DIE SATZGLIEDER IM EINFACHEN SATZ
Ein Satz stellt eine in sich gegliederte sprachliche Einheit dar. Seine Gliederung läßt sich zunächst allgemein durch eine Abgrenzung einzelner Sinngruppen voneinander vornehmen:
Er / ist / am Sonntag / mit dem Rad / nach Aue / zur Ausstellung / gefahren.
Die einzelnen Sinngruppen lassen sich durch die sog. Umstellprobe (Permutationsprobe) überprüfen:
Am Sonntag / ist / er / mit dem Rad / nach Aue / zur Ausstellung / gefahren.
Nach Aue / ist / er / am Sonntag / mit dem Rad / zur Ausstellung / gefahren.
usw.
Die umstellbaren Sinngruppen in einem Satz werden als Satzglieder bezeichnet.
Unter bestimmten Umständen können auch referenzlose, d.h. sog. sinnleere Wörter die Stelle eines Satzgliedes besetzen, um entweder die syntaktische Struktur zu vervollständigen, z.B. das Pronomen es als Funktionssubjekt oder -objekt bzw. sich als zu bestimmten Verben gehörendes Element ohne reflexiven Bezug, oder um die Zweitstellung der Personalform in Behauptungssätzen zu sichern, wenn keine thematischen Elemente für das Vorfeld vorhanden sind, wie es mit dem sog. expletiven es geschieht:
Es schneit. (Funktionssubjekt)
Wir haben es jetzt leichter. (Funktionsobjekt)
Es waren nur wenige Besucher gekommen. (expletives es)
Sie hat sich darüber gefreut. (Element des Verbs sich freuen)
Alle die Satzstruktur konstituierenden Satzglieder sind strukturabhängige Satzglieder, aber nicht an der Konstitution der Satzstruktur beteiligten Satzglieder sind strukturunabhängige Satzglieder.
Die konstitutiven Satzglieder
Die Satzstruktur korrespondiert mit der Art des darzustellenden Sachverhalts, ohne von der Darstellungsart abhängig zu sein, und mit dem zur Sachverhaltsdarstellung gewählten bzw. zur Verfügung stehenden Sprachmaterial.
Grundbestandteil jedes deutschen Satzes und damit Teil jeder deutschen Satzstruktur ist das Prädikat. Es erfüllt sowohl eine formale als auch eine semantische Funktion:
(a) Seine formale Funktion besteht in der Markierung der Satzart, die die Einordnung und Abfolge der übrigen Satzglieder determiniert.
(b) Seine semantische Funktion besteht in der Mitbestimmung der Art des konstituierten Sachverhalts:
Der Weizen blüht. Er hat seinen Schlüssel verloren.
Die Jungen lärmen. Ihm ist sein Schlüssel verlorengegangen.
Seine semantische Funktion erfüllt das Prädikat nur bedingt, wenn die zur Verfügung stehenden Mittel des verbalen Lexikons nicht hinreichen, um den zu konstituierenden Sachverhalt zu fassen:
Udo wohnt..(?)...
Der Lehrer hat den Schüler..(?).. gestellt.
Eva sieht..(?)..aus.
Dieser Mangel wird durch die sog. Prädikatsergänzung ausgeglichen, die wegen ihres Einflusses auf die Satzstruktur als konstitutives Satzglied gilt:
Udo wohnt zur Untermiete.
Der Lehrer hat den Schüler auf die Probe gestellt.
Eva sieht entzückend aus.
In diesen Sätzen wird der Prädikationsgehalt des Sachverhalts vom Verb und seiner Prädikatsergänzung gebildet.
Zu den konstitutiven Satzgliedern gehören außerdem Subjekt und Objekt. Sie nennen die Personen oder Dinge, die in den Sachverhalt eingebunden sind, d.h. ihn mitkonstituieren. Das Subjekt hat als Funktionskennzeichen den Nominativ. Die Objekte werden durch einen sog. `casus obliquus' gekennzeichnet, d.h. durch einen Nicht-Nominativ (Genitiv, Dativ, Akkusativ oder Präposition mit Kasusforderung).
Die Objekte heißen entsprechend Genitiv-, Dativ-, Akkusativ- und Präpositionalobjekt:
Sie kennt den Weg nach Urga. (Akkusativobjekt)
Das gefällt mir. (Dativobjekt)
Er bediente sich eines Nachschlüssels. (Genitivobjekt)
Wir bemühen uns um Nachschub. (Präpostionalobjekt)
Sind in der Satzstruktur aufgrund der Art des Sachverhalts und seiner Darstellungsweise zwei Objekte vorgesehen, unterscheiden sich diese durch verschiedene Funktionskennzeichen:
Reich mir die Krücke, Grigori! (Dativobjekt, Akkusativobjekt))
Er flehte die Götter um Hilfe an. (Akkusativobjekt, Präpostionalobjekt)
Sie dankte allen für den Beistand. (Dativobjekt, Präpostionalobjekt)
Die Verteilung der Funktionskennzeichen ist weitgehend durch das eingesetzte Sprachmaterial bedingt. Wird die Objektstelle von einer Prädikatsergänzung besetzt, erfolgt eine Umverteilung der Funktionskennzeichen:
Udo fragte den Fahrer. (Subjekt, Prädikat, Akkusativobjekt)
Udo stellte dem Fahrer eine Frage. (Subjekt, Prädikat, Dativobjekt, Präd.-erg.)
Die nichtkonstitutiven (fakultativen) Satzglieder
Satzglieder, die die Umstände eines Sachverhalts oder die von ihm Betroffenen nennen, die subjektive Einstellung bzw. die Gewißheit des Sprechers bezüglich des Sachverhalts signalisieren, sind nichtkonstitutiv. Zu ihnen geöhren vor allem Satzglieder, mit denen der Sprecher nähere Angaben über Zeit, Ort, Ursache, Grund, Art und Weise, Gerichtetheit, Frequenz, Wissensquelle usw. zum von ihm dargestellten Sachverhalts macht.