Weber 1


Max Weber

Für viele liberale und konservative Politiker und Soziologen der Bundesrepublik hat Max Weber eine ähnliche Bedeutung, wie sie Karl Marx in der Tradition der Arbeiterbewegung einnimmt. Der erste Präsident der Bundesrepublik, Theodor Heuss, urteilt ________1 Max Weber: „Das ist das Erlebnis, das er uns gab: Die Nähe eines großen Menschen.“

1864 in Erfurt geboren, erscheinen seine bedeutendsten Veröffentlichungen noch vor dem 1. Weltkrieg. Man kann in ihm den Repräsentanten einer Epoche sehen, die von vielen Deut­schen als die „gute alte Zeit“ bezeichnet wird, in ________2 die Gründung des Deutschen Reiches 1971 fällt; eine Epoche, in ________3 Mitteleuropa 43 Jahre lang von Kriegen verschont bleibt.

Historiker bezeichnen diesen Zeitraum demgegenüber oft als imperialistische Epoche, während der Deutschland den Vorsprung der übrigen europäischen Kolonialmächte aufzuholen sucht, was letztlich ________4 Ausbruch des 1.Weltkrieges geführt hat.

In seinem Elternhaus in Erfurt - der Vater ist Jurist - bekommt Max Weber eine deutsch-nationale Gesinnung vermittelt. Er studiert die Fächer Jura, Ökonomie, Philosophie und Geschichte in Heidelberg, Berlin und Göttingen, tritt - wie damals üblich - ________5 eine schlagende Verbindung ein, trinkt viel. 1891 verfaßt Max Weber seine Habilitationsschrift über „Die römische Agrargeschichte und ihre Bedeutung für das Staats- und Privatrecht“. Hier und in der weiteren Auseinandersetzung mit der römischen Antike tritt er einem nationalen Mythos der Deutschen entgegen: Nicht die moralisch_____6 überlegenere und gesündere Lebensart der Germanen, so weist Weber nach, hat das Römische Reich besiegt. Rom ist vielmehr ________7 der Unmöglichkeit gescheitert, das Reich auf der Basis der Sklavenarbeit zu entwickeln und zu versorgen. Der Historiker und spätere Nobelpreisträger Theodor Mommsen würdigt Webers Arbeit als bahnbrechend für die historische Forschung.

1893 ________8 Max Weber Professor für Ökonomie, zunächst in Berlin, später in Freiburg. Seine akademische Antrittsrede widmet er ________9 Thema: „Die Lage der Landarbeiter im sogenannten ostelbischen Deutschland“.

Bereits 1891 hatte er zu diesem Thema eine umfangreiche Untersuchung angefertigt, die ihn berühmt gemacht hat. Seine Position: Die Großgrundbesitzer dieser Region sollten enteignet, der Boden sollte an die Landarbeiter verteilt werden. Doch nicht soziale Motive ________10 ausschlaggebend für diese Auffassung. Weber war kein Sozialrevolutionär. Er wollte ________11 diesem Wege die Stellung der Deutschen gegenüber den benachbarten Polen stärken. Mit Sorge beobachtete er, wie immer mehr Polen auf den ostelbischen Gütern arbeite­ten, während die Deutschen in die Großstädte abwanderten. In dieser Zeit und auch später arbeitete er politisch mit Friedrich Naumann, der später Leitfigur der FDP geworden ist, zusammen.

Max Webers bekannteste sozialgeschichtliche Arbeit befaßt sich ________12 dem Verhältnis von Kapitalismus und christlicher Religion. Diese Arbeit erscheint 1904 unter dem Titel „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“. Weber stellt fest, daß - statistisch gese­hen - Protestanten über sehr viel mehr Kapital verfügen als Katholiken. Er vermutete, daß dies mit besonderen Eigenschaften des Protestantismus zusammenhängt, Eigenschaften, ________13 der katholischen Religion wie auch anderen , nicht-christlichen Religionen fehlen.

Tatsächlich findet sich erst bei dem deutschen Reformator Martin Luther eine Hochschät­zung der Arbeit und des Berufes. Die katholische Kirche akzeptiert zwar den beruflichen Erfolg des arbeitenden Menschen, auch des Kaufmanns, eine besondere Tugend erblickt sie jedoch nicht in einem solchen weltlichen Erfolg. Stärker noch ________14 bei Luther entwickelt sich dann im Rahmen der Lehre des Schweizer Reformators Calvin die Idee, daß beruf­lich_____15 Erfolg die Gnade Gottes widerspiegelt. Wer es durch Fleiß und geschäftliche Tüchtigkeit, durch Sparsamkeit und Enthaltsamkeit zu geschäftlich_____16 Erfolg bringt, kurz, wer ein guter Kapitalist ist, der zeigt damit, daß Gottes Segen auf ihm ruht.

Im Gegensatz zu Marx nimmt Weber mit der protestantischen Religion geistige, ideelle Ursachen für die Entstehung des Kapitalismus an. Er stellt jedoch klar, daß auch andere Fakto­ren gewirkt haben. Nur: Es komme in der Soziologie darauf an, den wichtig_____17 Faktor herauszuarbeiten, um das Typische an einer Erscheinung zu begreifen. Dann erhalte man einen „Idealtypus“, ________18 in Wirklichkeit so nicht vorkomme, die Wirklichkeit aber verständ­lich mache. So helfe der „Idealtypus“ des protestantisch_____19 Kapitalisten, das Wesen des Kapitalismus zu verstehen.

Max Weber stellt fest, daß die Bedeutung der Religionen, auch des protestantischen Glaubens, in der modernen Industriegesellschaft abnimmt. Wenn aber der Glaube an Gott und damit an eine gottgewollte Ordnung verloren geht, so sagt Weber voraus, werden auch Armut und Reichtum nicht mehr als gottgegeben anerkannt ________20. Damit müsse es zu Konflik­ten zwischen Arbeitern und Kapitalisten kommen.

Verheiratet war Max Weber ________21 Marianne Schnittger, die eine bedeutende Gestalt in der deutschen Frauenbewegung wurde. Sie setzte sich z. B. ein für die Bezahlung der Hausar­beit und vertrat die Interessen ________22 Fabrikarbeiterinnen.

Gegen Ende des 1.Weltkrieges setzt sich Max Weber für ein starkes Parlament ein, er ________23 beteiligt an der Erarbeitung der Weimarer Verfassung. Er tritt ein für die Etablie­rung englischer bzw. amerikanischer parlamentarischer Verhältnisse in Deutschland, bleibt aber vor allem dem Gedanken eines außenpolitisch_____24 starken Deutschland verpflichtet:

„Der Wille zur Ohnmacht im Innern ist mit dem Willen zur Macht nach Außen nicht zu vereinbaren,“ hat er 1917 geschrieben.

Max Weber ist 1920 in München gestorben.



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