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Die Schlacht bei Tannenberg

26. - 30. August 1914

Der 29. August (4. Tag)

Verfolgungskämpfe

Am Morgen des 29. August fahren

Ludendorff und Hoffmann nach

Hohenstein, um die Truppen, die stark

durcheinander gekommen sind, an Ort

und Stelle zu entwirren und mit den

Kommandeuren Rücksprache zunehmen.

Rechts und links vom Wege stehen die

jubelnden Truppen, dazwischen die

endlosen Kolonnen von russischen

Gefangenen. Noch immer lässt sich nicht

übersehen, wie groß die Zahl der

Gefangenen sein wird. Zur Gewissheit

wird jedoch, dass die Einkreisung der

beiden russischen Korps durch

Abdrängung nach Osten gelungen ist.

Hier in vorderster Linie erhält Ludendorff

einen russischen Funkspruch, der von

Rennenkampf kommt, leider aber nur

teilweise mitgelesen werden konnte: "Mit

Rücksicht auf die schweren Kämpfe,

welche die 2.Armee zu führen hat,

befiehlt der Oberbefehlshaber zur

Unterstützung ... vorzuschicken und

Kavallerie zu gemeinschaftlichem

Vorgehen auf... in Marsch zu setzen."

Dieses Fragment bestätigt die Auffassung

des Armee-Oberkommandos, dass

Rennenkampf sich langsam in Bewegung

setzen will. Er marschiert aber auch jetzt

noch nicht gegen die 8. deutsche Armee,

sondern tastet nach Königsberg. Noch im

Laufe dieses Tages gelingt es, weitere

Funksprüche Rennenkampfs aufzufangen,

wonach die Masse seiner Armee

tatsächlich wieder im Einschwenken gegen Königsberg ist.

Gegen Mittag erlässt Hindenburg einen Befehl an die Kommandierenden Generale. Er ist nicht misszuverstehen

und bezieht sich wohl in erster Linie auf das Verhalten des Generals von François bei Neidenburg. Der Befehl

ist einzeln gerichtet: "An den Königlichen General pp. und Kommandierenden General des pp..." - "In den

wenigen Tagen meines Oberbefehls sind von den mir unmittelbar unterstehenden Verbänden wiederholt,

selbstverständlich in bester Absicht, Einwände gegen meine Anordnungen erhoben; auch ist die Ausführung

meiner Befehle mehrfach durch Nichtbefolgung oder Durchkreuzung meiner Absichten erweitert worden.

Infolgedessen lag mitunter die Gefahr eines Misserfolges an Stelle des nunmehr glücklich erzielten Erfolges

vor. Ich weiß, dass es nur dieses Hinweises bedarf, um in Zukunft derartige Missverhältnisse nicht mehr in

Erscheinung treten zu lassen.

Der Oberbefehlshaber

v. Hindenburg."

An diesem Abend wird in Osterode der Kommandierende General Martos eingebracht; er wird sofort von

Hindenburg empfangen. Die Begegnung erfolgt in dem Gasthof in Osterode, in dem vor 33 Jahren Hindenburg

als junger Hauptmann im Generalstab bei einer Generalstabsreise einquartiert war. Ernst und würdig begrüßt

der Sieger den Besiegten; es ist sein Bestreben, dem Gefangenen die Lage so leicht wie möglich zu machen.

Die gleiche vornehme Haltung zeigt Hindenburg auch gegenüber dem am nächsten Tag eingebrachten

Kommandierenden General Klujew in einer zu Geschäftsräumen umfunktionierten Schule. Noch immer lässt

sich kein klarer Überblick über die wirkliche Anzahl der gefangenen Russen gewinnen.

Am Abend kommt es bei der Zivilbevölkerung zu erregten Auseinandersetzungen mit gefangenen Kosaken.

Diese haben aus schlechtem Gewissen über ihre in Ostpreußen begangenen Schandtaten die verräterischen,

breiten, roten Hosenstreifen abgerissen, um nicht als Kosaken erkannt zu werden. Die erbitterte Menge glaubt

hier gegen die Mordbrenner zur Selbstjustiz greifen zu dürfen. Nur das Einschreiten der deutschen

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Feldgendarmerie kann weitere Ausschreitungen gegen die Kosaken verhindern.

Beim deutschen Armee-Oberkommando herrscht die ganze Nacht über fieberhafte Tätigkeit. Gegen elf Uhr

nachts meldet sich am Fernsprecher das Hauptquartier in Koblenz. Am Apparat ist Oberst Tappen. Ludendorff

reicht Hoffmann den zweiten Hörer hinüber, damit er für dieses Gespräch einen Zeugen hat. Tappen erklärt,

dass er auf Grund einer Unterredung mit Exzellenz Moltke nicht 3 Armeekorps, wie zugesagt, sondern nur 2

abtransportieren lasse, dass er das Garde-Reserve-Korps und das IX. Korps schicke, das V. Armeekorps aber

im Westen behalte. Ludendorff etwas ärgerlich:

"Diese Verstärkung ist momentan, wie ich schon erklärte, unnötig. Es wäre besser, Sie würden auch diese

beiden Korps im Westen behalten, zur Schlacht kommen sie ohnehin zu spät. Lassen Sie also die Korps dort,

Sie werden sie im Westen nötiger haben!"

Der Abtransport dieser Truppen nach dem Osten ist aber bereits im Gange. Das Schicksal nimmt seinen Lauf.

Während im Osten der vollständige Sieg errungen ist, öffnet man den verzweifelt kämpfenden Franzosen kurz

vor der Entscheidung durch die Herausnahme dieser Korps eine Gasse und macht damit erst das Wunder ("Le

miracle de la Marne") möglich.

Noch in der Nacht wird ein Telegramm des Kaisers bekannt gegeben. Es enthält die Beförderung Hindenburgs

zum Generalobersten unter Verleihung des Ordens Pour le mérite; es endet mit den Worten:

"Durch den in dreitägiger Schlacht errungenen vollen Sieg über russische Übermacht hat die Armee sich für

immer den Dank des Vaterlandes erworben. Mit ganz Deutschland bin ich stolz auf diese Leistung der Armee

unter Ihrer Führung. Übermitteln Sie den Truppen meine warme herzliche Anerkennung.

Wilhelm I. R."

Bei den Truppen waren in der Nacht vom 28./29. August auf weiten Strecken der Front die Kämpfe erst spät

in der Nacht zum Erliegen gekommen. Auf beiden Seiten führten die Anstrengungen von 3 Schlachttagen zur

Ermattung der Soldaten.

Am Morgen lebte der Kampf zuerst bei Hohenstein wieder auf. Nach 06:00 Uhr führte Gen.Lt. von Staabs seine

37.ID gegen Mörken und den Kämmerei-Wald zum Angriff vor. Die 6. Res.Inf.Brigade von der 3.RD unter

Gen.Mj. Krause und die noch südlich von Hohenstein liegende Hälfte der Landwehr - Division Goltz unter

Gen.Mj. von Oetzen machten diesen Angriff auf dem Südflügel mit. Sie warfen den Feind südlich Mörken,

wandten sich dann gegen die Straßenbrücke von Schlage-Mühle und brachten damit auch den russischen

Abzug zum Stehen. Aber erst um 14:00 Uhr gelang es der 6. Res.Inf.Brigade, diese wichtige Brücke zu

nehmen und damit den Weg für die Verfolgung frei zu machen.

Nördlich davon, zwischen Mörken und Grieslienen, war die Nachhut des russischen XIII. Korps völlig

eingeschlossen.

Das I. Reservekorps war nach einer Nachtruhe von nur wenigen Stunden schon um 03:00 Uhr wieder

losmarschiert. Gen.Lt. Otto von Below führte fast sein ganzes Korps längs der Hohensteiner Straße vor. Nur

östlich vom Lansker See war eine schwache Abteilung aus 2 Bataillonen, 2 Landwehr - Schwadonen und 1

Batterie auf Wuttrienen angesetzt. Der Ort war von Russen besetzt gemeldet.

Gen.Lt. von Förster ging mit seiner 1.Res.Div. von Stabigotten auf Grieslienen vor, dahinter und daneben die

36. Res.Div. unter Gen.Mj. Kruge. Schon bei Grieslienen ergaben sich größere feindliche Einheiten. Südlich des

Ortes überraschte man russische Infanterie und Artillerie, die Front gegen Hohenstein hatten. Um 07:00 Uhr

wurden sie von der Artillerie der 1. Res.Div. unter Feuer genommen. Der gleichzeitig von Westen her durch die

37.ID (XX.Korps) bedrängte Gegner erlitt im Kreuzfeuer der deutschen Artillerie schwere Verluste. Es kam

auch zu gegenseitigem Beschuss deutscher Einheiten. Die Lage war schwer zu überblicken. Bald zeigten die

Russen weiße Flaggen. Als sie dann aber den Kampf trotzdem wieder aufnahmen und 2 deutsche Parlamentäre

erschossen, begann auch die deutsche Artillerie ihr Feuer von neuem. Schließlich ergaben sich um 10:00 Uhr

mehr als 8000 russische Soldaten. 7 Geschütze wurden erbeutet. Zahlreiche Fahrzeuge und sontiges Gerät, die

das russische XIII. Korps bei seinem Abzug in der Nacht zurückgelassen hatte war die weitere Beute des

Kampfes an dieser Stelle.

Bis zum Mittag gelang es, die Truppen der 37.ID (XX.AK) zu sammeln und, dem Armeebefehl zu folge, zur

Sicherung gegen die Armee Rennenkampf im Norden auszuscheiden. Das I.Res.Korps erhielt die Weisung zum

herausziehen von Truppen erst um 17:00 Uhr durch General Ludendorff persönlich. Es konnte jedoch zunächst

nur eine Brigade bereitgestellt werden. Die Masse des Korps hatte die Verfolgung hinter der 6. Res.Inf.Brigade

(3.RD) über Schlaga - Mühle fortgesetzt. Die östlich vom Lansker See auf Wuttrienen vorgehende Abteilung

hatte am Morgen russische Kolonnen und Trains durch Angriff genommen.

Am Abend lag die Landwehr - Division Goltz bei Hohenstein, die 37.ID (XX.AK) bei Grieslienen. Vom

I.Res.Korps lagen 1½ Divisionen bei Schwedrich und Schlaga - Mühle und eine Brigade mit dem

Generalkommando bei Allenstein.

Die 3. Reserve-Division (3.RD) war mit der 6.Reserve - Infanterie - Brigade unter Gen.Mj. Krause bis zum

Mittag östlich Hohenstein in schwere Kämpfe verwickelt. Seit 14:00 Uhr verfolgten ihre Truppen von

Schlaga-Mühle auf Schwedrich. Die 5.Res.IBr., unter Gen.Mj. Hesse, hatte von Westen kommend, Schwedrich

schon erreicht. Nach heftigem Kampf wurden 1000 Russen gefangen genommen und weiter auf Kurken

vorgegangen. Hier bekam Gen.Lt. von Morgen seine Division abends wieder zusammen. Zur weiteren

Verfolgung bis Waplitz (südlich Passenheim) reichten die Kräfte nicht mehr aus.

Die 41. Infanterie - Division (41.ID) vom XX. Armeekorps (XX.AK) unter Gen.Mj. Sontag, hatte in der Nacht

ausgeruht, wurde verpflegt und neu geordnet. Um 07:15 Uhr trat sie von Thurowken den Vormarsch an. Die

Truppen standen noch unter dem Eindruck der schweren Kämpfe und hohen Verluste vom Gefecht bei Waplitz

(südlich Hohenstein) am Tag zuvor. Sie wurden südlich Bujaken von verhältnismäßig schwachem Feind bis

13:00 Uhr aufgehalten. Als die Russen dann doch zurückweichen mussten, folgte die Division und erreichte um

17:00 Uhr Orlau. Hier ging sie zur Ruhe über.

Das I. Armeekorps (I.AK), unter General der Infanterie Hermann von François war vor eine besonders

schwierige Aufgabe gestellt. Während es dem Gegner längs der 35 km langen Straße Neidenburg - Willenberg

den Weg zur Grenze möglichst rasch verlegen sollte, musste es gleichzeitig mit einem russischen

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Durchbruchsversuch auf Neidenburg rechnen, denn über Neidenburg führte die einzige große Straße nach

Süden in Richtung Mlawa. General von François trug diesem Umstand Rechnung, indem er die 1.ID (Gen.Lt.

von Conta) zunächst nur auf Muschaken, die 2.ID (Gen.Lt. von Falk) auf Grünfließ vorgehen ließ.

Als die 2.ID am Morgen von Rotzken in zwei Kolonnen den Vormarsch antrat, stieß man bald auf neuen

Widerstand, gegen den die Division nur langsam Boden gewann. General von Falk sah darin keinen Nachteil. Er

wollte den deutschen Truppen auf der großen Straße nach Willenberg Zeit lassen, einen Vorsprung zu

gewinnen. Er beabsichtigte, sein Vorgehen dem der 41.ID vom XX.AK weiter nördlich anzupassen. So erreichte

die 2.ID kämpfend erst gegen Mittag die Gegend nördlich Neidenburg und folgte dann dem weichenden Feind

weiter bis Grünfließ.

Dem Kommandeur der russischen 2.ID, Gen.Lt. Mingin, gelang es, die von General Samsonov persönlich

erteilte Deckungsaufgabe bis zum frühen Nachmittag zu erfüllen. Dann hatte er seine Truppen nach Orlau

zurückgenommen.

Durch die selben russischen Truppen war auch die deutsche 1.ID nördlich Neidenburg mehrere Stunden

festgehalten worden. Sie hatte am frühen Morgen das Vorgehen des Gegners bei Orlau auf Radomin

beobachtet und musste daraus auf russische Durchbruchsabsichten schließen. General von Conta, dessen

Truppen zu dieser Zeit noch nicht über Neidenburg hinaus waren, setzte starke Artillerie nördlich und

nordöstlich der Stadt ein. Der Gegner ging hier aber nicht weiter vor, vielmehr beobachtete man ihn bald

darauf im großen Wald östlich Grünfließ im Abzug nach Südosten. Dem entsprechend schob die deutsche 1.ID

an der Willenberger Straße nach und nach Teile ostwärts bis Muschaken vor.

Inzwischen aber hatte das zur Division gehörende Ulanen - Regiment Graf zu Dohna (Ostpreußisches)

Nr.8, unter Oberstleutnant Freiherr Schäffer von Bernstein, zusammen mit Teilen des Dragoner - Regiments

10 und des Feldartillerie - Regiments 1, südlich der großen Straße vorreitend, russische Trains erbeutet und

dabei 5000 Gefangene gemacht. Das Regiment blieb in Groß-Dankheim. Darüber hinaus war Oberstleutnant

Berring mit dem Jäger - Regiment zu Pferde Nr. 10 (von der 2.ID) schon gegen 15:00 Uhr bis vor

Willenberg gelangt, nachdem er unterwegs die Truppen der Abteilung Schmettau überholt hatte.

Diese Abteilung war am Morgen, nach nur dreistündiger Rast, von Muschaken wieder aufgebrochen und

erreichte um 19:00 Uhr am Abend Willenberg. (23 km) Seit dem Abmarsch am 28. August früh aus den

Biwaks hatten diese Truppen eine Marschleistung von 65 km hinter sich. Abgesehen von der Entwicklung zum

Gefecht gegen Soldau und am selben Tag noch gegen Neidenburg. Beim Einrücken in Willenberg fielen ihnen

russischer Troß mit 1400 Mann in die Hände.

Am Nachmittag waren beim I.AK alle Besorgnisse geschwunden, dass der Gegner auf Neidenburg

durchbrechen könne. Dagegen galt es nunmehr zu verhindern, dass er über die große Straße nach Süden

ausbrach. General von François schob daher die 1.ID noch in den Abendstunden weiter nach Osten vor. Sie

hatten von Muschaken bis Willenberg die Wegekreuzungen an der großen Straße zu besetzen. Gegen diese, bis

tief in die Dunkelheit andauernde Bewegung liefen an mehreren Stellen russische Abteilungen von Norden her

an. Bei Puchallowen entspann sich heftiger Kampf. Er endete damit, dass das Grenadier - Regiment

Kronprinz (1.Ostpreußisches) Nr. 1 mehrere tausend Gefangene machte, und 6 Geschütze sowie 14

Maschinengewehre erbeutete. Auch sonst mehrten sich im Laufe des Abends und der Nacht die Gefangenen-

und Beuteziffern bei der 1.ID.

Das XVII. Armeekorps, unter General der Kavallerie von Mackensen, wollte mit seiner 36.ID von Passenheim

bis südlich Jedwobno unter Ausnutzung der Seen eine Sperre bilden, um den vom I. und XX.AK ostwärts

getriebenen Feind abzufangen. Östlich dieser Sperre sollte die 35.ID den Vormarsch nach Süden fortsetzen,

mit der Mitte auf Willenberg, um russische Abteilungen zu fassen, die etwa südlich der Aufstellung der 36.ID

ausbrächen. Im Laufe des Vormittags erkannte man an Hand von Fliegermeldungen, dass der Gegner eine

mehr südliche Rückzugsrichtung habe, als man beim Korps bisher annahm. Mackensen drehte nunmehr die

35.ID südlich der 36. nach Westen ein. Bei Jedwobno wurden 400 deutsche Gefangene befreit. Sie stammten

vom Vorstoß des IR 59 der 41.ID über die Maranse am Tag zuvor (Gefecht bei Waplitz). Mit russischen

Gewehren ausgerüstet, nahmen sie wieder am Kampf teil.

Die Truppen des XVII.AK erreichten im Laufe des Tages, teilweise auch erst spät in der Nacht, ohne Kampf,

aber nach sehr anstrengenden Märschen die 24 km breite Linie Scheufelsdorf - Wald nördlich Kannwiesen. Die

vordersten Teile des XVII. und I.AK standen sich, ohne es zu wissen, nur 5 km getrennt dicht gegenüber.

Der Ring um die Reste der 2. russischen Armee begann sich zu schließen. Diese waren aus ihrer ursprünglich

nach Süden gehenden Rückzugsrichtung allmählich immer weiter nach Osten abgedrängt worden. Das

russische XV. Korps hatte Muschaken schon durch deutsche Truppen besetzt gefunden, es war nach Osten über

Wallendorf ausgebogen. Das XIII. Korps hatte früh morgens von Jablonken am Westufer des Omulef-Sees die

Richtung nach Süden eingeschlagen und stieß dadurch bei der Försterei Kommusin mit den Kolonnen des XV.

Korps zusammen. Stockungen und Unordnung waren die Folge. Am Abend bildeten die Reste des russischen

XIII. und XV. Korps und von den drei Regimentern des XXIII. Korps in dem ausgedehnten Waldgebiet nördlich

der Straße Neidenburg - Willenberg nur noch eine große ungeordnete, nach südosten strebende Masse.

Führung und Gliederung hatten aufgehört.

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Von der Armee Rennenkampf war die Kavallerie im Laufe des Tages in Bewegung nach Südwesten

geblieben. Nach vorliegenden Meldungen hatte sie mit dem Südflügel Rössel und Bischofstein erreicht. Weiter

nördlich schien je eine Kavallerie - Division über Heilsberg und Landsberg im Vorgehen auf Wormditt. Die nur

noch zwei Brigaden starke deutsche 1. Kavallerie - Division war auf die bei Lautern stehende Infanterie der 6.

Landwehr - Brigade ausgewichen. Guttsadt, Wormditt, Mehlsack, sowie auch Heilsberg und Zinten, war von

deutschem Landsturm besetzt. Zwei Ersatzbataillone aus Danzig hatten Braunsberg erreicht. Mehr konnte

Generaloberst von Hindenburg den russischen Reitermassen nicht entgegenstellen. Hinter dieser Kavallerie

vermutete man die Korps der russischen 1. Armee unter General Pavel von Rennenkampf. Ein Luftschiff aus

Königsberg hatte in der Nacht Lagerfeuer russischer Kavallerie bei Preußisch-Eylau festgestellt.

Der Führung der 8. Armee war es möglich geworden, die 37.ID, das I.RK und die Landwehr-Division Goltz aus

der Schlacht auszuscheiden und bei Allenstein zur Sicherung gegen Rennenkampf einzusetzen. Auch die bei

Lautern zurückgelassene 6. Landw.Brig. (Gen.Mj. Krahmer) wurde hier einbezogen. Im Laufe des nächsten

Tages mussten weitere Kräfte frei werden. Rennenkampf hatte seine Chance vertan, in die Schlacht

einzugreifen. Vielleicht wollte er dies auch gar nicht.

Die 2. russische Armee unter General Samsonov war verloren. Ortelsburg wird von Norden, Willenberg von

Westen erreicht. Der Ring um Tausende und aber Tausende von Russen beginnt sich zu schließen. Viel

russisches Heldentum kämpft auch in dieser verzweifelten Lage noch weiter für den Zaren, die Ehre der Waffen

rettend, aber nicht mehr die Schlacht.

© Eckhardt Dirks
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