlau 100 Gefangene und eine Fahne

(1)

in den Händen der

Yorckschen Jäger gelassen und war nachts 5 km bis Grünfließ zurückgegangen.

Die 2. Brigade der russischen 6.ID hatte bei Frankenau 2900 Mann an Toten und Verwundeten liegen lassen.

Die Russen schätzten ihre Gesamtverluste (Gefallene, Verwundete, Vermisste und in Gefangenschaft geratene)

in diesem Gefecht auf ca. 4000 Mann.

Die Verluste der Deutschen wurden auf 1500 Mann beziffert.

(1)

Fahne des Regiments von Diebitsch Nr.29, angesichts derer am 30. Dezember 1812 zwischen dem

preußischen General von Yorck und dem russischen General von Diebitsch der Vertrag von Tauroggen

abgeschlossen worden war.

© Eckhardt Dirks
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