Internationale Finanzen
Thema 3: Bedeutung des Kapitalmarktes für die
internationalen Finanzbeziehungen
Grobgliederung der Vorlesung:
Die Rolle des Kapitalmarktes in der globalisierten Weltwirtschaft
Bestimmungsmerkmale des Kapitalmarkts
Kapitalmarkt ist ein Finanzmarkt, er beschreibt die Gesamtheit der Institutionen, die der Zusammenführung von Angebot an und Nachfrage nach Finanzkapital dienen;
Er ist ein Markt im ökonomischen Sinne, d.h. es handelt sich nicht um einen physischen Ort, sondern um alle am Markt tätigen Personen, Einrichtungen und ihre Beziehungen untereinander;
Der Kapitalmarkt ist international organisiert, d.h. es findet Handel zwischen den verschiedenen Marktstandorten der Welt statt und es wird mit gleichen bzw. vergleichbaren Produkten gehandelt (z.B. Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Zertifikate, Derivate, Terminkontrakte usw. );
Der Kapitalmarkt wird in den Primärmarkt und den Sekundärmarkt unterteilt, im Primärmarkt werden neu herausgegebene Wertpapiere zur Aufnahme von Kapital angeboten (von Banken, Fonds usw.), im Sekundärmarkt werden bereits bestehende Finanzierungstitel zwischen den Marktteilnehmern gehandelt (an Börsen, Banken, Telefonmärkten usw.);
Die vertragliche Laufzeit der Kapitalüberlassungen (Fristigkeit) beträgt am Kapitalmarkt in der Regel mehr als ein Jahr. Bei kürzeren Laufzeiten wird vom Geldmarkt gesprochen;
Sind die Voraussetzungen für einen börslichen Handel erfüllt, spricht man von einem organisierten Handel (geregelter Markt)
Finanzierungs- und Anlageaspekt des Kapitalmarktes
Der Kapitalmarkt hat einen Finanzierungsaspekt und einen Anlageaspekt.
Unter dem Finanzierungsaspekt tritt ein Kapitalnehmer als Nachfrager für Kapital an den Kapitalmarkt (z.B. eine Aktiengesellschaft zur Beschaffung von Grundkapital durch den Verkauf von Aktien);
Unter dem Anlageaspekt erwirbt ein Kapitalgeber mit der Widmung seines Kapitals für investive Zwecke einen vertraglichen Anspruch auf eine zukünftige Auszahlung von Kapital.
Kapitalmarkt in der globalisierten Weltwirtschaft
Am Kapitalmarkt ist die weltweite Globalisierung des Wirtschaftslebens am weitesten fortgeschritten, sie zeigt sich an der weltweiten Einheitlichkeit der gehandelten Finanzprodukte und an der Verbindung der einzelnen Handelsplätze;
Globalisierung und vorherrschen der neoliberalistischen Wirtschaftstheorie und -praxis hat in den vergangenen Jahrzehnten zu einer gefährlichen Deregulierung und weitestgehenden Kontrollverzicht durch die Staaten an den Kapitalmärkten geführt.
Die gegenwärtige weltweite Finanzkrise ist Ausdruck dieser Fehlentwicklung;
2. Die Hauptsegmente des Kapitalmarktes
Der organisierte Kapitalmarkt wird in folgende Segmente unterteilt:
Markt für Festverzinsliche Wertpapiere (Rentenmarkt, Bondmarkt)
Festverzinsliche Wertpapiere (auch als Rentenpapiere, Gläubigerpapiere oder Bonds bezeichnet) haben folgende Eigenschaften:
Anspruch auf einen festen (fixen) Zins für die gesamte Laufzeit der Papiere;
Rückzahlungsverpflichtung des Herausgebers am Ende der Laufzeit zu 100 Prozent des Kapitalwertes;
Im Börsenhandel wird der Kurs der festverzinslichen Wertpapiere nicht in EURO, sondern in Prozent festgestellt;
Festverzinsliche Wertpapiere haben im Börsenhandel ein sehr geringes Verlustrisiko und werden deshalb immer als eine gewisse Größe für ein Wertpapierdepot für Anleger empfohlen.
Aktienmarkt
Aktien sind Teilhaberpapiere, die ihrem Besitzer einen Anteil am Grundkapital einer Aktiengesellschaft verbriefen (zusichern).
Geldanlagen in Aktien haben ein größeres Verlustrisiko als festverzinsliche Wertpapiere. Sie bieten andererseits ihren Besitzern aber auch eine größere Rendite- (Gewinn) Chance.
Die Renditeerwartung für Aktienbesitzer besteht in folgendem:
Kursgewinne als Differenz zwischen dem Kaufkurs der Aktie und ihrem späteren Verkaufskurs (Hauptrenditeerwartung);
Dividende, Gewinnausschüttung der Aktiengesellschaft in EURO je Aktie (eine „Quasiverzinsung“ der Aktie);
Gewinne durch Vorkaufsrechte für jeden Aktionär bei einer Kapitalaufstockung der Gesellschaft durch die Herausgabe sog. Junger (neuer) Aktien.
Aktien sind eine der wichtigsten Formen der Kapitalbeschaffung zur Finanzierung von Großunternehmen.
Investmentzertifikate und Derivate
Investmentzertifikate (Anteilscheine an einer Kapitalanlagegesellschaft) gelten in ihrer ursprünglichen Form der Kapitalbeschaffung am Kapitalmarkt mit dem Vorzug der Risikostreuung und -begrenzung für die Geldanleger.
Je nachdem, auf welchem Markt die Kapitalanlagegesellschaft das durch den Verkauf der Zertifikate mobilisierte Kapital anlegt (Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Immobilien u.a.) werden unterschiedliche Zertifikatsarten unterschieden.
Die in jüngster Zeit in negative Schlagzeilen gekommenen Hedgefonds und deren Produkte, beruhen auf einer anderen Anlagestrategie und sind mit den klassischen Investmentzertifikaten nicht zu verwechseln.
Finanzderivate sind Wertpapiere, die von einem oder mehreren sog. Basispapieren oder Basisprodukten abgeleitet ( lat. derivare) sind. Sie sind auf Grund ihrer Konstruktion und Ausgestaltung in der Regel hochspekulativ und sind für einige negative Erscheinungen der gegenwärtigen Finanzkrise verantwortlich.
Terminmarkt
Der Terminhandel mit Wertpapieren, Währungen, Rohstoffen und Edelmetallen hat sich von der ursprünglichen Absicht zur Absicherung von Risiken von Anlegern zu hochspekulativen Finanzwetten entwickelt.
Es gibt an den Terminbörsen unterschiedliche Formen des Terminhandels.
3. Grundlagen und Regeln des Börsenhandels
Der Handel mit Wertpapieren, Währungen, Termingeschäften, Rohstoffen und Edelmetallen an dafür eingerichteten Börsen, ist eine der Hauptgeschäftsformen des internationalen Kapitalmarktes.
Der Börsenhandel (geregelter Markt) funktioniert auf der Grundlage verbindlicher Normen und Regeln.
Zugelassen zum Börsenhandel sind nur die Börsenmakler, die beauftragten der Käufer und Verkäufer (zum Börsenhandel eingetragene Bankangestellte) und notwendiges Hilfspersonal.
Durch die Börsenmakler wird der Kurs (Preis) der gehandelten Produkte ausschließlich nach dem vorliegenden Angebot (Verkauf) und der erfassten Nachfrage (Kauf) nach festgelegten Zeitintervallen (bei wichtigen Aktienindices z.B. jede Minute) festgestellt. Das geschieht heute fast ausschließlich im Computerhandel.
Regeln des Börsenhandels sind nicht zu verwechseln mit den (spekulativen) Erwartungen der Verkäufer und Käufer, die mit ihren Kauf- oder Verkauforders die Kursfeststellung der Makler auslösen. Diese Erwartungen gründen sich sowohl auf rationelle (fundamentale) ökonomische Überlegungen aber auch zu fast gleichen Teilen auf spekulative irrationale Erwartungen.
Aus diesem Grund ist die Vorhersage von künftigen Kursentwicklungen von börsengehandelten Produkten kaum möglich.
Deshalb: Vorsicht spekulativen Gefahren des Kapitalverlustes !
4. Kapitalmarktstrategien und Finanzmarktkrise
Die gegenwärtige Finanzmarktkrise hat heftige Diskussionen um
notwendige Regulierungen und Kontrollen ausgelöst;
Es ist zu erwarten, dass es zu beträchtlichen Einschnitten in die bisherigen Praktiken und Regeln des Kapitalmarktes kommen wird.
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