Konfrontative Linguistik
Synchron-vergleichende Linguistik. Nach Zabrocki die synchron-vergleichende Untersuchung von zwei oder mehreren Sprachen; die Aufdeckung und Darstellung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden von Sprachen durch systematischen Vergleich auf phonetisch-phonologischer, grammatischer und lexikalischer Ebene mit dem Ziel der Erarbeitung von Grammatiken oder Teilgrammatiken.
Die konfrontative Linguistik hat Bezüge zu Fremdsprachenmethodik, Übersetzungswissenschaft, Sprachtypologie und Lexikographie. Nach Bondzio (1980,S. 201ff.) geht die k. L. von interlingual existenten lexikalischen und grammatischen Inhalten aus; Gemeinsamkeiten und Unterschiede sollen aufgrund der Spezifik des Verhältnisses von Form (Kongruenz) und Bedeutung (Äquivalenz) ermittelt werden. Dabei geht es um den praktischen bzw. anwendungsorientierten Vergleich nicht nur genetisch und typologisch verwandter Sprachen im Sinne der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft (vgl. → Komparatistik).
Im Kernbereich der Bemühungen liegen die Äquivalenzbeziehungen als funktionale Bedeutungsübereinstimmungen zweier oder mehrerer Sprachen; diese bilden das onomasiologische tertium comparationis. Bei bestimmten lexikalischen Beständen und grammatischen Erscheinungen können sich nur Teil-Äquivalenzen ergeben. Zur Feststellung sprachspezifischer Ausdrucksmöglichkeiten kann ein Wechsel der sprachlichen Ebene notwendig werden (z. B. bei der Wiedergabe die Artikelwahl im Deutschen durch Satzgliedstellung u.a. Mittel im Polnischen). Die konfrontative Analyse kann bei entsprechender Selektion auf eine kontrastive Darstellung reduziert werden. Da im englischen Sprachbereich nicht zwischen konfrontativ und kontrastiv unterschieden wird, ist die von Zabrocki eingeführte Unterscheidung zwischen konfrontativer Linguistik und kontrastiver Linguistik terminologisch nicht mehr durchgängig möglich. Die meisten Einzeluntersuchungen zum Vergleich des Englischen mit anderen Sprachen sind jedoch im Grunde nicht konfrontativ, sondern kontrastiv, d.h. auf Differenzen zwischen den verglichenen Systemen in einem Teilbereich beschränkt. Vgl. → kontrastive Grammatik.
Literatur
Czochralski, J. (1966): Grundsätzliches zur Theorie der kontrastiven Grammatik. Linguistics 24.
Czochralski, J. (1975): Verbalaspekt und Tempussystem im Deutschen und Polnischen. Eine konfrontative Darstellung.
Sternemann;R. (ed.) (31978): Einführung in die konfrontative Linguistik.
Sommerfeld, K.-E. (1977): Bedeutungsanalyse und Valenztheorie im Dienste der Konfrontation. ZPSK 30; 3.
Zabrocki, L. (1970): Grundfragen der konfrontativen Grammatik. In: Moser H. (ed.): Probleme der kontrastiven Grammatik [= Sprache der Gegenwart, Bd. 8].
Theodor Lewandwoski: Linguistisches Wörterbuch. 3 Bde. Heideberg: Quelle & Meyer, 41985.