96 KS. JERZY ZAREMBA
Auf der Ebene unscre Erlosungsexistenz — Erlosung durch Kreuz — ist der Tod nicht mehr eine Strafe aber eine Existenz-umwandlung, zu der uns alłe an-deren Verwandlungen fiihren. Diese ubernehmen wir lebenslang selbst jedoch in der Mitarbeit mit der gottlichen Gnade, wie es im Glauben und in den Sakremen-ten geschieht, dessen Anfang die Rechtfertigung aus der lnitiative Gottes selbst ist (das Werk des Hl. Geistes).
Der Tod ist also eine Verwandlung — die wichtigste — die wir ais eine Ver-wandlung des „Haben” in das „Sein” beschreiben konnen d. h. eine Verwandlung des Dasein-Haben (oder Existenz-Haben), das in der Geschichte durch die Leib-lichkeit bestimmt ist, die grundsatzlich in unserem eigenen Besitz ist, im Tod aber den Platz fur die Dominanz der Geistigkeit einraumt. Etwas ahnliches tref-fen wir in unserem Erkenntnisprozess wenn die realen Obiekte sich in den Inhalt unserer Erkenntnis „verwandcln”.
Die Auferstehng ist auch eine Bewahrung der Geschichtspragung. die ein drittes — ausser Lciblichkeit und Geistigkeit — Moment unseres personlichen Daseins ist. Die Geschichte findet im Tod ihr Ende. Darum ist die Auferstehung im be-stimmtcn Sinne eine innerliche, christologische Tiefensdimension des Todes, die fur den Glaubenden wenigstens das Mitsterben mit Chris tu s ist; und sterben mil Ihm heisst gleichwohl leben (auferstehen!)
Den Tod kann man bezeichnen ais Hineintreten in die Tiefe des personlichen Daseins, zu seinen Wurzeln, um dort eine neue Dimension der Leiblichkeit zu finden — und diese heisst die Auferstehung. In diesem Sinne identifiziert sich die Auferstehung — die das Werk des Hl. Geistes ist — mit dem Sterben, das ais Mit-stcrben mit Christus auch das Werk des Hl. Gesistes ist.
Das ewige Leben ist nicht ein ganz neues Leben, sondern ein durch die gottli-che Gnade vollendetes Leben: continuum in discontinuitate.
Was die Identitat des Auferstehngsleibcs mit dem historischen betrifft, so kann man sic auch ais die Identitat der Geschichte (individuelle) bezeichnen.
Aus der traditionellen Eschatologie kann man den Tod ais „Anfang” der Auferstehung bezeichnen; jedoch im eschtologischen Sinne unterscheidet sieh der Anfang nicht vom Fortdauern, in dem auch anderen eschatischen Gcschehen und Zustande enthalten sind.
Das Wichtigste sehcn wir in der Bezeichnung des Todes ais den Gipfel der Erlosungsmoglichkeit jedes einzelnen Sterbenden, da der Tod jedenfalls eine Be-gegnung mit Gott in Christus ais den einzigen Mittler, der das Haupt der Kirche
ist.
Die Wirkung der gottlichen Gnade. zeigt sich in unsere Schwache (vgl. 2Kor 12,9 ff), die so radikal im Tod erscheint: der Tod beraupt uns alles, sogar unseres eigenen „Ich”, aber gibt uns auch die Moglichkeit diese Situation der geschopften Freiheit zu akzeptieren. So kann jeder Tod „ein Zeugnis des Glaubens an Gott” werden, wie das Martyrium.
Solche Interpretation des Todes und der Auferstehung im Tod beriihrt das Marias-Himmelfahrt-Dogma nicht. Es zeigt sich hier die Macht der Erlosung (im Tod!) und die ontologische Prioritat Marias ais Vorbild fur die Gemeinschaft der Kirche.
Um eventuelle Schwierigkeiten zu vermeiden haben wir fur die Auferstehung im Tod die Bestimmung „Individuelle Auferstehung” vorgeschlagen und das im Gegensatz zur allgemeinen Auferstehung, ahnlich wie man ein personlichen Gericht gleich nach dem Tode und ein allgemeines Gericht am Jiingsten Tag annimmt; das letzte betrifft die ganze Welt und die allgemeine Geschichte.