Elektor
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Eigentlich hat ein Metronom nur die
Aufgabe, ein regelmäßiges Ticken mit
einstellbarer Frequenz im Bereich von
etwa 45...300 bpm zu erzeugen. Für die
moderne Elektronik ist dies natürlich
spielend leicht zu realisieren. So
nimmt es kein Wunder, daß das hier
vorgestellte Metronom mit einigen
Sonderfunktionen glänzen kann.
Neben seiner althergebrachten Auf-
gabe betont es nämlich den jeweils
ersten “Tick” des Taktes (durch größere
Lautstärke und durch eine optische
Anzeige), außerdem kann das Gerät
auch als Tongenerator zum Stimmen
von Instrumenten (Kammerton a’) ein-
gesetzt werden und besitzt zudem
einen Low-Bat-Indikator.
T
A K T V O L L
Die für das Metronom nötige Elektro-
nik ist trotz der Zusatzfunktionen
recht bescheiden, wie die Schaltung in
Bild 1 zeigt. Der eigentliche Taktgene-
rator besteht aus den beiden Hälften
des CMOS-Timers 556 (IC1). IC1a ist als
astabiler Multivibrator geschaltet, des-
sen Frequenz sich mit P1 in weiten
Grenzen verändern läßt, in der ange-
gebenen Dimensionierung zwischen
ungefähr 75 und 400 Schlägen pro
Minute. Wer gerne das Largo geigt,
kann durch einen zusätzlichen Elko
parallel zu C1 die Lade/Entladezeit des
Timers vergrößern. Gleichermaßen läßt
sich die Frequenz erhöhen, indem man
R2 auf 1 k
Ω
verkleinert. Für C1 (und
einen eventuell zusätzlichen Elko)
sollte man Typen mit niedrigem Leck-
strom, am besten Tantalelkos verwen-
den, um eine möglichst konstante Takt-
frequenz zu erhalten.
Das Ausgangssignal (Pin 5) gelangt
zum Triggereingang des zweiten
Timer-ICs. Wegen C2/R3 erscheinen
dort nur negative, sehr kurze Impulse.
Daraus formt der Timer IC1b, hier in
einer monostabilen Konfiguration,
Ein
Metro-
nom gehört
zu den unver-
zichtbaren Utensilien
des Musikunterrichts.
Ein solches Gerät hilft
dem Übenden, ein
noch nicht perfekt sit-
zendes Stück im rich-
tigen Rhythmus zu
spielen. Früher funk-
tionierte ein Metro-
nom prinzipiell wie
ein Uhrwerk, heute
wird das klassische
Pendelmikrofon durch
elektronische Varian-
ten verdrängt. Dies
eröffnet neue Mög-
lichkeiten, von denen
wir auch Gebrauch
machen.
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Von Fritz Hueber
Elektronisches
Metronom
Mit besonderen Eigenschaften
Impulse mit einer konstanten Breite
von 1 ms. Danach verteilt sich das Sig-
nal auf einen Dekadenzähler (IC2), ein
CMOS-IC 4017, und über R5 auf einen
kleinen Endverstärker in Form von T1
und T2.
Die Ausgänge des Zählers werden mit
jedem eintreffenden Impuls weiterge-
schaltet und aktiviert, also nacheinan-
der High. Wichtig ist dies vor allem für
Ausgang Q0 (Pin 3), der im inaktiven
Zustand über R7 den Transistor T3
durchschaltet. Damit wird die Ampli-
tude der Taktimpulse von IC1b auf
dem Weg zur Endstufe durch den
Spannungsteiler R5/R6 halbiert, der
Lautsprecher ertönen also leiser als bei
einem Impuls, der in voller Amplitude
auf die Endstufe trifft. Und dies ist
genau dann der Fall, wenn Zähleraus-
gang Q0 High ist, T3 sperrt und R6 “in
der Luft hängt”. Gleichzeitig blinkt
auch D3 und zeigt damit den Beginn
des Taktes an. D3 hat noch eine
Zusatzaufgabe: Die in Reihe mit der
LED liegende Z-Diode D4 bewirkt,
daß D3 bei Batteriespannungen unter
etwa 6 V erlischt und damit anzeigt,
daß die Batterie gewechselt werden
sollte. Die Stellung von S1 bestimmt
den Impuls, der den Zähler wieder
zurücksetzt. So lassen sich alle mögli-
chen Takte von 3 Schlägen pro Takt
(Q3, Pin 7) bis 8 Schlägen pro Takt (Q8,
Pin 9) an S1 einstellen.
Die Endstufe des Metronoms arbeitet
in Gegentakt-Klasse-B-Betrieb, der so
gut wie keinen Ruhestrom erfordert
und somit äußerst batterie-
schonend ist. Die Ausgangs-
lautstärke kann man mit R9
ändern, allerdings sollte die
Gesamtimpedanz (R9 plus Lautspre-
cher) nicht geringer werden als 20
Ω
,
da sonst die Endstufentransistoren
abbrennen könnten.
S
T I M M U N G
Mit Schalter S2 läßt sich die Endstufe
vom Metronom auf den Ausgang
einer elektronischen Stimmgabel
umschalten. Die Schaltung besteht aus
einem Opamp, der als Wienbrücken-
oszillator geschaltet ist. Da der Oszil-
lator überhaupt nicht kritisch ist, kann
man nahezu jeden Opamp-Typen,
auch einen 741er einsetzen. Die Aus-
gangsamplitude und damit die Laut-
stärke wird mit P2 eingestellt. Die bei-
den Begrenzerdioden versprechen
einen beinahe perfekten Sinusverlauf
des Ausgangssignals. Trotz der unver-
meidlichen Übernahmeverzerrungen
der B-Endstufe ist das Resultat über-
zeugend. Mit P3 lassen sich die Tole-
ranzen der frequenzbestimmenden
Bauteile (C5/C6/R13/R14) kompensie-
ren und das eingestrichene a’ (440 Hz)
genau einstellen.
Die Stromversorgung besteht aus einer
9-V-Blockbatterie mit S3 als Ein/Aus-
Schalter und S2b als Umschalter zwi-
schen Stimmgabel und Metronom. Die
Endstufe ist permanent angeschlossen.
Die Stromaufnahme liegt bei etwa 8
mA (Metronom) beziehungsweise 15
mA, wenn die elektronische Stimmga-
bel aktiv ist.
A
U F B A U
Der Aufbau der Schaltung auf der in
Bild 2 gezeigten Platine ist ein Kin-
derspiel. Drehschalter und Poti kön-
nen direkt auf der Platine montiert
werden, der freie Platz ist für den
Lautsprechermagneten vorgesehen.
Der Magnet- bestimmt auch den Loch-
durchmesser. Wenn alles korrekt auf-
gebaut ist, befestigt man die Platine im
Gehäuse, steckt durch das Loch ein
Stückchen Schaumstoff und
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Elektor
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CNTR
IC1a
DIS
THR
OUT
TR
6
1
2
4
R
5
3
CNTR
IC1b
DIS
TR
OUT
THR
12
13
8
10
R
9
11
R1
1k
R2
1k8
R3
10k
R4
10k
R6
3k3
R8
1k
R12
15k
R15
10k
R16
10k
R5
3k3
R7
33k
R10
220k
R11
27k
R13
39k
R14
39k
R17
3k3
R9
22
Ω
C2
10n
P1
10k
C5
10n
C1
47
µ
25V
CTRDIV10/
IC2
CT=0
CT
≥
5
4017
DEC
14
13
15
12
11
10
4
9
6
5
1
7
3
2
&
+
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
S1
D3
D4
5V1
T3
BC560
D2
2x 1N4148
D1
LF351
IC3
2
3
6
7
4
1
5
10k
P2
10k
P3
C6
10n
C7
10
µ
16V
S2a
T1
BC337
T2
BC327
C4
220
µ
16V
LS1
8
Ω
BT1
9V
S3
C8
470
µ
16V
C9
100n
C10
100n
IC1
14
7
IC2
16
8
S2b
9V
9V
9V
9V
'
9V'
IC1 = TLC556
980006 - 11
9V'
C3
100n
1
Bild 1. Das Metronom ist mit zwei Timern aufge-
baut, der mit IC3 realisierte Wienbrücken-Oszilla-
tor sorgt für den Stimmton.
anschließend den verdrahteten
Lautsprecher durch die Öffnung
und fixiert den Magneten mit
Klebstoff an der Platine. Als
Gehäuse eignet sich ein E440 von
Bopla.
Der Abgleich der elektronischen
Stimmgabel mit P3 ist mit Hilfe
eines Frequenzzählers, eines gut
gestimmten (Schiffer-) Klaviers
oder einer althergebrachten
Stimmgabel kein Problem.
Noch ein Tip zum Schluß: Denken
Sie bei der Dimensionierung von
R9 und der Einstellung von P2
daran, daß der Lautsprecher, in
einem geschlossenen Gehäuse
betrieben, viel lauter klingt als
wenn er “nackt” auf dem Tisch
liegt.
(980006)rg
(C) Segment
980006-1
C1
C2
C3
C4
C5
C6
C7
C8
C9
C10
D1
D2
D3
D4
HOLE35E
IC1
IC2
IC3
P1
P2
P3
Q2
Q3
Q4
Q5
R1
R2
R3
R4
R5
R6
R7
R8
R9
R10
R11
R12
R13
R14
R15
R16
R17
S1
S2
T1
T2
T3
LS
S3
Bt1
-
+
980006-1
(C) Segment
980006-1
2
Bild 2. Die Platine erlaubt den direkten Einsatz von Poti und Drehschalter.
Stückliste
Widerstände:
R1,R8 = 1 k
R2 = 1k8
R3,R4,R15,R16 = 10 k
R5,R6,R17 = 3k3
R7 = 33 k
R9 = 22
Ω
R10 = 220 k
R11 = 27 k
R12 = 15 k
R13,R14 = 39 k
P1 = 10 k linear
P2,P3 = Trimmpoti 10 k
Kondensatoren:
C1 = 47
µ/25 V
C2,C5,C6 = 10 n
C3,C9,C10 = 100 n
C4 = 220
µ/16 V stehend
C7 = 10
µ/16 V stehend
C8 = 470
µ/16 V stehend
Halbleiter:
D1,D2 = 1N4148
D3 = LED
D4 = Z-Diode 5V1/400 mW
T1 = BC337
T2 = BC327
T3 = BC560
IC1 = TLC556
IC2 = 4017
IC3 = LF351
Außerdem:
S1 = Drehschalter für Platinenmon-
tage, 12·1
S2 = Kippschalter 2·um
S3 = Kippschalter 1·an
BT1 = 9-V-Block mit Clip
LS1 = Lautsprecher 8
Ω
Gehäuse Bopla E440 (150·80·55 mm
3
)
Bild 3. Die aufge-
baute Platine
läßt Platz für den
Lautsprecher.
Elektor
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