Beispielsätze zur Syntaxvorlesung (7)


4.2.3. Eingeleitete abhängige Adverbialsätze

Nicht alle Angaben oder Prädikatsergänzungen lassen sich zu Adverbialsätzen expandieren. In erster Linie lassen das Angaben und Prädikatsergänzungen zu, die keine Größe, sondern einen Sachverhalt wie den Grund, die Ursache usw.einführen.

Die wichtigste Art der Angabesätze sind mit Subjunktor eingeleitete finite Sätze mit kontinuierlichem Prädikat am Satzende:

Weil es so schön war, sind wir länger geblieben.

Neben diesen gibt es mit einem Relativadverb (subjunktiven Frageadverb) eingeleitete generalisierende Angabesätze.

Wo Udo zur Schule ging, gab es keine Bibliothek.
Wo solche Leute wohnen, möchte ich keinen Garten haben.

Außerdem gibt es uneingeleitete Angabesätze, deren Abhängigkeit leidiglich durch die Spitzenstellung des finiten Verbs gekennzeichnet ist. Die mit ihnen dargestellten Sachverhalte sind keine Behauptungen, sondern Setzungen bzw. Annahmen:

Wären wir nicht früher gekommen, hätten wir keine Karten mehr bekommen.
Ist der Weg auch noch so holprig, wir bringen die Safari zu Ende.

Infinit(ivisch)e Angabesätze werden mit um, anstatt oder ohne als Subjunktivpräpositionen eingeleitet und haben das mit zu nominalisierte infinite Prädikat am Satzende.

Eva pachtete einen Garten, um eigene Äpfel zu haben.
Anstatt einen Apfel zu essen, trank Udo ein geistiges Getränk.
Eva beredete Udo, ohne ihn zu überreden.

Partizipialkonstruktionen fungieren häufig als Angabesätze:

Eine Laterne schwenkend versuchte er dem Schiffer Zeichen zu geben.
Krampfhaft ans Geländer geklammert meinte er noch immer zu fallen.

4.2.3.1. Temporalsätze

Mit Temporalsätzen wird der Sachverhalt des Trägersatzes einem anderen Sachverhalt zeitlich zugeordnet. Der Sachverhalt des Temporalsatzes kann gegenüber dem des Trägersatzes im Verhältnis der Gleichzeitigkeit, der Vorzeitigkeit oder der Nachzeitigkeit stehen. Die zeitliche Zuordnung kann nur eine Teilphase des im Trägersatz dargestellten Prozesses oder Zustandes betreffen.

Die zeitlichen Relationen zwischen Trägersatz- und Temporalsatzsachverhalt signalisiert der temporale Subjunktor bzw. ein Subjunktionselement, außerdem das Tempus des Prädikats.

4.2.3.1.1. der Gleichzeitigkeit

Überschneiden sich Trägersatz- und Temporalsatzsachverhalt hinsichtlich ihres Bestehens, liegt Gleichzeitigkeit vor. Grenzfälle bilden die volle Kongruenz des zeitlichen Bestehens zweier Sachverhalte und die minimale Überschneidung der Endphase und der Initialphase eines Zustandes bzw. eines Prozesses.

Temporale Subjunktoren der Gleichzeitigkeit sind als, seit, solange, sooft, während, wenn und wie.

Als wir nach Hause gingen, wurde es schon dunkel.

Seit Udo Ökonomie studiert, ist er sparsamer.

Solange Eva da war, wollte Udo nichts sagen.

Sooft wir ein Testat schrieben, war Udo krank.

Während sie auf den Bus wartete, las sie die Zeitung.

Als kann nur im Falle der Einmaligkeit des im Temporalsatz dargestellte Prozesses oder Zustandes in der Vergangenheit mit Perfekt oder Präteritum verwendet werden. Stellt der Temporalsatz einen wiederholten Prozeß oder Zustand in der Vergangenheit dar, muß er mit wenn, das auch Temporalsätze einleitet, deren ein- oder mehrmaliger Prozeß oder Zustand in der Zukunft liegt.

Wenn Udo mit seinem Studium fertig ist, bewirbt er sich bei einer Bank.
(Immer) wenn wir einen Ausflug machen, regnet es jedes Mal.

Hinsichtlich der Bezugszeiten werden die temporalen Subjunktoren also wie folgt verwendet: als für die Vergangenheit, einmalig, wenn für die Vergangenheit, wiederholt, und wenn für die Gegenwart und die Zukunft, einmalig oder wiederholt.

Im Falle einmaliger Prozesse wird der Subjunktor wie mit aktualisierendem Präsens oder mit Perfekt verwendet:

Und wie sie das sagt, verschwindet der böse Geist.
Und wie sie das sagte, verschwand der böse Geist.

Der Subjunktor während korrespondiert nur bei gegenwärtigen und zukünftigen Sachverhalten mit dem Subjkuntor wenn.

Während / wenn Eva kocht, faulenzt Udo.
Udo wird wieder faulenzen, während / wenn Eva kochen wird.

Im Falle von in der Vergangenheit liegenden Sachverhalte korresponiert während mit als:

Während / als Eva kochte, faulenzte Udo.

Für Temporalsätze der Gleichzeitigkeit können auch Partizipialphrasen mit Partizip I eintreten, wenn das Subjekt des Trägersatzes und das implizite Subjekt der Partizipialphrase auf dieselbe Größe bezogen sind. Sie erscheinen i.d.R. vorangestellt:

Wieder über die Ufer tretend, nahm die Saubach manchen Hausrat mit.

In der Mittagshitze das Rad wechselnd, geriet er ins Schwitzen.

4.2.3.1.2. der Vorzeitigkeit

Geht der Sachverhalt des Temporalsatzes dem des Trägersatzes voraus, spricht man von Vorzeitigkeit. Der ideale Grenzfall liegt vor, wenn das Ende des Bestehens des Temporalsatzsachverhalts und Beginn des Trägersatzsatzsachverhalts zeitlich zusammenfallen. Diese zeitliche Koinzidenz ist nicht kriterial für solche Temporalsätze.

Subjunktoren der Vorzeitigkeit sind: nachdem, sobald und sowie. Das Adverb kaum leitet Temporalsätze mit Hauptsatzstellung ein.

Nachdem sie den Kamm entfernt hatten, erwachte Schneewittchen.

Sobald sie den Kamm entfernt hatten, erwachte Schneewittchen.

Sowie sie den Kamm entfernt hatten, erwachte Schneewittchen.

Kaum hatten sie den Kamm entfernt, erwachte Schneewittchen.

Die Subjunktoren als, wenn und seit legen die zeitlichen Relationen zwischen den Sachverhalten der Teilsätze nicht allein fest. Die Bedeutung der Gleichzeitigkeit nehmen sie im Falle gleicher Tempora in beiden Teilsätzen an, die der Vorzeitigkeit im Falle des Plusquamperfekts bzw. des das Futur II vertetenden Perfekts im Temporalsatz:

Als sie den Kamm entfernt hatten, erwachte Schneewittchen.

Wenn sie den Kamm entfernt haben, wird Schneewittchen erwachen.

Seit sie den Kamm entfernt hatten, war Schneewittchen wach.

Im Falle von seit kann der Trägersatzsachverhalt kein ingressives Verb enthalten, weil dieser Subjunktor nur zu einem Trägersatz mit durativer Bedeutung treten kann. Für Vorzeitigkeit in der Zukunft sollte nicht der Subjunktor nachdem verwendet werden.

Temporalsätze für sich in der Vergangenheit wiederholende vorzeitige Prozesse und Zustände werden mit wenn eingeleitet:

Schneewittchen erwachte jedesmal, wenn sie den Kamm entfernt hatten.

Für Temporalsätze der Vorzeitigkeit können auch Partizipialphrasen mit Partizip II eintreten, wenn das Subjekt des Trägersatzes und das implizite Subjekt der Partizipialphrase auf dieselbe Größe bezogen sind.

Endlich nach Haus gekommen, stellte er den Verlust seiner Taschenuhr fest.

Kaum im Bett notgelandet, schlief ich stehenden Fußes ein.

Nach den Umständen des Verlustes befragt, wußte er nichts Konkretes zu sagen.

4.2.3.1.3. der Nachzeitigkeit

Folgt der Prozeß oder Zustand des Temporalsatzes dem des Trägersatzes, liegt Nachzeitigkeit vor. Im idealen Grenzfall fallen Beginn des Sachverhalts im Temporalsatz und Ende des Sachverhalts im Trägersatz zeitlich zusammen. Diese Koinzidenz ist nicht kriterial für solche Temporalsätze.

Subjunktoren der Nachzeitigkeit sind bevor, ehe, bis.

Bevor du die Büchse öffnest, mußt du sie säubern.
Ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verraten (haben).
Ihr solltet warten, bis der Schneesturm vorbei ist.
Bis euch das gelingt, müßt ihr noch viel trainieren.

Diese Funktion können auch die hinsichtlich der Abfolge neutralen temporalen Subjunktoren als und wenn übernehmen, wenn der Trägersatz im Plusquamperfekt (als) bzw. im Futur II bzw. es ersetzendem Perfekt steht (wenn).

Als das Essen endlich auf den Tisch kam, war es schon kalt geworden.
Wenn das Essen endlich auf den Tisch kommt, wird es schon kalt geworden sein.

4.2.3.2. „Lokalsätze“ - lokale Attributsätze

Sie entstehen nicht durch Expansion von Lokalangaben oder -ergänzungen wie hier, dort, zu Hause, auf dem Acker usw. Sie ordnen das Bestehen des Trägersatzsachverhalts räumlich ein und werden mit dem Relativadverb wo eingeleitet. Das Einleitewort verweist darauf, daß sie im Grunde Attributsätze zum getilgten, aber immer einfügbaren Lokaladverb da im Trägersatz sind. Generalisierende lokale At­tributsätze erscheinen nachgestellt und haben nur selten ein Adverb als Bezugselement im Trägersatz.

Udo möchte später (dort) arbeiten, wo man ordentlich Geld verdient.
Wo wir uns neulich getroffen haben, (da) war es ganz gemütlich.
Im „Athlon“ steigt ihr ab? Da nächtigt ihr, wo wir letztens auch genächtigt haben.
Wir können verhandeln, wo immer ihr wollt.
?Wo immer ihr wollt, können wir verhandeln.

4.2.3.3. „Direktionalsätze“ - direktionale Attributsätze

Sie entstehen nicht durch Expansion von Direktionalangaben oder -ergänzungen wie dorthin, auf die Post, daher, aus Italien oder da entlang, über die Brücke. Sie richten den Prozeß oder Zustand des Trägersatzes räumlich aus und werden je nach Bedeutung mit den Relativadverbien wohin, woher und wo (… entlang) eingeleitet. Die Einleitewörter verweisen darauf, daß sie Attributsätze zum getilgten, aber einsetzbaren Direktionaladverb dahin, daher, da … entlang im Trägersatz sind. Generalisierende direktionale Attributsätze erscheinen nachgestellt und haben nur selten ein Direktionalverb als Bezugselement im Trägersatz.

4.2.3.3.1. allative Direktionalsätze

Sie geben den Zielpunkt einer Bewegung oder den Ausrichtungspunkt eines Zustandes an:

Wohin ihr jetzt fahrt, (dahin) sind wir auch immer gefahren
In den Urlaub fahren wir, wohin wir immer fahren.

Potsdam liegt bestimmt nicht (da), wohin dieser Wegweiser zeigt.
Immer war es der Westen, wohin die Antennen gerichtet waren.

Wohin die Kompaßnadel zeigt, geht es nach Norden oder nach Süden.

4.2.3.3.2. ablative Direktionalsätze

Sie geben den Ausgangspunkt einer Bewegung, den Ausrichtungspunkt eines Zustandes oder die Herkunft als Eigenschaft an.

Woher der Wind wehte, (da) mußte es schrecklich kalt sein.
Der nächste Zug kommt (daher), woher der hier auch gekommen ist.
Woher er das Wenige weiß, (daher) erfährt er auch den Rest.
Er stammt daher, woher auch auch sein Großvater stammt, und zwar aus Unna
Woher er auch kommen mag, daher kommt sie sicher auch.

4.2.3.3.3. perlative Direktionalsätze

Sie geben den Durchgangspunkt oder -raum einer Bewegung, eines Zustandes oder einer Eigenschaft an.

Geh abends besser immer (da entlang), wo die meisten entlang gehen!
Das Seil hängt längs der Hausmauer, wo entlang auch das Telefonkabel hängt.
Wo die Autobahn entlang führt, (da entlang) verlief früher eines Eisenbahnstrecke.

4.2.3.4. Kausalsätze

Sie geben einen Sachverhalt als Ursache für den Prozeß oder den Zustand bzw. den Grund für die Handlung im Trägersatz an. Im ersten Fall muß er mit dem Sachverhalt des Trägersatzes zugleich bestehen oder vor ihm zustandegekommen sein. Im zweiten Fall kann es auch ein in der Zukunft liegender erwünschter Sachverhalt sein, dessen Herstellung die Handlung bezweckt.

Voran- und nachgestellte Kausalsätze werden mit den Subjunktoren weil und da eingeleitet; nachgestellte Kausalsätze auch mit zumal (da), umso mehr/weniger als sowie durch alldieweil, sintemal(en) in älteren Texten:

Da die Bedingungen so ungünstig waren, kamen keine guten Ergebnisse zustande.
Die Ergebnisse waren schlecht, weil die Bedinungen ungünstig waren.
Wir wollten das nicht riskieren, zumal das Wetter schlechter werden sollte.
Udo wollte es nicht noch einmal versuchen, umso weniger als er letztens oft Pech hatte.
Der Fuchs fand die Trauben sauer, alldieweil sie ihm zu hoch hingen.
“Wie soll das zugehen, sintemal ich von keinem Manne weiß?“ fragte Maria den Gabriel.

Umgangssprachlich werden Kausalsätze auch mit wo eingeleitet:

Wo Sie schon mal da sind, können Sie auch mitessen.
Sie können auch mitessen, wo Sie schon mal da sind.

Nachgestellte uneingeleitete Kausalsätze enthalten immer doch:

Das ist völlig ausgeschlossen, wäre es doch diese Woche mein vierter Nachtdienst.

Im Vorfeld des nachgestellten Trägersatzes kann als Anapher deshalb oder darum erschienen, zu Kausalsätzen mit wo das Adverb da:

Weil die Busse jetzt so pünktlich fahren, deshalb verpaßt er sie immer.
Da die Batterie so altersschwach ist, allein deshalb haben wir die Kurbel mit.
Weil der Weg so steinig war, darum sind meine Ballschuhe jetzt kaputt.
Wo du so lange warten mußtest, da mußt du jetzt nur eine Frage beantworten.

Für Kausalsätze können auch Partizipialphrasen mit Partizip I oder Partizip II eintreten, wenn das Subjekt des Trägersatzes und das implizite Subjekt der Partizipialphrase auf dieselbe Größe bezogen sind. Sie erscheinen voran und -nachgestellt:

Sich an seinen ersten Erfolg erinnerd, ging Udo nochmals zu Werke.
Über seinen Nachbarn erbost, zerstörte er dessen Maschendrahtzaun.
Durch die Umstände gezwungen, löste er seinen Sprarvertrag auf.

4.2.3.5. Konditionalsätze

Sie geben die erfüllbare, d.h. reale, oder unerfüllbare, d.h. irreale, Bedingung für das Zustandekommen des Sachverhalts im Trägersatz an.

Sie erscheinen

uneingeleitet als abhängige Sätze mit der Personalform an der Spitze oder

eingeleitet als Subjunktorsätze.

Konditionale Subjunktoren sind wenn und falls (mit seinen heute weniger üblichen Synonymen sofern, soweit), außerdem wenn und wenn … schon.

Mit wenn eingeleitete sowie uneingeleitete Konditionalsätze der irrealen Bedingung und ihre Trägersätze stehen im Konjunktiv II oder im sog. Konditionalis. Die Unerfüllbarkeit der Bedingung beruht meist darauf, daß ein Sachverhalt in der Vergangenheit nicht zustande gekommen ist, weil seine Bedingung nicht erfüllt war. Das heißt zugleich, daß eine Erfüllung dieser Bedingung in der Gegenwart keine Relevanz für die Vergangenheit hat.

Es gibt bald eine Katastrophe, wenn wir dem nicht vorgebeugen.
Beugen wir dem nicht vor, gibt es bald eine Katastrophe.

Wenn wir dem nicht vorgebeugt hätten, hätte es eine Katastrophe gegeben.
Hätten wir dem nicht vorgebeugt, hätte es eine Katastrophe gegeben.

Falls Sie krank würden, müßten Sie allerdings ohne Stützung auskommen.
Sie müßten allerdings ohne Stützung auskommen, falls Sie krank würden.

Sofern / soweit Ihr Angebot noch gilt, nehmen wir es gern an.
Wir nehmen Ihr Angebot gern an, sofern / soweit es noch gilt.

Wenn wir genug Geld gespart haben, kaufen wir uns ein Laube.
Wir kaufen uns eine Laube, wenn wir genug Geld gespart haben.
Haben wir genug Geld gespart, können wir uns eine Laube kaufen.

Mit wenn / falls werden auch sog. scheinkonditionale Sätze eingeleitet:

Wenn ich mich nicht irre, sind Sie doch der Pauli Paul.
Sie sind doch der Pauli Paul, wenn ich mich nicht irre.

Die Scheinkonditionalität beruht darauf, daß die Identität des Angesprochenen nicht vom Wissen des Sprechers abhängig ist. Es geht in diesen Fällen zudem nicht um das Zustandekommen, sondern um das Bestehen eines Sachverhalts im Gegensatz zu Fällen wie:

Wenn ich mich nicht irre, löse ich die Aufgabe richtig.
Ich löse die Aufgabe richtig, wenn ich mich nicht irre.

Die Bedeutungsdifferenz zwischen den folgenden zwei Sätzen wird zuweilen, so auch in der DPG etwas szientistisch in „faktische Bedingung“ und „hypothetische Bedingung“ geschieden:

Wenn sie ein Zimmer findet, bleibt sie eine Nacht länger.
Wenn sie ein Zimmer fände, bliebe sie eine Nacht länger.

Zuweilen wird gewähnt, daß der Sprecher des ersten Satzes die Zimmerfindung für wahrscheinlicher hält als der zweite. Das mag sein, die Namen für die Unterscheidung sind dennoch irreführend, weil keine Bedingung faktisch, sondern hypothetisch ist.

Für Konditionalsätze können auch Partizipialphrasen mit Partizip I oder Partizip II eintreten, wenn das Subjekt des Trägersatzes und das implizite Subjekt der Partizipialphrase auf dieselbe Größe bezogen sind. Sie erscheinen voran und -nachgestellt:

Für Konditionalsätze können auch Partizipialphrasen mit Partizip I oder Partizip II eintreten, wenn das Subjekt des Trägersatzes und das implizite Subjekt der Partizipialphrase auf dieselbe Größe bezogen sind. Sie erscheinen voran und -nachgestellt:

Diese beiden Kriterien anwendend, kann man eine Kreuzklassifikation vornehmen.

In den meisten Fällen sind solche Partizipialphrasen jedoch redekommentierend bzw. scheinkonditional, d.h., sie geben nicht die Bedingung für das Zustandekommen des Trägersatzsachverhalts an, sondern für die Redeweise, sie sind also nicht Bedingungen de re, sondern de dicto:

Medizinisch allgemein gesagt handelt es sich dabei um eine Insuffizienz.

Außerdem können für Konditionalsätze auch mit wenn oder falls eingeleitete Adjektivalphrasen eintreten, die auch als vorangestellte durch Komma abgetrennt werden:

Wenn gewünscht, krendenzen wir Ihnen den Kaffee mit Schlagsahne.
Falls erforderlich, ändern wir Ärmel- und Beinlängen kostenlos.

4.2.3.6. Konsekutivsätze

Die immer nachgestellten Konsekutivsätze haben kein Pendant in ihnen entsprechenden Angaben. Resultative Angaben haben eine andere Semantik. Konsekutivsätze werden immer mit so daß eingeleitet.

Der Kamm gefiel dem Kind, so daß es sich betören ließ.

Die Heizung war abgestellt, so daß die Zimmer auskühlten.

Nicht mit Konsekutivsätzen verwechselt werden dürfen graduative Attributsätze des Resultats zum graduativen Proadverb so im Trägersatz:

Er gefiel dem Kind so, daß es sich betören ließ. (Brüder Grimm: Schneewittchen)

Im Zimmer wurde es so kalt, daß das Wasser in der Vase einfror.

4.2.3.7. Konzessivsätze

Konzessivsätze beschreiben einen Sachverhalt der zu dem des Trägersatzes im Widerspruch steht, d.h. ihn eigentlich nicht zuläßt. Sie erscheinen voran- und nachgestellt und können durch die Subjunktoren obwohl, obgleich, obschon, wenngleich, wiewohl, wenn … auch, auch wenn eingeleitet werden, von denen nur obwohl als stilistisch unmarkiert gilt.

Obwohl die Zwerge Schneewittchen gewarnt hatten, öffnete es die Tür.

Obwohl es wenig geholfen hätte, wollte sie um Hilfe rufen.

Obwohl es kaum Sinn haben wird, können wir die Wand erst einmal abstützen.

Ist der Trägersatzsachverhalt nicht real, muß auch der des Konzessivsatzes irreal sein. Der Konzessivsatz muß dann im Konjunktiv II bzw. Konditionalis stehen, während der Trägersatz entweder im Konjunktiv II bzw. Konditionalis steht oder seine Personalform ein entsprechendes Hilsverb wie wollen, können bildet.

Mit wenn … auch werden meist argumentative Konzessivsätze eingeleitet, mit denen eine angeführte Begründung zurückgewiesen wird. Der Trägersatz kann die Anapher so enthalten.

Wenn er auch große Verdienste hat, (so) kann er sich nicht über alle stellen.

Mit auch … wenn werden argumentative Konzessivsätze eingeleitet, die der Zurückweisung einer Bitte oder eines Ansinnens dienen:

Auch Ihnen Sonderrabatt gewährt würde, übersteigt die Summe Ihre Kreditlinie.

Auch wenn er ihnen bereits zugesagt wurde, bleibt es bei unserer Absage.

Uneingleitete Konzessivsätze sind dem Trägersatz nebengeordnet, was sie von uneingeleiteten Konditionalsätzen unterscheiden läßt. Als weiteres Zeichen der Unterscheidung enthalten sie meist die Partikel auch.

Ist der Weg auch holprig, wir versuchen ans Ziel der Rallye zu kommen.

Der nachgestellt Trägersatz beginnt meist mit dem Subjekt. Er kann auch mit der Anapher so beginnen, wenn der Konzessivsatz die Partikel auch enthält, denn ohne diese würde er als Konditionalsatz verstanden.

Ist der Weg auch holprig, so versuchen (dennoch) wir ans Ziel der Rallye zu kommen.

Die konzessive Relation kann zudem durch das Konzessivadverb dennoch im Trägersatz signalisiert werden.

Konzessive Partizipialphrasen mit Partizip I sind selten, solche mit Partizip II sehr selten. Meist sind sie eingeleitet, vorwiegend mit obowohl:

Den Entwurf der Regierung im Grunde akzeptierend, enthielt sich die Opposition der Stimme.

Obwohl dem Vorschlag nicht abgeneigt, lehnte sie ihn ab.

Wenn auch ziemlich angeschlagen, legte Rocco in Runde elf noch einmal richtig los.

Den mit den Partikeln auch, immer oder auch immer verbundenen subjunktiven Interrogativpronomina oder -adverbien entsprechen im Polnischen solche mit dem Suffix -kolwiek. Sie sind dem Trägersatz nebengeordnet, bilden mit diesem also eine Satzverbindung, ähnlich den uneingeleiteten Konzessivsätzen.

Wo auch immer du bist, ich werde dir helfen.

Wer auch immer das angeordnet hat, wir werden es nicht ausführen.

4.2.3.8. Finalsätze

Finalsätze geben das Ziel einer Handlung bzw. den Zweck eines Prozesses, Zustandes oder einer Eigenschaft an. Sie werden i.d.R. nachgestellt. Jeder einen Handlungsgrund beschreibende Kausalsatz mit volitionalem Verb kann in einen Finalsatz bzw. eine finale Infinitivkonstruktion überführt werden:

Sie sparen jede Mark, weil sie sich eine Laube bauen wollen.

→ Sie sparen jede Mark, um sich eine Laube zu bauen.

Sie schreibt an ihre Eltern, weil sie ihr Geld schicken sollen.

→ Sie schreibt an ihre Eltern, damit sie ihr Geld schicken.

Finalsätze sind entweder mit dem Subjunktor damit eingeleitete Adverbialsätze oder mit um eingeleitete Infinitivkonstruktionen mit zu.

Mit damit wird ein Finalsatz eingeleitet, wenn sein Subjekt eine andere Größe nennt als das Subjekt des Trägersatzes.

Sie haben mir den Apparat gegeben, damit ich ihn ausprobiere.

Damit ihr das richtig versteht, haben wir euch einen Plan gezeichnt.

Als mit um eingeleitete Infinitivkonstruktion erscheint der Finalsatz, wenn sein implizites Subjekt dieselbe Größe nennt wie das Subjekt des Trägersatzes.

Ich erhielt von ihnen den Apparat, um ihn auszuprobieren.

Um das richtig zu verstehen, müßten wir einen Plan erhalten.

In der Umgangssprache wird damit zuweilen durch daß ersetzt. Dieses geht auf den veralteten Subjunktor auf daß zurück.

Wir haben euch einen Plan gemacht, daß ihr das richtig versteht.

Infinitivkonstruktionen mit um sind eingeschränkt zulässig, wenn ihr implizites Subjekt sich auf dieselbe Größe bezieht wie das Akkusativ- oder Dativobjekt des Trägersatzes:

Uns wurde ein Plan gegeben, um das richtig verstehen zu können.

Sie schickte ihn zum Fleischer, um Würstchen zu kaufen.

Uneingeschränkt lassen Trägersätze mit dem Subjekt man Infinitivkonstruktionen mit um zu:

Man muß sich ganz schön bemühen, um mit ihnen auskommen zu können.

Manche Infinitivkonstruktion mit um sind nicht final, sondern beschreiben einen Folgesachverhalt zum Sachverhalt des Trägersatzes:

Sie setzte sich hin, nur um gleich wieder aufzustehen.

Das Deutsche kennt keine finalen Partizipialkonstruktionen.

4.2.3.9. Modalsätze - „Vergleichssätze“

Modalsätze spezifizieren einen Prozeß oder Zustand hinsichtlich dessen, wie er sich vollzieht bzw. wie er besteht. Sie erscheinen

(1) als reine Modalsätze mit dem Subjunktor indem:

Wir gewinnen unsere Kunden, indem wir ihren Wünschen entsprechen.

Indem wir den Wünschen unserer Kunden entsprechen, gewinnen wir sie.

Er entzog sich der Antwort, indem er sie seinerseits fragte.

Indem er sie seinerseits fragte, entzog er sich der Antwort.

(2) als vergleichende Modalsätze im Indikativ mit den Subjunktivadverb wie oder dem Subjunktor wie wenn bzw. im Konjunktiv II mit den Subjunktoren als ob, als wenn oder dem Subjunktivadverb als.

Wir führen das Dach (so) aus, wie es sich der Bauherr gewünscht hat.

Es tat einen Schlag, wie wenn ein Tank explodiert.

Das Theater dort sieht (so) aus, als ob es der Bahnhof wäre.

Es tat einen Schlag, als wenn ein Tank explodiert wäre.

Das Theater dort sieht (so) aus, als wäre es der Bahnhof.

Partizipialphrasen können für vergleichende Modalsätze eintreten. Voraussetzung dafür ist die Identität der Subjektgrößen in beiden Teilsätzen. Solche Partizipialphrasen werden generell mit wie eingeleitet.

Er rannte (so), wie wenn ihn die Polizei hetzt.
→ Er rannte wie von der Polizei gehetzt.

Er blickte finster, als ob er uns drohte.
→ Er blickte finster, wie uns drohend

Sie liefen lachend davon, als wären sie von jemandem belustigt worden.

→ Sie liefen lachend davon, wie von jemandem belustigt.

4.2.3.10. „Instrumentalsätze“

Als Instrumentalsätze werden in manchen Grammatiken Adverbialsätze bezeichnet, die mit dem Subjunktor indem eingeleitet sind.

Er hat seine Deutschkenntnisse verbessert, indem er viele deutsche Bücher las.

Solche Sätze sind generell als Modalsätze anzusehen, da disponible Größen, d.h. Instrumente, keine Sachverhalte sind. Im Polnischen entsprechen ihnen oft Partizipialphrasen mit Simultanpartizip. Im Deutschen sind modale Partizipialphrasen dagegen relativ selten, jedoch ohne weiteres möglich:

Viele deutsche Bücher lesend, verbesserte er seine Deutschkenntnisse.

4.2.3.11. Restriktivsätze

Sie stellen einen Sachverhalt dar, der das Zustandekommen des Sachverhalts im Trägersatz hinsichtlich der diesen bedingenden Umstände oder hinsichtlich der Meinung des Sprechers einschränkt. Sie werden mit den Subjunktoren bzw. subjunktiven Elementen außer daß, außer wenn, nur daß, sofern, soviel, soweit eingeleitet.

Er kann morgen kommen, außer daß / außer wenn er länger arbeiten muß.

Das Boot war ganz in Ordnung, nur daß die Ruder fehlten.

Soweit ich das beurteilen kann, müßte das richtig sein.

Das ist bisher nicht gelungen, soviel mir bekannt ist.

4.2.3.12. Proportionalsätze

Sie stellen die interdependent gradabhängige Entsprechung von Prozessen bzw. Eigenschaft von Größen dar. Sie werden mit dem Subjunktor je eingeleitet, dem an der Spitze des generell nachgestellten Trägersatzes die wiederaufnehmende Anapher desto oder um so zugeordnet ist. Der Subjunktor ist - anders als in anderen Adver­bialsätzen - einer Angabe, einer Ergänzung oder einem Prädikativ zugeordnet, die / das in Gestalt eines Adjektivs oder Adverbs im Komparativ Dauer, Grad oder Modus des Verlaufs eines Prozesses oder die Eigenschaft einer Größe spezifiziert. Die Anapher im Trägersatz ist ebenfalls einem Adjektiv oder Adverb im Komparativ mit einer der genannten syntaktischen Funktionen zugeordnet.

Je länger sie warten mußten, desto unheimlicher wurde ihnen zumute.
[Adjektiv als Temporalangabe, Adjektiv als Modalergänzung]

Je breiter der Fluß wird, desto / umso langsamer fließt er.

[Adjektiv als Prädikativ, Adjektiv als Modalangabe]

Je mehr sich Eva sorgt, desto unzuverlässiger wird Udo.

[Adverb als Gradangabe, Adjektiv als Prädikativ]

Die Anapher umso gilt als leicht umgangssprachlich. Proportionalsätze können nicht als Subklasse der Modalsätze angesehen werden, weil sie Sachverhalte nicht generell über den Modus gradabhängig korrelieren.

4.2.3.13. Nebensätze des Begleitumstandes

Der mit ihnen dargestellt Sachverhalt bildet keine Komponente des Trägersatzsachverhalts, sondern lediglich einen in der gleichen Zeit bestehenden Sachverhalt, der vom Sprecher zum Trägersatzsachverhalt in eine bestimmte, z.B. adversative oder negative Beziehung gesetzt wird. Nebensätze des Begleitumstands stellen einen Prozeß, meist eine Handlung dar, die den Prozeß bzw. die Handlung des Trägersatzes begleitet, also gleichzeitig mit ihm verläuft bzw. vollzogen wird. Sie werden mit was, indem, wobei, (an)statt daß, ohne daß eingeleitet. Als Infinitivkonstruktionen werden sie mit (an)statt oder ohne eingeleitet.

Er fuchtelte in der Luft herum, indem er die unangenehmen Fragen beantwortete.

Für Nüsse gibt es Nußknacher, während für Austern nichts dergleichen erfunden wurde.

Sie nehmen immer das Auto, (an)statt daß sie es ihren Kindern zum Spielen geben.

Statt daß der Vater den Sohn verprügelte, sprach die Mutter mit dem Lehrer.

Statt grünen Salat zu essen, füllt er sich mit Eisbein voll.

Sie nahm drei Pillen täglich, ohne daß sich etwas änderte

4.2.3.14. Weiterführende Nebensätze

Der mit ihnen dargestellt Sachverhalt bildet keine Komponente des Trägersatzsachverhalts. Im Gegensatz zu Nebensätzen des Begleitumstandes können sie nur nachgestellt erscheinen.

Sie werden mit was, einem Konjunktionaladverb wie womit, wofür usw. oder ohne daß eingeleitet. Dabei kann der Begleitprozeß assertiert oder negiert dargestellt sein, d.h. als sich vollziehender oder als sich nicht vollziehender.

Udo kam pünktlich, was Eva überraschte.

Udo kam pünktlich, womit er Eva überraschte.

Udo kam pünktlich, wofür Eva ihn lobte.

Udo kam pünktlich, worüber sich Eva wunderte.

Udo kam pünktlich, worunter er 15 Minuten Verspätung verstand.

Udo kam pünktlich, worüber Eva nicht unglücklich war.

Udo kam pünktlich, ohne daß Eva dies überraschte.

Sie lassen sich generell in zwei selbständige mit und verbundene Sätze auflösen, deren zweiter eine entsprechende Anapher enthält:

Udo kam pünktlich, und darüber war Eva überrascht.

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