Attribute
Generell lassen sich alle konstitutiven und alle nicht-konstitutiven Satzglieder attribuieren, wenn sie nicht als Partikeln repräsentiert sind. Die Attribuierbarkeit hängt in erster Linie von der morphologischen Gestalt des Satzgliedes ab, d.h. weniger von seiner Funktion. Die höchste Affinität für Attribute und die geringsten Restriktionen hinsichtlich der Attribution haben nominale Satzglieder. Neben Satzgliedern sind auch Teilsätze attribuierbar. Attribute zu ihnen heißen Satzattribute im Unterschied zu Satzgliedattributen.
Attribute im Satzglied
Die Attribuierbarkeit von Satzgliedern ist zwar in erster Linie formabhängig, dennoch ist z.B. im Bereich der Attributierung nominaler Satzglieder deren Bezug zu beachten. Generell lassen Deverbativa, d.h. Verbalabstrakta, substantivierte Infinitive und Partizipien vielfältigere Attributionen zu als etwa Gegenstandsbezeichnungen wie Haus, Laub, Raum. Die Attribute zu Verbalabstrakta und Partizipien haben hinsichtlich der Attribuierung eine dem Verb vergleichbare Bindung an das Nomen, wenn man von den ausgeschlossenen Dativattributen absieht. Daher sind auch ihre Attribute analog zu konstitutiven und nicht-konstitutiven Satzgliedern analysierbar. Eine Analyse von Attributen zu Gegenstandsbezeichnungen wie Haus, Laub, Raum in Analogie zu der eines Satzes ist daher kaum sinnvoll (vgl. »dpg«).
Attribute in nominalen Satzgliedern
Nur für die Gestalt und die Analyse der Attribuierung nominaler Satzglieder ist eine dem Satzrahmen in etwa entsprechende Topologie bzw. Linearstruktur anzunehmen, besonders im Fall deverbaler Nomina oder ihnen semanto-syntaktisch vergleichbarer.
Die dem Satzrahmen vergleichbare Struktur ist definiert
in der Dimension der Entfernung zum regierenden Element (Regens), jedoch nicht der zum Verb, sondern der zum Nomen,
in der Dimension des Bezugs: Größen gegenüber Nicht-Größen, i.e. Sachverhalte,
in der Dimension der Erfüllbarkeit hinsichtlich der Form.
Diese Struktur läßt sich für das Beispielsyntagma
So eine von den meisten gutgeheißene vorläufige Näherung der Lösungswege für das bestehende Problem an die bestehende Konvention der Kompromißfindung im Sinne eines zu suchenden Ideals dagegen hat es allerdings in mancher Hinsicht in sich.
(s. Datei: „Attribuiertes Nominalsyntagma“)
hierarchisch und linear darstellen. Dabei korrespondiert die Linearisierung gemäß speziellen Regeln mit der Hierarchie.
Die Attributstellen in nominalen Satzgliedern
Die dargestellte Struktur zeigt vor der nominalen Klammer um das Nomenfeld ein
mit dem Verweisadverb so,
den Verweispartikeln solch, manch oder welch,
mit Operatorpartikeln („Grad- und Rangpartikeln“ in der »dpg«) wie noch, auch, nur,
oder mit quantifikativen Indeterminativa wie alle, viele, manche, einige, wenige
besetzbares Vorfeld und nach dem mit genitivischen oder präpositionalen Attributen besetzbaren Nachfeld ein zweites Nachfeld, in dem adversative, generalisierende oder expositive Adverbien oder Partikeln erscheinen können.
Form und Gestalt der Attribute im Nomenfeld
Im Nomenfeld, d.h. zwischen Determinativ und Nomen, können nur flektierte adjektivische oder partizipiale Attribute erscheinen, zu denen Grad- und Rangattribute treten können. Der sächsische Genitiv vor dem Bezugsnomen schließt Verweisadverb, Determinativ und quantifikatives Indeterminativ aus, d.h. er eröffnet selbst das Nomenfeld, wenn ihm keine Operatorpartikel vorausgeht (z.B. allein Tells Hut).
Paritizipien oder Adjektive können als Regens erweiterter Partizipial- oder Adjektivattribute eigene von ihnen abhängige Erweiterungen haben. Diese sind zentripetal angeordnet, d.h. die an das regierende Partizip oder Adjektiv syntaktisch am engsten gebundenen Erweiterungen stehen unmittelbar vor dem Regens, die weniger eng gebundenen weiter von ihm entfernt.
Inhalte der Attribute in den Attributstellen und semantische Restriktionen
Die im Nomenfeld erscheinenden adjektivischen Attribute geben i.d.R. innere und äußere Eigenschaften der vom Nomen genannten Größe an. Die im Nachfeld nach der vom Nomen geschlossenen Klammer erscheinenden nominalen Attribute präzisieren die Zugehörigkeit, den Ort, die Gerichtetheit der Nomengröße und im Falle deverbaler Nomina des Träger bzw. Verursacher des Prozesses und / oder die vom Prozeß affizierte oder effizierte Größe (sog. genitivus bzw. genitivus obiectivus). Vor dem Nomenfeld und im zweiten Nachfeld können nur Operatorpartikeln, Verweisadverbien, -partikeln oder quantifikative Indefinita erscheinen, d.h. keine Größen oder Umstände nennende Attribute.
Attribute zu Größen nennenden Nomina
Zu Größen nennenden Nomina erscheinen in erster Linie innere oder äußere Eigenschaften der gegebenen Größen bestimmende Adjektivattribute im Nomenfeld sowie nominale Attribute, die zu der gegebenen Größe in einer bestimmten Relation stehende Größen nennen.
Attribute zu Sachverhalte nennenden Nomina
Zu Sachverhalte nennenden Nomina erscheinen in erster Linie die Art des Bestehens des genannten Zustandes bzw. die Art des Vollzugs des genannten Prozesses angebende Adjektiv- oder Partizipialattribute sowie nominale Attribute, die in den Zustand involvierte oder am Prozeß beteiligte Größen angeben.
Tendenziell läßt sich feststellen, daß Sachverhalte nennende Nomina im allgemeinen häufiger und zugleich vielfältiger attributiert sind, da solche Nomina im Nominalsyntagma ähnliche Bindungspotenz haben wie Prädikatsverben in Sätzen. Zu beachten ist, daß polnische erweiterte Partizipial- und Adjektivattribute zentrifugal angeordnet und postnominal nicht in der strengen deutschen Folge Genitivattribut vor Präpostionalattribut angeordnet sind.
`Nomen covarians' als Mengenattribut
Zu einem Zählbares oder in seiner Menge Bestimmbares nennenden Nomen kann ein Mengenattribut in Gestalt eines den gegebenen Kasus dieses Nomens übernehmenden Nomens vorangestellt werden, das selbst ein Zahladjektiv, Zahladverb oder ein quantifizierendes Adverb als Attribut bei sich hat:
Das Ganze ist in einem Liter warmem Brei zu verrühren.
Er hatte noch (das) dreiviertel Maß kühlen Trunk vor sich.
Er erinnerte sich noch des halben Schocks fauler Eier, die ihm dort zugedacht wurden.
`Nomen invarians' als Zweitbenennung
Einem Funktions-, Einordnungs- oder Zuordnungsnamen kann ein Eigenname nachgestellt werden, der nicht die Funktion eines Attributs zur Funktionsbezeichnung hat und ohne Verletzung der Semantik nicht zu einem Attributsatz expandierbar ist. Der Name wird nicht zugleich mit der ihm vorangehenden Erstbenennung flektiert, d.h., er bleibt immer unflektiert:
Mit dem etwas zugänglicheren Direktor Strauchel ließ sich besser verhandeln.
Ein Praktikumsstelle für den Studenten Scheiner ist noch zu finden.
Das gefiel besonders dem Ratsvorsitzenden Schulte nicht.
Der weltweit operierende Kurierdienst UPS ist hierzulande erst seit drei Jahren tätig.
Im Gegensatz zum `Nomen covarians' kann das `Nomen invarians' also nicht attribuiert werden.