Die Schlacht bei Tannenberg
26. - 30. August 1914
Die Lage am 24./25. August 1914
Die Westgruppe
Das Oberkommando der 8. Armee wurde von
Marienburg nach Riesenburg vorverlegt, (30 km
in Richtung süd-ost) um näher bei dem sich
bildenden Angriffsflügel zu sein. Der
Oberbefehlshaber traf gegen Mittag mit seinem
engeren Stab zu einer Besprechung beim
Generalkommando des XX. AK in Tannenberg ein.
General von Scholtz und sein Stabschef,
Oberst Hell, hatten noch kein klares Bild von der
Lage bei der 37.ID. Man stand noch unter dem
Eindruck des schwierigen Rückzuges vor dem
übermächtigen Feind in der Nacht. Genau so wie
bei der Division selbst. Man sah die Lage als ernst
an. Wenn auch momentan keine unmittelbare
Bedrohung der Ostflanke des XX. Korps mehr
bestand, so war nach den vorliegenden
Nachrichten am nächsten Tag mit einem
Herumgreifen des Gegners über Schwedrich auf
Hohenstein zu rechnen.
General von Scholtz hatte den Entschluss
gefasst, den linken Flügel des Korps noch mehr
zurück zu nehmen. Die 41. und 37.ID sollten auf
die Linie Gilgenburg - Mühlen zurück gehen.
Gleichzeitig sollte die 3. Reserve-Division (3.RD)
an diesen linken Flügel heranschließen. Dann
mussten die Russen zum Angriff noch weiter
ausholen und der anrückenden Ostgruppe (I.RK
und XVII.AK) den Rücken zuwenden. Ob diese
Ostgruppe in die sich anbahnende Schlacht
eingreifen konnte, war jedoch keineswegs sicher.
Wenn ja, dann aber erst in ein paar Tagen.
Es kam also darauf an, dass das XX.Korps sich
einige Tage gegen die feindliche Übermacht
halten konnte. So entschied General von Hindenburg, dass die 3. Reserve - Division noch nicht so nahe
herangezogen werden soll. Sie hat bei Hohenstein und nördlich davon zu bleiben. Im übrigen stimmte er den
Absichten des Generals von Scholtz zu. Er rechnete damit, dass sich das XX. Korps in der jetztigen Stellung
halten könne, bis zum Eingreifen des I. Korps am 26. August. Das bereits in Löbau eingetroffene Grenadier -
Regiment 1 des I.AK wurde auf Bitten dem XX.AK unterstellt.
Im Armee - Hauptqurtier
in Riesenburg hatte man am Abend folgendes Bild von der Lage:
Die 5. Landwehr - Brigade
war im Vormarsch von Strasburg Richtung Lautenburg. In ihrer Südflanke war bei Rypin und südlich bis zur
Weichsel russische Kavallerie gemeldet worden. Erkundungstrupps waren sogar bis nach Gorzno, unmittelbar
bis an die Brigade, vorgedrungen. In den nächsten Tagen musste hier mit Feindberührung gerechnet werden.
Somit war der Einsatz dieser Landwehr-Brigade bei der Schlacht fraglich.
Beim I.Armeekorps
waren weitere Verzögerungen beim Bahntransport eingetreten. Außer dem 1. Grenadier - Regiment, das dem
XX. Korps unterstellt wurde, waren bisher nur ein Infanterie - Regiment und zwei Batterien ausgeladen und bis
Neumark und Löbau vorgerückt. Durch die mehrmalige Verlegung der Einladungsorte bei Wehlau, bedingt
durch Störungen durch russische Kavallerie, kamen die Einheiten nicht in der vorgesehenen taktischen
Reihenfolge an. Die Kavallerie zum Beispiel, die zur Aufklärung dringend gebraucht wurde, fuhr erst am
Schluss. Das Korps konnte vor dem 26. August mittags nicht eingesetzt werden.
Beim XX.AK war es vor dessen Front seit dem Rückzug der 37.ID und einem Feuergefecht mit russischer
Kavallerie bei Usdau nirgends mehr zu Feindberührung gekommen. Der Gegner schien aber dicht
aufgeschlossen so nahe heran zu sein, dass für den nächsten Tag mit einem Angriff gegen die ganze Front des
XX. Armeekorps gerechnet werden musste.
Tannenberg 1914, 24./25. August 1914, Druckversion
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Die Feindlage
Die vorliegenden Meldungen ließen erkennen, dass hinter der Linie Seeben (westlich Usdau) - Lansker See 3½
russische Korps bereitstanden.
Das russische I.Korps bei Usdau und Soldau
Das halbe XXIII.Korps räumlich getrennt westlich Neidenburg. (2.ID. Die andere Division dieses Korps, die
3.Garde-ID, war noch beim Einteffen in Mlawa, 35 km weiter südlich)
Das XV.AK bei Orlau, nördlich Neidenburg
Das XIII.AK bei Kurken am Lansker See.
Die Sorgen des XX.AK, ob es dieser Überlegenheit gewachsen sei, waren berechtigt. Aber ein nochmaliges
Ausweichen war unmöglich. Die Vereinigung der beiden russischen Armeen wäre nicht mehr zu verhindern
gewesen.
"Das Korps muss sich in seiner Stellung bis zum letzten Mann halten". So lautete der Befehl, der vom
Generalstabschef Ludendorff an das Korps per Telefon übermittelt wurde. Man hoffte auf rasche Unterstützung
durch das I.AK, dem die 5. Landwehr - Brigade (LwBr) unterstellt wurde. Die Brigade sollte am nächsten Tag
um 10:00 Uhr Lautenburg erreichen. Die ausgeladenen Teile des I.AK sollten zur gleichen Zeit nord-östlich
davon bei Wompiersk und Rybno eintreffen um den erwarteten russischen Angriff gegen das XX.AK von Süden
her in die Flanke zu stoßen.
Um die Einzelheiten zu besprechen, sagte sich der Oberbefehlshaber für den nächsten Morgen 06:00 Uhr bei
General von François an.
Die Ostgruppe
Auch im Osten hatte sich die Lage bis zum Abend des 24. August zugespitzt.
Die 1. Kavallerie - Division
verschleierte nördlich Gerdauen den Abzug des XVII.AK
Die Hauptreserve Königsberg
deckte östlich Wehlau noch die Verladung des I.AK.
Das XVII.AK
hatte auf seinem Marsch nach Westen die Gegend östlich Bartenstein erreicht.
Das I.RK (Reservekorps)
befand sich weiter im Süden bei Bischofstein - Seeburg.
Die 6. Landwehr - Brigade (LwBr)
war von Lötzen kommend in Rastenburg eingetroffen.
Erster Angriffsbefehl
XVII.AK, I.RK und 6.LwBr wurde Marsch in Richtung Allenstein befohlen. Von Süden her, aus Richtung
Ortelsburg wurden zwei russische Kolonnen Infanterie im Vormarsch auf Bischofsburg gemeldet. (Bischofsburg
und ,30 km weiter im Osten, Sensburg waren bereits von russischer Kavallerie besetzt). Es war das VI.Korps
von der 2. Armee. Dieses Korps schien westlich der masurischen Seen geradewegs Richtung Norden zu
marschieren, während die restliche Armee in nordwestlicher Richtung vorrückte. Vielleicht sollte das VI.Korps
Verbindung mit der 1. Armee im Norden aufnehmen. Viel wahrscheinlicher war jedoch, daß Samsonov dem
Befehl des Oberbefehlshabers der russischen Nordwestfront, General Shilinskij, nachkam. Demnach sollte er
ursprünglich mit der 2. Armee nach Norden vorstoßen und den Deutschen in den Rücken fallen, die im Kampf
mit der 1. Armee standen. Inzwischen hatten jedoch die Deutschen die Schlacht bei Gumbinnen abgebrochen
und waren auf dem Rückzug. Um doch noch Teile der (vermeintlich) zurückflutenden deutschen Einheiten zu
erwischen, richtete die Armee ihre Stoßrichtung nach Nordwesten. Nur das VI.Korps zog in Richtung Norden.
Ein schwerer Fehler. Das russische VI. Korps trennte sich dadurch immer mehr vom Gros der Armee. Die
Sicherung der rechten Flanke der Armee war nicht mehr gegeben. Das Korps selbst stand nun zwei deutschen
Korps und einer Landwehrbrigade gegenüber und ahnte noch nichts davon. Man rechnete auf russischer Seite
lediglich mit vereinzelten deutschen Einheiten auf dem Rückzug.
General von Hindenburg war sofort entschlossen, die sich bietende günstige Lage auszunutzen. Es erging
Befehl an beide Korps und die 6.LwBr nach Süden abzudrehen: "I.RK marschiert um 04:00 Uhr über Seeburg
in Richtung Süden und greift den Feind an, wo es ihn findet...."
Die 6.LwBr sollte an das Korps heranschließen, das XVII.Korps sollte zumindest mit seiner südlichen Division
von Norden her angreifen. Die nördliche Division war zu weit weg, wurde aber als Rückendeckung gegen die
sehr langsam heranrückende 1. Armee Rennenkampfs verwendet. Die Marschleistung der Soldaten des
XVII.AK war enorm. So sollte die eine Division Bischofstein erreichen (50km-Marsch) und die andere
Groß-Schwansfeld (40km).
Die 1.Kavallerie - Division sollte bei Gerdauen den Abmarsch der beiden Korps nach Süden verschleiern.
Der Angriffsbefehl an die Westgruppe
Die Meldung der 8. Armee am Abend des 24. August an die Oberste Heeresleitung in Koblenz lautete unter
anderem: Die Stellung des XX.AK müsse gehalten werden "da Rückzug die gleiche Wirkung hat wie
Niederlage" und weiter: "Stimmung ist entschlossen, wenn auch schlimmer Ausgang nicht ausgeschlossen".
Am 25. August früh morgens ging beim Armee - Oberkommando (AOK) eine Mitteilung der Obersten
Heeresleitung (OHL) ein, nach der eine Landwehr - Division unter Generalleutnant von der Goltz der 8. Armee
zur Verfügung gestellt wird. Diese Lw-Division war bisher in Nordschleswig an der Grenze zu Dänemark als
Grenzsicherung und Küstenschutz eingesetzt. Sie werde nicht vor dem 27. August auf dem Schlachtfeld
eintreffen. Das AOK bestimmte vorläufig Strasburg und Neumark als Eisenbahn - Zielpunkte für diese Division,
da die Lage an der rechten Flanke noch ziemlich unklar war.
An der Front des XX.AK war die Nacht vom 24. zum 25. August ruhig verlaufen. Bis auf einen
Erkundungsvorstoß des russischen Infanterieregiments 93 (24. Infanterie - Division, I.Korps) südwestlich
Gilgenburg verhielt sich der Feind ruhig. Auch in den Morgenstunden gab es keine Anzeichen des erwarteten
Angriffs. Beim deutschen AOK begann man aufzuatmen, denn mit dem weitern Eintreffen der Truppen des
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Generals von François (I.Korps, Südflanke) besserte sich die Lage von Stunde zu Stunde.
Der Oberbefehlshaber der 8. Armee war entschlossen, wenn ihm der Gegner die Zeit dazu ließ, am 26.
August früh seinerseits zum Angriff anzutreten. An diesem Zeitpunkt für den Angriff wollte er festhalten, auch
wenn das I.Armeekorps im Süden bis dahin noch nicht alle Truppen versammelt haben würde. Länger zu
warten verboten die Verhältnisse vor der Front des Generals von Scholtz (XX.Korps), wie auch die im Norden
drohende Gefahr von der russischen Njemen-Armee (Rennenkampf). Es galt eine mehrtägige Schlacht zu
schlagen in dem engen Raum zwischen zwei feindlichen Armeen. Da konnte man gar nicht früh genug
beginnen.
Die Entscheidung musste gegen den russischen Westflügel (I.russisches Korps) bei Usdau gesucht werden.
Gelingt es, diesen Flügel zu werfen, dann lag der Weg auf Neidenburg, in die Flanke und in den Rücken des
russischen XV. und XIII. Korps offen. Diese Korps waren dabei, weit nach Norden, bis Hohenstein und
Allenstein auszuholen.
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2011-01-29 23:21
Funksprüche
Noch vor der Abfahrt am 25. früh morgens von General Hindenburg mit Ludendorff und andere Mitglieder des
Stabes zur angekündigten Besprechung mit General von François ging beim AOK ein aufgefangener russischer
Funkspruch ein. Er enthielt, was bisher noch nicht da gewesen war, einen kompletten Armeebefehl des
Generals von Rennenkampf, der unverschlüsselt!! an das IV.Korps gegeben wurde. Danach wollte die
1.(Njemen)Armee am 26. August erst die Linie Gerdauen - Allenburg - Wehlau erreichen. Das war für die
bisher gefassten Entschlüsse nicht ungünstig. Es wuchs die Aussicht, gegen die 2.(Narew)Armee ungestört
operieren zu können.
Das war noch nicht alles. Als die beiden Wagen Löbau passierten, wurde der zweite Wagen, in dem der 1.
Generalstabsoffizier Oberstleutnant Hofmann saß, von einem Beamten der Poststation angehalten. Er übergab
eine soeben übermittelte Depesche mit einem weiteren vor kurzem aufgefangenen russischen Funkspruch, der
über die Bewegungen der russischen 2. Armee Aufschluss gab. Ebenfalls unverschlüsselt.
So erfuhr der deutsche Oberbefehlshaber gerade jetzt, in den für die Entschlüsse und Befehle der Schlacht
entscheidenden Stunden, die nächsten Absichten beider feindlichen Armeen.
Der Funkspruch, durch den General Samsonov am 25. um 06:00 Uhr einen dringenden Befehl an das
XIII.Korps gegeben hatte, kam durch mangelhafte Übersetzung in folgender Form an:
"Nach der Schlacht an der Front des XV.Korps ist das gegnerische Korps am 24.August zurückgegangen in
Richtung Osterode. Bei Gilgenburg nach Aussagen Landwehrbrigade ...... die Armee verfolgt den Gegner
weiter, der nach Königsberg - Rastenburg zurückgeht. - Die 2. Armee geht vor: Linie Allenstein - Osterode am
25.August, die Hauptmacht der Korps besetzt: XIII.Korps Linie Gimmendorf - Kurken, XV.Korps Nadrau -
Paulsgut, XXIII.Korps Michalken - Groß-Gardienen. Trennungsstreifen für das Vorgehen der Korps: Zwischen
XIII. und XV. Linie Muschaken - Schwedrich, zwischen XV. und XXIII. Linie Neidenburg - Wittigwalde. Das
I.Korps soll bleiben im 5.Bezirk, indem es linke Flanke der Armee sichert..... dem Korps überzugehen in den
Raum Bischofsburg - Rothfließ, um den rechten Flügel zu sichern. Von der Seite Rastenburg soll 4.Kavallerie -
Division, die dem VI.Korps unterstellt, bleiben Sensburg, indem sie aufklärt Linie Rastenburg - Bartenstein und
Seeburg - Heilsberg. 6. und 15. Kavallerie - Division......
Stab Ostrolenka."
Durch diesen Funkspruch wurde die Hoffnung des AOK 8 gestärkt, dass an diesem Tage, dem 25.August, kein
russischer Angriff mehr zu erwarten sei. Nach Berechnungen des Stabes konnte es frühestens am Abend zu
Zusammenstößen mit dem Feind kommen, wenn bei ihm alles optimal verläuft. Dies war nicht anzunehmen.
Die feindliche Kräfteverteilung, die sich aus dem Funkspruch ergab, entsprach in den wesentlichen Punkten
dem, was man beim AOK schon wusste oder annahm. Die gefassten Entscheidungen mussten also nicht
geändert werden.
(Man dachte natürlich auch an die Möglichkeit einer Irreführung durch den Feind. Dies wäre jedoch zu plump
gewesen. Also nahm man die Funksprüche als "echt" an. Die fehlende Verschlüsselung führte man auf Mängel
im Umgang mit dieser neuen Technik zurück.)
Bei François
Um 08:00 Uhr traf General von Hindenburg mit seinem Stab auf dem Gefechtsstand des I.AK, in Montowo, 10
km südlich Löbau ein.
Die bis jetzt ausgeladenen Teile des I.AK befanden sich zunächst hinter den großen Waldungen bei Kielpin und
Hartowitz. Bei der Besprechung auf dem Gefechtsstand legte General Ludendorff die Absichten des
Oberbefehlshabers dar. General von Francois äußerte Bedenken gegen den frühen Zeitpunkt sowie gegen die
Richtung des Angriffs seines Korps. Waren doch im Ganzen erst 10 Bataillone Infanterie (davon 2½ an das XX.
Korps abgegeben), aber noch keine Schwadron und nur zwei Batterien ausgeladen. Die Züge kamen nicht
regelmäßig an und nicht in der taktischen Reihenfolge.
Soweit möglich, wurde seit dem Morgen bis Montowo vorgefahren. Trotzdem ließ sich nach Ansicht des
Generals von François doch jetzt schon übersehen, dass die kämpfenden Teile des I.AK am nächsten Morgen
bei weitem noch nicht vollkommen versammelt sein könnten. Insbesondere würden Kavallerie, Artillerie und
die ebenfalls unentbehrlichen Munitionskolonnen fehlen. Von François glaubte daher die Verantwortung nicht
übernehmen zu können, sein Korps in so unfertigem Zustand gegen den Feind zu führen.
Bezüglich der Angriffrichtung wollte François nicht frontal auf Usdau vorgehen, sondern nach Süden ausholend,
über Groß-Tauersee gegen die Flanke des Feindes. Bei der von Ludendorff vorgeschlagen Angriffsrichtung hätte
man stets Teile des Gegeners in der rechten Flanke.
Angesichts der Gesamtlage hielt es das Armee - Oberkommando jedoch für unmöglich, diesen an sich
beachtenswerten Einwendungen des Kommandiernden Generals nachzugeben. Mit Rücksicht auf die
Bedrohung des XX.AK durch die Njemen - Armee musste am 26. angegriffen werden. Es sollte alles getan
werden, das I.AK möglichst stark zu machen. Das XX.AK sollte den Angriff durch eine von Norden auf Usdau
angesetzte Abteilung (Abteilung Schmettau, 6 Bataillone, 2 Schwadrone und 2 Batterien die von der 37. und
41.ID abgegeben werden mussten. Unter Führung von General von Schmettau.) unterstützen. Weiterhin sollte
das XX.AK mit Reiterei und leichten Munitionskolonnen aushelfen.
Aber auch das Ausholen über Groß-Tauersee wurde vom AOK verworfen. Dazu hätte sich das I.AK am nächten
Tag, (26. August), nach Süden schieben müssen, sein Angriff hätte nicht vor dem 27. beginnen können.
Unterdessen aber hätte das XX.AK dem übermächtigen Feind ohne Aussicht auf Unterstützung allein
gegenüber gestanden.
Der Oberbefehlshaber von Hindenburg und sein Stabschef Ludendorff waren sich einig darüber, dass es bei
dem Angriff am 26. auf Usdau zu bleiben habe. General von Hindenburg übernahm die volle Verantwortung
für diese Entscheidung.
Um auch das XX.AK von den Absichten für den folgenden Tag zu unterrichten, wurde der
Oberquartiermeister General Grünert zum Gefechtsstand des Generals von Scholtz in Frögenau (4 km
westlich Tannenberg) entsandt. Nachdem der erwartete feindliche Angriff ausgeblieben war, sah General von
Scholtz die Lage durchaus zuversichtlich an. Es stellte sich die Frage, wie das XX.AK sich der drohnden
Umfassung durch die immer weiter nach Norden ausholenden feindlichen Korps erwehren könne.
Als erste Maßnahme wurde die Abteilung Unger (Festungstruppen) vom südlichen Korpsabschnitt beim
Tannenberg 1914, 24./25. August 1914, Druckversion
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Großen Damerau-See nach dem nördlichen Abschnitt nach Mühlen und nördlich davon verlegt. (15 km) Die
3.RD konnte dann als Stoßtruppe in der Gegend von Reichenau bereit gestellt werden.
Der 25. August verlief, ohne dass es zum Kampf kam. Damit aber war die bange Zeit der Abhängigkeit von den
Maßnahmen des Gegners vorüber.
Die Lage am Abend des 25. August
Südlich der Linie Strasburg - Lautenburg hatte die Luftaufklärung nur einzelne, räumlich weit verteilte
russische Kavallerie erkannt. Im ganzen etwa eine Division. Die bisherige Sicherung nach Süden durch zwei
Landwehr - Bataillone bei Strasburg konnte beibehalten werden. Die Verwendung der Landwehr - Division
Goltz, die ja am 27. August aus Schleswig hier eintreffen soll, konnte man sich noch vorbehalten.
5. Landwehr-Brigade
Durch ihren Vormarsch von Strasburg nach Lautenburg war starke russische Kavallerie bis nach Soldau
zurückgedrängt worden. Dabei hatte die Landwehr Teile der russischen 15.KD, die Lautenburg besetzt hielten,
angegriffen und vertrieben. Dieser erste Erfolg trug natürlich zum Selbstvertrauen der Wehrmänner bei.
I. Armee-Korps
Das I.AK lag mit der 2.ID bei Kielpin und mit der 1.ID bei Rybno. Es wurden ständig Truppen durch die
Eisenbahn herangeführt. Dem Korps fehlten am Abend aber immer noch drei Bataillone Infanterie, 7 von 8
Schwadronen Kavallerie, 13 von 24 Batterien Feldartillerie, die gesamte schwere Artillerie (4 Batterien) und
fast alle Munitionskolonnen. Solche Lücken konnten auch durch die in der Nacht anrollenden Züge nicht mehr
ausgeglichen werden.
XX. Armeekorps
Beim XX.AK verliefen die Verschiebungen ohne Störung. Sie wurden erst spät in der Nacht abgeschlossen. Das
1. Grenadierregiment bildete den rechten Flügel und rückte in die Stellungen der Abteilung Unger am Großen
Damerau-See ein, die, wie schon erwähnt, nach Mühlen verlegt wurde. Östlich dieses Sees stand die 41. ID bis
westlich Logdau. Daran anschließend die 37.ID, ihr linker Flügel reichte bis östlich Mühlen.
3. Reservedivision
Die 3.RD, war inzwischen bei Reichenau eingetroffen. Sie bildete den linken Flügel.
Vor der Front stand die Kavallerie der Festungstruppen östlich Mühlen, die der 3.RD bei Wittigwalde, eine
Radfahrabteilung bei Grieslienen, nordöstlich Hohenstein.
Beim Gegner
Nach den beim XX.AK vorliegenden Nachrichten bildete sich eine starke feindliche Gruppe bei Usdau und eine
weitere nördlich Neidenburg. Das russische XV.AK hatte um 15:00 Uhr Waplitz erreicht. Beim XIII.AK
beobachtete man Bewegungen beiderseits des Lansker Sees nach Norden, dahinter Biwaks bei Kurken und
östlich.
Es schien, als ob dieses Korps noch weiter nördlich ausholen wolle. Damit bot sich die Aussicht, das russische
XXIII.AK (nur eine Division vor Ort) und XV.AK am 26. August zu schlagen, bevor das XIII. wieder herankam.
Um 20:30 Uhr gab General von Hindenburg im HQ in Riesenburg den
Angriffsbefehl an die Westgruppe
für den 26. August:
"I.AK setzt sich gegen 04:00 Uhr mit seinem linken Flügel in Besitz der Höhen von Seeben und greift bis
spätestens 10:00 Uhr vormittags von Seeben und südlich, tief rechts gestaffelt in allgemeiner Richtung Usdau
an, Detachement Mülmann bleibt unterstellt.
Verstärktes XX.AK hält seine Stellungen und unterstützt das Vorgehen des I.AK durch Angriff seines rechten
Flügels in Richtung Groß-Grieben - Jankowitz. Es hält sich im übrigen bereit, auf der ganzen Front mit starkem
rechten Flügel zum Angriff überzugehen. Die 3. Reserve - Division ist vorher rechtzeitig erneut in die Gegend
von Hohenstein vorzuführen."
© Eckhardt Dirks
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Tannenberg 1914, 24./25. August 1914, Druckversion
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