3.2.4.4. Konditionalangaben (Acond)
Sie nennen die wirkliche oder unterstellte Bedingung für das Bestehen bzw. Zustandekommen des im Satz dargestellten Sachverhalts. Sie werden mit unter welcher Bedingung oder auch in welchem Fall bzw. wann erfragt. Sie erscheinen meist als Teilsatz eines komplexen Satzes, selten als Präpositionalphrasen oder Verweisadverb in einem einfachen Satz:
Es wird Erbsensuppe geben? Dann komme ich natürlich.
Unter diesen Umständen können wir nichts ausrichten.
Deshalb ist er ja hergekommen.
Daher kam gestern das geplante Treffen nicht zustande.
3.2.4.5. Konzessivangaben (Aconc)
Sie nennen eine Ursache oder einen Grund, die das Bestehen bzw. Zustandekommen des im Satz dargestellten Sachverhalts nicht verhindern kann. Sie sind eigentlich nicht erfragbar, höchstens mit trotz wessen? Sie erscheinen als Verweisadverb (es gibt nur die verweisende Konzessivadverbien trotzdem, dennoch, destowenigertrotz und nichtsdestowenigertrotz) oder Präpositionalphrase mit trotz, ungeachtet, unbesehen + Genitiv:
Trotzdem / Dennoch kam es zu einer Einigung.
Trotz der Fortschritte kam es nicht zu einer Einigung.
Ungeachtet der schlechten Straßenverhältnisse ging das Rennen weiter.
3.2.4.6. Finalangaben (Afin)
Sie nennen das Ziel der im Satz dargestellten Handlung oder den Zweck des Geschehens, des Zustands oder der Eigenschaft, die im Satz dargestellt sind. Sie werden mit wozu oder zu welchem Zweck erfragt. Sie erscheinen als Präpositionalphrase mit der Präposition zu oder als Verweisadverb (es gibt nur die verweisenden Finaladverbien dazu, dafür):
Wir sind zum Pilzesammeln in den Wald gegangen.
Sie treffen sich morgen zur Planung der Veranstaltung.
Die Trennmesser sind für rißfreien Schnitt besonders geschliffen.
Der Motoren werden zur Leistungserhöhung frisiert bzw. getunt.
3.2.4.7. Instrumentalangaben (Ainst)
Sie nennen das zur Ausführung einer Handlung eingesetzte oder nicht eingesetzte Mittel oder Instrument. Sie werden mit womit?, mittels wessen? erfragt. Sie erscheinen als von der Präposition mit, ohne oder mittels regierte Präpositionalphrase im Dativ, Akkusativ bzw. Genitiv oder als die Präpositionalphrase mit Hilfe und Genitivattribut des Mittels bzw. Instruments:
Sie lockern den Boden mit einer Harke.
Manche kommen ohne Schlüssel in die Bank.
Die Untersuchung erfolgt mittels eines Katheders.
Mit Hilfe einer Lupe sieht man den Fehler.
3.2.4.8. Resultatsangaben(Ares)
Sie nennen das Zustandsresultat bzw. die prozessuale Folge eines Geschehens oder einer Handlung. Sie können kaum erfragt werden, höchstens durch wie? oder mit welcher Folge?. Sie erscheinen als Präpositionalphrase mit der Präposition zu.
So wurde das Problem endlich zu aller Zufriedenheit gelöst.
Zu aller Entsetzen stürzte die unterspülte Hausmauer ein.
Wir wurden zu unserer Überraschung ganz ohne Leibesvisitation eingelassen.
3.2.4.9. Restriktivangaben (Arestr)
Sie geben den Geltungsbereich des im Satz dargestellten Sachverhalts an. Sie werden mit inwiefern, in welcher Hinsicht? erfragt. Sie erscheinen als Präpositionalphrase mit der Präposition hinsichtlich, als Adverb, Adjektiv oder Verweisadverb:
Hinsichtlich des Verdienstes ist die Stelle nicht attraktiv.
Mathematisch ist er ein Laie.
Verkehrstechnisch ist das kein Problem.
Wir waren in dieser Hinsicht etwas überrascht.
3.2.4.10. Komitativangaben (Acom)
Sie nennen den Begleiter oder fehlenden Begleiter einer Handlung oder das oder den von einem Geschehen Mitbetroffene(n). Man fragt nach ihnen mit wem?, womit? Sie erscheinen als Präpositionalphrase mit der Präposition mit oder ohne, als Komitativadverb (allein, gemeinsam, zusammen), als Verweisadverb damit oder in Gestalt der Phrase in Begleitung / Gesellschaft mit dem den Begleiter nennenden Genitivattribut oder Präpositionalattribut mit von.
Eva besucht Udo mit ihrer Freundin.
Udo will mit dem Hund spazierengehen.
Kevin war wieder allein zu Hause.
Bei Regen sollte man ohne Schirm nicht hinausgehen.
Manche kommen mit einem Geigenkasten in die Bank.
Herr Direktor erschien in Begleitung seiner Gattin / in Gesellschaft von drei Gorillas.
3.2.4.11. Agensangaben (Aag)
Sie nennen in Passivsätzen (1) den Urheber einer als Vorgang dargestellten Handlung, (2) die Ursache eines Vorgangs oder (3) ein das Bestehen eines Zustandes bedingendes Element. Man erfragt sie mit von wem?, wovon? oder wodurch?. Sie erscheinen als Präpositionalphrasen mit der Präposition von oder durch:
Du bist wohl vom Mond gebissen worden?
Die Zeitungen werden von der Post / durch die Post zugestellt.
Manche Firma ist von diesem Börsenkrach heimgesucht worden.
Karthago ist von den Römern zerstört worden.
Dresden ist durch Bomben zerstört worden.
Die Brücke wird durch zwei Notpfeiler vorläufig gestützt.
Der Saal ist von hundert Kerzen erleuchtet.
Alle waren von den Ereignissen sehr überrascht.
3.2.4.12. Personenangaben (Apers)
Sie nennen die Person, denen der Sachverhalt zugute kommt (Benefizient) oder schadet (Malefizient) bzw. statt der ein anderer handelt (Prokurent). Sie werden mit wem? oder für wen? erfragt. Sie erscheinen als Nominalphrase im Dativ oder als Präpositionalphrase mit der Präposition für:
Eva übersetzt den Kindern den Brief ins Polnische.
Udo sind die Zigaretten ausgegangen.
Mutter ist das Streichholz ausgegangen.
Vater sind die Hemden eingegangen.
Frau Meier sind die Pelargonien eingegangen.
Sie richten ihrer Tochter eine neue Wohnung ein.
Das kann ich für dich machen (i.S.v. `an deiner statt' bzw. `statt deiner').
Personenangaben sind zu unterscheiden von den generell konstitutiven und somit immer obligatorischen Dativobjekten und von Präpositionalobjekten mit für.
3.2.4.13. Quellenangaben (Aauct)
Sie nennen die Quelle eines Sachverhaltswissens und entheben den Sprecher der Verantwortung für die Wahrheit oder Gültigkeit des Sachverhalts. Sie werden mit laut wessen?, laut wem?, gemäß wessen?, nach wem?, wonach? erfragt. Sie erscheinen als Präpositionalphrase mit der Präposition nach, laut oder gemäß und mit der Postposition nach:
Zwei und zwei ist nach Adam Riese vier.
Laut Gesetz ist dies unzulässig.
Udo nach war die Zuckerdose bereits leer.
Der Fall des unvermeidlichen Behinderns ist nach § 1 der StVO geregelt.
Gemäß §276 muß für den Regreß der Schadensverursacher aufkommen.
3.2.4.14. Vergleichsangaben (Acomp)
Sie nennen eine Vergleichsgröße zu einem Sachverhaltselement, die in demselben Kasus oder Präpositionalkasus steht wie das die verglichene Größe nennende Satzglied. Ihre reguläre Stellung ist die im Nachfeld. Sie können jedoch ins Mittelfeld „eingeklammert“ werden. Zu ihrer Einführung in den Satz dient der Adjunktor wie, als oder denn. Letzterer immer dann, wenn ein mit als eingeführtes Funktionsprädikativ verglichen wird:
Er behandelt seine Kollegen wie seine Freunde.
Sie befaßt sich damit wie mit einem Rätsel.
Udo ist etwas träger als Eva.
Er war als Dramatiker bedeutender denn als Dichter.
Vergleichsangaben sind nicht zu verwechseln mit vergleichenden Modalangaben wie:
Er zitterte vor Angst wie Espenlaub.
3.2.4.15. Relationalangaben (Arel)
Sie nennen eine Größe hinsichtlich der die Überschreitung bzw. Unterschreitung eines objektiven oder subjektiven Wertes gilt. Man erfragt sie mit wem?, für wen? oder wofür?. Sie erscheinen im Dativ, als Präpositionalphrase mit für oder als Präpositionaladverb dafür:
Die Trauben hingen dem Fuchs zu hoch.
Die Trauben hingen zu hoch für den Fuchs.
Der Grog war ihnen nicht heiß genug.
Sein Gegner war für ihn zu unerfahren (/ ~ zu unerfahren für ihn).
Dafür ist dieser Motor zu schwach (/ ~ dafür zu schwach).
Dafür ist der Mensch nicht schlecht genug, doch sein höheres Streben ist ein schöner Zug (Bertolt Brecht: Dreigroschenroman).
3.2.4.16. Die Stellung der situativen Adverbialangaben im Mittelfeld
Die situativen Adverbialangaben stehen im Mittelfeld
nach pronominalem oder definitem Subjekt und den pronominalen Kasusobjekten
vor den indefiniten Kasusobjekten und jedem Genitiv- bzw. Präpositionalobjekt.
Sie verteilen sich zwischen indefinitem Subjekt und definiten Kasusobjekten wie folgt:
P1 (S Od Oa)pron (S)indet (S Od Oa)det (S Od Oa)indet Og Op ... P2
Asit
3.2.5. Negationsangabe, Modal- und Gradangabe
Eine Modal oder Gradangabe schließt eine Negationsangabe aus. Steht die Negationspartikel nicht vor einer Modalangabe bewirkt sie keine Negation des Sachverhalts, sondern nur das Ausnehmen des von der Modalangabe genannten Modus.
3.2.5.1. Negationsangabe (Aneg)
Sie verwandelt einen assertierten Sachverhalt in einen negierten Sachverhalt. Sie ist durch die Umformung des Satzes in eine Entscheidungsfrage erfragbar und läßt als Antwort nur den ganzen negierten Satz zu. Sie lautet immer nicht.
Udo ist gestern nicht gekommen. (P2)
Er bedient sich nicht unerlaubter Mittel. (nom Og)
Er bedient sich ihrer / dessen nicht. (pron Og)
Sie befaßt sich nicht mit Kakteen. (nom Op)
Sie hat sich nicht damit befaßt. (pron Op)
Sie hat sich damit nicht befaßt. (P2)
Das führt nicht zu einer Verbesserung. (nom Op)
Das führt nicht dazu. (pron Op)
Es kam nicht zu Absprachen. (nom Op)
Es kam nicht dazu. (pron Op)
3.2.5.2. Modalangaben (Amod)
Sie nennen die Art und Weise, in der ein Geschehen sich vollzieht, eine Handlung vollzogen wird oder ein Zustand besteht. Sie werden mit wie? oder auf welche Weise? erfragt.
Udo ist gestern schnell eingeschlafen.
Das Bild hat schräg an der Wand gehangen.
Wir konnten ihn genau erkennen.
Manche klatschten laut Beifall.
Modalangaben sollten nicht verwechselt werden mit Sekundärprädikationen in Gestalt prädikativer Attribute zum Subjekt oder Objekt wie in der »Deutsch-polnischen konfrontativen Grammatik« (S.334: Sie kam zufrieden nach Hause, S.335: Lachend hat sie alle Fragen beantwortet). Solche Sekundärprädikationen lassen sich immer auflösen in zwei mit und verbundene gleichwertige Sätze: Sie kam nach Hause und sie war (zugleich) zufrieden.
3.2.5.3. Gradangaben (Agrad)
Sie nennen den Grad, in dem ein Geschehen sich vollzieht, eine Handlung vollzogen wird oder ein Sein besteht. Sie werden erfragt mit wie?, wie sehr? wie weit? und in welchem Maße, in welchem Grad?. Sie erscheinen als Adverb, unflektiertes Adjektiv oder Präpositionalphrase:
Udo hat die Wand ganz beschmiert.
Der Gewaltmarsch hat alle bis zum Ende erschöpft.
Das Feuer war bereits vollständig niedergebrannt.
Udo war letztens wieder total abgebrannt.
Die Arbeiten wurden in vollem Umfang ausgeführt.
Die Stellung von Negationsangabe, Modalangabe und Gradangabe
Die Negations- bzw. Modal- oder Gradangabe steht nach pronominalem, aber vor nominalem Genitiv- bzw. Präpositionalobjekt und vor den ihr folgenden Prädikatsergänzungen:
… pron Og/Op Aneg/mod/grad nom Og/Op Edir/sit/… P2
Die Negationsangabe kommutiert mit der Modal- und der Gradangabe miteinander, d.h. in einem Satz mit Negationsangabe kann keine Modal- oder Gradangabe erscheinen. Die Kombination von Modal- und Gradangabe ist dagegen nicht ausgeschlossen, wenn auch recht selten. Beide werden manchmal durch die Verbindung mit und als gleichartig behandelt:
Die Arbeiten wurden in vollem Umfang schnell ausgeführt.
Die Arbeiten wurden in vollem Umfang und schnell ausgeführt.