Internationale Finanzen
Thema 2: Europäische Gemeinschaftswährung EURO -
Chancen und Risiken für Polen
Grobgliederung der Vorlesung:
Der EURO als Europäische Gemeinschaftswährung
Einführung des EURO am 1. Januar 1999
Einführung des EURO vereinte zunächst 11 EU-Staaten mit gemeinsamer Währung ( im Jahre 2001 kam Griechenland als 12. Staat hinzu);
Einführung des EURO erfolgte zunächst nur in Buchgeldform, d.h. die jeweilige nationale Währung blieb in der Bargeldsphäre noch gültig, ab 1. Januar 2002 auch Einführung des EURO als Bargeld und damit endgültige Ablösung der nationalen Währungen (z.B. DM, Französischer Franc, Lira usw.)
Mit der Einführung des EURO wurde für die Beitrittsländer ein endgültiger (historischer) Wechselkurs zu ihren jeweiligen nationalen Währungen fixiert, zu dem alle Preise, Löhne usw. in EURO umgerechnet wurden (z.B. 1 EURO = 1,95583 DM, 1 EURO = 13,76034 Österreichische Schilling usw.)
Mit der Einführung des EURO haben die Beitrittsländer auf ihre nationale Währungshoheit und -politik verzichtet, das ist in dieser Größenordnung bisher einmalig in der ökonomischen Geschichte der Menschheit;
Nach dem Maastricht-Vertrag sind alle EU-Staaten verpflichtet, den EURO einzuführen (mit Ausnahme von Dänemark und Großbritannien), den Zeitpunkt des Beitritts entscheiden die nationalen Regierungen auf der Grundlage des Erfüllungsstandes der sog „Maastricht-Kriterien“ (Konvergenz-Kriterien);
Maastricht-Kriterien als verbindliche Beitrittskriterien für die EU-Staaten zum EURO-System sind:
Inflationsrate im Jahresdurchschnitt kleiner 3 Prozent,
Jährliche Neuverschuldung des Landeshaushaltes maximal 3 Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts (BIP),
Gesamte kumulierte Staatsverschuldung maximal 63 Prozent des BIP,
Mindestens zweijährige Teilnahme eines Beitrittslands am Europäischen Währungssystem II (EWS II);
Gegenwärtige Teilnehmer am EURO-System
Von den gegenwärtigen 27 Staaten der Europäischen Union haben bisher 16 Staaten den EURO offiziell eingeführt:
12 Staaten der 15 EU-Staaten vor der Osterweiterung der EU (ohne Dänemark, GB, Schweden),
4 Staaten der 12 neuen EU-Staaten durch die Osterweiterung (Slowenien, Malta, Zypern, Slowakei)
Hinzu kommen 3 europäische Kleinstaaten, die bisher eine
Währungsunion mit Teilnehmerstaaten der EURO-Zone hatten (Monaco, San Marino, Vatikan);
3 weitere Staaten beteiligen sich durch einseitige Erklärungen
inoffiziell am EURO-System (Andorra, Kosovo, Montenegro),
Eine Anzahl anderer Staaten haben die Wechselkurse ihrer nationalen Währungen an den EURO gebunden;
3. EURO als zweitwichtigste Weltwährung
In den wenigen Jahren seiner Existenz hat sich der EURO zur nach dem US-$ zur zweitwichtigsten Währung auf der Welt entwickelt;
Im Bereich der Barzahlung ist der EURO schon heute bedeutungsvoller als der Dollar (z.Z. zirkuliert ca. 600 Mrd. EORO und 570 Mrd. US-$ als Bargeld;
Der EURO ist sowohl nach innen als auch nach außen eine relativ stabile Währung, d.h. nach außen tendiert der Wechselkurs des EURO zur Aufwertung gegenüber den wichtigsten Weltwährungen (US-$, Pfund Sterling, Yen) und nach innen ist die Inflationsrate immer mit am niedrigsten;
4. Worin bestehen Nutzen und Probleme des EURO für die
Beitrittsländer ?
Nutzen:
Keine Währungsrisiken mehr im „Inner-EU-Außenhundel“ für die Länder des EURO-Systems sowie rationelle Verrechnung des Außenhandels;
Verstärkung der wirtschaftlichen Integration der EURO-Staaten durch Anwendung des EURO im Handel, bei den Investitionen und auf dem Kapitalmarkt;
Beruhigung der Währungsturbulenzen (Auf- und Abwertungen) an den internationalen Kapital- und Devisenmärkten;
Einschränkung der Manipulationsmöglichkeiten der US-Zentralbank über den US-$ als faktischer Leitwährung seit Ende des 2. Weltkrieges;
EURO ist auch seit Ausbruch der internationalen Finanzkrise im Verhältnis zu anderen Währungen nach Außen stabil geblieben;
Probleme:
EURO-Stabilitätspakt zur Begrenzung der jährlichen Neuverschuldung der EURO-Länder auf max. 3 Prozent vom BIP erscheint in wirtschaftlichen Krisenzeiten zu starr;
EURO-Länder sind durch die einheitliche Geldpolitik über die Europäische Zentralbank (EZB) bei asynchronen Krisenzyklen der Mitgliedländer in ihren wirtschafts- und finanzpolitischen Entscheidungen eingeschränkt (z.B. Zinspolitik);
2. Die geldpolitische Rolle der Europäischen Zentralbank (EZB)
Die EZB ist eine übernationale Institution der EU und wurde 1998 als Voraussetzung für die Einführung des EURO gegründet. Ihr Sitz ist Frankfurt am Main. Sie ist gemeinsame Währungsbehörde der EU-Staaten, die den EURO als Gemeinschaftswährung offiziell eingeführt haben;
Das vorrangige Ziel der EZB ist die Gewährleistung der Preisniveaustabilität in der EURO-Zone und damit des Geldwertes des EURO.
Als wichtigste Arbeitsaufgaben der EZB sind im EG-Vertrag formuliert:
Festlegung und Durchführung der Geldpolitik in der EURO-Zone,
Durchführung von Devisengeschäften in anderen Währungen,
Versorgung der Volkswirtschaften der Mitgliedsländer mit Geld (über die nationalen Zentralbanken),
Aufsicht über die Kreditinstitute und die Kontrolle des Finanzmarktes.
Zur Information aller EU-Länder über die Geldpolitik der EZB, besteht ein erweiterter Rat der EZB, in den auch die Zentralbankpräsidenten der „EU-Staaten ohne EURO“ (also auch der Präsident der polnischen Zentralbank NBP) einbezogen sind;
Das wichtigste geldpolitische Instrument der EZB ist die Veränderung des EZB-Leitzinses (z.Z. 1,5 Prozent) zur Refinanzierung der nationalen Zentralbanken und der Geschäftsbanken in den Ländern.
Chancen und Risiken der EURO-Einführung in Polen
Die Republik Polen ist im Rahmen der EU-Beitrittsverträge
grundsätzlich verpflichtet dem EURO-System beizutreten. Den Zeitpunkt dafür bestimmt die Landesregierung auf der Grundlage des Erfüllungsstandes der Maastricht-Kriterien. Die EU-Kommission fasst auf dieser Grundlage dann den Beitrittsbeschluss;
Als größte Chance der EURO-Einführung für die polnische Wirtschaft gilt die noch stärkere Einbindung Polens in das europäische Wirtschafts- und Währungssystem; Damit käme es zu einer beträchtlichen Erleichterung und Ausweitung der polnischen Ex- und Importe mit den wichtigsten europäischen Handelspartnern wie Deutschland, Frankreich, Spanien und Italien;
Polen wird mit der Einführung des EURO aktiver Partner der gemeinsamen europäischen Geldmarktpolitik im Rahmen der EZB;
Es kommt zu beträchtlichen Erleichterungen im Transfer- und Reiseverkehr für Geschäfts- und Privatpersonen;
Mit der Einführung des EURO sind Veränderungen in der Anwendung des währungspolitischen Instrumentariums durch die polnische Zentralbank auf den Außenhandel und die nationale Konjunktur zu erwarten. Inwieweit sich das als wirtschaftspolitisches Risiko für den polnischen Staat herausstellt, ist schwer einzuschätzen und hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Größtes Risiko der EURO-Einführung ist die Gefahr unkontrollierter Preiserhöhungen bei der Einführung von EURO-Preisen im Endverbrauchersektor. Das muss und kann durch die polnische Regierung durch Nutzung der bisherigen Erfahrungen in anderen Ländern aber vermieden werdeen.
Der frühest mögliche Zeitpunkt der Einführung des EURO in Polen ist der Jahresanfang 2012, da die mindestens 2-jährige Teilnahme des Landes am EWS II eine Konvergenz-Bedingung ist.
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